Gebt ihr eine eigene Talkshow – Dafür soll sie den Quatsch mit der BSW sein lassen

Vergesst Sahra Wagenknecht – Ihre Parteigründung ist nicht gut für Deutschland

von Alexander Wallasch (Kommentare: 16)

Wozu noch eine Partei, die noch dazu so einhundertprozentig an ihre Namensgeberin gefesselt ist?© Quelle: Youtube / Kanal "Sahra Wagenknecht", Screenshot

Herrje, wer hat Frau Wagenknecht eigentlich wann erzählt, dass sie für dieses Land unverzichtbar wäre? Oder ist sie etwa selbst auf diese irrige Idee gekommen?

Jetzt kommt alles noch schlimmer, als eh schon befürchtet: Madame Talkshow-Die-Linke, die Ihre Partei im Stich gelassen hat, schlicht, weil sie keinen Bock mehr hatte, sich ein- und unterzuordnen oder Parteiarbeit auch intern mitzugestalten, so wie sie schon einmal eine Bewegung gegründet und dann wegen Erfolglosigkeit einfach das Weite gesucht hat, will am Montag eine Parteigründung bekannt geben.

Raten Sie mal, wie diese Partei nach Informationen der Öffentlich-Rechtlichen heißen soll. Wagenknecht muss sich an Jürgen Todenhöfer („Team Todenhöfer“) orientiert haben in der überaus sportlichen Annahme, sie selbst sei so etwas wie der Nabel der politischen Welt in Deutschland, der ersehnte Zündfunke, der die linksgrüne Ideologie in die Schranken weist.

Gegründet werden soll jetzt die BSW, das „Bündnis Sahra Wagenknecht“. Das ist so führerkultig, dass einem schon schlecht werden kann. Und es bedeutet im Umkehrschluss, dass Frau Wagenknecht sich hier einen Posten auf Lebenszeit gesichert hat, denn es wäre schon komisch, wenn irgendwann jemand anders Sahra Wagenknecht wäre, wenn Madame Talkshow dazu keine Lust mehr hat, wie schon zuvor bei den Linken und bei ihrer „Aufstehen“-Bewegung.

Nun will man niemandem vorhalten, instabil zu sein, weil er einmal einen Burn-Out hatte. Aber es dürfte medizinisches Einvernehmen sein, dass es beim Burn-Out Rückfallquoten gibt. Und wer Parteiarbeit kennt, der weiß, dass man sich reinhängen muss von der Basis bis hinauf in die Parteispitze. Wer also unten malocht, muss sicher sein, dass es oben vernünftig funzt.

Zugegeben, dass war bis hierher ein Stück weit polemisch. Aber es muss doch jedem klar sein, dass Sahra Wagenknecht hier etwa das Schicksal von Julian Reichelt teilt. Als beide noch etabliert waren, er bei der „Bildzeitung“, sie in den öffentlich-rechtlichen Talkshows, betätigten sich beide als eine Art Scharnier hinüber zur politischen Opposition und zu den Neuen Medien.

Aber im Moment des Positionswechsels – Reichelt bei Neue Medien, Wagenknecht als echte Oppositionspolitikerin – schrumpft schnell mal die Bedeutung. Denn dann wird man nämlich direkt ernst genommen. Dort muss man dann beweisen, dass man auch auf der neuen anvisierten Position spielen kann, anstatt immer nur ums Eck herum seine Sympathie zu bekunden und den Arm zu heben, ohne wirklich bolzen zu wollen.

Die Popularität von Sahra Wagenknecht ist die einer Rebellin. Aber das ist sie, solange sie in der Partei „Die Linke“ eingebunden und fest integriert ist. Rebellin ist man nicht mehr, wenn man eine Partei gründet, mit dem Ziel, Politik mitbestimmen zu wollen. Dann muss man bekennen, für was man steht, und dem Wähler mit maximaler Transparenz eine Alternative anbieten und diese zu einhundert Prozent auch verteidigen.

