Maximilian Krah hatte bereits den so gemütlich-gemächlich anlaufenden Europawahlkampf der AfD zu Beginn des Jahres gesprengt, als seine Parteichefin Alice Weidel – nicht zuletzt wegen Krah – bei Frau Le Pen antreten musste. Ein geplantes Gespräch auf Augenhöhe wurde dabei zur halbstündigen Standpauke Le Pens über verschiedene Ausfälle Krahs im Europaparlament. Dr. Weidels Pressesprecher, der mit in Paris war, beschrieb es nachher diplomatisch so: „Frau Le Pen ist sehr präsent im Mittelpunkt dieses Gesprächs gewesen.“
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte damals: „Le Pen bricht wegen Krahs SS-Äußerungen mit AfD“.
Als Maximilian Krah Spitzenkandidat der AfD für den EU-Wahlkampf wurde, gab es aus der AfD-Spitze keine hinreichende Erklärung dafür, warum es ausgerechnet der Polit-Hasardeur Krah sein musste, er saß halt schon seit 2019 in Brüssel, also passierte es einfach.
Jenseits der berühmten Fahrradkette ist es müßig, zu diskutieren, was der AfD im Europawahlkampf mehr geschadet hatte, ob es Krah war oder mit dem BSW der wie aus dem Nichts aufgetauchte neue Mitbewerber. Jedenfalls landete die AfD bei 15,9 Prozent und damit noch unter dem Wert der Bundesumfragen. Zum Vergleich: 2019 lag man im Ergebnis und den Prognosen für den Bundestrend noch gleich auf.
Der EU-Wahlkampf wurde ohne Krah weitergeführt, der Mann wurde aus dem Wahlkampf genommen, blieb aber weiter Spitzenkandidat, für eine Neubesetzung war es zu spät. Damals schrieb Alexander-Wallasch.de:
„Jetzt haut Krah mit einer einzigen Äußerung zum falschen Zeitpunkt wieder alles kaputt, die Partei zieht die Reißleine, Krah hat Auftrittsverbot vor den Wahlen und ist nicht mehr Mitglied des Parteivorstands.“
Krah also isoliert in Brüssel. Nicht nur weit weg von der Bundespartei, sondern auch im EU-Parlament mit einem Flunsch am Katzentisch sitzend.
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Erst die vorgezogene Bundestagswahl zog Krah die Mundwinkel wieder hoch und brachte ihn auf eine Idee. Die AfD schaute zu dem Zeitpunkt noch gemütlich zu, was die anderen so machen: Habeck klappte den Küchentisch auf, Scholz wurde zum Anti-Taurus-Friedenskanzler und die AfD hoffte einfach auf die Fehler der anderen.
Dann passiert, was passieren muss, wenn man der eigenen Passivität gegenüber keinen Plan B hat. Der AfD-Springteufel Krah triggert alle großen Mainstreamblätter, darauf hatten „Spiegel“, „Zeit“ und Co nur gewartet: Der Europa-Abgeordnete Maximilian Krah tritt zum Bundeswahlkampf an!
Der Wert eines Spitzenplatzes für die Europawahl rückblickend in einem fiktiven Satz: Da hole ich mir lieber ein sicheres Direktmandat in Sachsen, als noch eine Minute länger in diesem blöden Brüssel in Vergessenheit zu geraten. Maximilian Krah ganz real via X:
„Ich danke den #AfD-Mitgliedern im Chemnitzer Umland/ Süderzgebirge für das Vertrauen, mich zu ihrem Direktkandidaten für die Bundestagswahl zu bestimmen. Der Wahlkampf beginnt heute!”
Aus der Umgebung eines gut informierten Landesvorstands der Partei hört man dazu, dass solche Wahlkreise in Sachsen mit einem „robusten Auftritt“ einen wie Krah mit offenen Armen begrüßen. Da passe halt alles zusammen.
Dem Bundesvorstand sind hier übrigens die Hände gebunden. Höchstens Jörg Urban, der AfD-Landeschef von Sachsen, könnte Krah noch verhindern. Dafür muss der Landesvorstand dem Wahlkreisvorschlag die notwendige Unterschrift verweigern, Einspruch einlegen gegen den Wahlkreisvorschlag und eine Neuaufstellung anordnen, damit Maximilian Krah bloß in Brüssel bleibt.
