Die Stichwahl soll es entscheiden

Nordhausen könnte AfD-Oberbürgermeister bekommen – Vor 40 Jahren bekamen die Grünen ihren ersten OB

von Alexander Wallasch (Kommentare: 4)

Jörg Prophet von der AfD möchte Bürgermeister von Nordhausen werden.© Quelle: Youtube / AfD

Eine Bürgermeisterwahl am südlichen Rand des Harzes erregt die Gemüter. Gerade einmal 32.925 Bürger sind in Nordhausen wahlberechtigt, davon haben 18.558 Wähler tatsächlich gewählt, was eine Wahlbeteiligung von 56,4 Prozent bedeutet.

42,1 Prozent der Wählenden gaben dem AfD-Kandidaten Jörg Prophet ihre Stimme, was etwas weniger als 8000 Stimmen entspricht, also keine so große Sache, möchte man meinen. Obwohl der AfD-Kandidat die mit großem Abstand meisten Stimmen für sich gewinnen konnte, verfehlte er die absolute Mehrheit, Prophet muss also in die Stichwahl.

So weit, so eigentlich unbedeutend. Wäre da nicht eine beiderseitige Überhöhung dieser Oberbürgermeisterwahl. Die AfD klingt teilweise so, als wäre es ein Dammbruchergebnis für Deutschland und der polit-mediale Komplex hyperventiliert, als stände die AfD kurz vor der Machtübernahme.

Katrin Göring-Eckardt, graue Eminenz der Grünen und Bundestagsvizepräsidentin, schoss um 9:42 Uhr am Wahltag per Twitter (X) zurück; wer den AfD-Kandidaten wählt, der wolle wieder KZ’s bauen:

„Ich will aus gegebenem Anlass daran erinnern, dass #Nordhausen auch der Standort eines grausamen Aussenlagers des KZ Buchenwald war. Und ich hoffe (gegen den Schein), dass sich jetzt alle, die das #NieWieder in ihrem Gegenwartsgedächtni haben, erinnern, was zu tun ist.“

Was diese Aussage für knapp die Hälfte der Wählenden in Nordhausen bedeutet, muss man nicht näher erläutern. In wie weit so etwas strafrelevant ist, müssen Juristen klären. Die Quittung bekommt die Grüne gleich im Thread selbst. Prof. Stefan Homburg etwa antwortet ihr: „Korrekt. Nie wieder Rotgrün!“

Twitter(X)-User Evi Denz erinnert daran, dass die Gedenkstätte Nordhausen während des Corona-Regimes die 2G-Regel einführte und diese Maßnahme später auf der Webseite löschen ließ.

Einige Twitter (X)-Nutzer erinnern nicht ohne Häme daran, dass die Grünen in Nordhausen gerade einmal 1,4 Prozent der Stimmen bekommen haben, also lediglich ein paar hundert Wähler.

Langhaarige Bombenleger

Auch der „Spiegel“ meldet sich zur OB-Wahl in Nordhausen zu Wort, sichtbar darum bemüht, den erfolgreichen AfD-Kandidaten doch noch irgendwie wie einen Verlierer aussehen zu lassen:

„AfD-Kandidat muss in Stichwahl um OB-Amt – Er wollte der erste AfD-Oberbürgermeister werden, hat aber den direkten Einzug ins Rathaus von Nordhausen verpasst: Der Rechtsextreme Jörg Prophet kam auf 42,1 Prozent und muss gegen den parteilosen Amtsinhaber in die Stichwahl.“

Hier hat sich dann wohl auch die Entscheidung des thüringischen Verfassungsschutzes „gelohnt“, die AfD-Thüringen als „rechtsextrem“ einzustufen. Etwa der „Spiegel“ nutzt diese Entscheidung um den Kandidaten Prophet einen Rechtsextremisten zu schimpfen. Das Magazin erinnert auch an den Landkreis Sonneberg, der mittlerweile mit Robert Sesselmann einen AfD als Landrat hat.

Der Aufschrei der Etablierten über Nordhausen ist vor allem deshalb erstaunlich, weil die AfD mittlerweile solide zweitstärkste Kraft im Land ist. Da wäre es schon merkwürdig, wenn sich das nicht an der Basis widerspiegeln würde. Zur Erinnerung: Als 1984 der erste Grüne zum Bürgermeister gewählt wurde, äußerte sich der „Spiegel“ auf eine Weise über den Kandidaten, die nah dran war an der Zuweisung „langhaariger Bombenleger“:

„So einer soll nun ein Amt mit Würde bekleiden. Die Haare sind strubbelig, der Rundum-Bart ist lange nicht gestutzt. Bei festlichen Anlässen trägt er gern eine weiße Maurerhose und eine schwarze Zimmermannsweste. Im Knopfloch steckt ein Blättchen Efeu.“

Und der „Spiegel“ wusste damals auch etwas Privates über den ersten grünen Bürgermeister: Der gehe „abends in die Szenenpinte um die Ecke (...) zu Costa, dem Griechen“. Der grüne Bürgermeister nahm die Wahl mit einem Satz an, der nach der kommenden Stichwahl in Nordhausen mutmaßlich auch vom AfD-Kandidaten Prophet kommen könnte: „Wer A sagt zur Demokratie, der muß B sagen zur Macht.“

Ironie der Geschichte – Der Spiegelartikel über den ersten grünen Bürgermeister endete 1984 mit folgenden Sätzen:

„Ein erster Repräsentationstermin für den neuen Bürgermeister steht auch schon fest. Wenn am 20. Oktober am Rhein eine Menschenkette für den Frieden demonstriert, wird auch der Bürgermeister von Leverkusen sich einreihen.“

Vierzig Jahre später schreit der grüne Anton Hofreiter mit puterrotem Kopf nach immer mehr schweren Waffen für die Ukraine. Und während sein Parteifreund, Bundesminister Robert Habeck, seinen Zivildienst am liebsten ungeschehen machen will, wurde Hofreiter 1990 vom Bundeswehrarzt ausgemustert.

Der AfD-Bürgermeisterkandidat Jörg Prophet musste von 1982 bis 1984 seinen Grundwehrdienst bei der NVA ableisten. Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte im März dieses Jahrs entrüstet, dass sich die AfD jetzt als „Friedenspartei“ vermarkten will.

Und während die AfD im Bundestag einen Antrag für eine „Friedensinitiative“ stellt, wütet der grüne Abgeordnete und Ex-Minister (Dosenpfand) Jürgen Trittin darüber, dass die AfD die Kriegsschuldfrage komplett umdrehen wolle.

Die Ergrauten unter den Grünen werden sich vielleicht noch erinnern: Als sie 1983 in den Bundestag einzogen, wurden grüne „Friedensinitiativen“ und eine Gegnerschaft zur Stationierung von Mittelstreckenraketen als „fünfte Kolonne Moskaus“ beschimpft und lautstark und wütend diffamiert.

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