Zunächst kommentiert Sahra Wagenknecht ihre Gedanken schriftlich, dann folgt ein Auszug aus einer Ansprache von Wagenknecht. Hier zunächst die schriftliche Version:
„Für mich war die größte Lüge der letzten Jahre die Behauptung, man müsse Waffen an die Ukraine liefern, damit dort weniger gelitten und gestorben wird und der Krieg früher aufhört. Die Wahrheit sieht anders aus. Selbst in der Ukraine glaubt kaum noch jemand an einen Sieg in diesem furchtbaren Abnutzungs- und Stellungskrieg, der zigtausende, womöglich schon hunderttausende Todesopfer und Schwerverletzte gefordert hat. Und wofür? Wie der ukrainische Fraktionschef der Selenskyi-Partei inzwischen zugegeben hat, hätte es bereits im Frühjahr 2022 einen Kompromissfrieden geben können, wenn die Ukraine von einem Beitritt zur NATO Abstand genommen hätte. Von wegen: Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, hört sie auf zu existieren. Wie oft haben wir das in den letzten Monaten gehört. Und nun stellt sich heraus: In diesem Krieg wird nicht für den Fortbestand der Ukraine gekämpft und gestorben, in diesem Krieg wird für die NATO gekämpft und gestorben. Ich finde das so grausam und so traurig, dass es einen sprachlos machen kann.“
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Und hier die Ansprache von Wagenknecht im angehängten Video:
„Die bemerkenswerteste Wortmeldung zur Ukraine-Debatte in diesem Jahr kam übrigens ausgerechnet vom Fraktionsvorsitzenden der Selenskyj-Partei. Der Mann war im Frühjahr letzten Jahres, also 2022, als der Krieg begonnen hat, da war dieser Mann Chefunterhändler der Ukraine bei den Friedensverhandlungen in Istanbul. Ihr erinnert Euch, da hatten Russen und Ukrainer schon mal miteinander verhandelt, obwohl Putin doch angeblich gar nicht verhandeln will. Und es sah sogar zunächst danach aus, als ob sie sich einigen können. Am Ende wurden die Verhandlungen allerdings dann doch ergebnislos abgebrochen.
Und jetzt, anderthalb Jahre später, steht Selenskyjs Kumpel mit stolzgeschwellter Brust im ukrainischen Fernsehen und berichtet, wie sie sich bei den Verhandlungen heldenhaft gegen die Russen behauptet hätten, die – und jetzt wörtlich –
,...wirklich fast bis zum letzten Moment gehofft hatten, dass sie uns zwingen könnten, ein solches Abkommen zu unterzeichnen, damit die Ukraine die Neutralität annimmt. Das war das Wichtigste für sie. Die Russen waren bereit, den Krieg zu beenden, wenn wir der Neutralität zugestimmt und uns verpflichtet hätten, der NATO nicht beizutreten.'
Also ich frage mich, was diejenigen, die Ehemänner, Söhne oder Väter in diesem grässlichen Krieg verloren haben, was die denken mussten, als sie das gehört haben. Von wegen: ,Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, hört sie auf zu existieren!' Wie oft haben auch wir diesen Spruch hier im deutschen Fernsehen gehört.
Und jetzt bestätigt Selenskyjs rechte Hand: Nein, in diesem Krieg wird nicht für den Fortbestand der Ukraine gekämpft und gestorben. In diesem Krieg wird für die NATO gekämpft und gestorben – dafür, dass die Vereinigten Staaten irgendwann Militärstützpunkte und Raketenbasen auf ukrainischem Territorium einrichten können. Das ist es, worum es geht. Schon im Frühjahr 2022 hätte man das Sterben beenden können. Ich finde, das ist so erbärmlich, so grausam, so traurig, dass es einen sprachlos machen.“
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Kommentar von Hans-Joachim Gille
@Johannes Schumann ... Der Krieg läuft seit 2014, dem Putsch & RegimeChange Nulands. Bis 2022 gab es laut UN etwa 13.000 Opfer. Bei ethnischen Fragen (siehe Westpreußen, Memel-Land, Danzig (Korridor)) entsteht immer innenpolitischer Druck auf allen Seiten. Rußland hat in 2022 mit unterlegener Truppenstärke angegriffen. Das heißt, man hatte nie die Absicht, die Ukraine komplett einzunehmen. Ein Fortgang des aktuellen Stellungskriegs reicht aus, um die Ukrainische Armee zu vernichten. Dann fällt die Ukraine irgendwann, sagen wir in 4 Jahren kampflos in Russische Hände. Viel drastischer, epochaler wird nach diesem Krieg die Verschiebung des Kräftegleichgewichts in Europa sein. Die Russische Armee ist dann die einzige Armee des Planeten, die in einem symmetrischen Krieg exerziert ist, eine gewaltige militärische Option. Mit dieser Option im Rücken werden die Russen die Auflösung der NATO in Europa fordern, mit guten Chancen, das auch durchzusetzen.
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Kommentar von Torsten Kandziora
An Johannes Schumann. Sie schreiben: "2014 bei der Besetzung der Krim standen die Ukrainer ohnmächtig daneben." Mag sein, dass viele in der Ukraine lebenden Ukrainer das "doof" fanden, jedoch stimmten 95 Prozent der Krimbewohner 2014 für einen Russland-Beitritt. Das war das Ergebnis des Referendums auf der Halbinsel.
Ansonsten stimme ich ihnen in manch Belangen zu, in anderen nicht, in diesem von westlichen Interessen bis zum letzten Ukrainer geführten Stellvertreterkrieg gegen Russland zu.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Hunderttausende Toten auf beiden Seiten - mit Diplomatie und der Anerkennung der Verträge Minsk I und II hätte eine Restukraine ohne Krieg in Frieden leben können. Ein paar Strippenzieher haben das verhindert und Millionen Familien ins Unglück gestützt. Was da jetzt im Nachhinein diese Worte einer nachweislichen Kommunistin namens Sarah/Sahra Wagenknecht bewirken sollen, ist mir schleierhaft.
