Die etablierten Medien stürzten sich heute auf einen angeblichen Streit zwischen Alice Weidel und Marine Le Pen. Aber vor Ort dabei war niemand der Journalisten, als die AfD-Chefin in Paris auf jene Frau traf, die gegen Macron in die Stichwahl ging und reale Chancen hatte, die nächste französische Präsidentin zu werden.
Man traf sich für mehrere Stunden im Hinterzimmer eines guten Italieners, der Kabeljau sei grätenfrei gewesen, berichtet Weidels Pressesprecher. Aber die Damen nahmen sicherheitshalber trotzdem das alternativ angebotene Risotto aus der Küche des Bistro d’Italie in der Pariser Rue du Général-Lanrezac.
Gesprochen wurde dabei über die Correctiv-Affäre, über die Umfragewerte beider Parteien, über den Begriff „Remigration“ und tatsächlich auch über Maximilian Krah, den EU-Spitzenkandidaten der AfD, der bei der Französin allerdings alles andere als ein Stein im Brett hat.
Jetzt bat Marine Le Pen die AfD-Chefin darum, ihr noch eine Erklärung zu Potsdam aufzuschreiben. Die Zeitungen machten daraus schnell einen Streit. Daniel Tapp ist langjähriger persönlicher Pressesprecher von Alice Weidel, er weiß mehr dazu im Interview mit Alexander-Wallasch.de:
Wie kam dieses Gipfeltreffen zwischen Alice Weidel und Marine Le Pen zustande? Oder war es eher ein Rapport wegen der Correctiv-Affäre, die Wellen bis nach Paris geschlagen hat?
Nein, ein Rapport war das nicht. Das Treffen sollte ursprünglich schon einmal im Dezember stattfinden. Dann hat man sich darauf geeinigt, später zusammenzutreffen. Die Zeit der Franzosen war knapp bemessen, die hatten damals Haushaltswoche. Der Termin am vergangenen Dienstag war relativ lange schon auf dieses Datum gesetzt, und das ist jetzt zufälligerweise zusammengefallen in die Zeit nach dem Correctiv-Bericht.
Gab es im Vorfeld schon einen regelmäßigen Austausch zwischen der AfD und der Front National (FN) bzw. jetzt der Rassemblement National (RN), zwischen Frau Weidel und Frau Le Pen, oder war das Neuland für beide im Sinne eines abtastenden Kennenlernens?
Auf dieser persönlichen Ebene war es das erste Treffen und die erste engere Kontaktaufnahme. Das hat es vorher noch nicht gegeben. Das war in dieser Hinsicht schon eine Premiere. Man ist allerdings über die Fraktionen mit den Franzosen bereits in einem Austausch.
Wenn man heute, ein paar Tage später, die etablierte Presse liest, könnte man annehmen, das Treffen habe in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne stattgefunden ...
(Lacht) Ja, aber unser Treffen war durchaus harmonischer, als es in diesem berühmten Eisenbahnwaggon der Fall gewesen sein muss ...
Ich meine natürlich den ersten Durchgang, nicht den zweiten ...
Ja, das ist mir schon klar ...
Das gastronomische Angebot war wohl ebenfalls besser. Mögen Sie etwas zu den Begleitumständen erzählen, zum Ort des Treffens, wie man aufeinandertraf und wie lange das Gespräch dauerte?
Wir wurden von einem schwarzen Transporter mit Fahrer und Security abgeholt, Sicherheitsleute waren auch vor Ort. Das eigentliche Treffen fand dann in einem italienischen Restaurant, einem guten Italiener in der Nähe des Arc de Triomphe statt. Wir saßen zusammen in einem Séparée, beziehungsweise in einem eigenen Raum auf der gegenüberliegenden Straßenseite des eigentlichen Restaurants. Es gab Risotto, Kabeljau und als Nachspeise Tiramisu, Eis und Obstsalat. Zur Begrüßung wurde Champagner gereicht. Aber sonst war es ein von stillem Wasser begleitetes Essen. Der Beginn war 12 Uhr 30, es endete um etwa 15 Uhr.
Wer war anwesend und welche Sprache wurde gesprochen?
Dabei waren Marine Le Pen und Alice Weidel, Parteichef Jordan Bardella, der Abgeordnete Thibaut Francois, der übersetzte, und ich. Übersetzt wurde vom Englischen ins Französische.
