Am 9. Mai 2022 sprach der russische Präsident Wladimir Putin. Der Spiegel titelte dazu: „Verschwörungsgrüße aus Moskau“ und schrieb, Putin verbreite auch am Jahrestag des Sieges über Nazideutschland bizarre Thesen und sehe sich als Opfer.
Die Tagesschau zeigte sich irritiert und zitierte in der Schlagzeile eine Interviewpartnerin der Stiftung Wissenschaft und Politik: „Interessant, was er nicht gesagt hat."
Bei alexander-wallasch.de wurden Reden und Ansprachen von Bundeskanzler Olaf Scholz zum Ukraine-Krieg besprochen und wir haben die Rede des ukrainischen Präsidenten ebenso analysiert wie wir die Standpunkte seines Botschafters Andrij Melnyk scharf kritisiert haben.
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Die Rede des russischen Präsidenten im Originalton abzubilden, verlangt von einem deutschen Online-Portal ein paar klare Worte vorab:
Wir haben uns entschieden, diese Rede nicht zu interpretieren und geben sie im vollen Wortlaut wieder. Sie lesen im Folgenden eine Übersetzung der vom Kreml auch in englischer Sprache veröffentlichten Rede. Einige wenige Begriffe haben wir in der englischen Übersetzung belassen.
Auch wenn das für fast alle Politikerreden gilt: Beherzigen Sie beim Lesen der Rede des russischen Präsidenten bitte, was die Tagesschau in ihrer Schlagzeile zusammenfasste: „Interessant, was er nicht gesagt hat."
Ja, auch vor dem Überfall Russlands starben Tausende in der Ost-Ukraine. Ja, auch die Ukraine war am Konflikt aktiv beteiligt.
Aber darum geht es seit dem 24. Februar 2022 nicht mehr. Jetzt geht es um Millionen ukrainische Frauen, Kinder und Alte, die vor jenem Grauen flüchten mussten, das Putins Angriff über die Ukraine gebracht hat. Und vergessen Sie bitte auch jene nicht, die es nicht mehr geschafft haben und dabei auf furchtbare Weise ums Leben kamen.
Eventuelle Übersetzungsfehler bitten wir zu entschuldigen.
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Es spricht Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation:
„Liebe Veteranen, Kameraden Soldaten und Matrosen, Sergeants und Sergeant Majors, Midshipmen und Warrant Officers, Genossen Offiziere, Generäle und Admirale,
ich gratuliere Ihnen zum Tag des großen Sieges!
Die Verteidigung unseres Mutterlandes, wenn es um sein Schicksal ging, war schon immer heilig. Es war das Gefühl wahren Patriotismus, als die Miliz von Minin und Pozharsky für das Vaterland aufstanden, Soldaten auf dem Borodino-Feld in die Offensive gingen und den Feind außerhalb von Moskau und Leningrad, Kiew und Minsk, Stalingrad und Kursk, Sewastopol und Charkow bekämpften.
Heute wie in der Vergangenheit kämpfen Sie für unser Volk im Donbass, für die Sicherheit unseres Vaterlandes, für Russland. Der 9. Mai 1945 ist für immer in die Weltgeschichte eingegangen als ein Triumph des vereinten sowjetischen Volkes, seines Zusammenhalts und seiner geistigen Kraft, eine beispiellose Leistung an der Front und an der Heimatfront.
Der Tag des Sieges ist uns allen ein Herzensanliegen. Es gibt keine Familie in Russland, die nicht vom Großen Vaterländischen Krieg gezeichnet ist. Seine Erinnerung verblasst nie. An diesem Tag marschieren Kinder, Enkel und Urenkel der Helden in einem endlosen Strom des unsterblichen Regiments. Sie tragen Fotos ihrer Familienangehörigen, der gefallenen Soldaten, die für immer jung geblieben sind, und der Veteranen, die bereits gegangen sind.
