Von der Umarmung in den Schwitzkasten: Maaßen, Matussek und ein Schmidteinander

Skandal auf Köppels Sommerfest: Züricher Geschnetzeltes für Harald Schmidt

von Alexander Wallasch (Kommentare: 20)

T-Online ist endgültig in der Gosse angekommen, drei Etagen unter dem Gully© Quelle: T-Online Webseite Screenshot

T-Online schreibt heute zu einem Foto vom Sommerfest der Schweizer Weltwoche: „Harald Schmidt hat sich bislang nicht dazu geäußert, warum er den Abend mit bekannten und bekennenden Rechtsextremen verbringt.“ Gemeint sind Hans-Georg Maaßen und Matthias Matussek. Ist T-Online irre?

(Aktualisierung im Anhang!)

Geht der Schweizer Herausgeber der „Weltwoche“ eigentlich zum deutschen Bundespresseball? Oder Roland Tichy von Tichys Einblick? Wer geht da überhaupt hin? Dieser Partydinosaurier aus der Bonner Republik ist zum Treffen der Politik mit regierungsnahen Medienvertretern verkommen, geblieben ist nur der Markeneierlikör aus dem Schokobecher und der gute Champagner, der nachher den Pelz von der Zunge spült.

Aber geredet wird heute sowieso über die anderen, über die neuen Wilden, die es wagen, im Schatten der Regenbogenflagge noch einen auf Vierte Gewalt zu machen:

Die Sommerfeste dieser konservativen Desperados sind längst angesagte Events. Jedenfalls hört man das von jenen, die dort eingeladen sind und hinhasten, die immer noch Zeit genug haben, die Tastatur einmal ruhen zu lassen, um die vielen kleinen Siege endlich mal gebührend zu feiern.

Dieter Stein beispielsweise richtet Sommerfeste für Autoren und Freunde der Jungen Freiheit aus und Roland Tichy macht es eher geheimbündlerisch und ausschließlich für verdiente Autoren beim Apfelwein mit ordentlich Mainwasser unterm Kiel.

Dann wäre da noch Roger Köppel, der feiert sein Weltwoche-Sommerfest in Zürich. Das ist gut, denn dort weiß man sich außerhalb des Zugriffs von Thomas Haldenwang. Für das Ausland ist der Bundesnachrichtendienst (BND) zuständig und der hat Wichtigeres zu tun, als der Ampel die Opposition vom Hals zu halten.

Aber spannend wurde es gestern trotzdem. Denn dort bei Köppel unterm Sonnenschirm ist auch der deutsche Entertainer Harald Schmidt mit offenem Hemd und Weißweinglas aufgetaucht und direkt zwischen Hans-Georg Maaßen und Matthias Matussek gestrandet.

Keine Ahnung, für wen das der größere Glückfall war, jedenfalls muss Matussek geistesgegenwärtig einer "Serviertochter", wie der Schweizer hier statt Kellnerin sagt, sein prallvolles iPhone zugeschmissen haben. Und der Dame gelang es tatsächlich, dieses heitere Trio vortrefflich in den Kasten zu bekommen.

Aber ernsthaft: Wenn Harald Schmidt dort auftaucht, dann hat Roger Köppel etwas richtig gemacht. Dann ist das ein Herantasten, eine Annäherung, die jene hoffnungsfroh machen darf, die der Meinung sind, es braucht in schwierigen Zeiten eine große Allianz für Deutschland, noch dazu, wo die Impulse aus der Schweiz kommen und den deutschen Verfolgungsbehörden die Hände gebunden sind.

Nun ist es heute das Normalste der Welt, dort zu knipsen, wo man sich wohlfühlt, um dann diesen Moment aus der Züricher Wohlfühloase mit allen Freunden da draußen zu teilen. Matussek hat 5.000 FB-Freunde und wollte diesen einen Schnapsschuss gönnen und zeigen, dass es ihm gutgeht.

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Mittlerweile hat er das Bild allerdings wieder gelöscht. Irgendwer wird ihm abgeraten haben oder vielleicht erinnerte sich Matussek auch, dass er dasselbe Hemd ja schon bei Eva Hermann in Canada getragen und davon ebenfalls 5.000 Freunden Bilder geschickt hatte. Aber es bleibt doch ein gewagtes, ein fast schönes Hemd, für das sich niemand schämen muss, vielleicht war der Grund auch ein ganz anderer.

Macht aber nichts, denn die Geschichte ist längst in der Welt, so etwas lässt sich das linke Establishment nicht durch die Lappen gehen, die Screenshots sind gemacht.

Ähnlich erging es Matussek übrigens schon einmal, die passende Szene hat er in seinem neuesten Buch festgehalten, als er auf seiner Hamburger Geburtstagsparty (65) versehentlich den ihm zu Ehren Gitarre spielenden Ehrengast Reinhold Beckmann mit seinem feschen identitären Syrien-Reisegefährten ablichtete, was anschließend einen Skandal verursachte und zur Folge hatte, dass Spiegel-Kollege Fleischhauer das Geburtstagskind entfreundete und aus der Freundschaft ein Rosenkrieg wurde.

Jetzt also Schmidt und flugs ist das Foto wieder weg, kurz nachdem T-Online eine liegengebliebene „Nazi“-Sprengbombe auf die Züricher Weißweinfete fallen ließ und schrieb: „Harald Schmidt hat sich bislang nicht dazu geäußert, warum er den Abend mit bekannten und bekennenden Rechtsextremen verbringt.“

Wer sich das Online-Umfeld dieses Artikels genauer anschaut, der entdeckt schnell, wie aufgeregt die Redaktion um Lars Wienand, über dieses von Matussek auf Facebook veröffentlichte Foto gebeugt, ins Schwitzen gekommen und immer wieder neu angesetzt haben muss.

Zuerst titelte man verzückt „Feiert er mit Rechtsextremen?“ Jetzt heißt es in der Subhead viel mutloser: „Entertainer feiert mit Populisten.“ Und die eigentliche Schlagzeile langweilt jetzt so, dass man die Taschentücher gleich wieder einstecken will: „Foto mit Harald Schmidt sorgt für Aufregung.“

T-Online ist endgültig in der Gosse angekommen, drei Etagen unter dem Gully.

Bleibt nur noch die Frage offen, wie sinnvoll es war, dieses Foto mit der ganzen Gemeinde zu teilen. Offenbar hat das nicht jedem gefallen, das Bild wurde von Matussek gelöscht, was allerdings Stunden später unrelevant geworden ist, weil es ja bereits vielfach im Netz geteilt und die entsprechenden Hass- und Hetzeartikel generiert hat.

Bedauerlich wäre es, wenn der aufmüpfige Entertainer jetzt zu spüren bekäme, wie groß der Preis für diese eine Unachtsamkeit bzw. die Schnelligkeit der Fotografin war. Andererseits: Wer so etwas vermeiden will, der geht eben nicht hin, der sucht die Nähe diskreter, wenn er sich von diesen Interimsemigranten der neuen deutschen Opposition so ungemein angezogen fühlt.

Derweil hat der Spiegel weiterhin die besten Sprüche von Harald Schmidt im Gepäck und präsentiert die Aphorismen des neurechten Entertainers weiter ohne Warnhinweis :

„Wenn Männer schwanger werden können, heißt das dann umgekehrt, Frauen können in Zukunft auch Auto fahren?"

„Die Kirche hat Prinz Charles den Sex mit Camilla Parker Bowles verboten. Das zeigt, dass die Kirche immer noch Probleme mit gleichgeschlechtlichem Sex hat."

„Kein Witz: Der weltberühmte Zirkus ,Krone' hat ein Solarium für Pferde. Man hat nämlich festgestellt, dass Pferde gesünder sind, wenn sie regelmäßig unter dem Solarium stehen. Es ist also bei ,Krone' wie im ganz normalen Sonnenstudio – alles voller Araber.“

PS: Zwischenzeitlich hat die Autorin Cora Stephan einen Kommentar geteilt, der Harald Schmidt zugeschrieben wurde: "Echt sorry, Leute. Habe die beiden Männer von hinten gar nicht erkannt. Mir wurde nur gesagt: ,Geh mal zu den beiden Damen da, das sind Frau Kellermann und Frau Ganserer. Klitzekleines goldiges Selfie.' Wäre mir eine Ehre gewesen. Hätte ich auch nur geahnt, dass es sich um Ralf Stegner und Bodo Ramelow handelt - never ever!"

PS 2: Am späten Abend hat Matussek das Bild erneut auf Facebook gepostet, dieses Mal mit folgendem Begleittext: "Das Geschichtswissen der letzten, also wirklich hinterletzten Generation, aus einer Zuschrift - erfüllt streng genommen den Straftatbestand der Holocaustleugnung". Zusätzlich sieht man Dr. Maaßen mit einem Schild "Hitler" umgehängt, Matussek selbst "Göring" und Harald Schmidt "Goebbels".

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