Wie ein Arbeitsunfall an einem Filmset auf Claudia Roths Schreibtisch landete

Steckt ver.di hinter der Kampagne gegen Til Schweiger?

von Alexander Wallasch (Kommentare: 6)

"Anscheinend handelt es sich im veröffentlichten Engagement von ver.di auch um offenbar notwendige Mitgliedergewinnung, nicht nur um uneigennützigen Einsatz."© Quelle: Youtube / ARD Screenshot

Wir haben herausgefunden, dass ein ver.di-Gewerkschaftler maßgeblichen Anteil daran hat, dass Ex-Mitarbeiter von Til Schweiger und der „Spiegel“ für eine Geschichte gegen den Filmemacher zusammengefunden haben. Hier die ganze Story:

Der Spiegel veröffentlichte hinter der Bezahlschranke eine Geschichte über behauptete Missstände am Set von Til Schweiger. Andere Medien nahmen die Anwürfe dankbar auf und zitieren Fragmente eines Artikels, der nur Spiegel-Abonnenten zur Verfügung steht.

Diese stille Post um fünf Ecken und Schranken herum verdichtet sich zu einer politisch motivierten Kampagne gegen den erfolgreichen Filmemacher, der sich zuletzt kritisch gegenüber Klimaklebern und dem grünen Wirtschaftsminister geäußert hatte.

Mittlerweile hat sich sogar Claudia Roth, die grüne Parteifreundin von Robert Habeck über den „Fall Schweiger“ gebeugt und sich in Funktion der Kulturbeauftragten der Bundesregierung eingeschaltet. Roth fordert eine „lückenlose Aufklärung“. Aber von was?

Entscheidend für die Wahrheitsfindung ist, wer die Informanten des Spiegels waren und was diese konkret gesagt haben.

Auch der NDR widmete sich gestern noch einmal den Vorwürfen gegen Schweiger. Im Artikel kam der ver.di-Gewerkschaftsfunktionär Matthias von Fintel zu Wort. Er erklärt gegenüber dem NDR unter anderem, dass die Verhältnisse, wie sie im „Spiegel“-Artikel über das Set von Til Schweiger beschrieben werden, zutreffend seien. Woher weiß er das?

Besagter Herr von Fintel erklärte jetzt im Gespräch mit alexander-wallasch.de, dass seine Gewerkschaft den Kontakt zwischen diesen ehemaligen Mitarbeitern der Schweiger-Produktion und der Spiegel-Journalistin hergestellt hatte, die sich dann explizit mit den Vorwürfen befasste.

Am heutigen Freitagnachmittag meldet wiederum der Spiegel, dass der Chef der Constantin-Produktionsfirma, die „Manta Manta Zwo“ mit Schweiger gemacht hatten, ein paar der Anwürfe gegen den Filmemacher überraschend bestätigten, eine „externe Compliance-Analyse“ soll jetzt weitere Aufklärung bringen.

Im Vorfeld dieses Kurswechsels waren Vorwürfe gegen die Produktionsfirma geäußert worden. So hatte sich auch Claudia Roth namentlich an „Constantin Film“ gewandt. Ursprünglich und relativ schnell nach der ersten Veröffentlichung im „Spiegel“ hatte Constantin Film die Anwürfe noch für haltlos erklärt. Auch hier also mehr als ein Geschmäckle.

Nachdem alexander-wallasch.de ermittelt hatte, wie der Spiegel über die Gewerkschaft überhaupt an die Ex-Schweiger-Mitarbeiter kam, hatten wir Gelegenheit mit Matthias von Fintel zu sprechen.

Der Gewerkschaftler nahm sich für unser Telefonat fast eine halbe Stunde Zeit. Später folgt noch ein weiteres etwas kürzeres Gespräch. Bei „ver.di“ ist Matthias von Fintel „Bereichsleiter Medien und Publizistik“.

Von Fintel bedauert uns gegenüber, dass die Gewerkschaft während der Produktion des Schweigerfilms „Manta Manta Zwo“ nicht über Missstände informiert wurde. Niemand habe während des Drehs ver.di darum gebeten, die „unhaltbaren Zustände zu verändern". Erst „rund um die Premiere des Films“, also etwa ein halbes Jahr nach den Dreharbeiten, sei man überhaupt erst mit den Vorwürfen vertraut gemacht worden, so von Fintel.

