RBB radioeins beschreibt sehr schön, was da in über zwei Stunden passiert, in denen die Zuschauer im Zelt zwei Männern lauschen, die auf der Bühne etwas machen, das in vielen deutschen Wohnzimmern spätestens seit der Corona-Pandemie von politisch korrekten Sprechanweisungen ,gegen Rechts' regelrecht erwürgt wurde:
„Wenn Florian und Serdar ins Tipi kommen, kann alles passieren. Dann fliegen die Fetzen, Gläser gehen zu Bruch, Geldscheine werden verteilt – und die Zuschauer stehen vor der Bühne und fragen, ob denn heute noch Kabarett käme.“
Wir steigen spät ein, die beiden Kontrahenten sitzen im 50er-Jahre-Interieur da schon fast zwei Stunden auf dieser Bühne, haben die Zuschauer und sich selbst gegenseitig beschimpft, sind erst nicht richtig in Fahrt gekommen und dann zu sehr. In Summe könnte man es eine wunderbare Erinnerungsshow nennen, wie wild und gern früher in deutschen Wohnzimmern – nein in Kneipen! – darum gerungen wurde, am Ende irgendwie Recht zu haben.
Hier scheut sich keiner der beiden, öffentlich nach Argumenten zu suchen, sich ranzutasten, laut zu fluchen, zu lachen, mit sich und dem anderen zu hadern, bis diese Gleitfahrt eines Monologs entsteht, auf den die Zuschauer vielleicht gewartet haben.
Zehn Minuten, die sich lohnen, hier transkribiert wiedergegeben zu werden. Mehrfach am Abend beschwören sich die beiden, dass sie die Ukraine als Thema weglassen wollen. Aber dann ist es doch so weit. Das Friedensmanifest von Wagenknecht und Schwarzer gab den Ausschlag.
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Florian Schröder startet, währenddessen kocht es in Serdar Somuncu schon über, seine Explosion folgt auf dem Fuße, vorher hatte er irgendwann mit hochrotem Kopf den Tisch umgetreten, ein paar Zuschauer sind verfrüht gegangen, eine von alldem Ungehaltene erhielt am Bühnenrand ihr Geld zurück.
Hier der Showdown, High-Noon, wir steigen direkt bei Schröder ein:
Florian Schröder: Worum es mir geht: Putins Ziel ist eine Rehabilitierung dessen, was das russische Reich ist. Es geht ihm um Größenwahnsinn. Und das ist das Einzige, was ich daran kritisiere, dass er versucht, eine Form der Identität wiederherzustellen, von der er glaubt, dass es die richtige sei.
Und es ist eine ethnisch gesäuberte Realität. (…) Und jetzt kommt der Punkt, warum ich Wagenknecht und Schwarzer für die Verlogendsten halte, die es in dem ganzen Spiel gibt: Zu behaupten, man sei für Frieden und gleichzeitig zu sagen, man sei für einen sofortigen Frieden, man müsse jetzt reden und man müsse eben sich mit Putin an einen Tisch setzen.
Das ist eine Verhöhnung aller Opfer dieses Krieges in der Ukraine, ganz egal, wie man zu welcher Seite steht. Es ist unmenschlich, es ist barbarisch. Und an der Grenze dessen, was Putin selbst tut.
Diese Friedensengel sind nichts anderes als das, was Putin tut. Sie reden ihm das Wort, weil sie genau das in den vergangenen Jahren erstaunlicherweise gesagt haben, was auch Putin gesagt hat. Nämlich Hass auf Leute, die aus dem Ausland kommen. Wagenknecht hat seit Jahren gesagt, wir brauchen keine ausländischen Fachkräfte, wir brauchen Deutsche. Es ist die gleiche ethnische Säuberung, für die Sahra Wagenknecht an der Grenze zur AfD seit Jahren steht.
Es ist homophob, es ist transphob, was Alice Schwarzer macht, was Sarah Wagenknecht macht, und darin übrigens in Übereinstimmung mit dem, was Putin macht.
Und ich glaube, es handelt sich um eine ganz gefährliche Identifikation mit dem Aggressor, im Glauben, man sei im Grunde selbst jahrelang das Opfer gewesen in seinem Kampf. Und jetzt endlich hat man einen, mit dem man sich verbinden kann, weil er hat sich ja auch genauso bedroht gefühlt wie man sich selbst. Und deswegen wollen (sie) nicht Frieden. Sie behaupten es nur, und dabei spielen sie Putins Spiel, und das ist das Verlogene, was ich verachte.