Da sind ja strenggenommen nicht zwei Parteichefinnen aufeinandergetroffen, Frau Le Pen ist keine Parteichefin ...
Parteichef Bardella war auch dabei. Er hat sich aber mehr oder weniger im Hintergrund gehalten. Frau Le Pen saß am Tisch in der Mitte zwischen ihrem Parteichef und dem Abgeordneten.
Und was für einen Eindruck hatten sie ganz persönlich vom Zusammentreffen? Frau Le Pen kommt ja aus einer Politikerdynastie, hat die Politik quasi mit der Vatermilch aufgenommen. Frau Weidel ist allerdings auch schon über ein Jahrzehnt aktiv in der Politik ...
Frau Le Pen ist sehr präsent im Mittelpunkt dieses Gesprächs gewesen. Da merkt man schon, dass sie das beherrscht und auch gern das Gespräch dominiert. So gab es etwa zu Beginn erst einmal eine relativ lange Einleitung von der Französin.
Wie muss ich mir das vorstellen? Werden Pausen gemacht und dann wird es schnell übersetzt? Das kann ja anstrengend sein beim Zuhören über Stunden ...
Es war schon so, dass stetig übersetzt worden ist und alles recht unkompliziert verlief. Man konnte dem Ganzen gut folgen. Technisch hat alles hervorragend geklappt.
Sie sagten schon im Vorgespräch, Frau Le Pen habe zunächst kritisch begonnen ...
Sie hat zunächst offen Kritik und ihre Bedenken geäußert, was die Medienberichterstattung rund um dieses Potsdam-Treffen angeht. Und sie hat auch von den Auswirkungen gesprochen bis nach Frankreich.
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Hatten Sie das Gefühl, Frau Le Pen hat einen Überblick darüber, mit was für einer Bundesregierung und Ampel-Entourage und mit welchen Regierungsmedien es die AfD in Deutschland zu tun hat?
Das würde ich ihr nicht absprechen wollen. Es ist aber schon so, dass sie das sehr aus der französischen Warte, also aus der Warte des Rassemblement National (RN) betrachtet. Aufhänger war für sie der Begriff „Remigration“, den sie strikt ablehnt, weil es auch der Begriff ist, mit dem Éric Zemmour im Wahlkampf auftritt, und auch Le Bloc Identitaire, mit dem Le Pen nichts mehr zu tun haben will.
Das muss man vielleicht kurz erklären. Es gibt in Frankreich mehrere rechte Parteien, die eine Bedeutung haben. Da gibt es welche, die sind rechter als die Rechten und die benutzen ebenfalls den Begriff „Remigration“. Und das heißt, wenn sich Frau Le Pen von „Remigration“ abgrenzt, tut sie es in Wahrheit von ihren Mitbewerbern rechtsaußen? Aber in der Situation ist Frau Weidel ja nicht. Von daher hat sie dieses Problem nicht ...
Frau Le Pen hat durchaus zu erkennen gegeben, dass sie unseren Standpunkt nachvollziehen kann. Aber zu Beginn hatte sie es aus der französischen Warte dargelegt.
Man bespricht sich, wenn man zusammen etwas erreichen will, etwa über die Arbeit im Europaparlament. Und da kommt dann der EU-Spitzenkandidat der AfD, Maximilian Krah ins Spiel. Im Vorgespräch sagten Sie, Herr Krah wäre zwischen Kabeljau und Tiramisu auch ein Thema gewesen ...
Ihm wurde auch eine Nähe zu Éric Zemmour unterstellt, was er allerdings selbst von sich weist ...
Das hieße demnach, dass Krah zwischen diese komplizierten innerfranzösischen Fronten geraten sein könnte über seine langjährige Arbeit als EU-Abgeordneter. Etwas, das bei den französischen Verhältnissen möglicherweise schwer vermeidbar ist. Jedenfalls wenn man so einen – sagen wir mal – kommunikativen Charakter hat wie Herr Krah?
Das klingt recht gut zusammengefasst, ja (lacht) ...
Wie haben sie ihre Chefin bei diesem Treffen erlebt? Frau Le Pen gilt als ziemlich resolut ...
