Zoff in der Werteunion

Krall und Otte werfen hin – Maaßen spricht von einem „notwendigen Gewitter“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 15)

"CDU/ CSU sind unsere bevorzugten Partner."© Quelle: Wikipedia / WerteUnion, Screenshot

Markus Krall und Max Otte haben heute via Twitter ihren Rückzug aus der „WerteUnion“ bekannt gegeben. Was steckt dahinter? Ein Statement von Dr. Maaßen erhielt Alexander-Wallasch.de kurz nach 22 Uhr.

Markus Krall und Max Otte haben heute via Twitter ihren Rückzug aus der Werteunion bekannt gegeben. Beide hatten im Verein bzw. Förderverein bzw. in der geplanten Partei unterschiedliche Rollen: Otte hatte so gut wie keine mehr, und Markus Krall hatte bereits angekündigt, dass er bis zur Bundestagswahl beruflich stark eingebunden sein werde. Leider kam bei ihm eine schwere akute Erkrankung hinzu, er befindet sich auf dem Weg der Besserung.

Max Otte teilte per Twitter heute mit:

„Die Aussagen aus den Reihen der WerteUnion lassen zweifeln, dass die Partei geeignet ist, die Politikwende in Deutschland mitzugestalten. Sie deuten stattdessen auf erhebliche politische Fehleinschätzungen und Selbstüberschätzung hin. Mit dem heutigen Tag trete ich aus der #WerteUnion aus.“

Und Markus Krall schrieb ebenfalls am Abend in aller Kürze:

„Hiermit gebe ich bekannt, dass ich heute aus der Werteunion ausgetreten bin.“

Alexander-Wallasch.de sprach zunächst mit Markus Krall mit der Bitte um eine Begründung für sein Aufkündigung der Zusammenarbeit.

Dr. Krall spricht von zu vielen Missverständnissen, die immer wieder unter großem Kraftaufwand geradegebogen werden mussten. Man könne diese Dinge auch nicht ruhen lassen, so Krall, weil sie sich weiterentwickelten und weil er selbst insbesondere auch gegenüber seiner libertären Basis eine bestimmte Verantwortung trage. Er wolle sich da nicht vorwerfen lassen, einen falschen Weg weiterzugehen.

Die etwa zeitgleiche Absage gemeinsam mit Otte bezeichnet Krall als eben das: eine nur zeitgleiche Absage, mal davon abgesehen, dass er offenbar nicht der Einzige sei, der ein Problem mit der Kommunikation beobachte. Das könne die Koinzidenz zu Otte sein. Dass Otte und er sich kennen, habe aber mit der Sache nichts zu tun, das könne er definitiv verneinen.

Das Statement von Dr. Maaßen zu den Absagen von Krall und Otte klingt dann kurz nach 22 Uhr gegenüber Alexander-Wallasch.de folgendermaßen:

„Ich glaube, dass dieses Gewitter jetzt notwendig ist und wir uns von manchen Leuten trennen, die nicht zu uns passen. Viele haben nicht verstanden, dass die WerteUnion nicht der Mehrheitsbeschaffer der AfD ist, und auch nicht der kleine Hund, der hinter der AfD herläuft. Wir sind eine eigenständige Partei, die ein eigenes Programm und eigene Ziele verfolgt. CDU/ CSU sind unsere bevorzugten Partner, WENN und SOWEIT sie bereit sind, sich auf unsere Positionen einzulassen und damit eine Politikwende zu ermöglichen. Und wenn sie es nicht tun, was derzeit leider so aussieht, werden wir auch mit anderen zusammenarbeiten.“

Das ist deutlich und wiederholt noch einmal jene Grundhaltung, die mutmaßlich zur Absage von Krall und Otte geführt haben.

Wie ist das nun alles zu beurteilen, wie lassen sich die unterschiedlichen Positionen auseinanderhalten, die hier offensichtlich zusammengeprallt sind und zum Crash geführt haben?

Bei Dr. Maaßen klingt es nach einem reinigenden Gewitter. Er hatte in der Vergangenheit seine Mitgliedschaft in der „WerteUnion“ ruhen lassen, damals, als Max Otte den Verein führte und sich in dieser Rolle der AfD angedient hatte als aussichtsloser Präsidentschaftskandidat gegen Steinmeier.

Und was Markus Krall angeht, ist das nicht die erste Auseinandersetzung innerhalb dieser von Krall im Vorfeld so lange als Dreamteam gehypten Verbindung. Eine Verbindung, die aus der Perspektive von Maaßen schon einmal deutlich gestutzt und – das darf man jetzt mutmaßen – offensichtlich bis zur Parteiwerdung noch nicht als endgültiger Schnitt verkauft wurde, um zusätzliche Wellen bei der komplizierten Parteiwerdung zu vermeiden.

