Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach teilte am 1. Dezember 2022 per Twitter mit seinen über eine Million Followern einen medizinischen Artikel mit folgenden begleitenden Worten:
„Ausgezeichnete Zusammenfassung der Lage bei RSV Kinder Infektionen der Atemwege @spektrum. Wahrscheinlich haben die 20/21 durch Corona geschlossenen Kitas eine wichtige Rolle gespielt, jetzt viele schwere Erstinfektionen. Gegenmaßnahmen noch heute“
Das Eingeständnis, dass die Kita-Schließungen eine Rolle spielen, mag Lauterbach hier leichter gefallen sein, weil er sich auf jene Corona-Maßnahmen bezieht, die vor seiner Amtszeit – also in der Verantwortung Spahn/Merkel/Wieler/Drosten passiert sind.
Zunächst kann man attestieren, dass hier so etwas wie eine Kumpanei der Verantwortlichen zerbrochen scheint. Wenn jeder an sich denkt, ist das nämlich in der Regel ein Hinweis darauf, dass etwas zusammenbricht.
Der Minister ist allerdings selbst nicht unbefleckt, was die Immunisierungsverluste bei Kindern angeht. Und er war die meiste Zeit ein Befürworter von Isolationsmaßnahmen auch für Kinder. Selbst noch im Juli 2022 schloss er in der öffentlich-rechtlichen Talkshow bei Anne Will beispielsweise Schulschließungen nicht kategorisch aus, betonte aber, dass er eine weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens durch einen Lockdown als Schutzinstrument nicht mehr für nötig halte: „Dafür haben wir einfach einen zu guten Immunstatus in der Bevölkerung“, meinte der Minister.
Lauterbach feierte hier einen angeblichen Erfolg der mRNA-Spritzen. Der allerdings ist längst hoch umstritten.
Und was den allgemeinen Immunstatus in der Bevölkerung angeht, zeigt sich jetzt, wie groß das Desaster tatsächlich ist: Die Opfer solcher „Lockdowns als Schutzinstrument“ sind unschuldige Kinder, denen die Gesundheitspolitik zweier Bundesregierungen Lockdowns als Immunkiller beschert hat. Der von Lauterbach behauptete „gute Immunstatus“ ist hier nicht vorhanden.
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Es klingt bizarr, es ist bizarr: Lauterbach hat endlich seine von ihm so oft heraufbeschworene Winter-Welle, nur dass sie von den Maßnahmen des Corona-Regimes selbst erzeugt wurde.
Die Krankenhäuser stehen im Bereich Kinderstationen/Kinderintensivstationen mindestens vor schwierigen Zeiten, immer mehr Kinder werden, denkbar schlecht immunisiert, Opfer von Viren, die ihnen vor den Lockdowns nichts oder kaum etwas hätten anhaben können. Es ist den Kindern faktisch viel mehr passiert, als dass sie von den Corona-Maßnahmen „nur“ sozial in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Lauterbach weiß das mutmaßlich alles schon länger. Sein Rezept gegen die natürliche Immunisierung sind seine Freunde aus der Pharma-Industrie mit noch mehr mRNA-Spritzungen. Das ist einfach zusammenzureimen: Der Täter bietet sich als Ersthelfer an und ist gleichzeitig Vertreter und Einkäufer der mRNA-Stoffe in Personalunion. In der Botanik würde man von Selbstbestäubung sprechen.
Die Grippeschutzimpfung soll jetzt nicht ohne Grund noch in die Corona-Spritze mit untergerührt werden.
Kommen wir zum von Lauterbach empfohlenen Artikel in „Spektrum der Wissenschaft“, einer populärwissenschaftlichen Monatszeitschrift. Der Minister empfiehlt den Artikel explizit als „ausgezeichnete Zusammenfassung der Lage“. Der Focus muss wohl wie ein pawlowscher Hund auf Lauterbachs Empfehlung reagiert haben und veröffentlichte den Spektrum-Artikel als sogenannte „Kooperation mit“. Mutmaßlich macht man das so, wenn man einen Artikel als Zweitverwertung nimmt, es aber nicht so aussehen lassen will.