(Applaus)
Serdar Somuncu: Ja, wenn man den Arsch im Warmen hat, kann man so reden, dann kann man auch klatschen, super easy von mir, so blablabla …
Florian Schröder: Du hast den Arsch auch im Warmen …
Serdar Somuncu: Ja, aber ich sage, ich will keine Waffen in die Ukraine schicken.
(Applaus)
Also pass auf, wir rollen das mal anders auf: Die Niederträchtigsten und Verlogensten und Hinterhältigsten in dieser ganzen Geschichte sind die Deutschen. Die Deutschen, die ihre Wiedervereinigung sich ergaunert haben, weil sie Russland damals versprochen haben, dass es keine EU-Erweiterung geben wird.
Was meinst du, was Länder, die im Warschauer Pakt waren, als allererstes wollten, wenn der Warschauer Pakt nicht mehr da ist? Die wollen in die EU und die wollen in die NATO. Das ist keine freiwillige Entscheidung, das ist ein Zwang aus Angst. Die wollen nie mehr wieder mit Russland irgendwas zu tun haben.
Dass aber die EU der Ukraine 2014 die Versprechung gemacht hat und die Leute auf den Maidan getrieben hat und die Leute da abgeschossen wurden von irgendwelchen Polizisten in mehreren orangen und gelben und grünen Revolutionen, hat hier niemanden interessiert, der seinen Arsch im Warmen hatte.
Darf man die Leute verrecken lassen? Und da war auch nicht Putin da und irgendein Teufel, den man an die Wand malen musste. Sondern da gab es nur Interessen, nämlich die EU-Erweiterung in Richtung Osten und die NATO-Erweiterung, damit die Vormachtstellung, die Machtstellung der USA erhalten bleibt.
Und der einzige Schlüssel dazu war, Russland so zu destabilisieren, dass Russland nie mehr wieder ‘ne Chance haben würde, sich den Amerikanern oder wem auch immer in den Weg zu stellen. Und mit dieser Regionalmacht Russland, mit der man dann nicht gesprochen hat, hat man sich‘s gründlich verscherzt.
Diesen fruchtbaren Dialog jetzt, den es mit Putin gab, als er im Bundestag gesprochen hat, die Hand, die man ihm ausgestreckt hat, die er angenommen hat, weil er sogar auf Deutsch im Bundestag gesprochen hat. All das ist vergessen?
All die Bemühungen, die Russland gemacht hat, um auf die Deutschen auch zuzugehen und eine europäische Einigung zu erzielen, die auf Augenhöhe ist mit Russland?
Alles das ist vergessen und jetzt beschränkt man sich darauf, dass angeblich die Russen einen Überfall gemacht haben, der nicht geplant war und nicht provoziert war?
Was ist denn im Donbas passiert? Wie viel Leute sind denn 2014 bis 2018/19/20 im Donbas gestorben? Und nicht, weil Russen dort interveniert haben, sondern weil Freischärler und Guerillas mit westlichen Waffen Russen umgebracht haben.
Und dass man das nicht thematisiert und dass man nicht von Anfang an gesehen hat, dass das auf eine Eskalation zuläuft, hier mit einem – und jetzt gebe ich dir Recht – Psychopathen wie Putin, egoman, chauvinistisch, national verblendet, selbst Russland besessen, zu einem solchen katastrophalen Ergebnis führen würde – das hätten alle Politiker im Westen wissen müssen
(Applaus)
…Und sie haben es wissentlich provoziert. Und das Schlimmste ist, dass sie die Ukraine damit ins offene Messer haben laufen lassen. Und sie tun es immer noch. Sie versprechen die Panzer. Wo sind die Panzer? Sind sie da? Das wird ein Jahr Lieferzeit brauchen, und da kommen da zehn Panzer an, die keiner fahren kann, weil er keine Ausbildung hat.
Wo sind die Waffen, die sie geschickt haben? Wo sind die Abwehrsysteme, die die Ukrainer brauchen? Ich hab's schon mal gesagt: Wenn die Deutschen die Ukraine unterstützen wollen, wenn die Europäer wirklich Interesse daran haben, dann muss die Ukraine sofort EU-Mitglied werden, dann muss die Ukraine sofort in die NATO aufgenommen werden, und dann müssen europäische und NATO-Truppen sich gegen Russland stellen.
Und wenn das passiert und wenn das eine intellektuelle Mittelschicht in Kauf nimmt, dass das passiert, dann sind wir in den Arsch gefickt.
