Umfrage nach Kirchenaustritten führt zu Cancel-Culture

Zensur: dpa wirft Kontrafunk und INSA den Fehdehandschuh hin

von Alexander Wallasch (Kommentare: 11)

Ein weiterer krasser Fall von Cancel Culture. Sogar ein Big Mäc der Cancel Culture, denn hier wird ja nicht nur „Kontrafunk“ gecancelt, sondern INSA gleich mit.© Quelle: Pixabay / LubosHouska, Montage Alexander Wallasch

Interview mit Burkhard Müller-Ullrich, dem Boss von Kontrafunk: „Warum hat die Deutsche Presse-Agentur Ihre bei INSA beauftragte Umfrage gecancelt?"

Der Radiosender „Kontrafunk“ beauftragt das renommierte Meinungsforschungsinstitut INSA um Pfingsten herauszufinden, was die deutschen und österreichischen Gläubigen von ihren Kirchen halten.

Und was INSA da herausfindet ist alarmierend, jeder Bürger sollte erfahren, dass er mit seiner möglicherweise ebenfalls kritischen Haltung den Kirchen gegenüber nicht alleine steht. Und die Kirchen sollten erfahren, was sie dringend verbessern sollten.

Aber da stellt sich auf einmal die „Deutsche Presse-Agentur" quer. Die Agentur ist nämlich eine hundertprozentige Mutter von „News aktuell“ und von „Pressemitteilung OTS“ und die haben eine Annahme der Meldung von Kontrafunk zur INSA-Umfrage gerade verweigert.

Ein weiterer krasser Fall von Cancel Culture. Sogar ein Big Mäc der Cancel Culture, denn hier wird ja nicht nur „Kontrafunk“ gecancelt, sondern INSA gleich mit. „dpa“ nutzt hier bewusst seine Monopol-Stellung aus, um zu verhindern, dass Deutsche und Österreicher erfahren, dass „Kontrafunk“ bei INSA eine Umfrage in Auftrag gegeben hat, die geeignet ist, die Kirchen zum Umdenken zu bewegen.

Wir befragen Burkhard Müller-Ullrich, den Gründer und Macher von Kontrafunk, was da los war:

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Das OTS-Presseportal der Agenturen dpa, APA und SDA hat eine Meldung von Ihnen gecancelt. Mögen Sie den Lesern bitte kurz erklären, um was es da geht, was das für Agenturen sind und was das passiert ist?

Neben dem journalistischen Betrieb sind diese Agenturen auch Verbreiter von kommerziellen Nachrichten. So etwas kann man buchen. Das nennt sich dann OTS. Eine solche Meldung in den drei Ländern (D, AU, CH) zu verbreiten, ist eine kostenpflichtige Dienstleistung. Für die ist es entsprechend auch ein Verlust, den sie in Kauf nehmen. Anlässe solcher OTS-Meldungen können auch Firmenjubiläen oder „Der neue Mercedes kommt raus“ sein.

Sind das Meldungen, die dann als Werbung gekennzeichnet sind, als Auftragsarbeiten?

Nein, überhaupt nicht, das heißt dann eben OTS, und das kommt direkt auf die Ticker in den Redaktionen. Da sind natürlich hunderte von Zeitungen und Organen angeschlossen. Für die ist das eine Information wie jede andere. Das ist dann halt nicht als Eigen-Produkt, als „dpa“ oder so etwas gekennzeichnet, sondern immer als OTS.

Jetzt arbeiten ja viele Redaktionen bereits im Verbund. Haben diese Agenturen überhaupt noch die Bedeutung, die sie vor zehn, zwanzig Jahren hatten? Oder es ist es so, dass beispielsweise die „Funke Mediengruppe“ ihre Meldungen selbst generiert? Was wissen Sie darüber?

Natürlich leiden die Agenturen darunter, dass die anderen das jetzt versuchen selber in die Hand zu nehmen, aber die haben immer noch einen unglaublichen Zugriff. Also, es sind immer noch sehr viele Zeitungen, die da dranhängen. Umso mehr sind die Agenturen eben auch darauf angewiesen, dass dieser kommerzielle Dienst läuft. Aber aus ideologischen Gründen verzichten sie da offenbar gerne auf Einnahmen.

Normalerweise müsste so eine Agentur doch bei einer INSA-Umfrage automatisch eine Meldung generieren. Die müsste man doch nicht über das von Ihnen beschriebene OTS- System einpflegen. Was ist da los?

Das ist richtig. Wir haben es in dem Fall mal mit so einer Meldung versucht. Denn es war leider zu vermuten, dass irgendwelche Redakteure bei „dpa“ dann „Kontrafunk“ lesen und bringen es auf gar keinen Fall. Deshalb haben wir gedacht, wir spielen es einfach kommerziell, bezahlen dafür, und dann läuft es. Aber wie man jetzt sieht, es läuft auch so nicht.

Hat es mit „Kontrafunk“ zu tun oder auch mit INSA?

