Man muss kein Fußballfan sein, um bei einem Endspiel feuchte Augen und dieses charakteristische Brennen zu spüren, wenn sich innerlich alles auf so seltsame Weise zusammenzieht und für den Moment ein Fieber der Anteilnahme erzeugt.
Solche Gefühle hatten wohl auch die allermeisten Abgeordneten des Deutschen Bundestages und ihre Gäste, als der ukrainische Präsident in seiner Landessprache eine flammende Rede vor dem Plenum hielt. Anzunehmen ist, dass es auch vielen Zuschauern vor den Fernsehgeräten so ging. Die Rede wurde live übertragen, der Applaus zu Beginn und zum Ende wollte kaum enden.
Selenskyj kam Arbeitskleidung. Einfacher olivgrüner Pullover mit einem Emblem des ukrainischen Dreizacks, dazu die schon obligatorische Cargohose. Diesem Konzept vertrauten schon Palästinenserführer Jassir Arafat oder auch Revolutionsführer Che Guevara bei ihren historischen Auftritten vor der UN-Vollversammlung – das sind die historischen Bilder, die hier mitschwingen.
Ganz klar: Die Wirkung solcher Augenblicke ist eindeutig. Hier will niemand hintenanstehen oder als empathieloser Menschenfeind gelten. Das Bündnis Sahra Wagenknecht und die Alternative für Deutschland gingen das Wagnis trotzdem ein und verkündeten im Vorfeld – die eine früher, der andere später –, dass sie der Rede fernbleiben wollen. Und sie bleiben fern bis auf vier AfD- und wohl einen BSW-Abgeordneten.
Die ersten Reaktionen auf diese Verweigerung kamen prompt. Minister Lauterbach etwa schrieb per X:
„Jetzt gleich spricht Präsident Selenski im Bundestag. Die Ränge der Abgeordneten sind voll gefüllt. Nur die @AfD fehlt, bis auf 4 Feigenblatt Hinterbänkler. Die Diener Putins im Parlament fehlen heute. Keiner vermisst die Verräter der Demokratie.“
Zuvor hatte Lauterbach sich noch mit ukrainischen Kriegsverletzten ablichten lassen, noch gibt es ja keine deutschen, möchte man anfügen.
Schnell dabei war auch BILD-Reporter Paul Ronzheimer. Der für seine inszenierten Kriegskulissen bekannte Berichterstatter twitterte:
„Im Bundestag sehen wir in diesen Minuten, wie unsere Republik regiert würde, wenn AfD und BSW die Macht bekommen: Deutschland stünde dann an der Seite von Kriegsverbrecher Putin. Das Fernbleiben der Abgeordneten bei der Rede von Selenskyj zeugt von mangelndem Respekt, völlig fehlendem außenpolitischen Bewusstsein und purem Populismus.“
Jeder hat das Recht, sich kritisch zu äußern. Eine Erkenntnis dieses denkwürdigen Nachmittags im Bundestag geht zweifelfrei so:
Über die Emotionen und das Pathos hinaus, ging es hier vor allem darum, weitere Waffenlieferungen in die Ukraine zu unterstützen, weitere deutsche Steuermilliarden für diesen Krieg frei zu machen. Und womöglich sogar darum, Deutschland endgültig zur Kriegspartei zu machen. Auch vieles in der Rede des ukrainischen Präsidenten deutete leider darauf hin.
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Genau deshalb war die außergewöhnliche Reaktion des BSW und der AfD für unsere Demokratie ein großartiges Geschenk. Denn dieser Akt des Ungehorsams hatte das Potenzial, die Ukrainepolitik der Bundesregierung ein stückweit zu hinterfragen, vielleicht sogar zu brechen.
Ja, man darf in Deutschland gegen Waffenlieferungen in die Ukraine und für unbedingte und sofortige Friedensverhandlungen sein, ohne sich dafür von Vertretern der Regierung oder der regierungsnahen Medien als Helfershelfer des „Kriegsverbrechers Putin“ bezeichnen lassen zu müssen.
Viele Deutsche wissen zu schätzen, was Wagenknecht, Weidel und Co hier in aller Deutlichkeit mit Abwesenheit klargestellt haben. Es ging niemandem darum, despektierlich zum Gast des Hauses zu sein. Es ging vielmehr darum, diese Inszenierung ein stückweit zu brechen. Entsprechend erwartbar hysterisch auch manche Reaktionen darauf.
Wer sich die Aufmacher der X-Accounts unserer Regierungsmitglieder anschaut, etwa jenen von Annalena Baerbock im vertraulichen Gespräch mit Selenskyj unter speziellen dramatischen Lichtverhältnissen, der bekommt mehr als nur eine Ahnung, um was es hier eigentlich gehen soll.
Die Bundestagspräsidentin der SPD trug zur Eröffnungsrede einen Orden, der ihr persönlich von Präsident Selinskyj überreicht worden war. Ja, es werden wieder Orden getragen im Reichstag.
Nur noch eine Handvoll der heutigen Abgeordneten des Bundestags waren schon 2001 im Reichstag anwesend, um der in Deutsch gehaltenen Rede von Präsident Putin an selber Stelle zu lauschen, wo heute Selenskyj sprach. Dem russischen Präsidenten dankte das gesamte Haus mit anhaltenden Applaus. Putin sagte 2001 zum Abschluss seiner Rede:
„Ich bin überzeugt: Wir schlagen heute eine neue Seite in der Geschichte unserer bilateralen Beziehungen auf und wir leisten damit unseren gemeinsamen Beitrag zum Aufbau des europäischen Hauses.“
Nicht gesichert ist, ob sich damals Putin oder heute Selinskyj bei ihrem Besuch auch die Grafffiti-Hinterlassenschaften von Rotarmisten im Reichstag angeschaut haben, die erhalten geblieben und beim Umbau noch architektonisch herausgestellt wurden. Zur Erinnerung: Während des Zweiten Weltkriegs kämpften auch Millionen Ukrainer in der Roten Armee gegen Nazi-Deutschland.
Der Bundestag berichtet auf seiner Webseite über eine Anekdote im Zusammenhang mit den Graffitis:
„Es überrascht angesichts der Vielzahl von Inschriften nicht, dass sich gelegentlich einzelne Urheber auch Jahrzehnte später noch identifizieren lassen. Beispielsweise entdeckte der Student Anar Nadzhafov aus Aserbaidschan, der im Deutschen Bundestag ein Praktikum bei einem Abgeordneten absolvierte, die Inschrift seines Großvaters Mamed Nadzhafov.“
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Kommentar von Bernhard Rossi
An Detlev B./.TS/Felix Diller/Wilfried van Dyk/StephanU/Frank Danton/Bernhard Kopp von Brackel/Red Marut Jr./Palmström/Eddy Nova/Marcus Thiemann:
Die Realität aus dem Wahllokal vom Sonntag: Normale Bürger haben hier vor Ort CDU, SPD und AfD mehrheitlich gewählt in vier Wahlen: Europa, Kreistag, Stadtrat, Ortsrat.
Diese mangelhafte Meinungs- und Parteienforschung ist absolut desolat und spült jetzt noch eine sich selbst feiernde BSW nach oben - eine komplette Verleugnung der Realität.
Auf eine "Brandmauer", die es nie gab, müssen unverzüglich Neuwahlen folgen und dann ist der grünlackierte Spuk seit 8. Dezember 2021 abrupt zu Ende. Merz muss wach werden und die AfD umarmen, wenn er Kanzler werden will!
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Kommentar von Bernhard Rossi
Art 38
(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.
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Kommentar von Detlev B.
Auch ich würde einer BT-Sitzung fernbleiben, wenn man einem kriegsführenden Präsidenten den BT als Auditorium anbietet. Erst recht wenn klar ist, dass wieder nur Forderungen vorgetragen werden, mit denen ich nicht einverstanden bin.
Insofern geht für mich das demonstrative Fernbleiben der beiden Fraktionen in Ordnung.
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Kommentar von .TS.
Schön auf den Punkt gebracht: "Ja, es werden wieder Orden getragen im Reichstag"
Beim nächsten Mal dann stilecht als Alumarke mit Klopfbuchstabenprägung. Oder, dem Zeitgeist angepasst, aus Hanfpapier mit Wachsmalkreide.
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Kommentar von Felix Diller
@Red Marut Jr.
"...zum totalitären Saftladen verkommenen Saal der Schande."
Wunderbar formuliert. Eine ausgesprochen treffende Beschreibung des sog Bundestags
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Kommentar von Wilfried van Dyk
Die Ukraine nimmt an der Fussball-Europameisterschaft teil - ich dachte immer, die brauchen junge Männer an der Front -
und die Teilnahme ist ja auch nicht umsonst, aber das finanzielle wurde ja heute im Bundestag erbettelt.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass wegen dem Einmarsch der Iraker in Kuweit der Karneval abgesagt wurde.