Lauterbachs Expertise als Veröffentlichungsgrund für den Fokus? Problem aber auch hier: Lauterbach hat den Spektrum/Fokus-Artikel wohl nicht zu Ende gelesen.
Denn hätte er das getan, dann müsste er schon auf mit dem Nötigsten gepackten Koffern sitzen. Denn im Spektrum steht viel mehr als „nur“ der Skandal, was Spahn/Merkel/Wieler/Drosten den Kindern angetan haben und was Lauterbach weiter gefördert hat.
So lesenswert der Artikel tatsächlich, so gänzlich falsch die Schlagzeile: „RSV, Rhinoviren, Influenza: Das Rätsel um die Atemwegsinfekte bei Kindern“. Wissenschaftler warnen nämlich schon länger davor, wie schädlich es ist, die natürliche Immunisierung bei Kindern durch Lockdowns zu unterbrechen.
Problem nur: Wenn solche kritischen Stimmen diffamiert werden, dann fehlen sie am Ende für eine hinreichende wissenschaftliche Gesamtschau.
Schaut man sich an, wie beispielsweise mit Sucharit Bhakdi einer der kenntnisreichsten Fachleute auf dem Gebiet mundtot gemacht und sein Ruf ruiniert wurde oder wie ehrverletzend man mit Vertretern der Laborthese wie Roland Wiesendanger und Dr. Valentin Bruttel umgeht, dann weiß man, wie „Rätsel“ entstehen, da, wo Antworten bekämpft werden.
Lauterbach hat ein paar bemerkenswerte Absätze im von ihm selbst empfohlenen Artikel nicht an die große Glocke gehängt, dass soll hier gleich nachgeholt werden.
Zunächst noch kurz zur Zerstörung des gesunden Immunsystems der Kinder. Die Epidemiologin Berrit Lange sagt im Artikel:
„Bei RSV (Red.: Respiratorische Synzytial-Virus ) ist es nicht so, dass hier neue Varianten aufgetreten wären, sondern dass ein signifikanter Teil der Kinder die erste Infektion mit dem Virus nicht zum normalen Zeitpunkt durchgemacht hat.“
Und weiter:
„Zwei Faktoren beeinflussen, wann sich ein Kind zum ersten Mal mit RSV infiziert: ob es selbst im Kindergarten ist und ob es Geschwister hat, die im Kindergarten oder in der Grundschule sind.“
Ganz allgemein heißt es dann weiter:
„Klar ist jedenfalls, dass die alljährlichen Erkältungswellen nach der Pandemie nicht einfach ihr normales Muster wieder aufnehmen.“
Korrekter hätte es hier nicht „Pandemie“, sondern Lockdowns heißen müssen. Und Lockdowns sind keine natürlichen Ereignisse einer Pandemie.
Wenn man weiterliest, beginnt man zu ahnen, warum mittlerweile auch ein Christian Drosten das Weite gesucht und sich vorsorglich schonmal bei den sozialen Medien abgemeldet hat. Es macht den Eindruck, als wäre Anti-Dr.-Kimble auf der Flucht. Vergleichen wir das mal mit dem Haftgrund („Fluchtgefahr“) von Michael Ballweg, müssten doch im Fall Drosten alle Alarmsirenen losgehen, so denn eine Anklage formuliert worden wäre. Wurde aber gar nicht.
