Wird es eine Maaßen-Partei geben und was hat eigentlich Markus Krall damit zu tun?

Die neue Partei: Ein großes Raunen um eine Alternative zur Alternative

von Alexander Wallasch (Kommentare: 10)

Krall: „Wir werden die #NeuePartei der Mitte gründen und wir werden antreten.“© Quelle: Bundesarchiv, Bild 173-1326 / CC-BY-SA 3.0

Die Anzahl der Antworten auf Twitter hat mich dann doch überrascht. Tatsächlich haben mittlerweile über 450 Twitter-Nutzer ihre Meinung gesagt, was sie von einer Maaßen-Partei halten.

Eine Maaßen-Partei, die von Dr. Maaßen bisher aber gar nicht besprochen wurde, sondern vom Unternehmensberater und Autor Markus Krall intensiv in den sozialen Medien angekündigt wird und angekündigt wird und angekündigt wird ...

Markus Krall postete zuletzt zur Parteigründung:

„Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Wir werden die #NeuePartei der Mitte gründen und wir werden antreten. Wir wollen und wir werden Deutschland verändern.“

Nun ist das von manchen als Geheimniskrämerei empfundene wochenlange Raunen der Gründung einer neuen konservativen Partei zur Gewissheit geworden. Aber viel mehr weiß man immer noch nicht. Aber offenbar interessiert das viele Deutsche. Möglicherweise sind viele sogar an so einer Alternative zur Alternative interessiert.

Aber was soll das werden: Ein Geleitschutz für die AfD oder ein Mitbewerber mit irgendwie abweichenden Themen? Angenommen, die AfD vertrete die konservative Programmatik der CDU von 1980, was wäre dann das Angebot dieser neuen Partei?

Auf dem Jahrmarkt der Parteineugründungen waren bisher immer Sahra Wagenknecht mit einer Art nationaler Linker und Hans-Georg Maaßen mit der WerteUnion präsent, die sich lange als konservative Reformbewegung innerhalb der CDU verstanden hat. Zu den auffälligsten Aktionen der WerteUnion gehört bis heute das Auftreten ihres ehemaligen Vorsitzenden Max Otte als Kandidat der AfD für das Amt des Bundespräsidenten. Otte wurde daraufhin aus der CDU ausgeschlossen.

Die Rolle von Markus Krall an der Seite von Maaßen ist unklar, sein Vorpreschen irritiert automatisch, jedenfalls so lange Dr. Maaßen sich nicht dazu äußert. Aus dem Blickwinkel einer werblichen Kampagne für so eine neue Partei mag dieses Trommeln hinterm Berg vielleicht recht wirksam sein, die Aufmerksamkeit zu steigern.

Aber was sagen die weit über 450 Kommentare zur Idee einer Neugründung?

Tatsächlich muss man attestieren, dass ein überwiegender Teil der Kommentare keine kritiklose Begeisterung ist, von Jubelarien mal ganz abgesehen. Vielen ist das Wagnis bewusst. Sie fragen sich, ob so eine Neugründung nicht eine Gefahr ist für die von der AfD offenbar langfristig geknackte Zwanzigprozenthürde.

Twitter-Nutzerin „Meggie Klarname“ geht bereits in die Analyse:

„Die koalieren mit der AfD und so gibt es wenigstens eine Chance, die alten Parteien aus der Regierung rauszubekommen. Die AfD alleine hätte da ja leider keine Chance ohne die neue Partei und es ist wohl auch eine gute Alternative zur Alternative für diejenigen, die nicht AfD wählen möchten.“

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Interessant war zuletzt auch die Reaktion des rechten Flügels der AfD und ihrer radikalen Vorfeldorganisationen oder solcher, die sich dafür halten. Im Zentrum hier die Aufregung bei Götz Kubitschek in Schnellroda, der mit Maximilian Krah den EU-Spitzenkandidaten der AfD zweimal für fast eineinhalb Stunden zu Gast im Youtube-Kanal hatte, der fast einen Kniefall vor Schnellroda hinbekam und der gemeinsam mit dem Ehepaar Kubitschek minutenlang Richtung Hans-Georg Maaßen schoß.

Interessante Umschreibung von Krah über jene Kräfte, die zwischen CDU und AfD etwas sehen und stark machen wollen: „Sie leben in einem Weltbild von 1980 und dahin wollen sie wieder zurück.“

Kubitschek geht weit unter die Gürtellinie, als er Maaßen eine Art Koppelschloss-Mentalität hinterherschmeißt und den ehemaligen Chef des Bundesverfassungsschutzes noch weiter in die rechte Schmuddelecke schieben will, als es linksgrüne Kräfte schon gewohnheitsmäßig diffamierend tun.

Hier scheint jemand große Sorge zu haben, dass es eine Übereinkunft zwischen einer neuen Maaßen-Partei und der AfD geben könnte, der dann ihre persönlichen Ambitionen als Einflüsterer der AfD als erstes zum Opfer fallen dürften.

So sehr sich Kubitschek von so einer Behauptung distanziert, so große Schwierigkeiten hat er, nicht immer wieder von „wir“ und „uns“ zu sprechen, wenn er über die Chancen der AfD referiert. Eine Dünnhäutigkeit ist spürbar. Hier muss man noch einmal nachschauen, in wie weit Hans-Georg Maaßen in seiner aktiven Zeit als oberster Verfassungsschützer seinerseits auf die Schnellrodianer geschaut hat.

Markus Krall selbst hat sich vielfach auf Twitter zur neuen Partei geäußert. Unter anderem auch so:

„Ich weiß, dass auch einige AfD-Wähler sich an meiner Einschätzung stören, weil eine #NeuePartei in der Mitte auch die AfD ein paar Stimmen kosten würde. Das mag schon sein. Aber da Mehrheiten rechts vom Linken Altparteienblock nötig sind, um Deutschland zu reformieren stellen sich doch einfache Fragen:
1. Wollen wir lieber eine AfD mit 30%, die noch 6 bis 10 Jahre Opposition übt und zuschauen muss wie das Land untergeht oder wollen wir eine 20-25%-AfD, die einen Koalitionspartner hat und gemeinsam in 2 Jahren die Wende schafft?
2. Wenn sich die CDU mit dem Fetisch Brandmauer zugrunde richtet, warum sollte man sie nicht mit einer neuen Partei ersetzen, die keinen antifaschistischen Schutzwall a la Honecker will?“

Twitter-Nutzer „AirHard“ fragte daraufhin zurück: „Was macht Sie so sicher, die 5% Hürde zu schaffen?“

Markus Krall antwortete: „Wir werden sehen. Wir sind gut vorbereitet, auf Überraschungen dürfen alle gespannt sein.“

Die über 450 Kommentare zeigen allerdings auch deutlich, dass diese Krall-Marketing-Idee eine Wundertüte voller Überraschungen ist, die irgendwann, möglicherweise aber auch niemals geöffnet wird, und nicht automatisch und sofort die Begeisterung von allen trifft.

Ein weiterer Grund für das Raunen von Krall könnte auch daran liegen, dass Sahra Wagenknecht es vorgemacht hat. Auch bei der abtrünnigen Linken eilen die Nachrichten der eigentlichen Nachricht schon weit voraus. Für beide Parteien scheint es von Bedeutung zu sein, als erster auf der Bühne zu erscheinen. Die Wahlen in Hessen und Bayern haben allerdings beide verpasst.

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