„Zeit“ veröffentlichte Ausschnitte der Antrittsrede von Krah in Rochlitz: „Wir wollen unsere Eltern respektieren, wir wollen unsere Vorfahren ehren. Die waren keine Verbrecher. Und wir sind stolze Sachsen und Deutsche“, das Übliche halt. Etwa vor einem Monat stellte sich Krah unter dem Motto „Krah kommt!“ bereits in seinem neuen Wahlkreis einem Bürgerdialog, der hier nachzuschauen ist.
Das Büro von Dr. Weidel war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch die Fraktion hält sich bedeckt. Maximilian Krah ist jedenfalls wie geschaffen dafür, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und jene Angriffsflächen in so einem ultrakurzen Wahlkampf zu bieten, welche sich der Mainstream so sehnlich wünscht, um der AfD noch irgendwie am Zeug zu flicken.
Für die AfD geht jetzt das große Zittern los, wenn sich Springteufel Krah aus dem sicheren Süderzgebirge in den Bundeswahlkampf einmischt. Andererseits: Wenn auf Bundesebene keine Wahlkampfschlachten mehr geplant sind, dann könnte ausgerechnet Maximilian Krah zu jenem AfD-Wahlkampf-Aphrodisakum werden, dass sich viele Anhänger seit Wochen so sehnlich wünschen.
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Kommentar von Max Meier
Ich habe kein Problem mit Krah oder dem, was er sagt. Wer keinen positiven Bezug zu seinen Vorfahren und der Geschichte seines Volkes mehr herstellen kann, ist verloren und soll sich einsargen lassen. Es ist völlig krank, ständig immer jede Aussage auf Hitler zu reduzieren. Das wusste man auch in der DDR, wo man dann die preußische Geschichte in den Vordergrund stellte. Aber die Causa "Krah" ist tatsächlich nur ein Vorwand, der AfD insgesamt zu schaden. Wenn man Krah nicht hätte, würde man sich halt eine andere populäre Person suchen, um sie als neues Schmuddelkind hinzustellen. Da der Raum des Unsagbaren für Deutsche nach Belieben erweitert werden kann, ist das doch die leichteste Übung.
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Kommentar von .TS.
@Karl Kallisto, Gretchenfrage: Wie "erwiesenermaßen deutlich demokratisch" kann das Fundament einer Partei noch sein wenn sie notorisch Opportunisten und Karrieristen die Stange hält die sich nicht zu fein sind ihre Juniorpartner öffentlich als "geschmeidig" zu bezeichnen?
Und die notorische Fixierung auf Anbräunereien hat etwas Zwanghaftes, man könnte meinen daß hier die psychische Loslösung einer frühkindlichen Entwicklungsphase mit Bezug zu Ausscheidungen in besagter Farbe wohl nie abgeschlossen wurde. Was wiederum sehr gut zur verbreiteten Infantilisierung der Gesellschaft paßt.
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Kommentar von Karl Kallisto
Ich weiß nicht, ob das Zitat aus dem Artikel zutrifft:
"Wir wollen unsere Eltern respektieren, wir wollen unsere Vorfahren ehren. Die waren keine Verbrecher."
Da möchte ich widersprechen. Im Dritten Reich wurden von Deutschen schlimmste, vielleicht historisch einzigartig schlimme Verbrechen begangen. Das sollte man niemals abstreiten (versuchen).
Das bedeutet jedoch keine Generalverdammnis unserer Vorfahren. Es ist eine anspruchsvollere Aufgabe, die Vorfahren zu ehren und dennoch die Verfehlungen anzuerkennen.
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Kommentar von Karl Kallisto
@Libkon et al:
Ich finde die ewigen Rückbezüge auf das Dritte Reich unnötig und fehlleitend. Dieser Politiker K. versucht, Dinge schönzureden und damit politisch Kapital zu schlagen.
Die Zukunft ist entscheidend für unser Tun ... und die Vergangenheit sollte man gebührend in Erinnerung behalten.
Zur CSU: Der aktueller Anführer ist oft ein Opportunist. Aber das Fundament der Partei ist erwiesenermaßen deutlich demokratisch. Braune Schmutzlereien sind da eher eine Randerscheinung.