(Applaus)
(…) Sorry, ich bin jetzt genauso emotional, wie Du das auch warst. Ich versuche trotzdem nochmal zurückzukommen:
Da können wir noch so viele Argumente aus der Sicherheit unseres Verstecks hervorbringen und Narrative wiederholen, vom bösen Putin und dem gerechten Kampf der Ukraine um unsere Werte. Das alles bringt nichts, weil am Ende zählt nur, wie viele Menschen sterben dort sinnlos Tag für Tag, und wir sind mittlerweile bei sechsstelligen Zahlen.
Unschuldige Männer, egal welchen Pass sie haben, verlieren dort ihr Leben. Und ich habe es schon mal gesagt: Ich will, dass das weder mit deutschen Waffen passiert, ich will nicht, dass es mit amerikanischen Waffen passiert.
Sondern ich will, dass eine europäische Friedensinitiative, gebildet von Frankreich, England, Deutschland, Italien, Spanien, der Türkei, allen Präsidenten, die es gibt, inklusive Israel und Amerika, dort hinfährt und an der Tür klopft, meinetwegen die Tür einschlägt und sagt, wir wollen Frieden.
Was müssen wir tun, damit es Frieden gibt? Welche Bedingungen stellt ihr uns? Und nicht, wie Selenskyj sein Parlament dazu auffordert, Verhandlungen mit Russland kategorisch zu verbieten.
Das ist doch die Gegenseite! Die Ukrainer sind doch gerade diejenigen, die nicht mehr verhandeln wollen, weil sie die Ahnung haben, dass die Europäer so dumm sind, sie so lange mit Waffen zu füttern, bis sie selbst Kriegspartei werden. Und dann Gnade uns Gott!
(…) Du magst aber Wagenknecht nicht, ich bin auch kein Fan von ihr. Aber sie hat in manchen Dingen einfach Recht: Wir haben mit diesem Krieg nur bedingt was zu tun. Wir können der Ukraine wieder Aufbauleistungen gewähren, wir können Milliarden in dieses Land pumpen. Wir können den Ukrainer sagen: Kommt nach Deutschland, wir geben euch ’ne Fluchtmöglichkeit.
Aber indem wir Waffen dorthin schicken, verlängern wir den Krieg! Es ist doch jetzt schon ein Jahr lang, und es ist nichts passiert. Ist das nicht jedem klar?
Den Höhepunkt der Wutrede bei „Live im Tipi" sehen Sie in bewegten Bildern hier.
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Kommentar von Nordlicht
Tja ... So einen Menschen mit Migrationshintrgrund kann man kaum als Nazi beschimpfen, oder?
Versucht wird es in den angeblich "sozialen" Medien trotzdem.
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Kommentar von Dude
eh Bro',
...kein Verkehrter dieser Somuncu, faktisch ist seine Wutrede eine sehr realistische Beschreibung der Handlungen seit 2014 und kommt dabei auch noch zu den richtigen Schlüssen.
"Ja, aber ich sage, ich will keine Waffen in die Ukraine schicken."
...das will ich auch nicht!
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Kommentar von S.L.
"Die Deutschen, die ihre Wiedervereinigung sich ergaunert haben, weil sie Russland damals versprochen haben, dass es keine EU-Erweiterung geben wird."
Von was spricht der gute Mann?
Die Deutschen? Wer ist das so pauschal?
Ergaunert? Was denn ergaunert?
Wir in der Alt-BRD mussten deswegen unsere DM dran geben. Hat mich massiv gestört, nicht von ungefähr.
Das Pochen des Ostens auf ein West-Versprechen, keine EU-Erweiterung vorzunehmen fand ich plausibel und missbilligte, dass das nicht eingehalten wurde.
Mir jedenfalls war immer mulmig ob der Wiedervereinigung, auch wenn ich mich für die Normalo-Ostdeutschen gefreut habe.
Die Konsequenzen waren mir nämlich sehr unklar.
Die geopolitischen Spielchen und Interessen von irgendwelchen global agierenden Finanz/Digital- und sonstigen selbsternannten ausschließlich Selbstgewinn maximierenden Eliten interessieren mich persönlich nicht.
Ich will in Ruhe und Frieden leben. Das wollen die allermeisten, da bin ich sicher.
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Kommentar von Charlotte
Die beiden Herren auf der Bühne sind mir aufgrund meine ÖRR-Abstinenz völlig unbekannt und werden es auch bleiben. Aber ich freue mich, dass die Kette der Ereignisse zu diesem wunderbaren Leserkommentar von Herrn Sven Korte geführt hat. Vielen Dank!