Gegenwind kommt auch direkt aus Lothar Wielers Institut. Im Artikel wird Silke Buda befragt, sie ist Teamleiterin Influenza am Robert Koch-Institut (RKI). Und da heißt es wiederum:
„Das Wechselspiel zwischen Viren und Bevölkerungsimmunität bedingt, dass die Wellen der Erkältungskrankheiten einerseits jedes Jahr auftreten, andererseits aber meist durch die Vorjahreswellen begrenzt werden. (…) Bei der Influenza spiele vor allem die sinkende Immunität in der gesamten Bevölkerung die entscheidende Rolle.“
Spektrum nennt Influenza „das tödlichste der saisonalen Viren“. Und das Magazin beschreibt die Sorge der Fachleute, was passiert, wenn die Influenza demnächst aus ihrer Sommerpause zurückkehrt. Aber die Sorge ist nicht die gleiche, wie in den Jahren zuvor, die Sorge ist vielfach größer, die Fachleute rätseln nämlich bereits, wie die Influenza „aus der Pandemiepause zurückkommen wird“.
Silke Buda sagt: „Ich sehe so ein bisschen mit Sorge, wie sich das jetzt mit Influenza entwickelt. Die Grippewelle ist ja zwei Wochen nach RSV gestartet und gewinnt zunehmend an Dynamik.“
Warum die Aufregung? Weil der Immunschutz in der Bevölkerung durch die Corona-Maßnahmen deutlich nachgelassen hat. Und dieser Schutz spielt bei der Grippe eine größere Rolle für die Welle als bei RSV. Hinzukommt, dass die Influenza alle Altersgruppen betrifft.
In Australien, wo die Grippewelle gemäß Jahreszeitenwechsel früher kommt, haben die Behörden schon festgestellt, dass überdurchschnittlich viele Kinder betroffen waren – nach zwei Jahren ohne Grippe möglicherweise ebenfalls ein Nachholeffekt, der sich in Europa wiederholen könnte.
„Ich finde es unglaublich schwierig zu sagen, in welche Richtung sich das jetzt entwickelt“, sagt Buda. „Aber das ist etwas, was wir sehr genau beobachten.“ Worte, die niemanden beruhigen können oder sollen.
Wenn also Karl Lauterbach schon im Sommer vor vollen Krankenhäusern warnte und damit, zumindest auf Corona bezogen, teilweise neben der Einschätzung regierungsnaher Wissenschaftler lag, dann beginnt man zu begreifen, was den Minister möglicherweise umtreibt: Nämlich die kalte Panik vor den Folgen seiner und der Politik seiner Vorgänger.
Bedenkt man dabei, dass es Grippejahre mit 20.000 und mehr Toten gab, kann man sich vorstellen, was das Corona-Regime da im Worstcase angerichtet hat, allein bezogen auf Grippe und das RS-Virus.
Diese Leute haben mutmaßlich nicht nur eine, sondern gleich ein ganzes Regal voller Pandora-Büchsen geöffnet. Und sie haben es weltweit getan, es gibt also kaum Fluchtorte auf diesem Planeten, wo man die Schuldfrage nicht stellt.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sucht verzweifelt nach einem Rettungsanker für seine nackte Haut. Ein erster Versuch: Er gibt seinen Vorgängern die Schuld. Beinahe so, als hätte sich Jens Spahn als Minister jemals gegen die Expertise von Lauterbach entschieden.
Die große selbstgestellte Aufgabe dieses Ministers wird mutmaßlich darin bestehen, zunächst einmal zu beten, dass die Influenzawelle 20022/23 so harmlos ausfallen wird, wie jene, die Australien schon hinter sich hat. Und zweitens wird Karl Lauterbach mutmaßlich alles daran setzen, den Zusammenhang zwischen Corona-Maßnahmen und daraus resultierendem, fehlenden Immunschutz zu relativieren oder ihn gar zu verschleiern.
Dafür braucht es tatsächlich eine besondere charakterliche Konstitution. Ein Normalsterblicher könnte wohl mit so einer enormen Last nur sehr schwer zu Recht kommen. Eine Bürde, die kaum zu schultern ist.
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Kommentar von Hildegard Hardt
K. Lauterbach schultert alles! Er ist nicht nur ein größenwahnsinniger Fanatiker, sondern er dürfte sogar von der Pharmaindustrie großzügig für seinen gewinnbringenden Einsatz belohnt werden.
