Ukrainischer Botschafter lässt sich Heldenverehrung für Stepan Bandera nicht verbieten

Andrij Melnyk erinnert, dass Nazi-Deutschland 8 Millionen Ukrainer ermordet hat

von Alexander Wallasch (Kommentare: 6)

Zentraler Denkfehler von Botschafter Melnyk: Eine Heldenverehrung von Banderas wird von deutscher Seite nicht trotz, sondern wegen der Millionen Opfer des Angriffskrieges der Wehrmacht auf die Sowjetunion so scharf kritisiert.© Quelle: © Quelle: Screenshot / YouTube, tagesschau, Pixabay / Thomas Rüdesheim, Bildmontage: Alexander Wallasch

Diese neue Alleinkriegsschuld der Deutschen in der Ukraine ist mindestens so überwältigend wie die Bereitschaft der Bundesregierung und des politmedialen Komplexes, diese auch anzunehmen.

Anders ist doch nicht mehr zu erklären, dass anscheinend niemand gewillt ist, diese Deutschland verachtende Eskalationsspirale des ukrainischen Botschafters zu sanktionieren und dem freidrehenden Diplomaten Einhalt zu gebieten.

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Die neueste Provokation von Andrij Melnyk liest sich erneut so, als wolle der Gesandte der ukrainischen Regierung austesten, ob es wohl möglich ist, die Deutschen bis an ihren eigenen Abgrund zu führen. Per Twitter schreibt der Botschafter:

„Nur zur Erinnerung: Nazi-Deutschland hat mindestens 8 Millionen ukrainische Opfer auf dem Gewissen, darunter 5 Millionen ukrainische Zivilisten. Man sollte sich daher – gerade als Deutsche – lieber zurückhalten mit Belehrungen, wen wir Ukrainer zu verehren haben.“

Original Beitrag von Andrij Melnyk auf Twitter

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Ursächlich für Melnyks neuerlichen Ausfall ist ein Artikel im Spiegel, der seinem Tweet als Link angehängt ist. Das Magazin geht im Artikel hinter der Bezahlschranke der Frage nach, „(w)arum manche Ukrainer bis heute einem radikalen Nationalisten und Faschisten huldigen.“

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) zuckt bei dem Thema mittlerweile zurück und verhandelt es - ebenfalls hinter der Bezahlschranke - schon wie ein rohes Ei: „Der ukrainische Botschafter Melnyk irritiert mit seiner Verehrung für Stepan Bandera.“

Was beim Spiegel ein „Faschist“ ist, ist für die SZ nur noch eine Irritation.

Deutschlandfunk Kultur sah sich jüngst bemüßigt, einmal zusammenzuschreiben, um wen es sich bei Bandera überhaupt handelt. Furchtbare Sätze stehen da, die nicht harmonieren wollen mit der Tatsache, dass der ukrainische Botschafter ein Bandera-Verehrer ist („Prominente Freunde dieses Kults gibt es weiterhin – zum Beispiel den Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk“):

„Banderas Kämpfer verübten Massaker an den polnischen Bewohnern der Westukraine, in Ostgalizien und im nordöstlich angrenzenden Wolhynien. 1943/44 metzelten sie bis zu 100.000 Zivilisten nieder.“

Andrij Melnyk twittert also: „Man sollte sich daher – gerade als Deutsche – lieber zurückhalten mit Belehrungen, wen wir Ukrainer zu verehren haben.“

Andreij Melnyk hat das Wesen der deutschen Aufarbeitung des Nationalsozialismus nicht begriffen. So zweifelhaft seine Positionierung gegenüber einer düsteren Figur der ukrainischen Geschichte ist, so viel zweifelhafter noch ist sein Verständnis der Geschichte jenes Landes, mit dem er als Botschafter der Ukraine eine Verbindung pflegen soll.

Hier also eine kleine Staatskunde: Wesentlich für die Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist die Ächtung jedweder faschistischer Ideologien und ihrer Verwandter. Ausnahmslos. Dieses „Nie wieder!“ ist kein hehres Ziel, sondern Teil der deutschen Staatsräson. Sie gehört als Versprechen sogar zum Gründungsmythos der Bundesrepublik Deutschland.

Im Lichte dieser deutschen Staatsräson: Wie obszön ist das eigentlich, als ukrainischer Botschafter den Versuch zu unternehmen, der Bundesrepublik Deutschland den Mund zu verbieten bzw. Zurückhaltung einzufordern, wenn es darum geht, Faschisten als solche auch zu benennen?

Zentraler Denkfehler von Botschafter Melnyk: Eine Heldenverehrung von Bandera wird von deutscher Seite nicht etwa trotz, sondern gerade wegen der Millionen Opfer des Angriffskrieges der Wehrmacht auf die Sowjetunion scharf kritisiert.

Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied. Und es ist ganz sicher einer, den der ukrainische Botschafter zu begreifen in der Lage sein kann. Sonst muss er ihn sich eben erklären lassen.

Deutschland hat, ohne zu zögern Hunderttausende ukrainische Kriegsflüchtlinge – hier vorwiegend Frauen und Kinder – aufgenommen. Und Deutschland und seine Bevölkerung sind gewillt, alles dafür tun, dass es diesen traumatisierten Flüchtlingen hier an nichts mangelt. Weitere – und vor allem militärische – Unterstützung der Ukraine bei der Abwehr des russischen Aggressors wird Deutschland eng mit seinen Partnern abstimmen. Und ganz sicher nicht danach, wann ein Botschafter meint, an die deutsche Geschichte erinnern zu müssen.

Deutschland hat ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein wie kaum ein anderes Land in Europa und der Welt. Und darauf dürfen wir zu Recht stolz sein. Auch darauf, dass es in Deutschland unmöglich ist, öffentlich einen Faschisten zu verehren. Und das werden wir auch einem ukrainischen Botschafter nicht widerspruchslos gestatten.

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