Alle gegen Krah – Und Bystron gegen die Franzosen

Scheidung: AfD macht ohne Krah weiter – Der sitzt jetzt isoliert am Katzentisch

von Alexander Wallasch (Kommentare: 9)

ID-Fraktion – Setzt die AfD aufs falsche Pferd?© Quelle: X/ @KrahMax, Screenshot

Bystron: „Wir wurden mitten im Wahlkampf von den Franzosen auf übelste Weise verraten“. Jetzt will die AfD-Delegation trotzdem wieder in der Fraktion Identität und Demokratie (ID) aufgenommen werden. Wenn die AfD aufgenommen wird, ist dann für von der Leyen die Tür zur ID zugeschlagen – Stichwort Brandmauer?

Nachdem sich der Daumen über ihm gesenkt hatte, verkündete Maximilian Krah, der EU-Spitzenkandidat der AfD, gleich selbst, dass seine AfD-Kollegen ohne ihn Koalitionsverhandlungen mit der rechten Fraktion „Identität und Demokratie“ (ID) führen wollen. Der ID gehört auch Marine Le Pens Rassemblement National (RN) an. Wörtlich sagte Krah, seine Fraktion wolle die Gespräche mit dem "RN" ohne ihn führen.

Überraschend war das indes nicht. Denn schon während des laufenden Wahlkampfes hatte die rechte ID-Fraktion die EU-Abgeordneten der AfD ausgeschlossen. Zuvor war Alice Weidel nach Paris bestellt worden, wo ihr Le Pen eine Standpauke gehalten und Hausaufgaben mitgegeben hatte. Freilich schon mit Scheidungsgedanken im Hinterkopf.

Als die AfD-Abgeordneten davon Wind bekamen, wollten sie dem Ausschluss sprichwörtlich auf den letzten Metern zuvorkommen und verstießen Krah in hohem Bogen aus der AfD-Fraktion mit dem Ziel, doch noch in der ID-Fraktion verbleiben zu dürfen. Ohne Erfolg: Die ID ließ sich nicht besänftigen und wollte mit keinem Abgeordneten der AfD mehr am selben Tisch erwischt werden.

Das Tischtuch zwischen AfD-EU und Krah war demnach bereits zerschnitten, der heutige Ausschluss nur noch eine Bestätigung. Mit einem Unterschied: Die AfD hat jetzt vier weitere Abgeordnete, sie wurde vom Wähler von elf auf fünfzehn aufgestockt. Die Mitgift der AfD ist also für die ID auch ohne Krah um drei Stimmen attraktiver geworden.

Die Frankfurter Rundschau schreibt heute:

„Mit der ID-Fraktion, der unter anderem Marine Le Pens Rassemblement National (RN) angehört, strebt der nun führende Kopf der AfD-Delegation, René Aust, Gespräche zu einer Wiederaufnahme an.“

Maximilian Krah erzählt währenddessen der Presse von der Zurückweisung auf seine Weise:

„Eine Partei, die antritt und sagt, wir vertreten deutsche Interessen in Brüssel – auch gegen die EU – sollte sich nicht von einer ausländischen Partei vorschreiben lassen, mit wem sie antritt. Wenn wir genau die anderen Parteien dafür kritisieren, dass sie in Brüssel sich zu viel diktieren lassen, in ihren eigenen deutschen Angelegenheiten, sollten wir uns dann nicht dagegen wehren, dass andere Parteien uns vorschreiben, wer der Spitzenkandidat ist? Das heißt, es ist ein erstaunlicher Widerspruch in sich, den ich für falsch halte.“

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Die Journalisten haben sofort die wundwaide Fährte des Verlierers aufgenommen und haken gnadenlos nach. So erfahren sie von Krah das Abstimmungsverhalten: 8 Stimmen waren gegen ihn, drei haben sich enthalten, nur vier von fünfzehn votierten für die Fortführung des gemeinsamen Weges mit Maximilian Krah. Der AfD-EU-Abgeordnete René Aust soll es jetzt im Gespräch mit der ID-Fraktion richten.

Stimmte Petr Bystron für oder gegen Krah? Als eine Kampagne des „Spiegel“ zuletzt Feuer unterm Stuhl von Bystron machte, war Krah ihm ausdrücklich nicht zur Seite gesprungen, was Bystron nicht entgangen sein kann. Hat der bayerische-tschechische Neu-Brüssler ein großes Herz und ist er einer der drei Krah-Getreuen? Darf er unter Auflagen bleiben? Oder wurde sein Maulkorb diskret verlängert?

Zuverlässige Informationen bestätigen zunächst, Bystron bleibt Teil der Fraktion, die sich jetzt um die ID und damit um Marine Le Pen bemühen. Und jetzt wird es interessant:

Fraglos spielt Marine Le Pens Rassemblement National (RN) keine unwesentliche Rolle in der Fraktion „Identität und Demokratie“ und dementsprechend bei der Entscheidungsfindung die AfD betreffend. Im Moment deutet zudem einiges daraufhin, dass die italienische und französische Rechte, Le Pen und Meloni, sich vorstellen könnten, Stimmenbeschaffer für Ursula von der Leyen zu werden. Über die Gegenleistung kann man spekulieren.

Aber im Rahmen so einer Zusammenarbeit könnte von der Leyen auf die Idee gekommen sein, die AfD von Brüssel aus zu beschädigen mit Blick auf die Bundestagswahlen 2025 und zugunsten einer schwarz-grünen Koalition.

Petr Bystron hatte Alexander-Wallasch.de direkt nach den ersten Hochrechnungen ein Interview gegeben. Darin äußerte er sich auch zur Rolle von Marine Le Pen im Wahlkampf. Alexander-Wallasch.de fragte Bystron zum Ausschluss der AfD aus der ID-Fraktion im Vorfeld der Wahlen.

Bystron antwortete:

„Nein, das ist eigentlich eine sehr große Chance, dass wir uns von den Franzosen – die uns jetzt auf übelste Weise verraten haben, mitten im Wahlkampf – dass wir uns von denen lösen können. Wir haben genügend Angebote von anderen Parteien aus anderen Ländern, eine eigene Fraktion zu gründen. Und das eröffnet uns sehr, sehr viele Möglichkeiten.“

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