Alice Weidel ist da nicht minder selbstbewusst. Sie hat ihren Standpunkt für die AfD sehr deutlich klar gemacht und auch erklärt, dass diese Potsdam-Sache eine ziemliche Kampagne ist, die medial und auch vom politischen Gegner sehr stark gesteuert und geframt wurde. Das war Alice Weidel ein wichtiges Anliegen, dass sie das auch gegenüber Frau Le Pen deutlich macht. Mein Eindruck war, dass das gut gelungen ist.
Hatten sie das Gefühl, das kam auch an bei Frau Le Pen?
Ganz klar ja.
Frau Le Pen müsste doch diese Kampagnen aus ihrer jahrzehntelangen politischen Arbeit heraus deutlich kennen. Sie sollte genau wissen, um was es hier geht ...
Ja, sie hat zu verstehen gegeben, dass sie durchaus weiß, was Kampagnen gegen ihre eigene Partei betrifft und dass sie das nachvollziehen kann.
Was bringt Frau Weidel aus Paris für die AfD mit? Sind gemeinsame Arbeitsgruppen geplant, die sich regelmäßiger treffen? Die deutsch-französische Annährung ist ja seit nunmehr einem Dreivierteljahrhundert ein Dauerbrenner ...
Im Gespräch war das auch durchaus so abgemacht. Und tatsächlich sind die Handynummern ausgetauscht worden zwischen beiden Seiten. Es wurde vereinbart, im engen Kontakt und Austausch zu bleiben ...
Hat Frau Le Pen auch einen Gegenbesuch zugesagt oder ist es soweit gar nicht gekommen?
Man hat zunächst einmal beschlossen, dass es zu weiteren Treffen kommen soll. Es wurde allerdings noch nichts Konkretes abgemacht.
Aber so lecker es war, irgendwas muss doch in der Nachspeise gewesen sein: Zwei Tage nach dem Treffen, am Donnerstag, kommt aus Paris – aber nicht über besagte ausgetauschte Handynummern – eine über die Medien verbreitete Forderung, Frau Weidel möge einen Brief verfassen und sich erklären zu Potsdam, Remigration und Co. Was war da los?
Frau Le Pen hat den Wunsch geäußert, dass, was dort besprochen wurde, bitte einmal schriftlich zu fixieren. Wir werden diesem Wunsch entsprechen und besagten Brief verfassen. Wie unsere Zusammenfassung dann in Paris aufgenommen wird, das werden wir sehen.
Also die Franzosen baten darum, dass die AfD schriftlich was zusammenfasst?
Tatsächlich ist an uns herangetreten worden mit der Bitte, dass wir diesen Ablauf des Potsdamer Treffens aus unserer Sicht darlegen und das Drumherum und die Berichterstattung zusammenfassen.
Wenn Frau Le Pen von Frau Weidel verlangt, Gesprächsinhalte schriftlich zu fixieren, empfinden sie das nicht als Nötigung?
Wir wissen ja nicht einmal, ob die französische Presse das richtig wiedergegeben hat und ob das jetzt wirklich eine 1:1-Wiedergabe war, was Frau Le Pen sich wünscht. Da bleiben wir sehr entspannt. Im Moment kennen wir eigentlich nur die Bitte, eine Zusammenfassung zu übersetzen, was wir gerne machen, weil wir danach gefragt wurden.
Zum Verständnis: Wer erledigt bei der AfD jetzt diese Post nach Frankreich?
Es ist tatsächlich so, dass zu Potsdam ohnehin von der Bundesgeschäftsstelle einiges aufgearbeitet worden ist. Wir haben da schon etwas zusammengetragen, völlig unabhängig vom Wunsch der Freunde aus Frankreich.
Jetzt kommt also der Brief in Frankreich an, und dann bedankt sich Frau Le Pen und sagt zu Frau Weidel: „Irgendwann, möglicherweise aber auch nie, werde ich dich bitten, mir eine kleine Gefälligkeit zu erweisen.“ So in etwa?
(Lacht) Genau so ungefähr.
Danke für das Gespräch!
Daniel Tapp (Jahrgang 1976) ist seit dem Einzug der AfD 2017 in den Deutschen Bundestag persönlicher Pressesprecher von Alice Weidel. Er war zuvor 10 Jahre Mitarbeiter der FPÖ. Tapp hat einen Magister in Politikwissenschaft und Öffentlichem Recht.
