„Die gefährlichsten US-Vasallen in der Bundesregierung sind die Grünen“

Lafontaine warnt: „Die USA treibt Europa in einen Atomkrieg“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

„Es ist erstaunlich, in welchem Ausmaß Politiker und Journalisten in Europa, vor allem in Deutschland, blind der brandgefährlichen US-Strategie einer weiteren Anheizung des Ukraine-Kriegs folgen.“© Quelle: © Quelle: Screenshot / YouTube, tagesschau und DER SPIEGEL, Freepik.com / FREEMAN777 und andypp, Bildmontage: Alexander Wallasch

Nach dem Austritt des Gründers aus seiner Linkspartei schien es so, als wäre Oskar Lafontaine abgetaucht oder er wollte Ehefrau Sahra Wagenknecht nicht in die Quere kommen, die nach wie vor für die Linke im Bundestag sitzt.

Der sonst viel bespielte Facebook-Account des politischen Urgesteins aus dem Saarland jedenfalls schien verwaist, ein ähnlich spannendes Warten bahnte sich an, wie etwa beim Journalisten Julian Reichelt, von dem auch jeder wissen wollte, wo er sich nach seinem Rausflug bei der Bild neu aufstellt.

Bei Reichelt war es zunächst ein Gastartikel bei Cicero. Das Magazin scheint so etwas wie eine Scharnierfunktion zwischen den Welten der Etablierten und irgendwelchen Wohnzimmerrebellen zu sein. Aber würde Oskar Lafontaine ebenfalls dieses Medium nutzen, um sich zurückzumelden? Nein, Lafontaine geht ins Exil in die Schweiz zur Weltwoche.

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Roger Köppels Publikation ist immer für eine tagesaktuelle Explosion gut. Gemessen an dem Mist, der von links kübelweise über die Weltwoche ausgeschüttet wird, hat Lafontaine also keine Mühen gescheut, seine ehemaligen Genossen aufzuscheuchen.

In der zweiseitigen Publikation geht es um die Hintergründe des Krieges in der Ukraine. Mit dem Thema hatte sich Lafontaine bei Facebook abgemeldet. In der Schweiz meldet er sich zurück mit der Schlagzeile: „Amerika treibt Europa in einen Atomkrieg.“

Ein Frontalangriff gegen alle Putinkritiker. Der immerhin ist mit seinen Truppen in die Ukraine einmarschiert, das wird Lafontaine nicht abstreiten können. Worum geht es dem ehemaligen deutschen Finanzminister und Parteivorsitzenden von SPD und der Linkspartei also?

Oskar Lafontaine möchte einen „Verhandlungsfrieden mit Moskau“. Dem ständen allerdings „Hasardeure“ aus Washington im Wege, die seinen ehemaligen Genossen Bundeskanzler Olaf Scholz „im Würgegriff“ halten.

Und wie argumentiert Lafontaine seinen Frontalangriff gegen die USA?

Zunächst ruft er dafür echte Schwergewichte als Zeugen der Anklage auf: Jimmy Carters ehemaligen Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski und George Friedman, den Chef von Stratfor, einem privaten US-Informationsdienst – oder privatem Geheimdienst? – je nach Lesart.

Brzezinski vertrat schon 1997 die These, dass die Kontrolle der Ukraine für die USA der geopolitische Dreh- und Angelpunkt sei, eine eurasische Weltmacht unter russischer Führung zu verhindern.

Und Friedman hatte Mitte 2015 in einer Rede in Chicago, aus der Lafontaine zitiert, geäußert, das Hauptziel der USA sei es seit Jahrhunderten, keine Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland zuzulassen.

Oskar Lafontaine leitet daraus in der Weltwoche Folgendes ab:

„Man versteht auch, warum die stellvertretende Außenministerin der USA, Victoria Nuland, vor Jahren freimütig zugab, dass die USA fünf Milliarden Dollar ausgegeben hätten, um eine ihnen genehme Marionettenregierung in Kiew zu installieren. Es wird dann auch klar, warum Washington seit Jahren alles unternimmt, um die Lieferung von Kohle, Öl und Gas aus Russland nach Europa zu verhindern.“

Auch der renommierte US-Ökonom Jeffrey Sachs hätte davor gewarnt, dass die US-Strategie auf einen langen Krieg in der Ukraine mit Tausenden von Toten hinauslaufe.

Lafontaine teilt anschließend gegen den versammelten polit-medialen Komplex der Bundesrepublik aus:

„Es ist erstaunlich, in welchem Ausmaß Politiker und Journalisten in Europa, vor allem in Deutschland, diese geostrategischen Zusammenhänge nicht erkennen und blind der brandgefährlichen US-Strategie einer weiteren Anheizung des Ukraine-Kriegs folgen.“

Könnte die Opposition aushelfen? Nein, Lafontaine lässt an der Union unter Friedrich Merz kein gutes Haar. Merz sei ein „Blackrock-Lobbyist“. Der CDU-Politiker wäre vor der Rückkehr ins politische Geschäft von 2016-2020 Aufsichtsratsvorsitzender bei Blackrock, dem weltweit größten Vermögensverwalter gewesen. Lafontaine erinnert in dem Zusammenhang daran, dass das Unternehmen „prächtig am Anstieg der Aktienkurse der Rüstungskonzerne mitverdient“.

