Die Stiftung beauftragt das Meinungsforschungsinstitut Kantar, die tatsächlich liefern und sagen, dass ein Bündnis Sahra Wagenknecht für die Linkspartei keine Gefahr bedeute, viel eher für die AfD. Lustig daran ist beispielsweise, dass die Medien auch brav über diese Kantar-Umfrage berichten, die Stiftung der Linkspartei als Auftraggeber aber unter den Tisch fallen lassen.
Bevor der Frage nachgegangen werden soll, wozu dass alles gut ist, ein kurzer Blick darauf, was Kantar für die Linkspartei herausgefunden haben will: Die Rosa-Luxemburg-Stiftung titelt schon mal richtungsweisend vorne weg: „Kaum Überschneidungen zwischen Wähler*innenpotenzial“. Aber wie bekommt man die mickrigen 4 oder knapp 5 Prozentpunkte der Linkspartei verdickt, wo Wagenknecht in Umfragen bald dreimal so fett gehandelt wird?
Indem man von einem „Wähler*innenpotenzial der Partei DIE LINKE“ spricht, dass derzeit bei 15 Prozent liegt. Und indem man das Potenzial von Sahra Wagenknecht unterschlägt.
Ach je, man kann es nur mit Fremdscham zu Ende lesen, was die linke Stiftung sich da zusammengefingert hat. Zu Wagenknecht heißt es lapidar: „Die veröffentlichten Werte für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erscheinen dagegen überschätzt.“ Und über das „Wähler*innenpotenzial“ der Linke selbst: „Vor allem im Osten der Republik ist es stabil und hoch.“ Bei Wagenknecht etwa nicht?
Die Linke weiß, dass ihre Stammwähler aus den ärmeren Bevölkerungsschichten kommen. Aber warum glaubt die Stiftung dieser Partei obendrein, diese armen Wähler wären auch noch blöde?
Erlösende Antwort von Kantar an die Linkspartei: „Insbesondere AfD- und FDP-Anhänger könnten sich vorstellen, eine Wagenknecht-Partei zu wählen.“
Es wird noch amüsanter. Im Kleingedruckten der Präsentation der erlösenden Kantar-Umfrage steht geschrieben, warum diese Studie so positiv für die Linkspartei ausgefallen ist: „Die Auswertung der von Kantar erhobenen Daten erfolgte durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.“
Mit anderen Worten: Die Stiftung hat Kantar in Auftragsbuch geschrieben: Ihr haltet bitte die Klappe, was Eure Zahlen wirklich bedeuten, darüber behalten wir die Deutungshoheit.
Die Kantar-Ergebnisse sollen danach angeblich auch Folgendes belegen:
„Mit Blick auf Altersstruktur, Haushalteinkommen und Berufstätigkeit lässt sich schlussfolgern, dass BSW vergleichsweise viele Rentner*innen anspricht, während Beschäftigte mit niedrigen Einkommen und Erwerbslose mehr zur LINKEN tendieren.“
Die Interpretationen der Studie durch die Stiftung sind regelrecht peinlich. Die Behauptung, Wagenknecht hätte „gerade im Osten“ gute Chancen, sei aus den hier folgenden Gründen falsch (Zitat der Rosa-Luxemburg-Stiftung):
„Im Osten verfügt DIE LINKE derzeit über ein Potenzial von 18 Prozent, BSW von 13 Prozent. Der Wert für BSW liegt nur leicht über dem Potenzial im Westen von 12 Prozent, DIE LINKE liegt im Westen bei einem Potenzial von 14 Prozent.“
Unabhängig davon, wie diese Zahlen entstanden sein mögen, so lag die Linke bei der ersten INSA-Umfrage mit Wagenknecht bei unter 5 Prozentpunkten und das Bündnis Sahra Wagenknecht bei 12 Prozentpunkten. Da erstaunt es doch, dass die Stiftung der Linkspartei das Wählerpotenzial nach Kantar genau umgekehrt auslesen will.
Aber wie geht das? Die Stiftung erklärt es am Beispiel der AfD: Die hätte zwar tolle Umfragewerte, aber das „Wähler*innenpotenzial“ wäre schon zu zwei Drittel ausgeschöpft, während die Linkspartei ihr Potenzial nur zu 22 Prozent ausschöpfe. Von einem „Ausschöpfungsgrad“ ist die Rede!
Oder anders gesagt: Wenn wir wollen, dann sind wir viel beliebter. Die anderen (AfD und Wagenknecht) sind zwar aktuell viel beliebter, aber sie können im Gegensatz zu uns nicht noch viel beliebter werden. Bildhaft erklärt: In ein volles Glas Wasser passt weniger Wasser, als in ein leeres Glas Wasser. Also löscht das leere Glas Wasser den Durst potenziell besser. Oder noch einfacher und mal ganz grob formuliert: Wenn ich nicht so hässlich wäre, sehe ich nicht so scheiße aus.
