Am Ende des Regenbogens angekommen ...

Rudi Völler, der alte Provokateur: Nationalelf soll wieder mit schwarz-rot-goldener Binde auflaufen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 21)

Die AfD riecht den Braten sofort und feiert Völler – Die pawlowschen Reflexe kommen natürlich sofort© Quelle: Youtube / WDR / Pixabay / 0fjd125gk87, Montage Alexander Wallasch

Während in der Ukraine Tausende elend verrecken und die deutsche Wirtschaft ihrem Niedergang entgegensieht, regt sich der polit-mediale Komplex über ein zartes Bekenntnis zur Nation auf. Nationalheiligtum Rudi Völler kann es egal sein, darauf ein Weißbier.

Lesen Sie auch ab und an mal versehentlich einen Artikel aus der Hass- und Hetze-Redaktion von T-Online? Mutmaßlich müssen die ein Schweinegeld bezahlen, damit einem dieser spalterische Mist immer wieder in die Timeline gespült wird.

Oder ist es für Sie analog zum Talkshow-Schauen eine Art Thrill, ein Masochismus, ein nervlicher eher ungesunder Zugewinn?

Ganz gleich: Aktuell bekommt unter anderem T-Online Schnappatmung, weil Rudi Völler auf die Idee gekommen ist, den Regenbogenfarben als Kapitänsbinde der Nationalelf eine Absage zu erteilen und stattdessen mit einer Armbinde in schwarz-rot-gold aufzulaufen.

Aber warum ist es überhaupt interessant, was Rudi Völler davon hält? Weil der Ex-Nationalspieler, der Ex-Nationaltrainer, der Weltmeister von 1990, der Vize-Weltmeister als Trainer - Weil das Fußballnational-Denkmal Rudi Völler seit dem 1. Februar das Amt des Sportdirektors der Nationalmannschaft bekleidet, um die Katastrophen-Nationalelf nach dem Katar-WM-Desaster auf dem Weg zur EM 2024 zu führen.

Was stört nun T-Online an der Personalie Völler? Der Sportdirektor der Nationalelf hatte sich erdreistet, als Armbinde wieder die Nationalfarben vorzuschlagen, um der Ampel-Politisierung des Sports eine neue Normalität entgegenzusetzen.

Als sich die Mannschaft in Katar zum Gruppenfoto wie von der Ampel ferngesteuert die Münder zuhielt und die deutsche Bundesinnenministerin mit Regenbogenbinde und im Sommertouristenlook die VIP-Area rockte, waren keine schwarz-rot-goldenen Farben zu sehen, Rudi Völler hingegen wurde 1990 Weltmeister mit den deutschen Farben einmal quer über der Siegerbrust.

Ein prägender Eindruck für Völler? Jedenfalls äußerte er sich jetzt mehr vermittelnd als aufgeregt gegenüber der „Sportbild“: „Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Wir sollten mit einer Kapitänsbinde in den Deutschland-Farben auflaufen.“

Eigentlich ist das keine berauschende Neuigkeit. Aber bei den Verteidigern des Regenbogens bei T-Online kam das an, als hätte ihnen Völler das Leder via Strafstoß ungünstig und mit Völler-Karacho in die Kronjuwelen geschossen.

Dabei versuchte es Rudi Völler noch ganz väterlich im Sepp-Herberger-Sound, wohl um die Diskussion beruhigen: „Ich verstehe zwar, dass man ab und zu ein Zeichen setzen muss. Aber jetzt geht es wieder um Fußball.“

Aber was die Regenbogen-Redaktion anschließend vollends hysterisch werden ließ, waren die Vollstreckerqualitäten der AfD. Die sich gerade mal wieder im Höhenflug befindliche Partei, die im Stimmungsbarometer auf dem Sprung ist, an den grünen Kriegstreibern vorbeizuziehen, sah den Ball auf dem Elfmeterpunkt liegen, das Tor leer stehen und lochte ein, begleitet von einem euphorischen Rudi-Völler-Jubel.

Nein, nicht etwa Lauterbachs Rücktritt wird anlassgemäß gefordert, T-Online titelt: „Völler erhält Applaus aus rechter Ecke – DFB reagiert“.

Die AfD schrieb per Twitter in vertraulich klingender Ansprache:

„Danke, #Rudi! Endlich! Fußballlegende Rudi #Völler, neuer Sportchef beim #DFB, hält es für angebracht, dass die Fußball-#Nationalmannschaft in Zukunft grundsätzlich wieder mit einer schwarz-rot-goldenen Kapitänsbinde aufläuft."

Daran gibt’s ja nichts zu beanstanden. Das Schlagzeilenbarometer sollte hier noch im unterkühlen Bereich liegen. Aber weit gefehlt. T-Online muss den Twitter-Account der AfD 24/7 auf den großen Monitor übertragen, jedenfalls entsteht große Unruhe in der Redaktionsstube.

Das wiederum macht die satten Funktionäre beim Deutschen Fußballbund nervös, die dann sicherheitshalber das Druckablassventil Richtung T-Online betätigen und aus dem passiven Abseits heraus twittern:

„Wir lassen uns in keinster Weise von der AfD vereinnahmen oder in ihre Nähe rücken. Unabhängig des Designs der Kapitänsbinde steht Schwarz-Rot-Gold für uns für demokratische Werte, für Vielfalt, Respekt und Gemeinschaft. Und nicht für Ausgrenzung und Intoleranz.“

Popcorn-Zeit also und eine Stimmung, als hätte Rudi Völler vorgeschlagen, das Logo des Automobilhersteller auf den DFB-Trikots auszutauschen, vielleicht gegen eines des russischen Energieerzeugers Gazprom im leuchtenden Blau der AfD.

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