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Den Sozialdemokraten fehlten heute die Entspannungspolitiker, führt Lafontaine weiter aus, die noch gewusst hätten, „dass Sicherheit in Deutschland und Europa nur gemeinsam mit der Atommacht Russland erreicht werden kann“.

Und dann knallt die Lafontaine-Peitsche gegen die Grünen. Und sie knallt heftig. Und so herrlich laut, dass hier diese Auspeitschung der Grünen in voller Länge wiederholt werden darf:

„Die konsequentesten und gefährlichsten US-Vasallen in der Bundesregierung und im Deutschen Bundestag sind die Grünen, deren einstiger Vormann Joschka Fischer mit seiner späteren Geschäftspartnerin Madeleine Albright Deutschlands Beteiligung am völkerrechtswidrigen Jugoslawienkrieg vorantrieb. Man dachte, es könne nicht schlimmer kommen, aber die neue Außenministerin Annalena Baerbock bedient sich schon mal faschistoider Sprache und will Russland 'ruinieren'. Sie steht nach eigenem Bekunden auf den Schultern der kürzlich verstorbenen Madeleine Albright, die den Tod von 500.000 irakischen Kindern durch US-Sanktionen rechtfertigte. Man stelle sich das Geschrei der Grünen vor, wenn der russische Außenminister Lawrow den Tod von 500.000 ukrainischen Kindern, mit welcher Begründung auch immer, rechtfertigen würde.“

Aber was möchte Oskar Lafontaine, was ist sein Allheilmittel? Er will ein Ende westlicher Waffenlieferungen in die Ukraine mit der Begründung, dass niemand ernsthaft glauben könne, „die Atommacht Russland könne es sich in der weltpolitischen Lage leisten, den Ukraine-Krieg zu verlieren“.

Hier muss man Lafontaine allerdings entgegenhalten, dass es sich die Atommacht USA durchaus hatten leisten können, ein paar Kriege zu verlieren, angefangen von Vietnam bis zu Afghanistan und dem Irak.

Am Samstag hat ein kleiner Parteitag der Grünen mit großer Mehrheit die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine bekräftigt.

Für Lafontaine sind das „fanatische Waffenlieferer“, die dann mitverantwortlich sein werden für „die täglich steigende Zahl der Toten“ des Krieges in der Ukraine. Steigende Waffenlieferungen wären auch das Mantra der Biden-Regierung, „die Russland um jeden Preis schwächen will, ohne Rücksicht auf die Toten“.

Lafontaine will weiterwissen, ob denn der Ukrainekrieg so lange dauern soll wie der Krieg in Afghanistan:

„Warum lernt die deutsche Politik nicht aus den Fehlschlägen der US-geführten Interventionskriege, an denen sich die Bundeswehr beteiligt hat?“

Hier scheint allerdings derselbe Denkfehler impliziert wie schon zuvor: Denn jetzt steht die Weltmacht auf der anderen Seite. Und folgt man dem Bild Lafontaines, dann nähme die Ukraine hier die Rolle der „siegreichen“ Vietnamesen und Afghanen ein.

Licht am Ende des Tunnels sieht Lafontaine in einer gemeinsamen Forderung von Macron und Scholz, die Neutralität der Ukraine und eine Autonomie für den Donbass anzustreben. Die Rivalität der Weltmächte USA, Russland und China zwängen Europa dazu, alles zu versuchen, nicht in eine nukleare Auseinandersetzung dieser Großmächte hineingezogen zu werden.

Lafontaine erinnert an Charles de Gaulle, der nach dem Krieg aus gutem Grund darauf bestanden hätte, Frankreich zur Atommacht zu machen. Und an den großen Sozialdemokraten und Bundeskanzler Willy Brandt, der schon damals gewusst hätte, dass Frieden und Entspannung in Europa nur gegen Widerstände Washingtons durchgesetzt werden können.

Wirklich abenteuerlich findet Oskar Lafontaine den Versuch der deutschen Politik, der Entspannungspolitik mit Russland die Schuld für die derzeitige Entwicklung zu geben. Noch nie, so Lafontaine, wäre deutlicher geworden, welches Ausmaß die US-Propaganda hätte und wie diese die Medien und die politische Debatte in Deutschland bestimme.

Lafontaine erinnert noch einmal daran, dass es die Entspannungspolitik der sechziger Jahre war, die hingeführt hätte zu einem „stabilen Frieden in Europa“, hin zum Fall der Mauer und einem Rückzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland und Osteuropa.

Diese für Lafontaine positive Entwicklung hätte ein jähes Ende gefunden mit der Politik der Konfrontation mit der Nato-Osterweiterung und einer zunehmenden Einkreisung Russlands.

Das Fazit von Oskar Lafontaine klingt dann alles andere als rosig:

„Wenn es nicht bald gelingt, einen Verhandlungsfrieden zu erreichen, steigt die Gefahr eines Nuklearkriegs, weil die Verantwortlichen in Moskau mit dem Rücken zur Wand stehen und die Hasardeure in Washington seit Jahren glauben, man könne einen Nuklearkrieg auf Europa begrenzen.“

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