Dann hätten sich allerdings immer mehr Mitarbeiter vom Schweiger-Set gemeldet, Gewerkschaftsmitglieder, aber auch Nichtmitglieder. Insgesamt, so von Fintel, hätten sich in der Sache Schweiger etwa 35 Personen bei “ver.di“ gemeldet.

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Da die Produktion aber abgeschlossen war, sei an dem, was berichtet wurde, nichts mehr zu ändern gewesen. Also hätte ver.di entschieden, über einen Presseartikel öffentlich zu werden. Den Betroffenen sei es wichtig gewesen, für die Zukunft etwas zu verändern, erinnert sich von Fintel.

Viele der Betroffenen wollten anonym bleiben, aber es wären auch welche dabei gewesen, die es wohl auch namentlich im Rahmen der Spiegel-Veröffentlichung gemacht hätten.

Den Pressekontakt zum Spiegel habe die Gewerkschaft vermittelt, so Herr von Fintel. Das hätte dann dazu geführt, dass Vertrauen aufgebaut wurde. Dann hätte es einen „Schneeball-Effekt“ gegeben, so dass immer mehr Menschen den Kontakt zur Spiegel-Journalistin (Backhaus oder Rojkov) gesucht hätten.

Von Fintel bedauert, dass es keine mutigen Mitarbeiter am Set gab, die schon während des Drehs zu ihnen gekommen seien. Das Angebot hätte es schon immer gegeben. Insbesondere auch mit Blick auf Arbeitsschutzbestimmungen bei Dreharbeiten.


alexander-wallasch.de fragt weiter nach:

Sie sprachen einen konkreten Arbeitsunfall am Set zu „Manta Manta Zwo“ an …

Der Fall wird natürlich auch untersucht, aber ich kann jetzt zu dieser Untersuchung erst einmal nichts sagen. Aber das ist natürlich ein gravierender Fall. So häufig passieren Arbeitsunfälle an Filmsets nicht. Das ist auch die Besonderheit, die mit dazu geführt hat, warum es leider dann erst im Nachhinein dann so viele Beschwerden gegeben hat.

Aber das ist sozusagen der gravierendste Anlass. Und alle weiteren Fragen sind natürlich auch dann von den Betroffenen gegebenenfalls auch noch weiter zu verfolgen. Da ist, glaube ich, auch das letzte Wort noch nicht gesprochen. Da ist die Berichterstattung vermutlich auch noch einmal ein Anlass, dass der eine oder andere überlegt, ob er bestimmte Dinge auch noch mal zur Anzeige bringt.

Aber da kann ich nicht für diejenigen sprechen, die das dann machen würden. Unsere Aufgabe wäre gewesen, wenn wir zum Beispiel von dem Arbeitsunfall rechtzeitig erfahren hätten während der Dreharbeiten, mit den Arbeitsschutzbehörden da genauer hinzugucken und dann eben auch für die weiteren Drehtage auf einen besseren Arbeitsschutz hinzuweisen. Das ist jetzt leider nicht passiert, weil wir erst nach den Dreharbeiten davon erfahren haben.

Aber ist das ist nicht am Dreh automatisch, dass da Arbeitsschutzmaßnahmen greifen? Da gibt es doch feste Bestimmungen …

Naja, das wird im Nachhinein angemeldet bei den entsprechenden Versicherern, aber dann ist ja schon alles geschehen. Wenn es jetzt allerdings potentiell gefährliche Situationen gibt, wenn es beispielsweise einen zu hohen Arbeitsdruck gibt, Arbeitszeiten nicht eingehalten werden, dann ist es hinterher halt zu spät, etwas an den potentiell gefährliche Situationen zu verändern.

Spätestens so ein Arbeitsunfall wäre Anlass für uns gewesen, die Produktion aufzusuchen und dort mit den Filmschaffenden genauer zu analysieren, was falsch läuft und dann mit der Filmproduktionsfirma auch unmittelbar vor Ort ins Gespräch zu kommen, um zu sagen: Dies oder das geht nicht. Da sind dann auch prominente Namen kein Hindernis, denn an Filmdrehs arbeiten fast alle mit prominenten Namen.

Hat sich denn die Produktionsfirma Constantin zu irgendeinem Lerneffekt geäußert, dass sie gesagt haben, wir haben aus der Situation etwas gelernt?

