Nachdem sich der Daumen über ihm gesenkt hatte, verkündete Maximilian Krah, der EU-Spitzenkandidat der AfD, gleich selbst, dass seine AfD-Kollegen ohne ihn Koalitionsverhandlungen mit der rechten Fraktion „Identität und Demokratie“ (ID) führen wollen. Der ID gehört auch Marine Le Pens Rassemblement National (RN) an. Wörtlich sagte Krah, seine Fraktion wolle die Gespräche mit dem "RN" ohne ihn führen.
Überraschend war das indes nicht. Denn schon während des laufenden Wahlkampfes hatte die rechte ID-Fraktion die EU-Abgeordneten der AfD ausgeschlossen. Zuvor war Alice Weidel nach Paris bestellt worden, wo ihr Le Pen eine Standpauke gehalten und Hausaufgaben mitgegeben hatte. Freilich schon mit Scheidungsgedanken im Hinterkopf.
Als die AfD-Abgeordneten davon Wind bekamen, wollten sie dem Ausschluss sprichwörtlich auf den letzten Metern zuvorkommen und verstießen Krah in hohem Bogen aus der AfD-Fraktion mit dem Ziel, doch noch in der ID-Fraktion verbleiben zu dürfen. Ohne Erfolg: Die ID ließ sich nicht besänftigen und wollte mit keinem Abgeordneten der AfD mehr am selben Tisch erwischt werden.
Das Tischtuch zwischen AfD-EU und Krah war demnach bereits zerschnitten, der heutige Ausschluss nur noch eine Bestätigung. Mit einem Unterschied: Die AfD hat jetzt vier weitere Abgeordnete, sie wurde vom Wähler von elf auf fünfzehn aufgestockt. Die Mitgift der AfD ist also für die ID auch ohne Krah um drei Stimmen attraktiver geworden.
Die Frankfurter Rundschau schreibt heute:
„Mit der ID-Fraktion, der unter anderem Marine Le Pens Rassemblement National (RN) angehört, strebt der nun führende Kopf der AfD-Delegation, René Aust, Gespräche zu einer Wiederaufnahme an.“
Maximilian Krah erzählt währenddessen der Presse von der Zurückweisung auf seine Weise:
„Eine Partei, die antritt und sagt, wir vertreten deutsche Interessen in Brüssel – auch gegen die EU – sollte sich nicht von einer ausländischen Partei vorschreiben lassen, mit wem sie antritt. Wenn wir genau die anderen Parteien dafür kritisieren, dass sie in Brüssel sich zu viel diktieren lassen, in ihren eigenen deutschen Angelegenheiten, sollten wir uns dann nicht dagegen wehren, dass andere Parteien uns vorschreiben, wer der Spitzenkandidat ist? Das heißt, es ist ein erstaunlicher Widerspruch in sich, den ich für falsch halte.“
Weiterlesen nach der Werbung >>>
Ihre Unterstützung zählt
Die Journalisten haben sofort die wundwaide Fährte des Verlierers aufgenommen und haken gnadenlos nach. So erfahren sie von Krah das Abstimmungsverhalten: 8 Stimmen waren gegen ihn, drei haben sich enthalten, nur vier von fünfzehn votierten für die Fortführung des gemeinsamen Weges mit Maximilian Krah. Der AfD-EU-Abgeordnete René Aust soll es jetzt im Gespräch mit der ID-Fraktion richten.
Stimmte Petr Bystron für oder gegen Krah? Als eine Kampagne des „Spiegel“ zuletzt Feuer unterm Stuhl von Bystron machte, war Krah ihm ausdrücklich nicht zur Seite gesprungen, was Bystron nicht entgangen sein kann. Hat der bayerische-tschechische Neu-Brüssler ein großes Herz und ist er einer der drei Krah-Getreuen? Darf er unter Auflagen bleiben? Oder wurde sein Maulkorb diskret verlängert?