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Kommentar von Matthias P.
@ J. Schumann:
Ja die beiden sollen ja auch noch (sogar zwei) Personen aus dem anwesenden Studiopublikum beleidigt haben:
https://www.focus.de/kultur/medien/serdar-somuncu-gibt-zuschauerin-geld-damit-sie-saal-verlaesst_id_185980691.html.
War das dieselbe Veranstaltung?
Obwohl man wegen der Überlastung der Staatsanwaltschaften eine Verfolgung von Beleidigungen eigentlich nicht offensiv fordern kann, können aufdringlich und gewerblich (aus Profitstreben) verübte öffentlich ausgetragene Beleidigungen doch nicht so einfach hingenommen werden. Und auch hier müssten kriminelle Ausländer ausgewiesen werden.
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Kommentar von Matthias P.
Somuncu kommt in ein fremdes Land, tritt dort im Fernsehen auf, um das Heimatpublikum zu beleidigen und verkauft das als Humor (einen ernsthaften Diskussionsbeitrag zu leisten hat er ja wohl hoffentlich nicht behauptet). So etwas ist wohl auch nur in D möglich.
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Kommentar von >Paul
Lieber Herr Wallasch
Mit Florian Schröder, der sich selber "Kabarettist" nennt, hatte ich während der Corona -Zeit eine besondere Erfahrung gemacht. Es war einer dieser typischen T-Online Jubelartikel: Florian Schröder zerstört mit Auftritt die Querdenker und macht sie lächerlich...
Ich sichtete das Video, Schröder nutzte eine Querdenker - Demo um wild auf der Bühne herumgeisternd die angebliche "Gefährlichkeit" von "Corona" zu behaupten und wie froh er doch sei, dass die Regierung so umsichtig sei und die Freiheit einschränkt. Als aus dem Publikum ein Zwischenruf kam, warum er denn maskenlos auf so eine gefährliche Veranstaltung mit lauter unmaskierten Schwurblern ginge, kam er kurz ins stottern und behauptete siegessicher, er würde ja "Sicherheitsabstände" halten. Wie man im Video sah war das natürlich nicht der Fall, er berührte sogar andere Menschen, aber naja der gurmütige Herr Ballweg ließ ihn gewähren.
Ich versuchte daraufhin sehr freundlich den Herrn Florian Schröder telefonisch zu erreichen, bekam aber nur seine Managerin an die Strippe. Ich erklärte ihr sehr freundlich und höflich mein "Problem" mit dem in den MSM so gefeierten Auftritt von Schröder bei den Querdenkern, denn ich fand diesen Auftritt extrem bizarr, wieso setzt sich Schröder so einer gigantischen Gefahr dieser Menschenmasse voller Ungeimpfter aus, wo er sich doch vor Corona so sehr fürchtet? Die Managerin des doch sonst so "lustigen" Herrn Florian Schröder wurde dann sehr schnell pampig und machte dies was diese Leute dann immer gerne machen: Sie legen einfach auf, Herr Schröder der ja sonst so gut die Querdenker "entzauberte" hatte keine Lust mehr auf weitere "Entzauberungen"...
Für die peinliche Veranstaltung bekam Schröder dann später den deutschen Kleinkunstpreis. Ich bekam einen der Juroren ans Telefon und fragte, warum für so eine Peinlichkeit ein Preis verliehen wird. Auch hier geriet der Juror schnell ins Schwimmen, es kamen die üblichen "Nazi" und "Reichsbürger" - Diffamierungen und er legte auf...
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Kommentar von Alfonso Krautner
Gesprächsduell der beiden Kabarettisten Florian Schröder und Serdar Somuncu.
Die Zielgruppe dieser Show ist logischerweise ein besonderes Klientel, von denen es wohl immer mehr gibt. Das erlebt man ja täglich.
Es ist ja außerdem auch kein Gesprächsduell, auch wenn man uns das als ein solches verkaufen will, sondern eine Showveranstaltung.
Ja, wenn man auf diese Art sein Geld verdienen muss - geht offensichtlich sogar.
Ja, auch diese Menschengruppe muss doch passend unterhalten werden.
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Kommentar von Reinhilde W.
