Der Radiosender „Kontrafunk“ beauftragt das renommierte Meinungsforschungsinstitut INSA um Pfingsten herauszufinden, was die deutschen und österreichischen Gläubigen von ihren Kirchen halten.
Und was INSA da herausfindet ist alarmierend, jeder Bürger sollte erfahren, dass er mit seiner möglicherweise ebenfalls kritischen Haltung den Kirchen gegenüber nicht alleine steht. Und die Kirchen sollten erfahren, was sie dringend verbessern sollten.
Aber da stellt sich auf einmal die „Deutsche Presse-Agentur" quer. Die Agentur ist nämlich eine hundertprozentige Mutter von „News aktuell“ und von „Pressemitteilung OTS“ und die haben eine Annahme der Meldung von Kontrafunk zur INSA-Umfrage gerade verweigert.
Ein weiterer krasser Fall von Cancel Culture. Sogar ein Big Mäc der Cancel Culture, denn hier wird ja nicht nur „Kontrafunk“ gecancelt, sondern INSA gleich mit. „dpa“ nutzt hier bewusst seine Monopol-Stellung aus, um zu verhindern, dass Deutsche und Österreicher erfahren, dass „Kontrafunk“ bei INSA eine Umfrage in Auftrag gegeben hat, die geeignet ist, die Kirchen zum Umdenken zu bewegen.
Wir befragen Burkhard Müller-Ullrich, den Gründer und Macher von Kontrafunk, was da los war:
Weiterlesen nach der Werbung >>>
Ihre Unterstützung zählt
Das OTS-Presseportal der Agenturen dpa, APA und SDA hat eine Meldung von Ihnen gecancelt. Mögen Sie den Lesern bitte kurz erklären, um was es da geht, was das für Agenturen sind und was das passiert ist?
Neben dem journalistischen Betrieb sind diese Agenturen auch Verbreiter von kommerziellen Nachrichten. So etwas kann man buchen. Das nennt sich dann OTS. Eine solche Meldung in den drei Ländern (D, AU, CH) zu verbreiten, ist eine kostenpflichtige Dienstleistung. Für die ist es entsprechend auch ein Verlust, den sie in Kauf nehmen. Anlässe solcher OTS-Meldungen können auch Firmenjubiläen oder „Der neue Mercedes kommt raus“ sein.
Sind das Meldungen, die dann als Werbung gekennzeichnet sind, als Auftragsarbeiten?
Nein, überhaupt nicht, das heißt dann eben OTS, und das kommt direkt auf die Ticker in den Redaktionen. Da sind natürlich hunderte von Zeitungen und Organen angeschlossen. Für die ist das eine Information wie jede andere. Das ist dann halt nicht als Eigen-Produkt, als „dpa“ oder so etwas gekennzeichnet, sondern immer als OTS.
Jetzt arbeiten ja viele Redaktionen bereits im Verbund. Haben diese Agenturen überhaupt noch die Bedeutung, die sie vor zehn, zwanzig Jahren hatten? Oder es ist es so, dass beispielsweise die „Funke Mediengruppe“ ihre Meldungen selbst generiert? Was wissen Sie darüber?
Natürlich leiden die Agenturen darunter, dass die anderen das jetzt versuchen selber in die Hand zu nehmen, aber die haben immer noch einen unglaublichen Zugriff. Also, es sind immer noch sehr viele Zeitungen, die da dranhängen. Umso mehr sind die Agenturen eben auch darauf angewiesen, dass dieser kommerzielle Dienst läuft. Aber aus ideologischen Gründen verzichten sie da offenbar gerne auf Einnahmen.
Normalerweise müsste so eine Agentur doch bei einer INSA-Umfrage automatisch eine Meldung generieren. Die müsste man doch nicht über das von Ihnen beschriebene OTS- System einpflegen. Was ist da los?
Das ist richtig. Wir haben es in dem Fall mal mit so einer Meldung versucht. Denn es war leider zu vermuten, dass irgendwelche Redakteure bei „dpa“ dann „Kontrafunk“ lesen und bringen es auf gar keinen Fall. Deshalb haben wir gedacht, wir spielen es einfach kommerziell, bezahlen dafür, und dann läuft es. Aber wie man jetzt sieht, es läuft auch so nicht.
Hat es mit „Kontrafunk“ zu tun oder auch mit INSA?
Also INSA kann ich mir nicht vorstellen, das trauen sie sich nicht. Aber mal gucken. INSA hat ein großes Renommé, und auch „Bild“ und andere beziehen sich ja immer auf INSA. Der INSA-Chef Hermann Binkert ist ehemaliger Staatssekretär, aber klar: Das ist alles dieses Brandmauergedöns.
Sie haben mit dieser INSA-Umfrage auch eine Investition getätigt, mit dem Ziel, auch ihren Sender noch bekannter zu machen über eine exklusive und explosive Umfrage zu Pfingsten. Jetzt werden sie von Monopol-Agenturen ausgebremst. Das ist ja auch wirtschaftlich ein Schaden ...
Na klar, Medien machen das so. Umfragen sind auch ein Instrument, um sich als Medium nach vorne zu bringen. Und wenn „Bild“ irgendwas beauftragt, dann steht natürlich zunächst das Interesse an der Frage dahinter. Aber es ist natürlich auch die Aussage: Wir, „Bild“, haben jetzt Sozialforschung betrieben und bringen jetzt richtig wissenschaftliche Fakten. Da kommt ihr nicht daran vorbei.
Nun sind Umfangen natürlich auch ein Politikum, dass ich im rechten Moment die richtige Umfrage mache, scharf formuliert, wenn „Kontrafunk“ ein Problem mit der Politisierung der Kirchen hat, mit dem linksgrünen Kurs, ja, dann mach ich mal bei INSA eine Umfrage und stelle fest, die Leute haben keinen Bock drauf …
Gut, aber die Leute haben geantwortet, wie sie geantwortet haben. Es ist das Wesen einer repräsentativen Umfrage, dass man nicht dran vorbeikommt, es ernst zu nehmen. Klar haben wir die Fragen gefragt, die uns besonders interessieren, im rechten und im linken Moment.
Weiterlesen nach der Werbung >>>
Ihre Unterstützung zählt
Und jetzt bekommen Sie die Mitteilung aus den Agenturen, dass eine Zusammenarbeit mit Ihrem Sender abgelehnt wird. Wie ist das vor sich gegangen? Wie kam es zu der Absage?
Ich habe mich dort angemeldet an diesem Portal, ich wurde geschult, da haben die viel Aufwand betrieben, damit wir dort gute Kunden werden. Wahrscheinlich verbreiten die auch unsere Meldung zum einjährigen Geburtstag Ende Juni dann nicht. Denn es hieß ja jetzt, „Wir lehnen die Zusammenarbeit mit Ihnen ab.“ Das war ja weitergehend als nur zu sagen: Diese eine Meldung werden wir nicht bringen.
Oder kann es etwas mit der Kritik an den Kirchen zu tun haben, die ja durch die Umfrage automatisch generiert wird?
Das glaube ich nicht. Die Meldung, so wie sie ist, würde von anderen Medien – wenn „Bild“ das macht – würden sie das vielleicht bringen. Es hieß deutlich: Wir lehnen die Zusammenarbeit mit Ihnen – Kontrafunk – ab.
Was allerdings fehlte, war die Begründung. Nicht einmal das billigt man Ihnen zu. Hier ist doch etwas deutlich in Schieflage …
Willkommen in der Gegenwart. Und ja, das steht in den AGB, dass sie das alles ablehnen können. Für uns ist es interessant, zu sehen, dass es mittlerweile schon so weit gekommen ist, und der Reputationsschaden … ich meine, langfristig wird denen dieses Verhalten auf die Füße fallen, das ist ja klar.
Aber wenn Sie sich selbst „Die Stimme der Vernunft“ nennen, dann ist das ja gezielt. Das heißt, sie gehen ja hier zu einer Agentur, die offensichtlich aus ihrer Sicht dann die „Stimme der Unvernunft“ ist, und wollen da etwas platzieren …
Keineswegs. Indem ich denen einen Auftrag gebe, der uns auch viel Geld kostet, sage ich ja nicht, ihr seid die Stimme der Unvernunft. Sondern ich sage einfach, wir als Radiosender möchten gerne diese Meldung durch euch verbreiten lassen. An dieser Meldung ist ja überhaupt nichts Anstößiges daran. Sie wollen einfach nur den Kontrafunk nicht, weil der Bäh ist für sie. Wenn wir die Meldung machen: „Die Erde ist rund“, dann werden die sagen: Auf keinen Fall … bringen wir diese Kontrafunk-Meldung.
Jetzt ist so eine nicht verbreitete Tickermeldung erst die erste Stufe der Cancel Culture. Zum Leser kommt es erst über die angeschlossenen Medien (Stimmen der Unvernunft), die diese Agenturmeldung verbreiten. Da hätten sich dpa und Co doch zurücklehnen können, spätestens da wären Sie doch raus gewesen, wo der Spiegel hätte Kontrafunk/INSA zitieren müssen …
Sie haben Recht, tatsächlich ist dadurch die zweite Stufe unseres Experimentes gescheitert.
Danke für das Gespräch!
(Eine Anfrage an dpa wurde gestellt. Im Beantwortungsfalle wird hier nachgereicht.)
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung
Kommentare
melden
Kommentar von .TS.
Natürlich mußte die DPA diese Meldung ablehnen - denn den sie sonst übernehmenden Copy-Paste-Hilfsarbeitern in den Redaktionen kann man eine derart komplexe Tätigkeit (Lesen, Verstehen, Filtern) bei einem so riskanten Thema nicht überlassen.
Aber es zeigt sich mal wieder wie das heutige Faktenschinden funktioniert: Es kommt nicht darauf an was berichtet wird sondern wer es berichtet.
Wird aber nichts daran ändern: Auch ohne diese Information werden sich angesichts weiterer Skandale, breiten Fehlentwicklungen und knapper Kassen die Kirchenaustritte weiter mehren.
melden
Kommentar von Hans Walter Müller
Da braucht man sich nur über die Gesellschafter der dpa informieren (Wikipedia hilft manchmal durch das Bedürfnis der Leute zur Selbstpräsentation). Dann wird klar, welches Lied man singt (und die Tochtergesellschaft spielt auf der gleichen Wellenlänge).
melden
Kommentar von Maxx
Kontrafunk ist tatsächlich ein phänomenaler Sender. Exzellente Sendungen, Lesungen, Vorträge, aktuelle und relevante Nachrichten. Höre Kontrafunk von Beginn an und auch mehrmals täglich. Matussek, Argo Nerd, Klonovsky u.a. sind vertreten, dazu gute Lesungen und Vorträge. Setze auf den Streisand-Effekt: Was, die dürfen nicht erwähnt werden? Von denen darf man keine Meldungen übernehmen? Da ist man doch versucht, sich das mal reinzuhören, was diese Gedankenverbrecher so fabrizieren ...
melden
Kommentar von Sozialforschung muss sein
Bic Mäc? So ein Whopper ist doch auch nicht schlecht. Frau Ströck-Zimmermann und Judith Rakers haben neulich sehr ernsthaft diskutiert, mit einem älteren Herrn, der eine Strumpfhose auf dem Kopf trug, den Namen habe ich leider vergessen, und bei der Schreibweise der anderen bin ich mir nicht sicher. Ich schalte nur noch selten ein, eigentlich gar nicht, bzw nur, wenn ich gefragt werde, wegen technischer Empfangsprobleme. Aber der Programmauftrag wird noch erfüllt, soviel steht fest, das war mein erster Eindruck,das Studiopublikum schien absolut einverstanden,zufrieden, und war auch dem Anlass entsprechend gekleidet..
melden
Kommentar von Klaus
Das System hat Panik.
Warum?
Weil seine Deutungshoheit schon viel weiter erodiert ist, als wir wahrnehmen sollen.
Wenn es anders wäre und die Deutungshoheit des Systems stabil, würde nicht so ein Aufriß gemacht werden.
Es ist immer so: die Lüge aufrechtzuerhalten bedeutet extrem viel Aufwand. Wir haben ja die Ausgaben der Bundesregierung für Corona und andere Narrative gesehen, die buttern da richtig Geld rein um die Herde beisammen zu halten.
Und das ist eben die gute Nachricht: es bildet sich immer mehr Gegenmomentum.
Das merkt der Mainstream natürlich nicht bzw seine Konsunenten. Aber dem laufen auch die Leser und Zuschauer mit, immer mehr.
Des Kaisers neue Nachrichten eben.