Zuverlässige Informationen bestätigen zunächst, Bystron bleibt Teil der Fraktion, die sich jetzt um die ID und damit um Marine Le Pen bemühen. Und jetzt wird es interessant:
Fraglos spielt Marine Le Pens Rassemblement National (RN) keine unwesentliche Rolle in der Fraktion „Identität und Demokratie“ und dementsprechend bei der Entscheidungsfindung die AfD betreffend. Im Moment deutet zudem einiges daraufhin, dass die italienische und französische Rechte, Le Pen und Meloni, sich vorstellen könnten, Stimmenbeschaffer für Ursula von der Leyen zu werden. Über die Gegenleistung kann man spekulieren.
Aber im Rahmen so einer Zusammenarbeit könnte von der Leyen auf die Idee gekommen sein, die AfD von Brüssel aus zu beschädigen mit Blick auf die Bundestagswahlen 2025 und zugunsten einer schwarz-grünen Koalition.
Petr Bystron hatte Alexander-Wallasch.de direkt nach den ersten Hochrechnungen ein Interview gegeben. Darin äußerte er sich auch zur Rolle von Marine Le Pen im Wahlkampf. Alexander-Wallasch.de fragte Bystron zum Ausschluss der AfD aus der ID-Fraktion im Vorfeld der Wahlen.
Bystron antwortete:
„Nein, das ist eigentlich eine sehr große Chance, dass wir uns von den Franzosen – die uns jetzt auf übelste Weise verraten haben, mitten im Wahlkampf – dass wir uns von denen lösen können. Wir haben genügend Angebote von anderen Parteien aus anderen Ländern, eine eigene Fraktion zu gründen. Und das eröffnet uns sehr, sehr viele Möglichkeiten.“
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung
Kommentare
melden
Kommentar von Flik Flak
Ich werde die AfD weiterhin wählen, doch passt mir diese Sauerei nicht. Ich habe Krah und Byrston gewählt. Ich erwarte, dass meine Entscheidung respektiert wird. Danach sieht es eben gerade nicht aus. Dies missfällt mir erheblich.
melden
Kommentar von Inge H.
Es war schon dumm genug, auf Pfiff von Le Pen in Paris anzutanzen und sich wie ein Schulmädchen behandeln zu lassen, das hinterher auch noch einen Rapportzettel für Madame anfertigt. Aber diese Anbiederung an die ID geht mir entschieden gegen den Strich!
melden
Kommentar von Eddy Nova
Komplett irre - KRAH hat aktuell beinahe den Status VOLKSTRIBUN ...seine Sypathiewerte in Sachsen & bei der Jugend liegen sicher x fach höher als die von WEIDEL & CHRUPALLA ...BYSTRON sollte gut überlegen - in der kommendn Woche kann er all die Reputation die er in den letzten Monaten gewonnen hat wieder verlieren.
*****
Aktuell hat er hohe Beliebtheitswerte - er sollte sich an KRAH´s Seite stellen...LE PEN wird auch diesmal wieder abkacken - MACRONs Neuwahltrick wird sie wieder zur Looserin machen. Macron bleibt ja Präsident und eine 50,x Wahl kann Le Pen nicht gewinnen...Die EU Wahl als Grundlage - 40 bis 42 % sind Maximo für Mitte Rechts France ...
*****
3 , 4 , 8 lautet das Ergebnis contra KRAH ...da sollten Krah oder Bystron mit Namen kommen...ein HÖCKE Statement wäre auch hilfreich ...
melden
Kommentar von Jan Jan
So eine Idiotie. Ich habe auf rumble Martin Sellner gehört und der sagt es deutlich: Es ist idiotisch, wie man sich gegenseitig zerfleischt. Krah ist sehr souverän, sein Auftritt bei Funk fast schon epochal und diese SS Bemerkung hat ein ehemaliges Mitglied des internationalen Auschwitz Komittees, ein Holocaust überlebender, auch gesagt. Und ja, dieser arrogance francophone muss man sich auch nicht anbiedern. Soll halt Krah sich mit dieser bulgarischen und kroatischen Fraktion anschliessen.