Bisher noch nicht. Wir fordern von Constantin, dass das genauer aufgeklärt wird. Das ist bisher nicht geschehen. Wir sind aber auch nicht die einzigen. Auch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Claudia Roth, hat ja Constantin nochmal dringend aufgefordert, für eine bessere Aufklärung zu sorgen. Und das muss auch geschehen.

Sonst hat Constantin auch für die Zukunft ein Problem, wenn sie dastünden als eine Produktionsfirma, die diese ernstzunehmenden Schilderungen von unhaltbaren Zuständen bei der Filmproduktion einfach duldet und im Nachhinein auch nur abwiegeln. Dann ist das auch für die Zukunft kein guter Arbeitgeber.

Und Constantin ist – denke ich mal – auch daran interessiert, auch für künftige Produktionen für Filmschaffende attraktiv zu sein. Deswegen ist es in deren Eigeninteresse, aber vor allem auch im Interesse des Schutzes von Filmschaffenden, dass die Zustände dort genau aufgeklärt werden und daraus Schlüsse für zukünftige Filmproduktionen gezogen werden.

Das heißt, dass es hier gar nicht um behauptete Beleidigungen wie „Wichser“ geht, wie immer zitiert wird, sondern doch um konkrete Unfälle am Set?

Na ja, herabwürdigende Äußerungen fallen auch ganz klar in den Bereich des No-Go. Das ist kein Umgangston an keinem Arbeitsort, auch nicht bei Filmproduktionen. Und auch dagegen würden wir vorgehen, und von daher kann sich nur etwas ändern, wenn alle Beteiligten – und da nehme ich auch den Willen wahr, dass das durchaus beabsichtigt ist – diesen Anlass spätestens als Lehrstoff dafür nehmen, wie Filmproduktionen nicht mehr ablaufen dürfen.

Wäre Herr Schweiger potenziell auch jemand, der von ihnen vertreten werden kann? Er ist ja auch Künstler und Schauspieler …

Herr Schweiger ist in vielen Funktionen dort tätig gewesen. Er ist nicht unmittelbar im Focus unserer Mitgliedschaft.

Danke für das Gespräch!

alexander-wallasch.de hat anschließend noch einmal Rechtsanwalt Dirk Schmitz das Gespräch mit von Fintel vorgelegt. Schmitz war selbst viele Jahre in führender Position bei RTL tätig und ist damit ein intimer Kenner der Branche.

Er kommentiert für uns:

„An Filmsets geht es rauer zu. Alle, die Schweiger kennen, wissen das. Und Kinski ist er ja noch nicht ... Anscheinend handelt es sich im veröffentlichten Engagement der ver.di auch um offenbar notwendige Mitgliedergewinnung, nicht nur um uneigennützigen Einsatz.

Frau Claudia Roth als Arbeitsschutzbeauftragte und Textregulator im "Off"? Das möchte ich mir nicht vorstellen. Die Berufsgenossenschaft ETEM ist zuständig für den Unfallversicherungsschutz. Und die machen ihren Job ganz gut. Hier gibt es Kontrolle und Versicherungsschutz wie bei normalen Arbeitnehmern. Das muss man nicht vermischen mit unklaren politisch motivierten Vorwürfen.

Wenn Til tatsächlich beleidigt haben sollte, mag er sich entschuldigen. Der ist Manns genug, das zu tun. Das war es dann. Ich finde es frech, sehr private Dinge in die Öffentlichkeit zu zerren.

Wenn Alkoholumgang diskutiert wird, sollen sehr viele unserer Politiker erst einmal ihren Konsum auf einen Bierdeckel schrieben – wenn der Platz reicht. Da kenne ich wirklich abgedrehte Sachen aus und um den Bundestag, die für mehr als eine Spiegel-Story reichen wurden.

Und wenn Claudia Roth jetzt so moralisch „lückenlose Aufklärung” fordert, soll sie sich an ihre eigene Nase fassen. Ich denke da noch an deren Entgeltaffäre nicht gemeldeter Nebeneinkünfte. Filmproduktion ist immer noch eine private Veranstaltung und steht nicht unter Kontrolle abgeschobener Altpolitikerinnen.

Wenn soviel ohne Content gesagt wird – dann ist das offensichtlich eine politische Kampagne von Erfolglosen zur Demontage eines unserer wenigen internationalen Stars.“

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