Reine Luft. Puff!
melden
Kommentar von peter struwwel
Daß Sie Friedrich Hölderlin bemühen, werter Bernhard @Rossi, und dann ausgerechnet
dieses Zitat, finde ich sehr gelungen. Des weiteren schien dieser kluge Kopf ja ebenfalls
schon gewußt zu haben, daß zwar nah seien und schwer zu fassen die Grünen, daß aber
auch da, wo Gefahr sei, das Rettende wachse.
.
melden
Kommentar von Carmen Friedrich
Also, wie so oft in den letzten 3 Jahren hat sich mal wieder mein chronisches Kopfschütteln zurück gemeldet. Was ist denn das für ein kleingeduckter, engstirniger S..haufen??? Wenn man bedenkt, dass diese DPA bestimmt auch von Steuergeldern finanziert wird, finde ich diese Ausgrenzung absolut unangebracht, zumal das auch wieder über unsere Interessen hinweg geschieht. Wieso müssen sich solche Organisationen nicht an den Wünschen der Bürger orientieren? Weil sie nicht vom Bürger generiert sind!!! Sie wurden ins Leben gerufen von irgendwelchen Leuten, die einen Haufen Geld haben und Dinge politisch beeinflussen wollen, ohne dass sie dafür Rechenschaft ablegen müssen. Mittlerweile gewinne ich den Eindruck, dass wir in allen Bereichen solche Organisationen sitzen haben, die genau nach den gleichen Prinzipien handeln, wie die WHO, WEF, NATO, UNO, UN, EU, etc. etc....!!!! Alle diese Clubs, mit ihren eigenen finanziellen, politisch orientierten Clubregeln dient nur deren Interessen. Von den gesamten Völkern der ganzen Welt, braucht das kein Mensch, das haben die letzten 3 Jahre deutlich gezeigt!!! Schaffen wir sie ab!!!!
melden
Kommentar von Bernhard Rossi
"Immer noch haben die die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen." Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)
Es wirft ein sehr schlechtes Licht auf die von Amtierenden gerne gepriesene Meinungsvielfalt, die hier vom Grundschüler bis zum Greis von der Institution dpa vorsätzlich hinters Meinungsvielfalt-Licht geführt wird!
melden
Kommentar von StephanU
@Ulf Küch:
Ich finde die Entwicklung auch sehr bedenklich. Aber wir sollten die Verfassung auch nicht überstrapazieren. Da steht nicht drin, dass dpa verpflichtet ist, diese Meldung zu publizieren oder mit Kontrafunk zusammenzuarbeiten. An der freien Meinungsäußerung ändert das ja grundsätzlich nichts, es müssen dann andere Kanäle genutzt werden.
Da mittlerweile bei jedem Ärgernis ein Verfassungsbruch beklagt wird, entwickelt sich der Vorwurf zur stumpfen Waffe.
melden
Kommentar von peter struwwel
Eigentlich hätte ich das alles gerne ein bißchen besser als nur rudimentär verstanden,
da ich von diesem Geschäft leider zu wenig verstehe. Aber wenn es bei den Experten
an guter Didaktik mangelt (die sprechen ja als Wissende miteinander) und das alles
dann auch noch auf des Lesers (also meine) Begriffsstutzigkeit trifft, dann muß zwangs-
läufig bei dem "Lektüreinhaber" eine Lücke entstehen. Apropos insa. Dieses Institut hat
in seiner neusten Sonntagsfrage unter weiteren sieben Mitbewerbern für die AfD den
höchsten (17%) und für die Grünen den geringsten (14%) Wert ermittelt. Das ist zwar nur
eine Augenblickserscheinung, eine kleine Spielerei, quasi ohne großen Wert, wäre aber
in meinen Augen doch eine gute Entwicklung - wenn auch noch sehr ausbaufähig.
melden
Kommentar von Ulf Küch
Eine höchst bedenkliche Entwicklung und im Widerspruch zu unserer Verfassung.
Selbst das BVerGe hat einmal bezüglich der Meinungsfreiheit sinngemäß folgendes erklärt.:
"Auf Sinn oder Unsinn kommt es bei der Meinungsäußerungsfreiheit nicht an, solange hier nicht zu Straftaten aufgefordert wird oder Persönlichkeitstrechte tangiert werden."
Quo vadis Deutschland?