Supergau der AfD im Europawahlkampf

Nach Lorbeerkranz für SS erhält Krah Auftrittsverbot und verlässt AfD-Parteivorstand

von Alexander Wallasch (Kommentare: 22)

"Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand"© Quelle: Youtube/ Maximilian Krah, Screenshot

EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah hat den Bundesvorstand der AfD verlassen und außerdem erklärt, er verzichte „auf jedweden Auftritt im Europawahlkampf". Er selbst ist sich offenbar keiner Schuld bewusst.

Was stimmt mit Maximilian Krah nicht? Gerade erst gelang dem EU-Spitzenkandidaten der AfD das Unmögliche, als er den zunächst vor Eitelkeit platzenden regierungsnahen Journalisten Thilo Jung sechseinhalb Stunden lang nach Belieben als Punchingball missbrauchte und dafür über seine Fangemeinde hinaus punktete und auch AfD-intern die Wogen glättete.

Jetzt haut Krah mit einer einzigen Äußerung zum falschen Zeitpunkt wieder alles kaputt, die Partei zieht die Reißleine, Krah hat Auftrittsverbot vor den Wahlen und ist nicht mehr Mitglied des Parteivorstands.

Wie will eine Partei ihren Wählern einen Spitzenkandidaten verkaufen, den sie gerade aus dem Vorstand entfernt hat? Dabei hatte Krah zunächst noch gute Karten, weil sich Politik und Medien auf angebliche Skandale von Petr Bystron konzentrierten, die Nummer 2 der AfD für Europa. Der blieb übrigens erstaunlich ruhig, als Krah sich von ihm distanzierte, die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) schrieb dazu Anfang April:

„Auch Krah geht auf Abstand – Auch der ebenfalls russlandfreundliche AfD-Spitzenkandidat für Brüssel und Straßburg, Maximilian Krah, hält Abstand zu seinem Parteifreund Petr Bystron und rät ihm vorerst von Wahlkampfauftritten ab.“

Was hatte Krah geäußert, dass das Fass jetzt zum Überlaufen brachte? Laut „Tagesschau“ hatte Krah am Wochenende in einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica behauptet, nicht alle Mitglieder der SS seien kriminell gewesen.

Die SS allerdings steht gemeinhin für Konzentrationslager der Nationalsozialisten und war maßgeblich für viele Kriegsverbrechen verantwortlich. Bei den Nürnberger Prozessen nach Ende des Zweiten Weltkriegs, so die „Tagesschau“, wurde sie zu einer verbrecherischen Organisation erklärt.

Ältere erinnert das an den Politiker Franz Schönhuber, den Gründer der Republikaner (1983), der als ehemaliges Mitglied der 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“ ein vielbeachtetes Buch mit dem Titel „Ich war dabei“ schrieb.

Und ehemalige Wehrmachtssoldaten wie der Großvater des Autors hier, erinnerten sich gut dran, wie oft die Waffen-SS sie aus misslicher Lage befreite, „weil diese Fanatiker ohne Rücksicht auf eigene Verluste kämpften“, wie er durchaus mit Respekt erzählt hatte.

Aber warum ist Schönhuber im Krah-Zusammenhang interessant? Weil die Republikaner ins EU-Parlament eingezogen waren und der Waffen-SS-Mann Schönhuber gemeinsam mit Jean-Marie Le Pen, einem Ex-Fremdenlegionär, Indochina-Kämpfer und Chef des Front National einen eigenen Block im EU-Parlament bildeten. Damals gab es zunächst Streit, weil Le Pen auch die italienische MSI mit in die Gruppe holen wollte, die Schönhuber allerdings für Faschisten hielt.

Ironie der Geschichte: Maximilian Krah hat es jetzt mit Marine, der Tochter von Le Pen zu tun und die hat gerade wegen Krah einer weiteren Zusammenarbeit der AfD eine Absage erteilt. Wieder die FAZ titelt heute: „Le Pen bricht wegen Krahs SS-Äußerungen mit AfD“.

Dazu gehört unbedingt auch Interview, welches Alexander-Wallasch.de Ende Februar mit Daniel Tapp, dem Sprecher von AfD-Parteichefin Alice Weidel geführt hatte. Inhalt des Interviews war ein Treffen von Weidel mit Frau Le Pen.

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Daniel Tapp erzählte damals:

„Das eigentliche Treffen fand dann in einem italienischen Restaurant, einem guten Italiener in der Nähe des Arc de Triomphe statt. Wir saßen zusammen in einem Séparée, beziehungsweise in einem eigenen Raum auf der gegenüberliegenden Straßenseite des eigentlichen Restaurants. Es gab Risotto, Kabeljau und als Nachspeise Tiramisu, Eis und Obstsalat. Zur Begrüßung wurde Champagner gereicht.“

Mit solchen Schmusereien über Kabeljau ist es jetzt von französischer Seite wohl endgültig vorbei. Der in Paris beim Gespräch anwesende Tapp hatte es noch diplomatisch so ausgedrückt:

„Frau Le Pen ist sehr präsent im Mittelpunkt dieses Gesprächs gewesen. Da merkt man schon, dass sie das beherrscht und auch gern das Gespräch dominiert. So gab es etwa zu Beginn erst einmal eine relativ lange Einleitung von der Französin.“

Daniel Tapp hatte ebenfalls erwähnt, dass Maximilian Krah ein Thema des Vortrags von Marine Le Pen gegenüber Alice Weidel war. Alexander-Wallasch.de fragte

„Das hieße demnach, dass Krah zwischen diese komplizierten innerfranzösischen Fronten geraten sein könnte über seine langjährige Arbeit als EU-Abgeordneter. Etwas, das bei den französischen Verhältnissen möglicherweise schwer vermeidbar ist. Jedenfalls wenn man so einen – sagen wir mal – kommunikativen Charakter hat wie Herr Krah?“

Und Tapp antwortete lachend:

„Das klingt recht gut zusammengefasst, ja.“

Maximilian Krah hat jetzt den Bundesvorstand der AfD verlassen und außerdem erklärt, er verzichte „auf jedweden Auftritt im Europawahlkampf". Er selbst zeigt weiterhin wenig Schuldbewusstsein, wenn er jetzt via X. mit dem typischen Krah-Pathos mitteilt:

„Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Ich nehme zur Kenntnis, dass sachliche und differenzierte Aussagen von mir als Vorwand missbraucht werden, um unserer Partei zu schaden. Das Letzte, was wir derzeit brauchen, ist eine Debatte um mich. Die AfD muss ihre Einigkeit bewahren.“

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare