Trump ist ein Dealmaker

Donald Trump wird sich erinnern, wer Feind, wer Freund und wer Verräter ist

von Alexander Wallasch (Kommentare: 9)

Dr. Maaßen: "Die USA suchen sich Partner oftmals nach dem Maß an Gefügigkeit und Unterwürfigkeit aus."© Quelle: Youtube/Tagesschau, Amazon, screenshot, Montage: Wallasch

Exklusiv-Interview zu den Wahlen in den USA: Hans-Georg Maaßen analysiert alle Wahrscheinlichkeiten und was die Wahlergebnisse für Deutschland bedeuten.

Morgen finden die Wahlen in den USA statt. Trump hat bis hierher politisch wie physisch überlebt. Was glauben Sie, wird passiert, wenn er verliert, was, wenn er gewinnt?

Wenn er verliert, war es vermutlich für ihn persönlich seine letzte Chance gewesen auf dem politischen Parkett. Die Republikaner werden dann vier Jahre brauchen, um sich zu regenerieren und neu aufzustellen, dazu wird dann auch gehören, einen Nachfolgekandidaten für Trump zu suchen und aufzubauen.

Das wirklich Dramatische aber wird sein, dass eine Niederlage der Republikaner für die Politik bedeuten würde, dass die Demokraten freie Fahrt für die Durchsetzung ihrer Projekte haben werden. Und das bedeutet, dass diejenigen, die als fanatische Ideologen die westliche Welt in ökowoke kollektivistische Gesellschaften transformieren wollen und die Kapitalisten, die mit der Politik der Demokraten und dem Ukrainekrieg viel Geld verdient haben, weitere vier glückliche Jahre vor sich haben werden.

Ich hoffe sehr, dass Trump die Wahl gewinnen wird. Ich hoffe, dass durch ihn die im Westen grassierende Ideologisierung durch den Wokismus, Genderismus und die Klimasekte gestoppt wird, dass er sich für wirkliche Meinungsfreiheit und für Medienpluralismus einsetzt und dass Deutschland und Europa wieder ein höheres Maß an Souveränität gegenüber diesen hoch destruktiven Ideologien haben werden.

Aber allein ein Wahlsieg von Trump wird noch nicht zu grundlegenden Veränderungen führen. Ich erwarte, dass auch ein Wahlsieg von Trump seine politischen Feinde und die Feinde der Freiheit nicht davon abhalten wird, alles dafür zu tun, um seine Präsidentschaft schnellstmöglich zu beenden. Und wenn ich sage „alles“, denke ich auch zurück an die Attentate, denke daran, dass er vielleicht mit Gerichtsverfahren und Impeachment-Verfahren überzogen wird und man muss auch extralegale Maßnahmen für möglich halten, die Trump stoppen, ausbremsen und zu Fall bringen sollen.

Ein Sieg von Trump wäre für uns wichtig, aber er wäre für Deutschland nicht nur positiv. Trump sagt „America First“, und er meint es auch so. Wir müssen mit einer protektionistischen amerikanischen Wirtschaftspolitik unter anderem mit höheren Einfuhrzöllen rechnen, die uns durchaus schaden können.

Und diese Politik wird uns vor allem dann schaden, wenn unsere Bundesregierung keine guten Beziehungen zu Donald Trump und zu seiner Administration unterhält. Bedauerlicherweise haben sowohl die Regierungsparteien von SPD, Grünen und FDP als auch die Merz-Union an der Dämonisierung von Donald Trump mitgewirkt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Parteien in der Lage sein werden, normale, geschweige denn gute Beziehungen zu einem US-Präsidenten Donald Trump aufzubauen. Donald Trump ist nicht so vergesslich wie Bundeskanzler Scholz, sondern wird sich gewiss daran erinnern, wer Feind, wer Freund und wer Verräter ist.

Wenn Trump das Rennen macht, müsste das nach Ihrer Lesart auch ein Signal für die Bundestagswahl werden ...

Es wäre ohne Frage ein sehr gutes Signal. Zum einen würde es signalisieren: Demokratie funktioniert doch, und man kann doch eine politische Wende herbeiführen, trotz all dieser schmutzigen Tricks, trotz der Attentatsversuche und der Agitation und Propaganda der US-Massenmedien, die tagein, tagaus Partei ergreifen für die US-Demokraten.
Trump wird zwar nicht alles im Interesse seiner europäischen Partner machen, er wird Politik für sein Land und seine Leute machen, aber ich glaube, ganz zentral dürfte es sein, dass er die Meinungsfreiheit wiederherstellt. Und es ist zu erwarten, dass unter Trump die Diffamierung, Diskreditierung und politische Verfolgung von politischen Gegnern, wie dies unter den Demokraten geschehen ist, gestoppt wird. Für die tatsächliche Demokratie wäre es ein großartiger Erfolg, wenn er gewinnen würde.

Jetzt haben Sie Europa erwähnt. Das wäre die nächste Frage gewesen: „America First“ ist kein Signal, dass uns positiv stimmen sollte. Wie war das eigentlich, als Trump zum ersten Mal Präsident war? Wie war da sein Verhältnis zu Deutschland? Können sie sich erinnern?

Ich habe generell den Eindruck, dass die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland seit George W. Busch schlechter geworden sind. Was auch daran liegt, dass in den Administrationen und in den Parteien zunehmend Leute die politische Führung übernommen haben, die gar keinen Bezug mehr zu „Old Europe“ haben.

Während die vorangegangenen Generationen persönliche familiäre Beziehungen zu Deutschland und zu Europa hatten, fehlt das unter den Generationen spätestens seit Obama. Das bedeutet aus meiner Sicht, dass Deutschland wie ein Partnerstaat irgendwo in Afrika oder in Lateinamerika wahrgenommen wird. Und da kann natürlich eine Parole wie „America First“ sehr bitter für uns sein. Denn „America First“ heißt, amerikanische Interessen zuerst und die der Partner nur dann, wenn es passt.

Aber das hatte ich schon in den vielen Jahren zuvor kennengelernt: Wir müssen uns darauf einstellen, dass unter Trump diese Devise durchgezogen wird, was – wie ich sagte – uns kurzfristig wirtschaftlich belasten kann, aber langfristig nicht unbedingt schlecht sein muss. Denn Trump und sein Umfeld verstehen es durchaus, wenn im Gegenzug ein Staat wie Deutschland ebenfalls nationale Interessen formuliert und sagen würde, im nationalen deutschen Interesse ist es, die Nord-Stream-Pipelines wieder aufzubauen.
Man fände das in den USA wahrscheinlich nicht gut, aber sie würden verstehen, dass wir unsere Interessen formulieren, dass wir für unsere Interessen kämpfen, weil das eben auch ihre eigene Einstellung zum Politikmachen ist. So wie ich Trump wahrnehme, als Dealmaker, ist das auch jemand, der mit Blick auf die amerikanischen Interessen auch bereit wäre, sich zu verständigen und zu einigen.

War das ein Fehler, dass die Regierung Schröder/Fischer eine Teilnahme am Irakkrieg abgewiesen hat? Muss man feststellen, dass sich die Amerikaner danach den Polen zugewandt haben und Deutschland fallen gelassen haben?

Nein, ich sehe es nicht als ein Fehler. Im Gegenteil. Es war eine vernünftige Entscheidung im nationalen deutschen Interesse. Und dieser Krieg war auch nicht im amerikanischen Interesse. Das sehen inzwischen auch viele amerikanische Politiker so, dass dieser Krieg nur Leid und Tod in den betroffenen Ländern verursachte und dass auch die USA und die amerikanische Industrie nicht viele Vorteile davontrugen.

Die USA suchen sich Partner oftmals nach dem Maß an Gefügigkeit und Unterwürfigkeit aus. Und osteuropäische NATO-Staaten entsprachen damals in der Hinsicht eher dem amerikanischen Anforderungsprofil als Deutschland. Aber das hat sich unter Olaf Scholz als Bundeskanzler und Friedrich Merz als Oppositionsführer wieder geändert.

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Friedrich Merz steht weiterhin für eine enge Verbundenheit zu USA und NATO. Die AfD möchte notwendige Reformen auch hinsichtlich der EU. Friedrich Merz hat seine Bündnistreue bei den thüringischen Koalitionsgesprächen mit in die Waagschale geworfen. Wie denken Sie darüber?

Friedrich Merz steht für „American Interest“ formuliert durch Fondsgesellschaften wie Blackrock und andere. Er steht nicht für unsere nationalen Interessen. Merz ist aus meiner Wahrnehmung bis heute im Herzen der ehemalige Anwalt von Blackrock. Und ich habe den Eindruck, dass er deren Interessen weiterhin vertritt. Ich möchte aus diesem Grunde keinen Anwalt von Blackrock jemals am Kabinettstisch sitzen sehen. Merz steht wie viele der so genannten Transatlantiker nicht für ein partnerschaftliches Verhältnis auf Augenhöhe zwischen Deutschland und den USA, sondern für eine unterwürfige Feudalbeziehung der Deutschen zu den USA und für die weitere Aufgabe unserer Souveränität.

Ist man denn, wenn man einmal bei Blackrock in so einer Position gearbeitet hat, für die deutsche Politik für immer untauglich?

