Pürner mit Wagenknecht – Frank mit Maaßen

Dr. Gunter Frank geht zu Maaßens WerteUnion

von Alexander Wallasch (Kommentare: 6)

Parteigründung am Samstag in Erfurt© Quelle: Dr. Gunter Frank

Gunter Frank ist in die WerteUnion eingetreten. Und er ist am Samstag in Erfurt mit dabei, wenn Hans-Georg Maaßen die WerteUnion von der CDU abspalten und eine eigene Partei gründen will.

Dr. Gunter Frank führte viele Menschen sicher durch die Corona-Jahre. Er machte Hoffnung, seine Analysen waren für viele Seelenkost in einer düsteren Zeit. Jetzt findet es der Heidelberger Arzt und Beststeller-Autor an der Zeit, politisch aktiv zu werden.

Exklusiv im Interview am Vorabend der Gründung der Partei „WerteUnion“ in Erfurt:

Sind Sie jetzt der Dr. Pürner von Hans-Georg Maaßen und der WerteUnion (Pürner tritt für das Bündnis Sahra Wagenknecht an)?

(Lacht) Mir ist klar geworden, dass man im Jahr 2024, wenn man sich für gute Medizin einsetzt und das auch durchsetzen will, dann muss man politisch werden. Es reicht nicht mehr, das medizinisch bessere Argument zu haben, heute ist alles politisch. COVID-19 war die erste ausschließlich politisch behandelte Erkrankung. Und deswegen ist es für mich folgerichtig, dass ich mich politisch engagiere.

Ich habe aber in der Tat hier bisher noch keine Heimat gefunden. Und ich bin absolut begeistert von der Art und Weise, wie Herr Maaßen den Ton trifft und auch diese Neugründung erklärt. Ich werde mich für diese neue Partei engagieren, weil ich glaube, dass man sie braucht, dass sie fehlt.

Sie sind bekannt für ihre Empathie, nicht nur in ihrer Rolle als Hausarzt. Sind Sie damit nicht näher bei Sahra Wagenknecht als bei der WerteUnion?

Ich habe beide kennengelernt, Frau Wagenknecht und Herrn Maaßen. Beide schätze ich sehr als Personen, reflektiert, zuhörend, auch Frau Wagenknecht. In der Tat habe ich mir das überlegt. Ich glaube nur, dass Frau Wagenknecht eine Organisationsform gewählt hat, die nicht die richtige Therapie finden wird. Sie stellt die richtige Diagnose, aber die Therapie kann ich nicht sehen, weil sie aus nachvollziehbaren Gründen – die sicherlich im organisatorischen und operativen Bereich liegen – auf bewährte Parteistrukturen setzt.

Aber wenn man sich einfach nur anguckt, wer in dieser neuen Partei maßgeblich das Sagen haben wird, sind das Leute, deren Abstimmungsverhalten ich im Bundestag ablehne. Ich fürchte, die Genannten sind mehr Teil des Problems als Teil der Lösung. Vor der Person Sahra Wagenknecht habe ich allergrößte Hochachtung. Ich hätte natürlich noch lieber gesehen, dass beide – Wagenknecht und Maaßen — zusammen eine neue politische Kraft bilden. Aber wie gesagt, bei der Frage der richtigen Therapie gibt es dann doch große Unterschiede. Und da neige ich mehr dem liberalen Lager zu und nicht dem, das wieder mit staatlichen Eingriffen das Problem löst.

Wie kamen Sie mit Frau Wagenknecht zusammen?

Ich habe sie im Rahmen einer Bild-TV-Runde kennengelernt und anschließend länger mit ihr gesprochen. Ich war sehr positiv angetan. Als sie die Partei gründete, habe ich auch mit ihr Kontakt gehabt und ihr ausdrücklich meine Wertschätzung mitgeteilt. Aber das Team, das sich um sie gebildet hat, das ist einfach nicht das Team, von welchem ich von Herzen sagen kann, die werden die richtige Lösung bringen. Ich halte es für völlig falsch, die Brandmauer der anderen zu übernehmen.

Passt Dr. Pürner besser zu Frau Wagenknecht?

Wenn jemand wie Dr. Pürner politische Stellung und Einfluss bekommt, dann finde ich das fantastisch. Vielleicht liege ich ja falsch und er setzt sich tatsächlich in der Wagenknecht-Partei durch. Dahingehend etwa, dass eine Corona-Aufklärung stattfinden muss. Bei den anderen handelnden Personen außer Frau Wagenknecht sehe ich diese Motivation nicht so sehr. Kräfte wie Herrn Pürner braucht die Politik. Und wer weiß, vielleicht findet man sich mal in einer Koalition wieder (lacht) und dann kommt das Beste zusammen.

Für Leser, die Dr. Pürner nicht kennen: Wofür steht er denn sonst?

Herr Pürner hat ein Gesundheitsamt geleitet, er hat sich für Vernunft und eine vernünftige Pandemiepolitik eingesetzt. Deswegen hat er berufliche Nachteile erfahren müssen, möglicherweise direkt ausgehend von Herrn Söder.

Dr. Pürner ist später freigesprochen worden ...

Ja, er hat echte Haltung bewiesen. Er ist für eine gute Medizin eingetreten. Lautstark und standhaft und sympathisch. So kann man sich Leute nur wünschen, die sagen, sie gehen in die Politik. Denn innerhalb der Medizin, in der Fachgesellschaft und den Universitäten lässt sich das Ruder nicht rumreißen.

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Als Hausarzt sind Sie schon von Berufs wegen ein tendenziell sensibler Typ. Stecken Sie das trotzdem gut weg, wenn morgen in Erfurt auch Gegendemonstrationen stattfinden? Sind Sie gewappnet genug? Kennen Sie solche Erfahrungen schon aus der Coronamaßnahmenkritik?

Ich bin ja nicht erst seit Corona konträr zu vielen etablierten Themen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, für Vernunft einzutreten und immer zwischen den Stühlen zu sitzen. Da muss man sich wohlfühlen, sonst soll man das nicht machen. Bis zu einem gewissen Grad spornen mich solches Rechts-Framings und diese offensichtliche Kampagne sogar an, wenn hier aus Angst vor dem Machtverlust die Demokratie abgeschafft werden soll, um die Demokratie zu schützen – dagegen wehre ich mich.

Morgen werde ich schauen, wie die Stimmung in Erfurt ist und wie sich das entwickelt. Wichtig ist, dass man einen klaren Kurs beibehält. Denn viele Bürger durchschauen dieses Rechts-Framing inzwischen. Und sie werden es wertschätzen, wenn eine politische Kraft darauf mit Vernunft reagiert, mit guten Gegenargumenten, ohne Drama und mit einer klaren Option zur Rückkehr zu Rechtsstaatlichkeit und demokratischer Normalität.

Man muss es fast als Anerkennung wahrnehmen, wenn man für sein Engagement, ähnlich wie die AfD, diffamiert wird, wenn dagegen angekämpft wird. In dem Moment wird man als Gegner ernst genommen. Am besten sollte man dann ruhig und unerschrocken mit klaren Argumenten in die Diskussion gehen.

Mögen die Leute entscheiden, wer hier eigentlich undemokratisch und unrechtsstaatlich agiert. Wenn man das durchhält, wenn man sich immer wieder so präsentiert als Partei, dann werden die Leute, die den Wechsel wollen, auch einer Kraft vertrauen, ohne dass es radikal wird, ohne dass es unkontrollierbar wird. Sondern dass es bürgerlich bleibt, der Wechsel aber auch vollzogen wird. Die CDU kann das nicht personell.

Auch inhaltlich ist die CDU nicht in der Lage dazu. Und auch das Argument, die Abspaltung sei falsch, weil die WerteUnion besser Teil der CDU bliebe, das halte ich für psychologisches Wunschdenken. Denn die WerteUnion ist für die CDU das Schmuddelkind und wird es bleiben.

Mitnichten wird jemand aus der WerteUnion später dann als derjenige gesehen werden, der es richtig gesagt hat, der immer schon Recht hatte und den man jetzt auch protegieren muss in der Partei. Nein, das wird immer der Feind bleiben. Und das zeigt einfach: Die CDU ist nicht in der Lage, inhaltlich wirklich das Ruder umzureißen. Das muss man begreiflich machen, dass es diese klare bürgerliche Alternative jetzt gibt zur CDU, zur FDP, die für den wirklichen Wechsel zurück zur Vernunft steht.S

Ist denn da schon über Rollen gesprochen worden, die dann zu verteilen sind? Haben Sie da eine Idee, was da auf Sie zukommen könnte möglicherweise?

Dann wäre das schon zum Scheitern verurteilt, wenn da irgendwelche Glückritter kämen und sich im Wortsinne positionieren. Ich bin in die WerteUnion eingetreten und fahre morgen nach Erfurt, weil ich auf meine Intuition höre und darauf achte, was sich gut und richtig anfühlt, was immer das dann bedeutet.

Sind Sie jetzt in der WerteUnion der Exot für die Corona-Maßnahmenkritik, so wie es Herr Dr. Pürner bei Wagenknecht ist?

Ich hatte das Vergnügen, nach meiner Vortragstour durch Deutschland an zwei tollen Corona-Symposien teilzunehmen. Das eine war im Bundestag von der AfD – und hier wirklich großes Lob an die AfD – und dann war ich bei einem Corona-Symposium in Erfurt von der WerteUnion. Und das soll jetzt die AfD in keinem Fall abwerten, aber ich fühlte mich in Erfurt wohler, weil es klarer wissenschaftlich und nicht weltanschaulich ausgerichtet war.

In Erfurt kam keiner auf die Idee, etwa zu fordern, wir müssen einen gesunden Lebensstil durchsetzen. Das kann nämlich auch sehr schnell in Bevormundung enden. In Erfurt wurde dagegen rein sachlich und wissenschaftlich hochwertig diskutiert, streng danach, was denn wirklich nachgewiesen ist und wie eine gute Corona-Aufarbeitung aussehen muss, ohne selbst Panik zu verbreiten. Es geht darum, zukünftig solche Katastrophen zu verhindern. Dieses Symposium wurde vom stellvertretenden WerteUnion-Vorsitzenden, Prof. Pistner, organisiert. Um es blumig auszudrücken: Da fühlte ich mich wie der Fisch im klaren Wasser der Vernunft.

Da Erfurt morgen nicht als Geheimtreffen angelegt ist, brauchen Sie auch keine Sorge vor Correctiv haben ...

Das muss jedem klar sein, der jetzt eine echte alternative Machtoption zu dem bestehenden Verantwortlichen aufbaut. Da wird's heftigsten Gegenwind geben, und man muss diesen Gegenwind, das habe ich vorhin schon gesagt, als motivierende Anerkennung begreifen.

Danke für das Gespräch!

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