Europa hinter sich lassen: Ich will in den Bundestag!

Maximilian Krah – Der Wahlkampf-Springteufel der AfD

von Alexander Wallasch (Kommentare: 11)

Im EU-Parlament mit einem Flunsch am Katzentisch.© Quelle: Youtube/Der blaue Kanal

Wenn die selbstzufriedene AfD im Bundeswahlkampf einen Weckrufer bräuchte, der mal mit der Vuvuzela in den Schlafsaal springt, dann wäre Maximilian Krah sicher der denkbar beste Kandidat für diese Aufgabe.

Maximilian Krah hatte bereits den so gemütlich-gemächlich anlaufenden Europawahlkampf der AfD zu Beginn des Jahres gesprengt, als seine Parteichefin Alice Weidel – nicht zuletzt wegen Krah – bei Frau Le Pen antreten musste. Ein geplantes Gespräch auf Augenhöhe wurde dabei zur halbstündigen Standpauke Le Pens über verschiedene Ausfälle Krahs im Europaparlament. Dr. Weidels Pressesprecher, der mit in Paris war, beschrieb es nachher diplomatisch so: „Frau Le Pen ist sehr präsent im Mittelpunkt dieses Gesprächs gewesen.“

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte damals: „Le Pen bricht wegen Krahs SS-Äußerungen mit AfD“.
Als Maximilian Krah Spitzenkandidat der AfD für den EU-Wahlkampf wurde, gab es aus der AfD-Spitze keine hinreichende Erklärung dafür, warum es ausgerechnet der Polit-Hasardeur Krah sein musste, er saß halt schon seit 2019 in Brüssel, also passierte es einfach.

Jenseits der berühmten Fahrradkette ist es müßig, zu diskutieren, was der AfD im Europawahlkampf mehr geschadet hatte, ob es Krah war oder mit dem BSW der wie aus dem Nichts aufgetauchte neue Mitbewerber. Jedenfalls landete die AfD bei 15,9 Prozent und damit noch unter dem Wert der Bundesumfragen. Zum Vergleich: 2019 lag man im Ergebnis und den Prognosen für den Bundestrend noch gleich auf.

Der EU-Wahlkampf wurde ohne Krah weitergeführt, der Mann wurde aus dem Wahlkampf genommen, blieb aber weiter Spitzenkandidat, für eine Neubesetzung war es zu spät. Damals schrieb Alexander-Wallasch.de:

„Jetzt haut Krah mit einer einzigen Äußerung zum falschen Zeitpunkt wieder alles kaputt, die Partei zieht die Reißleine, Krah hat Auftrittsverbot vor den Wahlen und ist nicht mehr Mitglied des Parteivorstands.“

Krah also isoliert in Brüssel. Nicht nur weit weg von der Bundespartei, sondern auch im EU-Parlament mit einem Flunsch am Katzentisch sitzend.

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Erst die vorgezogene Bundestagswahl zog Krah die Mundwinkel wieder hoch und brachte ihn auf eine Idee. Die AfD schaute zu dem Zeitpunkt noch gemütlich zu, was die anderen so machen: Habeck klappte den Küchentisch auf, Scholz wurde zum Anti-Taurus-Friedenskanzler und die AfD hoffte einfach auf die Fehler der anderen.

Dann passiert, was passieren muss, wenn man der eigenen Passivität gegenüber keinen Plan B hat. Der AfD-Springteufel Krah triggert alle großen Mainstreamblätter, darauf hatten „Spiegel“, „Zeit“ und Co nur gewartet: Der Europa-Abgeordnete Maximilian Krah tritt zum Bundeswahlkampf an!

Der Wert eines Spitzenplatzes für die Europawahl rückblickend in einem fiktiven Satz: Da hole ich mir lieber ein sicheres Direktmandat in Sachsen, als noch eine Minute länger in diesem blöden Brüssel in Vergessenheit zu geraten. Maximilian Krah ganz real via X:

„Ich danke den #AfD-Mitgliedern im Chemnitzer Umland/ Süderzgebirge für das Vertrauen, mich zu ihrem Direktkandidaten für die Bundestagswahl zu bestimmen. Der Wahlkampf beginnt heute!”

Aus der Umgebung eines gut informierten Landesvorstands der Partei hört man dazu, dass solche Wahlkreise in Sachsen mit einem „robusten Auftritt“ einen wie Krah mit offenen Armen begrüßen. Da passe halt alles zusammen.

Dem Bundesvorstand sind hier übrigens die Hände gebunden. Höchstens Jörg Urban, der AfD-Landeschef von Sachsen, könnte Krah noch verhindern. Dafür muss der Landesvorstand dem Wahlkreisvorschlag die notwendige Unterschrift verweigern, Einspruch einlegen gegen den Wahlkreisvorschlag und eine Neuaufstellung anordnen, damit Maximilian Krah bloß in Brüssel bleibt.

„Zeit“ veröffentlichte Ausschnitte der Antrittsrede von Krah in Rochlitz: „Wir wollen unsere Eltern respektieren, wir wollen unsere Vorfahren ehren. Die waren keine Verbrecher. Und wir sind stolze Sachsen und Deutsche“, das Übliche halt. Etwa vor einem Monat stellte sich Krah unter dem Motto „Krah kommt!“ bereits in seinem neuen Wahlkreis einem Bürgerdialog, der hier nachzuschauen ist.

Das Büro von Dr. Weidel war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch die Fraktion hält sich bedeckt. Maximilian Krah ist jedenfalls wie geschaffen dafür, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und jene Angriffsflächen in so einem ultrakurzen Wahlkampf zu bieten, welche sich der Mainstream so sehnlich wünscht, um der AfD noch irgendwie am Zeug zu flicken.

Für die AfD geht jetzt das große Zittern los, wenn sich Springteufel Krah aus dem sicheren Süderzgebirge in den Bundeswahlkampf einmischt. Andererseits: Wenn auf Bundesebene keine Wahlkampfschlachten mehr geplant sind, dann könnte ausgerechnet Maximilian Krah zu jenem AfD-Wahlkampf-Aphrodisakum werden, dass sich viele Anhänger seit Wochen so sehnlich wünschen.

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