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Kommentar von D.B.
Ich habe bis heute nicht verstanden, welchen Vorteil die ukrainische Bevölkerung davon hätte, Teil der NATO zu sein.
Für mich ist diese Absicht der ukrainischen Regierung ein reines "Eliten"-Projekt, angestossen von den USA.
Und genau die will endlich den Endsieg über den "Erzfeind" Russland "erringen". Der Preis, den die Ukraine dafür zu hat, ist ihnen vollkommen schnuppe.
Selensky und seine ukrainischen "Freunde" haben schon lange ihre Schäfchen im Trockenen.
Was sich aber die EU-Staaten von diesem Krieg versprechen ist mir schleierhaft.
Die werden über Jahrzehnte die Kriegsfolgen zu finanzieren haben.
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Kommentar von Johannes Schumann
So ganz richtig ist das nicht. Putin und viele Nationalisten in Russland sehen die Ukrainer nicht als eigenständiges Volk. Ein angegriffenes Volk will es den Angreifern so teuer wie möglich machen. 2014 bei der Besetzung der Krim standen die Ukrainer ohnmächtig daneben.
Der Krieg ist ja erst zum Abnutzungs- und Stellungskrieg geworden, weil sich die Ukrainer zu wehren wussten. In der aktuellen Lage und nicht zu Kriegsbeginn, ist es für die Ukraine gut, Waffenstillstand und einen Friedensvertrag auszuhandeln, vielleicht auch mit Aufgabe der Krim und diese beiden Oblasten.
Der Westen darf jetzt aber nicht weitere Waffen liefern, denn das würden die Kräfte, die bis zum letzten Atemzug kämpfen wollen, in die Hand spielen. Ein Fehler unserer Politik ist auch, dass sie Öl ins Feuer goss.
Im Frühjahr 2022 stand die Ukraine mit dem Rücken an der Wand und derartige Angebote der Russen kann man auch als Finte interpretieren. Die Ukraine verpflichtet sich zur Neutralität. Und dann? Die Ukraine war doch neutral und wurde angegriffen. Die Ukraine hatte sogar schon ein Abkommen (Budapester Memorandum) mit den Russen, wonach die Russen die territoriale Integrität der Ukraine zu achten haben. Im Gegenzug gab die Ukraine ihre Kernwaffen an Russland. Vor dem Hintergrund hätten die Ukrainer den Russen trauen sollen? Toller Rat, Frau Wagenknecht.
Wie bereits geschrieben, wäre ein guter Zeitpunkt für die Ukraine gewesen, als das Ding zum Stellungskrieg ausartete, weil das bringt ja beiden Parteien nichts. Frühjahr 2022 wäre zu früh gewesen, weil viel zu billig für die Russen.
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Kommentar von Niemand
In der Sache hat Wagenknecht vollkommen recht.
Im März ´22 gab es in Istanbul unter der Moderation des ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett insgesamt 3 Verhandlunsrunden.
Es gab eine unterschriftsreife Lösong des Konfliktes.
In dem Moment ist Boris Johnson angereist, und nach kurzen vier-Augen-Gespräch mit Selensky wurden die Verhandlungen von ukrainischer Seite abgebrochen.
Selensky hat dann ein Dekret erlassen, nachdem jede weitere Verhandlung mit den Russen eine Straftat darstellt.
Das Märchen vom "unprovozierten russischen Angriffskrieg" ist genauso gelogen, wie das Märchen von den Massenvernichtungsaffen im Irak 2003.
Die Gleichschaltung der Medien wurde allerdings dramatisch optimiert.
Die entsprechenden Interviews mit Naftali Bennett findet man im Netz, wenn man es genau wissen will.
Abgesehen davon ist es kein NATO-Krieg, sondern ein amerikanischer - denn wer ausser den USA hätte in der NATO irgendwas zu melden?
Man wollte Russland in 20 Einzelstaaten zerschlagen, um den Zugriff auf die russischen Rohstoffe zu kapern, und vor allem wollte man China isolieren, weil die Zusammenballung von der grössten industriellen Fertigungskapazität Chinas mit dem mit riesigem Abstand rohstoffreichsten Land Russland als Konkurrenz auf Dauer die US-Dominanz beenden würde.
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Kommentar von Hans-Joachim Gille
@TS .. Ja klar, aber Wagenknecht weiß es besser. Sie muß beim Thema Krieg nicht taktieren.
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Kommentar von .TS.
@Hans-Joachim Gille: Macht es am Ende einen Unterschied? Konrad-Adenauer-Stiftung ist CDU, und damit wie Nulands durch und durch transatlantisches Bütteltum. Daher ist es durchaus begrüßenswert daß Wagenknecht, was auch sonst man immer von ihr halten mag, Roß und Reiter dieses modernen Raubrittertums benennt.
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Kommentar von Hans-Joachim Gille
Falsch, Frau Wagenknecht! Frau Nuland hätte damit 2014 erst gar nicht anfangen brauchen. Daß die Konrad-Adenauer-Stiftung eine andere Oppositionsgruppe, nämlich die Klitschko-Partei finanzierte, aufbaute & in die Medien brachte, hatte dieselbe politische Absicht, wie die Frau Nulands. Man wollte Großmacht spielen & woanders einen Regime-Change starten. Bei Klitschko hatte es am Ende zwar nicht zum Präsidenten, aber immerhin zum Bürgermeister von Kiew gereicht. Hier liegt der Hund schon länger begraben.