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Kommentar von StephanU
Ja, früher mussten tatsächlich Armeen aufgeboten werden, um Deutschland platt zu machen. Heute erledigt sich das Land einfach selbst.
Zerschlägt seinen eigenen Kopf an der Betonmauer und kratzt zusätzlich die Inschrift ein: "Gegen die Verräter der Demokratie."
Vielleicht findet das mal einer in 80 Jahren und fragt sich: Was war denn mit denen los?
Das Land wird später für psychiatrische Forschungen interessant, nachdem es historisch schon keine Rolle mehr spielt.
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Kommentar von Red Marut Jr.
Widerwärtig. Ich schäme mich als Bürger Deutschlands von derartigen Subjekten regiert zu werden. Nun, zumindest verließen Politiker von BSW und AFD diesen, zum totalitären Saftladen verkommenen Saal der Schande.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Sagen wir es bildlich einmal so: diese amtierende Bundesregierung ist in Richtung Ukraine mit Höchstgeschwindigkeit in eine Sachgasse gefahren, hat dort das eigene Land beschädigt, und findet jetzt weder das Lenkrad zum Umsteuern und auch nicht mehr den Rückwärtsgang, um aus dieser Misere herauszufahren.
Bedauerliche Volksvertreter, die auf nur Zeit vom Souveränen Bürger gewählt wurden!
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Kommentar von Frank Danton
Alleine das oben geramte Bild zeugt von Unfassbarkeit. Ein Clown der einem faschistischen, mafiösen und dem weltweit korruptesten Staat vorsteht, will von der halben Welt Geld und Waffen um einen Krieg, den er mit seiner Provokation gegen Russland selbst angezettelt hat, zu einem Europa weiten Krieg machen. Und im DB stehen die Semifaschisten Spallier um diesem Kasper standing ovations zu geben. Diese Polit-Show ist seit 18 Jahren nicht mehr demokratisch legitimiert, und auch nicht mehr mein Land.
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Kommentar von Felix Diller
Wieviele russische und ukrainische Soldaten haben während dieses widerwärtigen Kriegsverhherrlichungsspaktakels im Bundestag ihr Leben verloren?
Wieviele Angehörigen müssen jetzt wieder trauern?
Die Kriegsgeilheit dieses verkommenen Parlaments ist einfach nur ekelhaft.
Umso mehr gebührt Lob und Dank der AfD und dem BSW. Sie haben dem Komiker Selenskyj und der Marionettentruppe im Bundestag die A...-Karte gezeigt: FU Wolodymyr Oleksandrowytsch.
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Ich wäre dafür Herrn Selenskyj im Schloß Bellevue und im Bundeskanzleramt zu empfangen, kann aber mit der Show im BT nichts anfangen. Die Sache ist zu ernst um daraus eine Inszenierung zu machen, und die politischen Kontroversen darüber, die man in der Sache aushalten muß, mit der lächlichen und / oder perfiden Kommentaren von allen Seiten auszusetzen. Wenn es dann aber eine BT-Sitzung gibt, die ich für verfehlt halte, dann sollten alle aus Respekt für das ukrainische Volk und dessen Vertreter zumindest still anwesend sein.
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Kommentar von Palmström
Bei den Graffitis heist auch eine Stadt Charkow und nicht Charkiw! Welch ein Zeitdokument. Wer hätte 2001 gedacht was sich jetzt abspielt. Zwei Jahre dauerten im WKII die Kämpfe um Belgorod und Charkow.
Der Prä von UK amtiert ja nur Dank seines erlassenen Kriegsgesetzes, ohne das er den Russen den Krieg erklärt hat. Na ja sind nur so nebensächliche Details. Hoch lebe die Demokratur.
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Kommentar von Eddy Nova
Der Point ist sich die einstigen Teddybärwerfer mit ihrem Beifall die "Ukraine Sache" zueigen machen - Zelenskyy ist nur da weil er Cash ,Waffen , Soldaten ,"What ever" will ...je mehr sichtbare Zustimmung umso höher der Preis den er abstauben will. Sichbare leere Ränge könnten dafür sorgen das er "ein Null" in Summe weglässt ...
******
Die Ukraine Klatscher geben Zelenskyy Beifall für dessen Vorhaben das Deutsche Volk finanziell zu erleichtern - das ist absurd.
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Kommentar von Marcus Thiemann
Ich finde Typen wie diesen Lauterbach erbärmlich. Aber er ist immerhin berechnenbar. Mehr irritiert mich die BSW Äußerung zur Zusammenarbeit mit der Kriegshetzerpartei CDU.