Aber worum geht es hier? Die AfD soll geschwächt werden. Diese über die Brav-Medien verteilte Pinocchio-Interpretation der Kantar-Studie soll Wählern der Linken klar machen, dass ein Wechsel zu Sahra Wagenknecht nur was für Nazis ist. Und gleichzeitig will man den Nazis sagen: Hey, viele von Euch wollen Wagenknecht wählen – mach Du das doch auch!
Sahra Wagenknecht wird als Marionette der etablierten Parteien gegen die AfD aufgestellt. Und Wagenknecht scheint selbst der Auffassung zu sein, dass sie am bequemsten bei der AfD wildern kann, bei den Linken hat sie Beißhemmung, denn noch ist nicht bekannt, wie Wagenknechts Illoyalität gegenüber der Linkspartei überhaupt von den Wählern bewertet wird.
Aber so ganz geheuer ist Sahra Wagenknecht dann doch nicht, welche Geister sie da rief. So schickte sie schon frühzeitig eine Wählerbeschimpfung voraus: „Extremisten und Spinner müssen draußen bleiben“.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Der geneigte Beobachter erkennt sofort, dass Sarah/Sahra W. Ihrem Vorbild Rosa Luxemburg (1871 - 1919), geboren als Rozalia Luxenburg in Zamość, Kongresspolen, Russisches Kaiserreich, in Handeln, Tun, selbst im Aussehen mit Duttfrisur, gleichen tut. Luxemburg war eine einflussreiche Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung, des Marxismus, Antimilitarismus und des proletarischen Internationalismus. Wagenknecht versucht sich monatlich in den Talkschausesseln der Öffentlich-Rechtlichen Anstalten, um diesen "...alten Wein in neuen Schläuchen..." zu vermarkten!
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Kommentar von Karl Eduard
Im Prinzip ist doch sowieso jeder der nicht links wählt ein natsie. Also ist die "Studie" doch einmal mehr nur ein Stück aus der Propagandaschmiede der links-grünen Blase. Wer heutzutage noch solche "Studien" ernstnimmt bzw sich überhaupt aus dem Mainstream informiert ist rettungslos verloren. Das einzig gute ist dass man spätestens ab der nächsten Wahl weder die Linkspartei noch die dazugehörige Stiftung weiterhin ertragen muss.
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Kommentar von Hans-Joachim Gille
Man darf Frau Wagenknecht politisch = Oskar setzen. Wenn ich mich recht erinnere, erzielte die Linke bei der vorletzten Landtagswahl im Saarland (Dank Oskar) 12,5% (die AfD auf knapp über 6%). Nachdem Oskar kurz vor der letzten Landtagswahl die Linke verließ, kam die Linke noch auf 2,5%. Also hatte sich die Linke früher von den 10% saarländischen Nazis wählen lassen. Stellt sich da nicht auf der Linken die Frage, warum die Nazis früher so gerne die Linke wählten?
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Kommentar von F. Lo
Ich gebe zu: Es fällt mir schwer, die Studie in ihrer Methode nachzuvollziehen, jedenfalls auf Basis der Pressemitteilung der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Der intellektuelle Kunstgriff liegt zweifellos bei dem Schlüsselbegriff „Wähler*innenpotenzial“. Die normale Wahlumfrage: Wenn jetzt Wahlen wären, welche Partei würden Sie wählen? erbrächte doch etwas griffigere Ergebnisse.
Wer sich „vorstellen kann“, eine bestimmte Partei zu wählen, muss das in der Wahlkabine nicht unbedingt tun. Zumal sowohl bei der Linken als auch dem BSW noch unklar scheint, mit welchem konkreten Wahlprogramm (und welchen zentralen Politikern) sie überhaupt künftig bundesweit oder EU-weit antreten werden. Dies dürfte auch die Frage, ob man es für möglich hält, beiden seine Stimme zu geben, beeinflussen. Und wenn man sich „vorstellen“ kann, zwei Parteien zu wählen (etwa zwischen der Linken und den Grünen schwankt) oder drei, hat man eben in praxi am Wahltag die Qual der Wahl.
Interessant wäre dennoch, wie die absoluten Wählerpotenziale aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien neben den 15% Linke und 12% BSW aussehen? Zumindest für die AfD erfährt man es ja in dem Kurzbericht der Stiftung: laut Kantar 17% (16% im Westen, 23% im Osten). Das hieße allerdings nach meinem Verständnis, dass die AfD-Werte bei den klassischen Sonntags-Wahlumfragen momentan höher lägen als ihr „Wähler*innenpotenzial“. Wie so ein genannter Ausschöpfungsgrad (tatsächlich realisiertes Potenzial) von 64 Prozent zustande kommt, scheint unklar. Bei den sonstigen Parteien werden geringere Ausschöpfungsgrade zwischen 18 und 50 Prozent festgestellt (FDP 18%, Linke 22%, SPD 32%, Union 44%, Grüne 50%). Was wohl bedeuten soll, dass die konkrete Anzahl der Wähler/Unterstützer dieser Parteien deutlich hinter den theoretischen „Wähler*innenpotenzialen“ zurückbleibt. „Wähler*innenpotenziale“ als abstrakte Sympathiewerte sind also nicht alles.