Wir sind stolz auf die unbesiegte, mutige Generation der Sieger, wir sind stolz darauf, ihre Nachfolger zu sein, und es ist unsere Pflicht, das Andenken an diejenigen zu bewahren, die den Nationalsozialismus besiegt und uns aufgetragen haben, wachsam zu sein und alles zu tun, um den Schrecken eines weiteren globalen Krieges zu verhindern.
Daher hat sich Russland trotz aller Kontroversen in den internationalen Beziehungen immer für die Errichtung eines gleichberechtigten und unteilbaren Sicherheitssystems eingesetzt, das für die gesamte internationale Gemeinschaft dringend benötigt wird.Im vergangenen Dezember haben wir vorgeschlagen, einen Vertrag über Sicherheitsgarantien zu unterzeichnen. Russland forderte den Westen auf, einen ehrlichen Dialog auf der Suche nach sinnvollen und kompromissfähigen Lösungen zu führen und die Interessen des anderen zu berücksichtigen. Alles vergebens. Die NATO-Staaten wollten nicht auf uns hören, was bedeutet, dass sie andere Pläne hatten. Und das haben wir gesehen.
Eine weitere Strafaktion im Donbass, eine Invasion in unsere historischen Gebiete, einschließlich der Krim, war offen im Gange. Kiew erklärte, es könne sich Atomwaffen beschaffen. Der NATO-Block begann eine aktive militärische Aufrüstung in den an uns angrenzenden Gebieten.
So wurde direkt an unseren Grenzen ständig eine absolut inakzeptable Bedrohung für uns geschaffen. Alles deutete darauf hin, dass ein Zusammenstoß mit Neonazis und Banderisten, die von den Vereinigten Staaten und ihren Handlangern unterstützt wurden, unvermeidlich war.
Ich wiederhole: Wir sahen, wie die militärische Infrastruktur aufgebaut wurde, wie Hunderte von ausländischen Beratern ihre Arbeit aufnahmen und wie aus den NATO-Ländern regelmäßig modernste Waffen geliefert wurden. Die Bedrohung wuchs von Tag zu Tag.
Russland startete einen Präventivschlag gegen die Aggressoren. Es war eine erzwungene, rechtzeitige und die einzig richtige Entscheidung. Die Entscheidung eines souveränen, starken und unabhängigen Landes.
Die Vereinigten Staaten begannen, insbesondere nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, ihre Ausnahmestellung zu behaupten und damit nicht nur die ganze Welt, sondern auch ihre Satelliten zu verunglimpfen, die so tun müssen, als ob sie nichts sehen, und sich gehorsam damit abfinden müssen.
Aber wir sind ein anderes Land. Russland hat einen anderen Charakter. Wir werden unsere Liebe zu unserem Vaterland, unseren Glauben und unsere traditionellen Werte, die Bräuche unserer Vorfahren und den Respekt vor allen Völkern und Kulturen niemals aufgeben.
Inzwischen scheint der Westen dabei zu sein, diese jahrtausendealten Werte aufzugeben. Ein solcher moralischer Verfall liegt den zynischen Verfälschungen der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zugrunde, die die Russophobie schüren, Verräter preisen, das Andenken an ihre Opfer verhöhnen und den Mut derer, die den Sieg durch Leiden errungen haben, streichen.
Uns ist bekannt, dass US-Veteranen, die zur Parade nach Moskau kommen wollten, dies verboten wurde. Aber ich möchte, dass sie wissen: Wir sind stolz auf ihre Taten und ihren Beitrag zu unserem gemeinsamen Sieg.
Wir ehren alle Soldaten der alliierten Armeen – Amerikaner, Engländer, Franzosen, Widerstandskämpfer, tapfere Soldaten und Partisanen in China – all jene, die Nazismus und Militarismus besiegt haben.
