Angst essen Seele auf – Poller als Therapie: Niemand hat vor, eine Mauer zu bauen …

Heißer Herbst – kalter Beton: Der Bundestag verschanzt sich vor seinem Volk

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

Eine Betonsperre soll vor möglichen Angriffen schützen. Fürchtet man, dass der Krieg in der Ukraine über aufgebrachte Flüchtlinge den Reichstag erreicht oder geht es gegen das eigene Volk?© Quelle: https://twitter.com/gtzfrmming/status/1581944240757579776?s=48&t=jheiBpqtpImAzrYH1Y74tA

Ein Graben, Poller, Steinklötze und jetzt noch eine Betonsperre: Nie war die Distanz zwischen Bürger und Parlament so groß. Jetzt auch noch weithin sichtbar.

Der ursprüngliche Plan sah anders aus, die neuen Sicherungsmaßnahmen und Schutzwälle gegen das Volk, gegen böse Demonstranten, sollten unsichtbar sein, versteckte Gräben, als ginge es darum, Angreifer vor der Burg mit einem Feuergraben zu überraschen.

Und das ist tatsächlich das Einzige, was hier noch fehlt, möchte man sarkastisch anfügen: Eine Vorrichtung, die eine brennbare Flüssigkeit in den Graben vor dem Bundestag einleitet, die jederzeit eine Feuerwand erzeugen kann. Mittelalter reloaded, Bundespolizei demnächst mit der Armbrust unterwegs.

Mit Beschluss vom 6. Juli 2018 genehmigte die Kommission des Ältestenrates für Bau- und Raumangelegenheiten ein „Aha-Graben“ genanntes Bauwerk vor dem Reichstag.

Im Bericht des Bundestages zur Genehmigung heißt es auf der Webseite des Bundestages:

„Der Graben ist als sogenannter ‚Aha‘-Graben ausgebildet. Mit dem ‚Aha‘-Graben wird ein seit dem 19. Jahrhundert gängiges Gestaltungselement der Gartenbaukunst, dessen Ursprünge in der Planung englischer Landschaftsparks liegen, aufgegriffen und neu interpretiert. ‚Aha‘-Graben bedeutet, ein von der Hausseite unsichtbarer Graben mit dem Anwesen begrenzender Funktion, der im Gegensatz zu Mauer oder Zaun für den Blick in die Ferne unsichtbar ist und damit die Grenze zwischen Garten und umgebende Landschaft als dessen Fortführung erscheinen lässt. In der Variante 1 ist der ‚Aha‘-Graben mit einer oberflächigen Gesamtbreite von circa zehn Metern, im Gelände hinunterführend auf minus 2,5 Meter geplant, sodass die Sicherheitsabgrenzung über die Tiefe des Grabens erfolgt, und ein freier Blick auf das Reichstagsgebäude gewährleistet ist.“

Steht da tatsächlich so: „ein seit dem 19. Jahrhundert gängiges Gestaltungselement der Gartenbaukunst“. Nein, so ein Graben ist ein seit eintausend Jahren gängiges Gestaltungselement der Kriegskunst, vor Burgen und Schlössern zum Schutz des Adels vor Angriffen von Feinden von außerhalb: Wir da drinnen, Ihr da draußen.

Was vom Bundestag geplant war, als unsichtbare im Erdboden versteckte Barriere, reicht den sich selbst vor dem mutmaßlich auflaufenden Pöbel schützenden Politikern aber nicht mehr. Aktuell wurde eine breite Betonsperre aufgebaut.

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