Ich würde übrigens auch Herrn Dr. Maaßen als führenden Politiker begrüßen. Der hat aber keine ausreichende Ausstrahlung und ist zu trocken (intellektuell). Das mit der WerteUnion wird (wahrscheinlich) nichts (rechtzeitig) werden.
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Kommentar von ben fluchs
was ist eigentlich von den Vorwürfen gegen Krah und Bystron,die gezielt vor der EU-Wahl eingesetzt wurden,übrig geblieben?
Wahrscheinlich nichts..Man wollte der AFD wohl mit Absicht schaden und hat sich diese 2 Akteure vor der EU-Wahl herausgepickt..
Ich persönlich finde Krah gut..Nicht so angepasst--nicht ängstlich--ein Mann klarer Worte der bei vielen Wählern auch im jungen Alter sehr gut ankommt..
Die AFD muss die Stärke haben,auch Querdenker aushalten zu können und Krah ist einer und dies macht ihn so besonders..
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Kommentar von Libkon
Verstehe die Aufregung nicht. Sorry -hab sie schon bei der EU Wahl nicht verstanden ( Wobei wichtige Länder da fehlen). Er sagt nix falsches..... ich (63) schäme mich weder für Opa noch für Onkel ( Fremdenlegion) nicht mal für mich als ex Falli der NVA
Abgesehen davon braucht die AfD so einen - so selbstgerecht und selbstzufrieden wie sie rüber kommt.
Die Ergebnisse in Sachsen sind kein Ergebnis der hiesigen Parteiführung...
Beste Grüße aus Sachsen
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Kommentar von Jarno Olbrecht
@Karl Kalisto
Sie meinen jene CSU, welche mit den härtesten Covid Terror veranstaltet hat`?
Die Windräder baut, Energiearmut, wirtschaftlichen Exodus vorantreibt, genau wie Massenmigration? Die rechts redet, während sie rot-grüne Politik macht?
Euch Deutschen ist wirklich nicht mehr zu helfen.
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Kommentar von Jarno Olbrecht
Entweder ist dieser Mensch so schlicht wie er sich gibt, was ich angesichts seiner Bildungsgrades und des Habitus nicht glaube, oder ein Agent von „Unseredemokratie".
Anders ist sein Gehabe nicht zu erklären.
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Kommentar von .TS.
@Karl Kallisto: Ihr zweiter Beitrag könnte genausogut als Replik auf ihren ersten Beitrag passen. Der Oberwendehals aus dem Bayuwarenreich ist alles andere als solide und konservativ, sondern schlicht und ergreifend nur maximal oportunistisch. Da ist ja selbst ein blackrockender Merz noch ehrlicher und solider.
In gewissem Sinne ist Krah für die AfD das was Trump für Amerika ist: Prollig, von fragwürdigem Stil, sprunghaft und spontan unberechenbar, aber eben auch dadurch authentisch und erfrischend für neuen Wind (oftmals pejorativ als "kontrovers" verfemt) sorgend.
Nicht gerade jemand den man sich als alter weißer Mann aus dem letzten Jahrtausend wünscht, aber wohl genau die richtige Person um im kollektiven Wirrsinn der heutigen Zeit umbeirrt voranzukommen. Die Jugend sieht das genauso wie man anhand des deutlichen Zuspruchs aus dieser Altersgruppe sehen kann.
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Kommentar von Karl Kallisto
@winfried klemm:
Sind Sie verwirrt?
Ich kann Ihr Posting nicht im Geringsten nachvollziehen.
Antwort von Alexander Wallasch
Ja, muss ich regelmäßig ausblenden, entweder Gaga oder Antisem.
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Kommentar von Karl Kallisto
Meine letzte Hoffnung: ich wünsche mir zu Weihnachten, dass die CSU sich bundesweit ausdehnt.
Dann hat man (hoffentlich) wieder eine vernünftige, halbwegs konservative Partei, die man wählen kann, ohne andauernd am braunen Rand entlangzuschliddern.
Diese AfD fügt sich durch ihr teilweise unwählbares, undemokratisches, unappetitliches Personal immer wieder selbst einen Schaden zu. Vielleicht sollte sie tatsächlich besser verboten werden, wenn sie es nicht schafft, sich von solchen Personen zu trennen.