Sollte ihn wider Erwarten der Kanzler aus dem Amt entfernen wollen, wird er sich mit aller Kraft dagegen zur Wehr setzen. Mit dem Postenverlust wäre nämlich auch der Nebenverdienst dahin und an den gewöhnt man sich bekanntlich sehr schnell.
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Kommentar von Peter Löcke
Hmm. Wie kam man eigentlich auf die 25.100 Grippetoten 2017? Das war eine Schätzung, eine Modellierung, eine Hochrechnung. Schließlich steht Influenza so gut wie nie als Todesursache Nr. 1 auf dem Totenschein. Schließlich sterben alte und vorerkrankte Menschen offiziell i.d.R. "mit" Influenza und nicht "an". Ganz im Gegensatz zu Corona. Positiver PCR-Test gleich Coronatoter. Wieler? "Wir zählen einfach durch."
Was ein Mensch mit gesundem Immunsystem problemlos wegsteckt, was sogar ein Update für den Körper ist, kann für Immunschwache tödlich sein. Das war schon immer so. "Die Lungenentzündung ist der Freund des Todes" war eine Redensart meines Opas.
Was sagte zu Anfang der Corona-Pandemie der renommierteste deutsche Pathologe Püschel? Dass die von ihm obduzierten Coronatoten ohnehin oder zeitnah gestorben wären. Eben jene Obduktionen, die das RKI lange verhinderte. Nachdem Püschel massivst diffamiert und angegriffen wurde, ruderte er zurück und es wurde still um ihn.
Es gibt übrigens einen Influenza-PCR-Test. Vielleicht sollte man den verpflichtend einführen. Jeder, der zum Todeszeitpunkt oder auch vier Wochen zuvor positiv auf Influenza getestet wird, kommt dann wie bei Corona in die Grippetoten-Statistik. 25.100 offizielle Grippetote? Nö. Vermutlich könnte man dann zukünftig eine Null dranhängen.
PS: Im Oktober 2020 machte das RKI eine Vergleichsstudie Covid vs Influenza. Höchst manipulativ in vielerlei Hinsicht. Damit wollte man die eigene Tatsachenbehauptung von Tag 1 der Pandemie, dass Corona viel schlimmer sei als Influenza, belegen. Die bizarrste Manipulation war folgende: Man nahm die jüngste Alterskohorte, also Kinder und Jugendliche, aus dem Vergleich raus. Weil das angeblich die Studie verfälschen würde. Das RKI hatte nämlich ein Problem. Keine toten Coronakinder, dafür aber viele tote Influenzakinder.
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Kommentar von Ulrich Jarzina
Interessant bei der ganzen RSV-Geschichte ist ja, dass RSV normalerweise von Kindern gut verkraftet wird. Lediglich Frühchen, Kinder mit Lungenschäden oder Immunsuppression hatten hier bereits in der Vergangenheit größere Probleme. Ansonsten bestand vor Corona normalerweise kein gesonderter Therapiebedarf. Bei Influenza konnte das u.U. anders aussehen. Hier gab es ab un an auch schwere Verläufe bei Kindern und Jugendlichen. RSV-infektionen hätten bis dato aber niemanden hinter dem Ofen hervorgeholt.
Da fragt man sich schon, was jetzt anders ist. Und vor allem frage ich mich: Haben wir es hier wirklich nur mit RSV-Infektionen zu tun? Mich würde z.B. sehr interessieren, wie der Covid-"Impf"-status der betroffenen Kinder ist. Ob sie selbst "geimpft" wurden oder z.B. in einem durch"geimpften" Umfeld aufwuchsen. In diesem Zusammenhang wäre auch eine generelle Erhebung des Immunstatus sinnvoll.
All das sollte getan werden, bevor man Politik und Medien gestattet, die nächste pandemische Sau durchs Dorf zu treiben.