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Es mag ein Stück weit einer traditionalistischen Denke vom Zusammenleben von Mann und Frau geschuldet sein. Aber niemand wird bezweifeln wollen, dass es beim Ehepaar Wagenknecht/Lafontaine einen Austausch und eine gegenseitige Beratung gibt. Der politische Fuchs Lafontaine muss sich aus dem Theater um eine neue Partei ausgeklinkt haben.

Zuletzt zu sehen war Oskar Lafontaine noch, als Sahra Wagenknecht zur Friedensdemo ans Brandenburger Tor eingeladen hatte und Tausende mobilisieren konnte. Dabei war auch die respektable Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer, die sich allerdings schnell als unpassendes Pendant zu Sahra Wagenknecht erweisen sollte. Schwarzer ist tendenziell eine Frau der Straße, sie kann grob austeilen und auskeilen, während die hochintelligente Wagenknecht viel eher den Charme einer düsteren Version von Lady Di mit hochgeklapptem Persianerkragen repräsentiert.

Es scheint nun so, dass sich Lafontaine selbst aus dem Spiel genommen hat. Vorsitzender einer Partei, die den Namen seiner Frau trägt, wäre dann doch zu viel des Guten für den ehemaligen Vorsitzenden der SPD und der Linkspartei. Es ist vielleicht auch gut so. Oskar Lafontaine hat auf seine Weise und mit seinen politischen Ansichten Deutschland gedient. Wer ihn einmal auf einem Marktplatz hat sprechen hören, der musste ihm über alle politischen Differenzen hinweg eine Ernsthaftigkeit nebst einem großen Charisma zugestehen.

Was Lafontaine ebenfalls mit Wagenknecht verbindet, ist etwas, das man nicht unterschätzen sollte: Wagenknecht hat immer auf besondere Weise Wert darauf gelegt, kompatibel mit dem Mainstream zu bleiben.

Sie hat sich zwar kritisch gegenüber beispielsweise der Massenzuwanderung positioniert, aber sie hat es durchweg in Debatten des Mainstreams getan, sie hat hier willig das etablierte Feigenblatt gegeben und es immer akzeptiert, wenn andere neben ihr ausgrenzt wurden.

Nein, sie hat diese Ausgrenzung sogar bewusst betrieben, als sie beispielsweise über Jahre jedwede Interviewanfragen mit den Neuen Medien konsequent abgelehnt hat. Wenn sie etwas zu verlautbaren hatte, dann auf eigene Rechnung oder gegenüber den Alt-Medien, gipfelnd in einer Kolumne für den Focus.

Dabei haben es Wagenknecht und Lafontaine immer darauf angelegt, von den Neuen Medien positiv erwähnt zu werden, wohlwissend, dass dort eine Klientel bereitsteht, die sich nach neuen politischen Angeboten umschaut. Wagenknecht ging sogar soweit, sich auf der ihr eigenen diskreten Art und Weise immer wieder von der AfD zu distanzieren. Auch hier schwamm sie nicht gegen den Strom.

Wozu also das Ganze? Wozu noch eine Partei, die noch dazu so einhundertprozentig an ihre Namensgeberin gefesselt ist? Sahra Wagenknecht war immer eine unterhaltsame, pfiffige Talkshow-Beilage. Über ihre politische Arbeit bei der Linkspartei wissen viel weniger Menschen etwas zu sagen.

Aber kann eine schlaue und redegewandte Talkshow-Nomadin mit besten Vermarktungsinstinkten wirklich Sperrspitze gegen eine linksgrüne Ideologie sein, die das Land zerstört? Der Schuster sollte bei seinen Leisten bleiben. Warum bieten ZDF und ARD ihr nicht ein Talkshow-Format an, dann bleibt uns eine Bewegung Sahra Wagenknecht erspart. Zum Besten des Landes.

PS: Es war für mich keine leichte Trennung.

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