Welche Corona-Pandemie? Ps: Mir persönlich ist inzwischen egal, ob der RBB irgendetwas "sehr schön beschreibt" oder nicht, ich habe genug von diesem Laden, aber ich bin vielleicht auch nur eine übellaunige Querulantin, Entschuldigung für meine emotionalen Kommentar . aber darüber könnte man ja auch berichten, evtl.? :
https://jungefreiheit.de/kultur/medien/2023/rbb-programmchef-abfindung/
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Kommentar von Peter Löcke
Intellekt und sprachliche Sensibilität sind wichtig in diesen Zeiten.
Florian: "Alice im Wunderland Schwarzer ist homophob und transphob."
Serdar: "Ausgerechnet die Gleichberechtigungs-Tussi? Ich fühle mich manchmal in den Po penetriert bei deinem Schwachsinn."
(Applaus)
Florian: "Alleine der Vorname. Alice Schwarzer und Alice Weidel? Ist sicher kein Zufall."
Serdar: "Sei du mal still. Ich sach nur Silbereisen, lieber Florian.
(Applaus)
Serdar: "Mal ne andere Frage. Warum darf sich unser Format demnächst nicht mehr 'Tipi' nennen?
Florian: "Ist kulturelle Aneignung."
(Applaus)
Serdar: "Darf ich trotzdem noch kommen? Schließlich bin ich umstritten?"
Florian: "Sicher doch. Großes Indianer-Ehrenwort."
(Applaus)
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Kommentar von Johannes Schumann
Ich halte von beiden nichts. Somuncu ist auch nur die anatolische Blaupause für Böhmermann: Beide setzen auf maximalen Krawall und auf Beleidigungen. Er hat auch eine Frau aus dem Publikum beleidigt.
Ich halte nichts von unserer Außenpolitik. Die ist unterkomplex und setzt auf Moral und Haltung. Dabei wird eine Menge Porzellan zerschlagen, was diplomatische Erfolge im Keim erstickt. Die Friedensnummer eine Wagenknecht, einer Schwarzer oder eines Somuncus ist ebenso eine unterkomplexe Thematisieriung des Themas. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass die Grünen vor ihrer Regierungsbeteiligung Fürsprecher einer unterkomplexen Außenpolitik à la Somuncu waren und nun unterkomplex in die andere Richtung agieren.
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Kommentar von Dude
...stellen wir die doch einfach einmal nebeneinander:
Die ebenfalls eingeladene Schriftstellerin Juli Zeh (SPD) kritisierte Lanz bezüglich der Zäune-Frage dahingehend, dass er so ein Statement überhaupt haben wolle. Das Ganze sei ja viel differenzierter zu sehen.
Juli Zeh wirkt bei Lanz wie ein Künstliche-Intelligenz-Avatar, der dann entsteht, wenn das ÖR bei Chat-GPT eine deutsche Schriftstellerin mit SPD-Mitgliedschaft und verrücktem Schuhwerk bestellt
Frau Zeh weiß genau, wie man sein muss, um heute gute Kritiken, Interviews oder überhaupt Medien-Präsenz zu bekommen. Einzig Regungen in ihrem Gesicht machen deutlich, dass sie ein Mensch ist, der die ganze Zeit getrieben und korrekt das Richtige sagen will.
[..Auszüge J.H. Erchinger]
...der eine schreit es raus, die andere schwitzt es aus
so unterschiedlich und doch gleich sind die Maschen des staatlich versorgten 'Mediengezücht'
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Kommentar von Torsten Kandziora
@ Sven Korte. Danke für ihren wertvollen Kommentar. Er wäre einen eigenständigen Artikel wert, der von vielen Menschen gelesen werden sollte/müßte.
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Kommentar von Alfonso Krautnet
Hier etwas anderes aus dem Irrenhaus Deutschland:
Der 65-jährige Pham Phi Son versteht die Welt nicht mehr: Nach 36 Jahren soll der Ex-DDR-Vertragsarbeiter von Sachsen nach Vietnam abgeschoben werden – mit seiner Frau und der kleinen Tochter. (Quelle: Welt)
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Kommentar von Sven Korte
Was würde Clausewitz sagen?
Verfolgt man heute die Schlagzeilen in den Medien, so liest man immer reißerische Überschriften, die dazu angehalten sind, einem logisch denkenden Menschen das Blut in den Adern gefrieren lassen. Russland soll besiegt werden. Selensky fordert nach Kampfpanzern nun Kampfflugzeuge, U-Boote und Langstreckenwaffen, um das russische Kernland angreifen zu können. Und aller Wahrscheinlichkeit nach, wird die Ukraine früher oder später auch alles erhalten, was sie haben will. Deeskalation scheint nicht mehr „in“ zu sein und jeder, der sich für Friedensverhandlungen oder gegen Waffenlieferungen ausspricht, wird sofort als „Putinfreund“ oder gleich als „Nazi“ abgestempelt, damit man diese Diskussion erst gar nicht führen muss.