Ich glaube nicht, dass Merz wegen seiner juristischen Qualifikation von Blackrock angestellt wurde. Sicherlich hätte Blackrock erfahrenere und qualifiziertere deutsche Aktienrechtler und M & A-Anwälte gefunden, die nicht einen großen Teil des Berufslebens in der Politik und nicht im Wirtschaftsrecht verbracht haben. Ich denke, er wurde von Blackrock wegen seines Namens, aufgrund seiner Kontakte und aufgrund seiner früheren Funktion als CDU-Fraktionsvorsitzender eingekauft und nicht wegen seiner juristischen Erfahrung und Fachkenntnis. Und wenn jemand aus diesen Gründen eingekauft wurde, wäre ich sehr vorsichtig, denn wir wissen, dass Unternehmen der amerikanischen Finanzindustrie wie Blackrock nicht nur Geld verdienen wollen, sondern dass es ihnen auch um politischen Einfluss und um Macht geht. Bei der amerikanischen Finanzindustrie geht es nicht nur darum, dass die führenden Leute wohlhabend oder reich werden wollen, sondern sie nutzen im Sinne des amerikanischen Verständnisses von Kapitalismus den Reichtum zur Machtausübung. Und deshalb sollte man solche Leute von der Regierungsverantwortung fernhalten.

Was sagen sie zu folgendem Satz? Der Vormarsch der Russen in der Ukraine bringt uns einem Weltkrieg immer näher …

Nicht der Vormarsch der Russen in der Ukraine bringt uns einem Weltkrieg näher, sondern die denkbare emotionale Reaktion der NATO-Staaten auf diesen Vormarsch. Die russische Regierung geht aus meiner Sicht nüchtern und berechnend vor. Ich denke nicht, dass die Russen einen Weltkrieg anstreben, denn der Ausgang eines solchen Krieges wird verheerend sein, vor allem für Europa, aber vermutlich auch für Russland und die USA.

Ich empfinde es als gefährlich, dass es in Deutschland und in der EU in den Regierungsparteien und der Merz-Union Personen gibt, die offensichtlich nicht mehr abwarten können, einen großen Krieg gegen Russland beginnen zu können. Deutschland war schon mehrfach Austragungsort eines Weltkriegs. Diejenigen, die noch in den Genuss eines nichtwoken Geschichtsunterrichts kamen und dort einigermaßen aufgepasst hatten, sollten wissen, was der Dreißigjährige Krieg, der Napoleonische Krieg und der Zweite Weltkrieg für Deutschland bedeuteten. Es waren nationale Tragödien.

Ich nehme wahr, dass nicht wenige Regierungspolitiker und Politiker der Merz-Union regelrecht kriegsbesoffen sind und nicht abwarten können, dass Deutschland wieder einmal Austragungsort eines Weltkrieges wird. Anders als manche Politiker glauben, wird es keinen Einmarsch von NATO-Truppen unter Führung der Politiker Kiesewetters und Strack-Zimmermann in Moskau geben. Dieser Krieg wird vernichtend sein. Aber die Vernichtung wird Deutschland und das Deutsche Volk treffen.

Ich habe den Eindruck, dass eine Lust am Selbstmord unsere gelangweilte und dekadente politische Elite kennzeichnet. Die einen wollen den großen Krieg mit Russland, die anderen wollen die Zerstörung unserer Wirtschaft zugunsten eines imaginären Weltklimas, andere oder sogar die gleichen wollen eine Zerstörung unser Gesellschaft durch eine unkontrollierte Massenzuwanderung, eine Zerstörung unserer Sprache durch Gendersprache, eine Zerstörung unseres Zusammenhalts und eine Zerstörung der Zukunftschancen unserer Jugend durch die Vorenthaltung von Erziehung, Bildung und hochqualifizierter Ausbildung und durch die Verblödung durch Massenmedien.

Es ist eine Lust am Zerstören und am Abreißen unserer Kultur und unseres Landes. Diese Lust sehe ich nicht nur bei den Linken und der Merz-Union, sondern auch bei den so genannten anarcho-libertären Extremisten, die unsere Demokratie ablehnen. Wir brauchen in Deutschland wieder Menschen an den Schaltstellen, die professionell, realitätsbezogen und im Interesse des Deutschen Volkes handeln, und wir brauchen keine Politiker, die wie Angehörige von Endzeitsekten davon träumen, unsere Gesellschaft zu zerstören, um auf ihren Trümmern ein „Glückskönigreich“ nach ihren eigenen infantilen ideologischen Vorstellungen errichten zu können.

Danke für das Gespräch!

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