Eines muss man dem BSW und ihrer Chefin lassen: Sie wissen sich perfekt zu vermarkten. Heute Vormittag wirkte es zeitweilig fast so, als treibe die Abspaltung der Linken die AfD regelrecht vor sich her. Aber nach Informationen die Alexander-Wallasch.de vorliegen, hatte der Fraktionsvorstand schon gestern eine Empfehlung abgegeben bzw. seinen Abgeordneten den Vorschlag gemacht, während der Ansprache des ukrainischen Präsidenten fern zu bleiben.
Aus dem Umfeld der Fraktion erreicht Alexander-Wallasch.de zudem folgender Hinweis:
„Das ist bei uns etwas komplizierter als bei Wagenknecht. Wir haben ja auch Selinski-Fans bei uns.“
Hans-Georg Maaßen, der Chef der Werteunion äußerte sich ebenfalls am Vormittag auf Anfrage von Alexander-Wallasch.de zum Besuch des ukrainischen Präsidenten:
„Der Ukrainekrieg ist nicht unser Krieg. Vielmehr ist im Interesse des deutschen Volkes, dass alles unternommen wird, damit es zu einem Waffenstillstand kommt. Durch seine bedingungslose Unterstützung der ukrainischen Seite, ist Deutschland aus Sicht vieler Staaten Kriegspartei geworden. Dies gefährdet die deutsche Sicherheit und schadet den Interessen des deutschen Volkes. Die Einladung an Selenskij, im Deutschen Bundestag zu sprechen, unterstreicht diese bedingungslose Parteinahme zugunsten der Ukraine und ist deshalb ein schwerer außenpolitischer Fehler.“
Die AfD möchte heute keinen großen Wirbel machen. So wird auch empfohlen, einfach fern zu bleiben, anstatt aufzustehen und medienwirksam zu gehen, wenn Selinskyj kommt.
Aussagekräftig ist hier auch der Blick der AfD nach Frankreich. Denn dort hatte Selinskij schon gesprochen. Nicht ganz klar war zunächst, wie sich die Partei von Marine le Pen verhalten hat. Es hieß, die Abgeordneten seien abwesend gewesen. Aber eine AfD-interne schnelle Recherche soll ergeben haben, heißt es gegenüber Alexander-Wallasch.de, dass Marine Le Pen sogar geklatscht habe.
Das Verhalten der Franzosen scheint deshalb für die AfD von besonderer Bedeutung, weil die AfD wieder eine Zusammenarbeit auf EU-Ebene anstrebt. Dafür trennte sich die Delegation zuletzt von ihrem Spitzenkandidaten Maximilian Krah.
2022 übrigens, wenige Wochen nach Kriegsbeginn, als Selinskyj via Live-Schaltung auf Großleinwand zum Bundestag sprach, war die AfD noch geschlossen und klatschend an Bord.
Das Bündnis Sarah Wagenknecht schickte schon am frühen Vormittag ausgewählten Mainstream-Medien eine Pressemitteilung mit Hinweis auf das Fernbleiben der Gruppe Wagenknecht. Dort heißt es unter anderem:
„Die jüngsten Signale aus Moskau, zu einem Waffenstillstand entlang der jetzigen Frontlinie bereit zu sein und eine Friedenslösung anzustreben, sollten von westlicher und ukrainischer Seite aufgegriffen und auf ihre Ernsthaftigkeit geprüft werden. Stattdessen geht es in der deutschen Ukraine-Debatte seit zwei Jahren ausschließlich darum, den ukrainischen Wünschen nach immer mehr Waffenlieferungen nachzukommen. Die einzige Antwort der Bundesregierung auf das Verhandlungsangebot Russlands bestand darin, der Ukraine jetzt auch zu erlauben, mit deutschen Waffen Ziele in Russland anzugreifen."
