Dem deutschen Schauspieler und Regisseur Til Schweiger folgen auf Instagram 400.000 Abonnenten. Seinen fast eine halbe Millionen Followern teilte er am heutigen Sonntag gegen halb acht zweierlei Dinge mit:
Zum einen, dass er mit Boris Reitschuster befreundet ist und zum anderen, dass Reitschuster für den Filmemacher ein neuer deutsche Held ist. Schweiger postete: „Barefoot boat mit meinem Helden Boris Reitschuster.“ Er garnierte dieses Bekenntnis obendrein mit einem roten Herzchen.
Was sonst wahrscheinlich zwischen Freunden auf Instagram am Tag und weltweit hunderttausende Male passiert, ist in diesem Deutschland von 2021 eine mittelschwere Sensation. Und es ist viel mehr noch als das, was Schweigers Schauspielkollege Jan Josef Liefers und über fünfzig weitere Schauspieler wagten, als sie in künstlerischen Kurzfilmen die Corona-Politik der Bundesregierung kritisierten und dafür schon sprichwörtlich fast gesteinigt wurden.
Tatsächlich ist Til Schweiger mit diesem kurzen wie herzlichen Beitrag unweigerlich zum Rebellen geworden. Und man darf befürchten, was ihn dieser Mut am Ende kosten könnte. Aber Til Schweiger ist angekommen, dort, wo die Luft dünner wird, wo heute die Helden wohnen.
Man kann nur mutmaßen, was sich Schweiger dabei gedacht, wie das zustande gekommen ist. War es spontan, nachdem er mit Boris Reitschuster an diesem sonnigen Nachmittag auf Schweigers schnittigem Barefoot Boat unterwegs war? Schweiger muss klar gewesen sein, was er damit mutmaßlich lostreten wird. Der Leidensdruck für den Filmemacher muss demnach nach über einem Jahr Corona-Maßnahmen samt geschlossenen Kinos und unzumutbaren Beschränkungen an den Drehorten besonders groß gewesen sein.
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Zwar hat Schweiger Erfolge im Dutzend abgeliefert, aber umso größer werden auch die Verpflichtungen in alle Richtungen gewachsen sein. Für Boris Reitschuster kommt diese Ehrenerklärung - so darf man nennen, was Schweiger da abgeliefert hat – zur rechten Zeit. Gerade wurde ihm nämlich der YouTube-Kanal sieben Tage gesperrt und in der Bundespressekonferenz (BPK) versuchen Kollegen rund um Tilo Jung, den mit seinem Blog Reitschuster.de so erfolgreichen Journalisten aus der BPK zu drängen.
Wenn dem so ist, dann hat Til Schweiger sich hier auf besondere Art und Weise verdient gemacht. Die deutsche cineastische Avantgarde hat sich längst der linksgrünen Regierungslinie angedient. Jetzt ist Til Schweiger mit seinem kurzen Beitrag zum Avantgarde-Rebell geworden. So „wenig“ braucht es also heute im Grunde genommen, den Alarmknopf zu drücken. Spät ja, aber auch um 5 nach 12 kann so etwas noch ordentlich Lärm machen.
Und wenn man ehrlich ist, passen diese beiden „Helden“ auch besonders gut zusammen. Denn auch Reitschuster ist kein Rebell von Haus aus, er war fünfzehn Jahre lang ausgezeichneter Korrespondent für den Focus in Moskau und wurde fast Widerwillen zum Popstar unter den Corona-Maßnahmen-Kritikern:
Auf Demonstrationen haben Frauen schon in den Berliner Himmel gerufen: „Boris ich will ein Kind von Dir!“ (verbürgt!). Diese Bitte wird Filmstar Til Schweiger von seinen weiblichen Fans sicher auch schon das eine oder andere Mal gehört und darüber geschmunzelt haben.
Aber was die beiden am meisten verbindet, dürfte dieses untrügliche Gerechtigkeitsgefühl sein. Jeder ist auf seine Art wohl mit einem funktionierenden Gewissen ausgestattet demgegenüber sie sich verpflichtet fühlen. Eine große Männerfreundschaft auf alle Fälle. Schauen wir also mal, was die Zeit bringt.
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