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Kommentar von B R
Le Pen macht den Graf Benedetti. GoldmanSachs-Derivat Weidel leider nicht den Bismarck. Immer das gleiche mit den Franzosen. Schmeist endlich die Lagarde aus der EZB und holt die 100.000 hochbezahlten Arbeitsplätze der DASA aus Marseille zurück. Frankreich hat seine Luftfahrtindustrie fast komplett behalten. Der Rafale ist von Indien in Konkurrenz zum Jäger 90 oder wie er heißt gekauft worden.
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Kommentar von Karsten Maltinger
Ein weiterer Beleg.
Weidel und Chrupalla waren und sind Fehlbesetzungen an der Spitze der AfD.
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Kommentar von Palmstöm
Auch gegenüber Frankreich hat Deutschland bedingungslos kapituliert. Die Autorität von DE begründet sich auf ökonomische und finanzielle Stärke. Wenn diese nach weiteren 2 Jahren Ampel vernichtet ist steht DE wieder bei 1949 und muß den Bückling (nicht Kabeljau) machen.
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Kommentar von Alfonso Kerner
Gibt es bzw. gab es je einen französischen Politiker oder Politikerin, die Interesse am einem Wohlergehen Deutschlands hatte bzw. hat?
Bei französischen Politikern gilt die Devise: "France first" und diese Strategie wird auch knallhart umgesetzt wenns machbar ist.
Französische Politiker sind nicht ideologisch verwirrt und wollen die Welt verbessern, so wie deutsche Politiker.
Ansonsten, und das gilt hier auch für Leb Pen: Für Politiker steht steht immer die eigene Person im Vordergrund und nicht die Interessen der Bevölkerung.
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Kommentar von heinrich benning
Frau Le-Pen ist ja lange auch schwer angefeindet worden und muss eigentlich wissen, dass man eine rechte Partei nicht im Vorfeld verurteilt, vom hörensagen,oder was sogenannte Leitmedien von sich geben
Sie muss doch eigentlich aus Frankreich wissen in all den Jahren,was für Lügen über sie und ihrer Partei stets im Umlauf gebracht wurden.
Und nun von der AFD Rechenschaft einzufordern,ist schon überheblich,wenn man aus dem selben Umfeld kommt.
Dass Correctiv ein mit Steuergeldern gemästetes rotgrünes Portal ist,welches absolut nicht unabhängigen
Journalismus liefert,sondern Aufträge der rotgrünen Sippschaft ausführt,hätte eigentlich ausreichen müssen,um sich ein eigenes Bild zu machen.
Dass man mittlerweile auch in Le Pens Umfeld wissen sollte,dass Correctiv bzgl. der Vorwürfe mit
Deportationen,Wannseekonferenz zurückgerudert ist und hier schlicht und einfach gelogen hat,hätte ausreichen müssen,um nicht noch zu verlangen,Gesprächsinhalte schriftlich zu fixieren.
Dies fordert man ja nur ein,wenn man der Gegenseite misstraut.
Dass die AFD sich so erniedrigen lässt,hätte auch niemand gedacht..Und wenn Le-Pen meint,sie müsste sich jetzt bei allen Gutmenschen anbiedern,um evtl in Jahren mal Präsidentin werden zu können,täuscht sich die Frau..
Wenn es so weit ist,wird Le Pen auch wieder so verteufelt,wie bisher ,trotz Läuterung und dies unabhängig von Umfragen.,wo es doch noch 4 Jahre dauert,bis zu den Präsidentenwahlen in Frankreich..
Fazit:wenn Le Pen meint,dass andere rechte Parteien aus Europa ihr in den Hintern kriechen sollen,sollte man diese Frau meiden.
Im EU-Parlament hat Le Pen nichts zu melden und dort arbeitet ihre Partei,dessen Vorsitz Le Pen nicht mehr inne hat,nicht nur mit der AFD bestens zusammen.
Die AFD sollte sich daher für NICHTS rechtfertigen,da das Potsdamer private Treffen eine Inszenierung von rotgrün war,mit Hilfe von einem Portal für Desinformationen und Märchenerzählungen,die mit Millionen Steuergeldern gemästet werden..
Hierbei handelt es sich um Correctiv,wo das Kartenhaus der Lügen bereits gewaltig am bröckeln ist.