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Kommentar von Arthur Erhardt
@Tim Spieker: Es wurde bei Selenskys Besuch über nichts abgestimmt. Ich bezog mich darauf, daß Wagenknecht et al (auch schon als PdL Mitglieder) viel richtiges sagen, dann aber bei Abstimmungen leider verhindert sind oder sich enthalten.
Zum letzten Punkt, doch, das war schon gute Werbung. Erstens ist (fast) jede PR gute PR, zweitens sind die Zielgruppe für BSW ja nicht gerade die Kanonenboot-Transatlantiker sondern das Gegenteil. Insofern ist die Beurteilung des Fernbleibens durch Mainstream Presse und Parteien wenig bedeutend.
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Kommentar von StephanU
Hier wird auch ein Unterschied zwischen BSW- und AfD-Anhängern deutlich:
Viele BSWler haben relativ klare Einstellungen, die Wsgenknecht bedient. Die AfD-Anhängerschaft besteht zu einem nicht unerheblichen Teil aus Wutbürgern, die zwar immerzu aufgebracht sind, ansonsten aber wenig Durchblick haben und anfällig für pathetische Reden sind. Die Stellungnahme der AfD bestätigt das. Wagenknecht kann also eindeutiger agieren.
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Kommentar von Tim Spieker
@Hans Hoffmeister:
Das mit dem "wer hat angefangen?" sehen die Russen aber ganz anders.
Ich will das hier nicht alles auseinanderdrüsseln aber letztlich ist es immer eine Entwicklung die dem offenen Ausbruch eines/des Krieges vorausgegangen ist. Es steht keiner morgens auf und sagt "So, ich habe gut geschlafen und fühle mich propper, heute überfalle ich mal die Ukraine!".
Oder schenken Sie der westlichen Propaganda Glauben?
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Kommentar von Tim Spieker
@Arthur Erhardt:
Meine Aussage bezog sich auf die Teilnahme an der Selenkyj-Debatte.
Das Abstimmungsverhalten der Wagenknechte kann ich nicht beurteilen. Wurde denn bei der Selenskyj-Debatte über irgend etwas abgestimmt? Über Waffenlieferungen etwa?
Und PR? Mmmh, PR sicherlich, aber "gelungen"? Die anderen spucken doch Gift und Galle. Und so mancher Bürger wird Wagenknecht & Co. weiterhin für vaterlandslose Gesellen halten. Wo man doch gegen Putin sein muss, der hat doch schließlich den Krieg angefangen, brutal, völkerrechtswidrig und brutal und was weiß ich denn was noch für Attribute inzwischen, pawlowschen Reflexen gleich, mit dem Namen Putin kombiniert werden. Aber da glauben viele dran und deshalb ziehe ich in Zweifel ob das eine gelungene PR war. Ich denke, die Wagenknechte sind in diesem Fall klar und scharf in der Kommunikation. Das zeugt von Linientreue, bestätigt damit Verlässlichkeit und schafft letztendlich Vertrauen bei deren Fans. Kommunikativ eine 1.
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Kommentar von Hans Hoffmeister
Ich verstehe da die AfD nicht. Man muss doch nicht die Positionen von Selenskyi teilen und kann dennoch ruhig zuhören. Die AfD kennt doch dieses demonstrative Verweigern des Diskurses bzw. des Zuhörens aus eigener Anschauung, warum tut man das dann auch ? Nach wie vor ist Putin über die Grenze in der Ukraine einmarschiert und nicht umgekehrt. Da mag man halten von Selenskyi und den Ukrainern, was man will, diese haben den Krieg mit tausenden Todesopfern nicht begonnen.
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Kommentar von Arthur Erhardt
@Tim Spieker: Leider sieht man das beim Abstimmungsverhalten nur selten. Gelungene PR würde ich allerdings auch bescheinigen.
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Kommentar von Tim Spieker
Mein Gott, Frau Wagenknecht hat mehr Eier als die AfD insgesamt.