Dr. Krall ist ein ausgewiesener und exzellenter Wirtschaftsfachmann. Die Frage, die sich hier stellt, und die bisher weder er noch Dr. Maaßen beantwortet haben: Inwieweit passen die libertären Ideen eines Markus Krall mit der Aufgabe zusammen, die sich Hans-Georg Maaßen vorgenommen hat, nämlich eine grundlegende Renovierung des Schadens, den Deutschland an den Merkel-Regierungen und der Ampel genommen hat?


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Die Arbeit am Parteiprogramm muss hier echte Reibungspunkte geliefert haben, andere schrieben zudem jetzt mit am Wirtschaftsteil im Programm, wo Krall möglicherweise seine Positionen nicht ausreichend wiederfand – zu allem Überfluss wurde alles auch noch einmal zusammengedampft.

Man kann es nur mutmaßen, aber ein weiterer Reibungspunkt muss der Zugang zur Mitgliedschaft in der Partei gewesen sein. Die einen sagen, auf der Veranstaltung zur Parteiwerdung des Vereins in Erfurt sei zugesichert worden, dass alle Vereinsmitglieder in die Partei einziehen können. Andere sagen, dies sei jetzt aber doch nicht mehr ohne weiteres möglich.

Solche Scharaden kennt man allerdings bereits von der Wagenknecht-Partei, die sich überraschend höchst zugeknöpft für neue Mitglieder zeigt. Bei der Partei „WerteUnion“ soll das nur ein Missverständnis sein?

Ein weiterer Punkt ist die Haltung von Hans-Georg Maaßen bzw. des neu gewählten Vorstandes der Partei „WerteUnion“ gegenüber der CDU. Das stößt jene vor den Kopf, die den Etablierten den Kampf angesagt haben. Die CDU ist für sehr viele ausgewiesenes Feindesland, noch mehr nach der jüngsten Annäherung von Friedrich Merz an einem potentiellen grünen Koalitionspartner.

Die alles entscheidende Frage ist allerdings dann doch recht einfach: Wäre die CDU/CSU mit einem Koalitionspartner „WerteUnion“ in der Lage, sich zu erneuern und sich aus dem woke-grünen Würgegriff zu befreien?

Dr. Maaßen glaubt offenbar daran, dass so eine Erneuerung bzw. Renaissance der Union noch möglich ist, wenn auch ohne Friedrich Merz, der seine Entscheidung für eine schwarz-grüne Koalition bereits getroffen hat.

Aber wer sollen hier die Kräfte sein, welche die Union mit einem Juniorpartner „WerteUnion“ wieder auf einen anti-woken Kurs bringen für Deutschland? So ein Stimmungswechsel kann wohl nur von der Basis ausgehen.

Eine endgültige Absage an eine wie auch immer geartete Verständigung mit der AfD kann man bei Dr. Maaßen nicht herauslesen. Und angesichts der kommenden Wahlen in drei neuen Bundesländern wäre das ein besonders schwieriger Weg. Die AfD ist in allen drei Umfragen stärkste Kraft. Sollte die „WerteUnion“ die Fünfprozenthürden überspringen, wird sich die AfD nicht sperren, mit ihr zusammenzuarbeiten, diese Sorge muss Maaßen nicht haben.

Auch kann man die andauernden Parteiverbotsdiskussionen in Richtung AfD nicht gänzlich ignorieren. Noch ist nicht klar, wohin hier der Weg führt, was sich zuspitzen könnte. Möglicherweise ist eine Koalition der „WerteUnion“ mit der Union dann die einzig verbleibende Chance, das Zerstörungswerk der Ampelparteien noch zu stoppen.

Viele Fragen, viele Unbekannte und ein reinigendes Gewitter. Ein guter Zeitpunkt für so etwas existiert wohl nie. Die Aussage „besser früher als später“ ist hier so unbefriedigend, wie sie auch nicht von der Hand zu weisen ist.

Ein Reibungspunkt – und hier insbesondere mit der Basis des Vereins "WerteUnion" – mag auch die limitierte Zusammenstellung der 40 Musketiere gewesen sein, die auf dem Rhein das Programm beschlossen hatten. Die Einladungspolitik zu diesem Event – so war zu hören – war selbst für den einen oder anderen Eingeladenen eine Überraschung. Während sich wiederum andere wunderten, nicht eingeladen worden zu sein.

Die „WerteUnion“ teilt am späten Abend per Twitter mit:

„Wir bedauern natürlich sehr, dass Dr. Markus Krall und Prof. Dr. Max Otte heute den WerteUnion-Förderverein verließen, wünschen beiden jedoch weiterhin privat, beruflich und auch politisch alles Gute.“

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