Der tapfere Helmut Lussi weinte um seine vom Hochwasser so schwer in Mitleidenschaft gezogene kleine Gemeinde mit ihren kaum mehr als 650 Einwohner. Hier kennt sonst jeder jeden und jeder weiß darum, wie viel Aufwand und Liebe der Nachbar wie man selbst hier oft in Haus und Hof investiert haben.
Die Medien reißen sich verständlicherweise um diese Szene, als der Bürgermeister in Tränen ausbricht und sich unnötigerweise entschuldigt, weil doch jeder tiefes Verständnis hat. Die Zeit titelt über Angela Merkels Besuch in Schuld, wo es nach der Katastrophe ausschaut, als hätte ein Tsunami das Land verwüstet: „Hoher Besuch am Abgrund“, Malu Dreyer (SPD), die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ist an Merkels Seite – ein Treffen der Landesmutter mit der scheidenden Bundeskanzlerin.
Für Politik und Medien ist es die Zeit der Superlative des Schreckens – da will die Bildzeitung nicht zurückstehen und titelt über die Ministerpräsidentin: „Malu Dreyer mit Gehhilfe im Katastrophengebiet - Deutschlands tapferste Politikerin“ - Dreyer ist an Multipler Sklerose (MS) erkrankt, sie kann nicht für lange Zeit freistehen oder gehen, ist häufiger gezwungen, sich abzustützen.
Spontan wird der eine oder andere hier an Angela Merkels Zitteranfälle gedacht haben, jeder trägt eben sein Köfferchen und manchmal sind diese so schwer, dass gestandene Männer wie der Bürgermeister der kleinen über tausendjährigen Gemeinde vor laufenden Kameras in Tränen ausbrechen – dutzende Menschen haben hier im Kreis ihr Leben verloren, es gibt noch Vermisste.
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Schuld heißt der kleine Ort. Und die Bundeskanzlerin spricht hier im Angesicht der Katastrophe auch von einer gigantischen Schuld der Menschen am Klimawandel. Und während sie dabei zum großen Schlag gegen die Umweltsünder ausholt, wird sie vom Bürgermeister unterbrochen.
Was Helmut Lussi dazwischen zu erzählen hat, ist bemerkenswert schon deshalb, weil die Medien sich lieber mit seinen so menschlichen Gefühlen und Tränen beschäftigt haben als mit einem überaus couragierten Aufbegehren gegen die Allmacht eines staatstragenden Auftritts von Angela Merkel, die sich selbst im kleinen Schuld nicht scheute vor den Fernsehkameras Agendapolitik zu machen.
Hier die kurze hörenswerte Passage. Zuerst redet die Bundeskanzlerin, dann unterbricht sie der Bürgermeister aus Schuld.
„Wir werden natürlich nachdenken: Was können wir im Hochwasserschutz noch besser machen? Wir werden bei der Landwirtschaftspolitik, bei der Forstpolitik uns überlegen müssen, wie reagieren wir darauf. Also das, was wir sonst so oft im Zusammenhang mit Afrika zum Beispiel sagen - Mitigation, also Anpassung an den Klimawandel – das wird Schritt für Schritt auch in Deutschland parallel zu dem gesamten Umsteuern auf eine klimaneutrale Wirtschaft auch der Fall sein müssen.“
Unangenehm devote Zwischenfrage eines Journalisten:
„Muss das alles schneller gehen?“
„So schnell wie irgend möglich.“
Dann kommt - von der Seite intervenierend - mitten in die Rede der Bundeskanzlerin hinein Helmut Lussi: „Darf ich dazu mal ein kurzes Statement abgeben?“ Der Kopf der Kanzlerin flieg in seine Richtung, ungläubiger Blick, so etwas hat es jedenfalls auf der Berliner Bühne schon lange nicht mehr gegeben.
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Aber Lussi warten gar nicht etwa auf eine Wortfreigabe der hohen Dame, dass hier ist seine Gemeinde und sein Wohnzimmer, dass jetzt vollkommen zerstört daliegt. Merkel zieht missbilligend die Augenbrauen hoch – die Kamera fängt es noch ein und wechseln hinüber zum Bürgermeister von Schuld.
Helmut Lussi also weiter:
„Wir haben in der Chronik der Gemeinde Schuld mal nachgesehen: Das erste Hochwasser war so um 1790. Ich glaub da gab's noch kein Klimawandel oder nicht in den Dimensionen. Das zweite Hochwasser war jetzt 1910. Das dritte, das unendliche Dimensionen überschritten hat, war jetzt 2021. Also ich glaube uns hätte kein Hochwasserschutz geholfen, weil man kann, so was gar nicht berechnen, wie bei solchen Wassermassen sich die Ahr verhält, dass ist schier unmöglich.“
Eine Szene, die den meisten Medien nicht ins Bild gepasst hat. Medien, die sich viel mehr auf die Tränen des Bürgermeisters konzentriert haben. Aber so verpassten sie auch die lehrreiche Botschaft dieser kleinen Szene:
Solche Katastrophen sind immer auch ein stückweit unberechenbar – Armin Laschet musste das schmerzhaft lernen, als er sich von Kameras beim Feixen hinterm Bundespräsidenten erwischen ließ. Und Angela Merkel wollte jetzt das Drama von Schuld für eine klimaideologische Weltpolitik missbrauchen und wurde dafür von einem weinenden Bürgermeister wieder zurück auf die Erde geholt - ja, die Deutschen können es ja doch noch. Sie können noch Laut geben, wenn ihnen die Obrigkeit zu bunt wird. Helmut Lussi ist hier der Mann der Stunde.
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Kommentar von Petra Hard-Dörries
https://t.me/WetteradlerKanal/942
Da kann man sich mal alternativ zu Ursachen informieren!