Es hat sich bisher ja auch keine konservative Partei aus Frankreich gemeldet,zwecks Rapport der CDU,wo ja auch Mitglieder von deren Partei bei dem privaten Treffen anwesend waren.
Ich empfinde die Arroganz der Le-Pen widerlich..Entweder steht man seinem Partner bei. oder lässt es....Und dass die AFD sich von dieser Person so vorführen lässt,spricht auch nicht für deren Stärke..
Man muss sich nicht für etwas rechtfertigen,wo es nichts zu rechtfertigen gibt..Es gibt andere Mittel,gegen Lügen und Inszenierungen der rotgrünen Ecke anzugehen,--was ja manche der Teilnehmer auch tun.
Hier hätte man auch noch abwarten können,bis zur Entscheidung des Landgerichtes Hamburg...Dass die AFD sich
nun selbst klein macht,spricht nicht für mentaler Stärke..
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Kommentar von .TS.
"Das Essen war gut"
Mehr inhaltliche Substanz und weniger Trivialtrallala hätten dem Bericht gut getan.
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Kommentar von Carl Peter
Heutzutage muss sich der Deutsche das Messer an die eigene Kehle halten, um damit andere Nationen zu bedrohen.
Man macht sich in Frankreich da auch mehr Sorgen um den Ärger der davon ausgeht, als sich bedroht zu fühlen.
Von Deutschland kommen ja nur Missverständnisse, weil man ihnen grundsätzlich das Verständnis von Begriffen nicht zutraut, sie aber unverdrossen so tun, als hätten sie verstanden und dann zum Beispiel den Begriff Remigration geschichtlich garnicht einordnen können, ohne nicht sofort daran zu denken, dabei Menschen zu vergasen, etc, etc.
So betrachtet verbreitet also der Deutsche in der Welt ein Selbstbedrohungsszenario, mit dem man nicht unbedingt zu tun haben möchte - schon deren bereitwillige Wegsprengung ihrer Energieversorgung vergleicht man wieder mit einem Dunkeldeutschland, von dem man hofft, dass es diesmal einfach nur implodiert.
Was Wunder, wenn man sich in Frankreich keine Gedanken über deutsches Remigrationsgebaren machen würde - eine Wannsee-Konferenz hat es zwar an der Seine nicht gegeben, aber deportiert wurde nach dem nationalpeinlichen Hitler-Einmarsch dort auch.
Da lässt man schon mal als französische Oppositionschefin die deutsche Oppositionschefin nach Frankreich kommen, um nachzufragen, wohin denn die Reise der AfD gehen soll.
Wenn man schon die amtierende deutsche Regierung für blöd hält, muss logischerweise die Opposition noch blöder sein - ob Frau Weidel das für die AfD korrigieren konnte, weiß man nicht.
In Frankreich ist Migration viel tiefer verwurzelt, als in Deutschland, und Remigrationsgedanken deutscher Couleur käme dort garnicht in Frage.
Die Deutschen waren schon in den 1960er Jahren unfähig ein Einwanderungsland zu sein, und sie können es heute noch viel weniger werden - Migranten in Frankreich werden schnell zu Franzosen, während Migranten in Deutschland kaum jemals zu Deutschen werden.
Die letzten hundert Jahre deutscher Kultur, Wissenschaft und Geschichte sind eben nur intellektuell verlockend und solange sich das bezahlt macht.
Bei meinem letzten Besuch in der Rhein-Main Region fragte ich mich nach örtlichen Bezugspunkten, die das deutsche Naturell vielleicht erklären könnte.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Hatte Herr Daniel Tapp auch Interview-Anfragen durch Großverlage und öffentlich-rechtliche Anstalten? Würde mich interessieren.
Oder wird wieder einmal das Spielchen gespielt, besser über Einen reden als mit Einem reden?
Siehe den sichtbaren Gegensatz Putin und deutsche Regierende samt Medien!
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Kommentar von Bernd Neumann
Nichts neues aus Frankreich auch nach 300 Jahren, wir bleiben für sie Les Boches, ob nun Rechte oder Linke - woei eben kein Franzosen gegenüber Deutschen nachgibt oder einen Kotau macht. Hätten sich im Frühjahr 1914 Poincaré und Bethmann-Hollweg gegenüber gesessen, wäre es wohl ähnlch verlaufen.
