Und was wählen Sie?

Ach Du Schreck: Sonntag ist Europawahl

von Alexander Wallasch (Kommentare: 20)

Tag der fehlenden Entscheidung© Quelle: Pixabay / Filmbetrachter

Gehen Sie überhaupt hin? Was wissen Sie über die Europawahl und wer ist für Sie wählbar? Fragen über Fragen und alle Antworten in weite Ferne gerückt. Viel mehr Deutsche wissen, was sie nicht wählen wollen als umgekehrt. Und am Ende profitiert das Bündnis Sahra Wagenknecht. Oder doch nicht?

Am 9. Juni findet hierzulande die Europawahl statt. Fünf Tage später startet die Europameisterschaft in Deutschland, die bis zum Finale am 14. Juli gehen soll. Eine Zeitenwende-Fußball-EM, von der man sich fragen darf, warum sie überhaupt stattfindet, wo doch der Einmarsch Putins samt Hungersnot, Flächenbombardierungen und den üblichen Berliner Massenvergewaltigungen so unmittelbar bevorsteht.

Aber zurück zu dieser leidigen EU-Wahl. Nach dem AfD-Desaster um Krah und Bystron hat Putin der AfD gleich nochmal frontal in die Eier getreten und die Oppositionspartei über den grünen Klee gelobt. Tino Chruppala sei in Moskau wie ein Staatsgast empfangen worden, erinnert Putin verschmitzt.

Vergifteter kann man kaum loben, da war ordentlich Arsen im Wodka. Zuvor hatte schon Marine Le Pen den Giftbecher gereicht, als sie Frau Weidel nach Paris lockte oder einbestellte, nur um der AfD mit ihren schmalen blutleeren Lippen das Kainsmal auf die Stirn zu drücken.

Jetzt eine Frage an all jene, die nicht mehr gewillt sind, eine der etablierten Parteien zu wählen: Wie schafft Ihr es noch, über die verunglückten Spitzenkandidaten hinweg die AfD zu wählen?

Oder die viel spannendere Frage: Ist die AfD die einzige oppositionelle Partei mit Relevanz? Dazu fällt einem lange nichts ein und dann das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Namensgeberin des BSW tritt nicht einmal selbst zur EU-Wahl an. Erhellend ist hier sowieso die Frage, welcher EU-Fraktion das BSW angehören will. Die Parteichefin, so heißt es, liebäugle mit einer Gemeinschaft der EU-Linken.

Wagenknecht selbst definiert ihr Bündnis als „linkskonservativ“. Gehässig könnte man sagen, das klingt wie national und sozialistisch. Aber dafür müsste Wagenknecht die Frage hinreichend beantworten, was am BSW eigentlich konservativ sein soll.

Will das BSW so etwas sein wie eine SPD unter Schmidt? Das kann niemand einschätzen. Das Einzige was man sicher weiß: Wagenknecht geht es darum, zur Bundestagswahl 2025 mitzuregieren. Sie will die neue FDP sein, das neue Zünglein an der Waage, dafür steigt das BSW potenziell mit jedem in die Kiste, nur eben nicht mit der AfD.

Kennt jemand die Spitzenkandidaten der CDU/CSU (oder treten die getrennt an?) für das EU-Parlament? Der Werbeagentur der CDU muss man eines lassen: Besser kann man den Wahlerfolg von Olaf Scholz 2021 nicht analysieren und dann kopieren.

Genial: Die CDU hat so langweilige Plakate, dass man durch dieses schmutzige Himmelblau einfach hindurchschaut! Die CDU wird am Sonntag die einzige Partei sein, die wirklich niemand wahrgenommen hat. Bei der CDU hat sich auch niemand vorgedrängelt, alles läuft nach Plan: Eine vollkommene Selbstauflösung bis zum Wahlsieg am Sonntag. Man will es so machen, wie Scholz 2021, als der mit seiner Selbstauflösung und planvollen Nichtexistenz den eigentlichen Favoriten Armin Laschet (CDU) auf Platz 2 verwies, dieser arme Laschet, der damals noch den Anspruch verteidigte, irgendetwas zu vertreten, das schon längst keiner mehr wollte.

Die FDP hat sich für den Krieg als Thema entschieden, die Grünen machen einfach so weiter wie bisher und die Rest-Linken haben sich mit Carola Rackete eine Gallionsfigur der illegalen Massenzuwanderung an die Spitze gestellt in der Hoffnung, dass hier irgendeine Protestwählerschaft reanimiert werden kann. Aber Protest gegen was?

Ach so, nochmal zurück zur SPD. Die geht mit einer Ex-Bundesministerin ins Rennen, wohl in der Hoffnung, dass Wähler mit dem Namen Katarina Barley irgendetwas Positives verbinden. Aber was soll das sein?

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Und damit sind wir wieder bei der AfD gelandet. Bis heute rätseln viele, wie es Maximilian Krah gelungen ist, überhaupt mit seinem wackeligen und angesägten Stuhl, die Reise nach Jerusalem für sich zu entscheiden, als es auf dem entscheidenden Parteitag darum ging, den Spitzenplatz der AfD für die EU-Wahl zu besetzen.

Maximilian Krah ist für die AfD, was Markus Krall für die Werteunion ist. Warum machen Krah und Krall eigentlich keine eigene Partei? Der AfD fiele ein Stein vom Herzen und Krall könnte endlich aufhören, seiner eingebildeten Nähe zur Werteunion nachzutrauern.

Und damit sind wir noch nicht einmal bei den Skandalen oder vermeintlichen Skandälchen angekommen, die von den etablierten Medien mittlerweile so exzessiv ausgeschlachtet wurden, dass man über dem traurigen abgefressenen Gerippe mit dem AfD-Maulkorb schon wieder Mitleid mit Bystron und Krah bekommen kann.

Für diejenigen, welche irgendwann einmal AfD wählen wollten, stellt sich also am Sonntag die Frage oder eben nicht: Wie viel Bystron und Krah steckt in der AfD und in wie weit beeinflusst das ihre Wahlentscheidung? Und dann fällt der letzte Blick auf das Bündnis Sahra Wagenknecht und ihren Spitzenkandidaten Fabio De Masi.

Und wieder hat die Wagenknecht alles richtig gemacht. Denn dieser De Masi beherrscht das Spiel mit den Medien bald so gut wie seine Parteichefin. Zur Ehrlichkeit gehört natürlich dazu, dass die Medien die Wagenknechtpartei kontinuierlich aufbauen, wie sie es zur Bundestagswahl 2021 mit den Grünen gemacht hatten.

Einziger positiver Effekt: Am Ergebnis des BSW lässt sich ablesen, wie einflussreich die Medien tatsächlich geworden sind. Bei den Grünen hatte es 2021 sogar dazu gereicht, dass die „Neue Zürcher Zeitung“ in Panik geriet, gegen das Ungeheuerliche anschrieb und der Trampolin springenden Voodoo-Puppe eine Handvoll Nadeln einstach: „Fünf Gründe, warum Annalena Baerbock nicht Kanzlerin wird“.

Aber jetzt habe ich fast vergessen zu fragen: Was wählen Sie eigentlich am Sonntag?

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