Aber wie es schon Martin Sellner gesagt hat: Wenn man nachgibt, wird das von der Gegenseite keinesfalls honoriert, sondern als Eingeständnis gewertet, dass die Vorwürfe gerechtfertigt waren. Und das waren sie Stand heute definitiv nicht, nicht diese lächerliche Potsdam Geschichte, nicht dieser Spion, der eher ein Skandal des VS ist und auch nicht diese angebliche, nach wie vor unbelegte Geldgeschichte von Bystron.
Standhaft bleiben, und wenn Le Pen sich dem Kriegskurs beugen will, weil sie sich von den Transatlantikern kaufen liess oder sich so grössere Hoffnungen für eine Wiederwahl macht, nun, dann ist es halt so.
melden
Kommentar von Eugen Karl
Ich verstehe nicht, daß so ein Gewese um diesen Krah gemacht wird. Der ist in der letzten Legislatur der Öffentlichkeit doch kaum einmal aufgefallen. Was hat der in Brüssel eigentlich gemacht? Von anderen AfD-Abgeordneten hat man deutlich mehr mitbekommen, vorbildlich vor allem Frau Anderson in der Covid-Krise.
Daß die Wahl von Krah an die Spitze der Liste nicht gut überlegt war, deutete auch Weidel gestern im Interview mit der JF an. Das kann man nachvollziehen. Fettnäpfchen, die nicht umgangen wurden, gab es für diesen Herrn wohl genug. Zudem hatten sich die Mitstreiter in der EU-AfD-Fraktion schon einmal gegen diesen Ideologen ausgesprochen, ohne aber erhört zu werden. Womöglich ist er auch nicht sehr teamfähig. Das kann ich aber nicht beurteilen. Die AfD hat viele weitaus bessere Leute, die auch weniger ideologisch und mehr pragmatisch orientiert sind. Das ist auch das, was die Wähler wollen. Die Trennung der Fraktion von Krah war überfällig, doch kommt sie leider viel zu spät.
melden
Kommentar von Bernhard Rossi
Die Alternativen sollten sich auf Ihre Stärken konzentrieren. Statt über Le Pen zu jammern!
melden
Kommentar von .TS.
La Reine c´est moi.
Aber warum lassen die übrigen ID-Mitglieder es zu sich derart vor deren Karren spannen zu lassen?
melden
Kommentar von StephanU
Nicht besonders souverän von der EU-Delegation der AfD. Statt deutsche Interessen zu vertreten, macht sich die AfD zum Cheerleadet von Marine Le Pen, die knallhart ihre und französische Intetessen vertritt. Dafür wurde sie auch gewählt.
Abet die Aussicht, zusamnen mit Le Pen und Meloni vielleicht "Einfluss" auf UvdL nehmen zu können -sprich: an den Doktorspielchen in den EU-Hinterzimmern teilnehmen zu dürfen - hat die Jungs und Mädels det AfD über alle Maßen fickrig gemacht.
Vielleicht kommt der kühle Kopf zurück, wenn sie bei Charles de Gaulle (oder Egon Bahr?) nachschlagen: Staaten haben Interessen, aber keine Freunde.
melden
Kommentar von Max Meier
Das ganze Operettendrama gut zusammengefasst.
Ich verbleibe etwas ratlos ...
Diese winselnde Unterwürfigkeit gegenüber Le Pen - das ist so peinlich.
Bitte, bitte, nehmt uns in eure Fraktion auf, wir tun doch wirklich alles, was Madame will ... sogar unseren eigenen Spitzenkandidaten stoßen wir einen Dolch in den Rücken, nur verstoßt uns bitte nicht.
Warum kann man's nicht mal gut sein lassen und die Reihen wieder schließen?
Ich denke, dass die AfD von Krah und Bystron stimmenmäßig sogar profitiert haben. Letztlich sind das genau die unbeugsamen Charaktere, die 'nicht ständig übers Stöckchen springen, sich ducken und sich verbiegen lassen.