Gäbe es tatsächlich eine Präsidentin Le Pen und eine Bundeskanzlerin Weidel, wäre ihr Verhältnis ebenso problematisch bis hin zu einem Non-Verhältnis wie zwischen Macron und Scholz.
Der Grund, ebenfalls seit 250 Jahren und auch vom Gewäsch über die angebliche „deutsche-französische Freundschaft" nicht zu überdecken, ist, daß Deutschland und Frankreich auf praktisch keinem innen- und außenpolitischem Feld auch nur annährend gleiche, sondern zumeist divergierende Interessen haben. Seit 1945 ist der Unterschied bloß, daß Franzosen die ihrigen unerbittlich verfolgen, weil sie - egal ob Linke oder Rechte - nur ihre Nation interessiert, Deutsche dagegen zumeist auf die Durchsetzung deutscher Interessen verzichten und sich Frankreich (oder den USA) anschließen, weil sie ihre Nation nicht interessiert und sie demzufolge erst gar keine deutschen Interessen definieren, sondern von „Europa" schwafeln, daß für sie bzw. die linksliberalen Deutschen das eigentliche Vaterland geworden ist. Das wiederum trifft auch auf den linkesten Franzosen nicht zu.
Natürlich gibt es auch noch ein systemisches Problem. Rechte und rechtskonservative sind nun einmal, insbesondere wenn sie keine Deutschen sind, natonalbewußt oder sogar Nationalisten. Das bedeuet, sie stellen ihre eigene Nation voran und andere sind ihnen nicht so wichtig. Das gilt selbstverständlich auf für Le Pen. Insoweit ist eine echte Zusammenarbeit in der EU für Rechte im Grunde ein Widerspruch in sich, denn eigentlich will man den europäischen Bundesapparat ja loswerden. Daher kann eine Zusammenarbeit im EU-Parlament immer nur opporunistisch und eine Übergangslösung sein, bevor die paneuropäische Lassebon-EU wieder zu einem reinen Wirschafts- und Zollverbung, wie früher, rückabgewickelt ist.
Die Position Le Pens ist verstehbar Anders als die deutsche AfD versucht der RN sich, vergleichbar mit der Werteunion in die Mitte zu bewegen und für Wähler (auch muslimische oder afikanische) in Frankreich wählbar zu sein, die ebenfalls weder linksliberal noch rechts sind. Das liegt auch daran, daß in Frankreich „echte" Rechtsparteien möglich sind, gegen die selbst Höcke oder Sellner Waisenknaben sind, denn in Frankreich gibt es nicht die Nazi-Keule oder das Axiom, daß das Land nur Mitte-Links regiert werden darf. Das französische Mehrheitswahlrecht macht es schwer und komploziert, absolute Mehrheiten zu erlangen und für den RN gibt es in der alten rechten Rethorik des Lep Pen-Vaters nichts zu holen, mit klatscht den Araber ist Zemmour immer glaubwürdiger.
Weidel und die AfD sollten gut aufpassen, sich hier von den Franzosen nicht benutzen zu lassen - das nutzt ihnen weder zu Hause noch auf der Ebene der EU. Sie werden hierzulande gewählt, um endlich deutsche Interessen zu vertreten, nicht, um die Europahuberei der Blockparteien weiterzuspinnen. Wer das will, wählt keine AfD. Weidel sollte daher auch einen Gegenbrief Le Pens verlangen, der Art nach, daß sie nicht vorhat, den Ressembelemt National im Europaparlament in die EVP zu überführen. Es würde aber wohl auch schon reichen, daß sie „Straßburg" statt Strasbourg schreiben.
Kontinuität seit Louis XIV und Clemenceau.
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Kommentar von Eugen Karl
Aha, Frau Le Pen hält Hof und Frau Weidel muß natürlich eine schriftliche Verzichtserklärung schicken, daß sie fürderhin nicht das Vokabular der innerkonservativen französischen Konkurrenz nutzt. Wollen doch mal sehen, wer hier die Chefin ist. Natürlich spricht die Französin Französisch, während die Deutsche Englisch spricht. Den Vorteil der Muttersprache hat Madame selbstverständlich exklusiv. Wetten beim Gegenbesuch in Deutschland wird es ganz genauso sein? Mir fehlt das Verständnis für solche Demutsgesten.