Auch, wenn man es im besten und freisten Deutschland aller Zeiten nicht mehr offen aussprechen darf, trifft es zu, dass der Ukraine-Konflikt viele Ursachen hat und im Hintergrund spielen so viele Interessen und Interessengruppen mit, dass man sie wahrscheinlich gar nicht alle benennen kann.
In der natürlich stark vereinfachten Kurzfassung wollen beide Seiten Ziele erreichen, die die jeweils andere Seite unter allen Umständen verhindern möchte.
Russland will bestimmen, mit welchen Partnern und mit welchem Territorium die Ukraine weiter existieren kann, weil es durch die ukrainischen Entscheidungen zur EU und NATO seine eigenen Sicherheitsinteressen gefährdet sieht. Das hat Russland immer ganz klar so kommuniziert.
Der Westen will Russland besiegen, es maßgeblich schwächen, dort einen Regime-Change bewerkstelligen und das größte Land der Erde in ein dutzend Nachfolgestaaten zerschlagen, um sich die dortigen Bodenschätze sichern zu können. Und nein, dass ist keine wirre Verschwörungstheorie von irgendwelchen russischen Trollen, dass wird von US-Offiziellen so ganz frei von der Leber weg zugegeben. Die berühmt-berüchtigte RAND-Cooperation, die maßgeblichen Einfluss auf sie US-Außenpolitik ausüben kann, hat dazu verschiedene Studien, Planspiele und Handlungsanweisungen erstellt, die jeder im Internet nachlesen kann.
Wie auch immer, jede Seite glaubt, ihre Ziele mit militärischen Mitteln erreichen zu müssen und kann dafür – aus der jeweiligen Sicht – auch maßgebliche Gründe anführen. So eskaliert jede Seite den Konflikt ständig weiter, setzt letzten Endes nur noch auf Sieg oder Niederlage und hat die feine Kunst der Diplomatie scheinbar völlig aufgegeben.
Dabei sollte sich jeder gewahr sein, dass wir uns rasend schnell auf eine Situation zubewegen, wie wir sie im Oktober 1962 während Kuba-Krise bereits schon einmal er- und vor allem überlebt haben. Damals ging es im geopolitischen Poker um nicht weniger, als die Vernichtung der gesamten Menschheit – und beide Seiten waren vernünftig genug, miteinander zu verhandeln und eine Lösung aus diesem Dilemma zu finden, bevor wir uns selbst auslöschen konnten.
Zumindest in unserer sogenannten Regierung scheint heute niemand mehr fähig zu sein, das wahre Ausmaß der Gefahr zu erkennen, in der wir uns befinden. Anstatt miteinander zu reden und über ein Ende der Kämpfe zu verhandeln, ergeht man sich lieber in ukrainischen Hurra-Patriotismus – während man gleichzeitig den Deutschen jede Form von Patriotismus erfolgreich ausgetrieben hat – und will nur noch die Waffen sprechen lassen, um eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld zu erzwingen. Dass dabei hunderttausende von jungen Ukrainern und Russen ihr Leben verlieren werden, ist ein Opfer, das man im Namen von unseren ach so moralischen westlichen Werten gerne hinnimmt. Zynische Stimmen sprechen schon länger davon, dass der Westen bereit ist, die Ukraine bis zum letzten Ukrainer zu verteidigen.
Sowohl im Westen wie im Osten existieren bestimmte rote Linien, bei denen der Einsatz von Kernwaffen als mögliche Reaktion auf als feindlich eingestufte Handlungen als angemessen gilt. Die Grenze zwischen Angemessen und Unangemessen ist dabei nicht klar umrissen, sondern eine Grauzone, die niemand näher bestimmen kann. Um ein Beispiel zu nennen, nehmen wir einmal an, russische Panzer stünden vor dem Reichstag in Berlin. Wäre dadurch der Einsatz von Kernwaffen gerechtfertigt? Für die Regierung in Berlin wahrscheinlich schon, für die amerikanische Regierung im fernen und sicheren Washington jedoch eher nicht.