Die Milizen des Donbass kämpfen heute gemeinsam mit der russischen Armee auf ihrem Boden, wo die Gefolgsleute der Fürsten Swjatoslaw und Wladimir Monomach, die Soldaten unter dem Kommando von Rumjanzew und Potemkin, Suworow und Brusilow ihre Feinde vernichtet haben, wo die Helden des Großen Vaterländischen Krieges Nikolai Watutin, Sidor Kowpak und Ljudmila Pawlenko bis zum Ende gekämpft haben.
Ich wende mich an unsere Streitkräfte und die Donbass-Miliz. Ihr kämpft für unser Mutterland, seine Zukunft, damit niemand die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg vergisst, damit es auf der Welt keinen Platz für Folterknechte, Todesschwadronen und Nazis gibt.
Heute verneigen wir uns in heiligem Gedenken vor all jenen, die im Großen Vaterländischen Krieg ihr Leben verloren haben, in Gedenken an Söhne, Töchter, Väter, Mütter, Großväter, Ehemänner, Ehefrauen, Brüder, Schwestern, Verwandte und Freunde.
Wir verneigen uns im Gedenken an die Märtyrer von Odessa, die im Mai 2014 im Haus der Gewerkschaften lebendig verbrannt wurden, an die alten Menschen, Frauen und Kinder des Donbass, die bei grausamem und barbarischem Beschuss durch Neonazis getötet wurden. Wir verneigen uns vor unseren kämpfenden Kameraden, die einen tapferen Tod im gerechten Kampf gestorben sind – für Russland.
Ich erkläre eine Schweigeminute.“
(Eine Schweigeminute.)
„Der Verlust eines jeden Offiziers und Soldaten ist für uns alle schmerzlich und ein unwiederbringlicher Verlust für die Familien und Freunde. Die Regierung, regionale Behörden, Unternehmen und öffentliche Organisationen werden alles tun, um diese Familien zu betreuen und ihnen zu helfen. Besondere Unterstützung erhalten die Kinder der getöteten und verwundeten Mitstreiter. Die entsprechende Präsidialverordnung wurde heute unterzeichnet.
Ich wünsche den verwundeten Soldaten und Offizieren eine schnelle Genesung und danke den Ärzten, Sanitätern, Krankenschwestern und Mitarbeitern der Militärkrankenhäuser für ihren selbstlosen Einsatz. Unsere tiefste Dankbarkeit gilt ihnen für jedes einzelne Leben, dass sie gerettet haben und das oft ohne Rücksicht auf sich selbst unter Beschuss an der Front.
Kameraden,
Soldaten und Offiziere aus vielen Regionen unseres riesigen Mutterlandes, darunter auch solche, die direkt aus dem Donbass, aus dem Kampfgebiet, gekommen sind, stehen jetzt hier, auf dem Roten Platz, Schulter an Schulter.
Wir erinnern uns, wie Russlands Feinde versuchten, internationale Terroristenbanden gegen uns einzusetzen, wie sie versuchten, interethnische und religiöse Auseinandersetzungen zu schüren, um uns von innen heraus zu schwächen und zu spalten. Sie sind komplett gescheitert.
Heute kämpfen unsere Krieger verschiedener Ethnien zusammen und schützen sich gegenseitig vor Kugeln und Granatsplittern wie Brüder.
Hier liegt die Macht Russlands, eine große unbesiegbare Macht unserer geeinten Vielvölkernation.Sie verteidigen heute, wofür Ihre Väter, Großväter und Urgroßväter gekämpft haben. Das Wohlergehen und die Sicherheit ihres Mutterlandes waren ihre oberste Priorität im Leben. Die Loyalität zu unserem Vaterland ist auch für uns, ihre Nachfolger, der Hauptwert und eine verlässliche Grundlage der Unabhängigkeit Russlands.
Diejenigen, die den Nationalsozialismus während des Großen Vaterländischen Krieges niedergeschlagen haben, haben uns ein Beispiel für Heldentum für alle Altersgruppen gezeigt. Dies ist die Generation der Sieger, und wir werden immer zu ihr aufschauen.
Ehre sei unseren heldenhaften Streitkräften!
Für Russland! Für den Sieg!
Hurra!“
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