Pech für Claudia: Bis hin zur Polizeiuniform eine große Farce und eine naive Sympathieträgerin

Eislauflegende Claudia Pechstein gnadenlos von Friedrich Merz verheizt

von Alexander Wallasch (Kommentare: 14)

„Öffentliche Verkehrsmittel ohne ängstliche Blicke nutzen zu können, gehöre zu Problemen, die besonders Ältere und Frauen belasteten.“© Quelle: ZDF / Berlin Direkt Screenshot

Das ist wirklich zum Kringeln, jetzt schiebt Friedrich Merz, der CDU-Chef und Oppositionsverweigerer im Deutschen Bundestag schon die respektable Eisschnelläuferin Claudia Pechstein in Polizeiuniform vor, damit er sich nicht selbst zur zweiten großen Migrationskrise äußern muss.

Einer Krise, die genauer betrachet die Fortsetzung der ersten großen Zuwanderungskrise mit noch günstigeren Zuwanderungschancen für jedermann ist.

Es ist gespenstisch. Denn so sympathisch, so authentisch und wahrhaftig die Kritik der Sportlerin auf dem CDU-Grundsatzkonvent war, so schwach war sie letztlich inhaltlich, wenn sie nur wiederholt, was in dutzenden Debatten von wechselnden Protagonisten immer wieder neu erfolglos debattiert wird:

Warum werden jene nicht abgeschoben, die kein Asyl bekommen haben?

Die Antwort ist so einfach, wie sie seit 2015 auf verstörende Art und Weise liegengelassen wird. Warum? Weil niemand von den etablierten Parteien einschließlich der CDU seit der merkelschen Verweigerung die deutschen Außengrenzen zu schließen, ein Interesse daran hat.

Friedrich Merz ist ein Untoter, der sich aus der Politik längst verabschiedet und sich in den Augen vieler dem Bösen selbst verschrieben hatte – die „Welt“ fragte 2018: Ist Blackrock böse – oder nur gefährlich? – um dann plötzlich wie ein Phönix aus der Asche wieder auf der politischen Bühne als potentielle Ablösung von Angela Merkel aufzutauchen, die ihm einst alle weiteren Aufstiegschancen versagt hatte.

Wer hatte Merz damals wieder in die Medien gedrückt? War das Wolfgang Schäuble? Wohl unter anderem auch der.

Friedrich Merz erklärt heute den öffentlich-rechtlichen Medien, er fände die Rede von Frau Pechstein „brillant“. Aber Merz fand den Auftritt vor allem deshalb brillant, weil niemand aus seinem Umfeld und am wenigsten er selbst später auf die Aussagen von Pechstein festgenagelt werden kann.

Abgesehen von einem mittels einer Polizeiuniform erzeugten Sturm im Wasserglas ist schlicht nichts passiert, dass später satisfaktionsfähig wäre. Frau Pechstein bekleidet bei der CDU selbstredend kein relevantes Amt. Es hätte jeder dort sprechen können, um der CDU für den Moment ein irgendwie der Massenzuwanderung gegenüber kritisches Gewand überzustülpen – nein, einen Tarnanzug.

Und dort hat auch nicht Hans-Georg Maaßen gesprochen als Vorsitzender der WerteUnion in der CDU. Aber warum eigentlich nicht, wenn es bei diesem Termin doch um ein CDU-Programmkonvent gegangen ist?

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Laut ZDF hatte Pechstein in ihrer kurzen Ansprache gefordert, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben. Das sorge für mehr Sicherheit im Alltag. Und weiter:

„Öffentliche Verkehrsmittel ohne ängstliche Blicke" nutzen zu können, gehöre zu Problemen, die besonders Ältere und Frauen belasteten. Verbesserungen dort sollten wichtiger sein, "als darüber nachzudenken, ob wir ein Gendersternchen setzen oder ob ein Konzert noch deutscher Liederabend heißen darf oder ob es noch erlaubt ist, ein Zigeunerschnitzel zu bestellen". Pechstein sprach sich auch für ein traditionelles Familienbild aus, Kinder wollten "Mama und Papa".

Strenggenommen sind das strunznormale und unspektakuläre traditionelle Forderungen der CDU, die allerdings längst nichts mehr mit den Wünschen und dem Wollen der versammelten CDU-Führung zu tun haben. Merz und Co haben aber angesichts der wachsenden Zustimmung für die AfD verstanden, dass mal wieder jemand auf einem CDU-Event so tun muss, als gäbe es diese Werte noch.

Und nun wird’s kniffelig: Weil diese traditionellen Werte von der CDU-Führung und dort von jedem einzelnen Funktionär mit Blick auf die AfD als Nazikram identifiziert wurden, kann man sich zu diesen Werten längst nicht mehr bekennen, ohne sein Gesicht zu verlieren oder für einen WerteUnion-Sympathisanten gehalten zu werden.

Und da kommt nun Claudia Pechstein gleichzeitig als Bauernopfer wie als vermeintliche Bestätigung traditioneller CDU-Positionen in der Partei daher. Was passiert daraufhin? Das ZDF will in kürzester Zeit im Netz recherchiert haben, dass „viele Nutzer Pechstein rechtspopulistisches Gedankengut und Hetze“ vorwerfen.

Und Friedrich Merz hält sich selbst für einen furchtbar Gerissenen und spielt den Naiven. Aber mal ernsthaft, was soll der Mann auch gegenüber einem Theo Koll bei „Berlin direkt“ des ZDF zu befürchten haben? Nichts.

Merz verweist darauf, dass man 16 Jahre in der Regierung gewesen sei und nun erst 16 Monate in der Opposition. Was der CDU-Chef hier allerdings vergisst, sind die Geschwindigkeit der Vorhaben der Ampelregierung und, noch schlimmer, die grotesken Zustimmungen der Union zu diesen Vorhaben. Hier ist niemand in Wartestellung, sondern vielmehr in Warteschleife geparkt, dass man mit den Grünen bald mal mitregieren darf.

Die CDU sei auf dem Weg, „noch einmal ihre Positionen zu überprüfen, noch einmal wirklich durchzulüften“, sagt Merz. Und es klingt nicht nur wie Geschwätz aus der Vorhölle des Gagameters, es ist exakt das.

Die CDU hat tatsächlich nur noch die eine letzte Möglichkeit auszulüften oder besser auszumisten: Sie muss gnadenlos und ohne jede Rückversicherung endlich die Merkel-Porträts aus der Parteizentrale räumen und Pechsteins berechtigte Kritik an den Folgen einer anhaltenden Massenzuwanderung mit der dafür Hauptverantwortlichen zusammenbringen.

Merz spricht von 16 Jahren CDU-Regierung. Aber das waren eben auch 16 Jahre einer wachsenden Pöstchenmaschinerie und einer unheilvollen Vernetzung mit linken Nichtregierungsorganisationen und dem gesamten radikalen Vorfeld der Grünen und der SPD.

Merz hätte hier sogar die Chance gehabt, aufzuräumen, er kam ja aus dem Off dazu, aber diese Chance hat er wissentlich liegenlassen und sich, zu faul zum Aufräumen, einfach innerhalb der CDU auf diesen Merkelmisthaufen gesetzt, dort, wo die Kanzlerin ihren Abdruck im Sitzpolster hinterlassen hat.

Frau Pechstein kann einem wirklich leidtun, so einem Blender aufgesessen zu sein, und womöglich noch anzunehmen, an diesem Mann sei irgendetwas gut für Deutschland. Pechstein ist gut für Merz. Und es wird die Polizistin und Sportlerin leider einiges kosten. Hoffen wir für sie, dass sie wenigstens dahinterkommt.

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