Anders sähe es hingegen aus, wenn die vitalen Interessen der NATO gefährdet wären. Nehmen wir einmal an, die Situation wäre so weit eskaliert, dass die NATO in der Ukraine im direkten Kampf mit den Streitkräften der russischen Föderation stünde. Die Ukrainer verfeuern pro Tag in etwa 10.000 Schuss an Artilleriemunition aller Kaliber und die NATO-Länder haben inzwischen so viel Waffen und Munition an die Ukraine geliefert, dass ihre eigenen Bestände – deren genauer Umfang zwar geheim ist, aber alleine Deutschland hat da ein Munitions-Defizit im Wert von 20 Milliarden Euro! – derart zusammengeschrumpft ist, dass sie im direkten Kampf mit den Russen innerhalb weniger Tage über keine Reserven mehr verfügen würden. Die NATO-Streitkräfte müssten sich also aus der Ukraine zurückziehen, weil sonst die Gefahr bestünde, dass sie ohne Munition an Ort und Stelle vernichtet werden. Die Russen würden die fliehenden Streitkräfte natürlich verfolgen, damit sie nicht entkommen und auf das Territorium der NATO einfallen. Hiermit bestünde eine ernste Bedrohung für die NATO und der Einsatz von Kernwaffen würde zumindest ernsthaft in Erwägung gezogen, sofern die konventionellen Streitkräfte nicht ausreichend wären, um den russischen Vormarsch zu stoppen. Und derzeit reichen die konventionellen Mittel der NATO für diese Aufgabe einfach nicht aus, was den Einsatz von Kernwaffen zwingend notwendig machen würde. Entsprechend ihrer Nukleardoktrin würde die NATO also zu Verteidigung ihres Territoriums stufenweise taktische Kernwaffen gegen die russischen Truppen einsetzten müssen, wobei die Reaktion der Russen natürlich umgehend erfolgen würde.
Dieser Schlag würde aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls mit taktischen Waffen erfolgen, sich jedoch nicht gegen mobile Truppenverbände im Felde richten, sondern gegen ausgesuchte strategische Ziele, also z.B. Kasernen, Munitions- und Versorgungslager, Flugplätze und Verkehrsknotenpunkte.
Die Doktrin der NATO sähe nun wiederum einen Schlag gegen vergleichbare Ziele in Russland vor und damit ginge dann der atomare Schlagabtausch in die nächste Runde. Die Einsatzdoktrin beider Seiten sieht in diesem Falle eine „Pause“ vor, damit bewertet werden kann, ob man an diesem Punkt den Schlagabtausch abbricht oder gleich zur nächsten Stufe übergeht und die großen Kaliber auf die gegnerischen Städte abfeuert.
Dieser hypothetische Ablauf ist hier natürlich sehr stark vereinfacht dargestellt worden, in Wirklichkeit ist das Thema Kernwaffeneinsatz viel komplexer und mit reichlich Fragezeichen versehen, eine übereinstimmende Meinung dazu existiert weder innerhalb der NATO, noch in Russland oder anderen Atommächten.
Während der langen Jahre des Kalten Krieges, funktionierte die nukleare Abschreckung nur deswegen, weil beiden Seiten bewusst war, welchen Preis die Menschheit würde zahlen müssen, sollte es zu einem Atomkrieg kommen. Und obwohl beide Seiten immer wieder die Grenzen des Gegners mit unzähligen Provokationen austesteten, überschritt doch niemand die berühmte rote Linie, denn das wäre ein Weg ohne Wiederkehr gewesen. Grundvoraussetzung für dieses gegenseitige in-Schach-halten war jedoch ein Realitätsbewusstsein, dass ausgerechnet heute, in diesen krisenhaften Zeiten, bei Politik und Journalisten gleichermaßen nicht mehr vorhanden zu sein scheint. Ständig wird nach mehr Waffen und mehr Krieg verlangt und dabei bedient man sich eines Vokabulars, dass wir bisher allenfalls aus den Geschichtsbüchern kannten und mit denen wir alle keine guten Erinnerungen verbinden.