Also INSA kann ich mir nicht vorstellen, das trauen sie sich nicht. Aber mal gucken. INSA hat ein großes Renommé, und auch „Bild“ und andere beziehen sich ja immer auf INSA. Der INSA-Chef Hermann Binkert ist ehemaliger Staatssekretär, aber klar: Das ist alles dieses Brandmauergedöns.

Sie haben mit dieser INSA-Umfrage auch eine Investition getätigt, mit dem Ziel, auch ihren Sender noch bekannter zu machen über eine exklusive und explosive Umfrage zu Pfingsten. Jetzt werden sie von Monopol-Agenturen ausgebremst. Das ist ja auch wirtschaftlich ein Schaden ...

Na klar, Medien machen das so. Umfragen sind auch ein Instrument, um sich als Medium nach vorne zu bringen. Und wenn „Bild“ irgendwas beauftragt, dann steht natürlich zunächst das Interesse an der Frage dahinter. Aber es ist natürlich auch die Aussage: Wir, „Bild“, haben jetzt Sozialforschung betrieben und bringen jetzt richtig wissenschaftliche Fakten. Da kommt ihr nicht daran vorbei.

Nun sind Umfangen natürlich auch ein Politikum, dass ich im rechten Moment die richtige Umfrage mache, scharf formuliert, wenn „Kontrafunk“ ein Problem mit der Politisierung der Kirchen hat, mit dem linksgrünen Kurs, ja, dann mach ich mal bei INSA eine Umfrage und stelle fest, die Leute haben keinen Bock drauf …

Gut, aber die Leute haben geantwortet, wie sie geantwortet haben. Es ist das Wesen einer repräsentativen Umfrage, dass man nicht dran vorbeikommt, es ernst zu nehmen. Klar haben wir die Fragen gefragt, die uns besonders interessieren, im rechten und im linken Moment.

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Und jetzt bekommen Sie die Mitteilung aus den Agenturen, dass eine Zusammenarbeit mit Ihrem Sender abgelehnt wird. Wie ist das vor sich gegangen? Wie kam es zu der Absage?

Ich habe mich dort angemeldet an diesem Portal, ich wurde geschult, da haben die viel Aufwand betrieben, damit wir dort gute Kunden werden. Wahrscheinlich verbreiten die auch unsere Meldung zum einjährigen Geburtstag Ende Juni dann nicht. Denn es hieß ja jetzt, „Wir lehnen die Zusammenarbeit mit Ihnen ab.“ Das war ja weitergehend als nur zu sagen: Diese eine Meldung werden wir nicht bringen.

Oder kann es etwas mit der Kritik an den Kirchen zu tun haben, die ja durch die Umfrage automatisch generiert wird?

Das glaube ich nicht. Die Meldung, so wie sie ist, würde von anderen Medien – wenn „Bild“ das macht – würden sie das vielleicht bringen. Es hieß deutlich: Wir lehnen die Zusammenarbeit mit Ihnen – Kontrafunk – ab.

Was allerdings fehlte, war die Begründung. Nicht einmal das billigt man Ihnen zu. Hier ist doch etwas deutlich in Schieflage …

Willkommen in der Gegenwart. Und ja, das steht in den AGB, dass sie das alles ablehnen können. Für uns ist es interessant, zu sehen, dass es mittlerweile schon so weit gekommen ist, und der Reputationsschaden … ich meine, langfristig wird denen dieses Verhalten auf die Füße fallen, das ist ja klar.

Aber wenn Sie sich selbst „Die Stimme der Vernunft“ nennen, dann ist das ja gezielt. Das heißt, sie gehen ja hier zu einer Agentur, die offensichtlich aus ihrer Sicht dann die „Stimme der Unvernunft“ ist, und wollen da etwas platzieren …

Keineswegs. Indem ich denen einen Auftrag gebe, der uns auch viel Geld kostet, sage ich ja nicht, ihr seid die Stimme der Unvernunft. Sondern ich sage einfach, wir als Radiosender möchten gerne diese Meldung durch euch verbreiten lassen. An dieser Meldung ist ja überhaupt nichts Anstößiges daran. Sie wollen einfach nur den Kontrafunk nicht, weil der Bäh ist für sie. Wenn wir die Meldung machen: „Die Erde ist rund“, dann werden die sagen: Auf keinen Fall … bringen wir diese Kontrafunk-Meldung.

Jetzt ist so eine nicht verbreitete Tickermeldung erst die erste Stufe der Cancel Culture. Zum Leser kommt es erst über die angeschlossenen Medien (Stimmen der Unvernunft), die diese Agenturmeldung verbreiten. Da hätten sich dpa und Co doch zurücklehnen können, spätestens da wären Sie doch raus gewesen, wo der Spiegel hätte Kontrafunk/INSA zitieren müssen …

Sie haben Recht, tatsächlich ist dadurch die zweite Stufe unseres Experimentes gescheitert.

Danke für das Gespräch!

(Eine Anfrage an dpa wurde gestellt. Im Beantwortungsfalle wird hier nachgereicht.)

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