Während die Politik alles unternimmt, um den Konflikt stufenweise auf eine immer höhere Eben eskalieren zu lassen, mehren sich die warnenden Stimmen aus dem Militär, dass alle Beteiligten zur Zurückhaltung auffordert und Verhandlungen anmahnt. Dazu zählt auch der Ex-Brigade-General Erich Vad, dem man nun wirklich nicht vorwerfen kann, er wäre ein „Putinfreund“ oder ein „Russlandtroll“. Aber all diese warnenden Stimmen von echten Fachleuten auf diesem Gebiet verhallen weitgehend ungehört in der allgemeinen Kriegsbegeisterung, die sich der Politik und der Medien bemächtigt hat. Dafür führen sich ehemalige Wehrdienstverweigerer und vormalige Friedensdemonstranten so auf, als währen sie altgediente Militärexperten. Dies ist eine überaus
kuriose Situation, die Militärs warnen, möchten deeskalieren und sprechen sich für Verhandlungen aus, während die Politiker das genaue Gegenteil anstreben.
Was wohl Carl von Clausewitz von dieser Situation gehalten hätte? Der preußische Militärhistoriker schrieb in seinem leider unvollendeten Werk „Vom Kriege“ darüber, dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sei – was genau erleben wir dann heute? Dass die Politik die Fortsetzung des Krieges mit allen Mitteln ist?
Hinzu kommt, dass während der sogenannten Corona-Pandemie keine Maßnahme zu streng und kein Opfer zu groß war, um jeden einzelne Menschenleben zu beschützen – heute spielt man schier unbekümmert mit einem möglichen Atomkrieg und wischt sämtliche Bedenken der Militärs beiseite, als würde es sich bei Nuklearwaffen nur um lästige Knallfrösche handeln. Es kamen sogar schon Stimmen auf, die die Folgen eines Atomkrieges im Hinblick auf den Klimaschutz als positiv darzustellen versuchten, denn in einem nuklearen Winter gäbe es keine Klimaerwärmung mehr. Man muss sich ernsthaft fragen, ob unsere Politiker und Journalisten allesamt unter einem massiven Anfall von Realitätsverlust leiden oder ob ihnen einfach nicht klar ist, mit was für Mächten sie hier herumspielen. Und es ist irrelevant, was uns Politik und Medien derzeit zu verkaufen versuchen - bei einem nuklearen Schlagabtausch kann es keinen Gewinner geben!
Es gibt nur eine Erde, nur ein Ökosystem, wie unsere Klima-Kinder uns ja immer einhämmern, und wir können nur überleben, wenn wir unsere Welt nicht mit nuklearem Feuer in Brand setzen. Und wenn es nun ausgerechnet die Grünen sind, die mit dieser eigentlich undenkbaren Option herum spielen und sie für „lohnend“ erachten, dann sollten wir als Bürger endlich mal vom Sofa aufstehen und auf die Straße gehen, um denen da oben in ihrem Berliner Elfenbeinturm klar zu machen, dass es so nicht weitergehen darf. Der schreckliche Krieg in der Ukraine muss umgehend beendet werden, bevor die Situation – ob gewollt oder ungewollt - außer Kontrolle gerät. Die ist jedoch nicht mit Waffengewalt möglich, sondern allein auf dem Verhandlungswege. Denn so lange Atomwaffen existieren, ist ihr Einsatz auch möglich und die Wahrscheinlichkeit dafür steigt mit jedem Tag, an dem die Waffen sprechen an.
Antwort von Alexander Wallasch
Vielen Dank für Ihren hochinteressanten und ausführlichen Vortrag! Danke.
Zunächst ein Widerspruch. Sie schreiben ziemlich zu Beginn:
"In der natürlich stark vereinfachten Kurzfassung wollen beide Seiten Ziele erreichen, die die jeweils andere Seite unter allen Umständen verhindern möchte.
Russland will bestimmen, mit welchen Partnern und mit welchem Territorium die Ukraine weiter existieren kann, weil es durch die ukrainischen Entscheidungen zur EU und NATO seine eigenen Sicherheitsinteressen gefährdet sieht. Das hat Russland immer ganz klar so kommuniziert.
Der Westen will Russland besiegen, es maßgeblich schwächen, dort einen Regime-Change bewerkstelligen und das größte Land der Erde in ein dutzend Nachfolgestaaten zerschlagen, um sich die dortigen Bodenschätze sichern zu können."
Mit dem ersten Teil bin ich soweit einverstanden, im zweiten Teil mutmaßen Sie. Zunächst soll hier nichts weiter passieren, als das die russischen Angreifer vom ukrainischen Territorium vertrieben werden. Sie spielen den Angriff damit nicht nur herunter, die ignorieren ihn sogar.
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Kommentar von Lilly
.. rastet der da einfach so aus und schlägt dabei nichtmal den Tisch kaputt: https://www.youtube.com/watch?v=H3AxGp5k-Qo Mikros einstecken nicht vergessen.