Bis hin zu Julian Reichelt wird Wahlkampf gegen die AfD gemacht

Liebe Bayern und Hessen: Wenn Sie AfD wählen wollen, dann wählen Sie

von Alexander Wallasch (Kommentare: 19)

Journalismus ist tendenziell oppositionell. Er schaut kritisch auf die Regierung und die Etablierten.© Quelle: YouTube/ ProSieben Screenshot

Julian Reichelt sagte gestern nichts anderes als: Wer AfD wählt, wählt die Nachfolger der NSDAP. Damit wird Reichelt zum Wahlkämpfer der Etablierten. Ist das noch Journalismus? Die regierungsnahen Alt-Medien haben sich auf eine pervertierte Auffassung einer Vierten Gewalt verständigt: Sie beobachten jetzt die Opposition!

Die Schwester meines Onkels war Wibke Bruhns, erste Nachrichtensprecherin im Deutschen Fernsehen. Bruhns engagierte sich wie viele weitere Prominente Anfang der 1970er Jahre im Wahlkampf für den Sozialdemokraten Willy Brandt.

Aber geht das? Ist das korrekt? Journalismus und nebenher Werbung für eine Partei zu machen? Für die Einordnung einer journalistischen Stimme mag das von Vorteil sein, der Leser weiß dann, wie er bestimmte Kommentare lesen muss. Wer früher für den „Spiegel“ schrieb, hatte eine andere Haltung als jemand, der für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb. Das wussten auch die Leser.

Diesen Unterscheid gibt es heute vielfach nicht mehr. Es gibt die Alten Medien inklusive der Öffentlich-Rechtlichen, die sich regierungsnah – inklusive einer CDU/CSU in Warteschleife – positioniert haben. Und es gibt die Neuen Medien, die regierungskritisch agieren.

Regierungskritischen Journalismus muss man nicht erklären. Aber geht das überhaupt, regierungsnaher Journalismus? Von den Springer-Publikationen über besagten „Spiegel“ bis zu „Zeit“ und „Süddeutsche Zeitung“ sind die Altmedien heute vereint in ihrem Kampf gegen alles Konservative und einig darin, dass die AfD als zwischenzeitlich zweitstärkste Partei auf Bundesebene „Nazi“ sei.

Das erstaunt: Denn da die AfD seit 2017 durchgehend die einzige echte Oppositionspartei im Bundestag ist, müssten die Medien natürlicherweise eine gewisse Affinität zur AfD haben. Denn die Aufgabe der Medien ist es, als vom Grundgesetz besonders geschützte Vierte Gewalt und mittels wahrhaftiger Berichterstattung eine Kontrollfunktion über die drei Staatsgewalten Legislative, Exekutive und Judikative auszuüben, um Machtmissbrauch zu verhindern.

Der kritische Blick auf Regierung und Parteien ist demnach sogar zwingend. Aber er findet nicht mehr im vorgesehenen Maße statt. Diese regierungsnahen Alt-Medien haben sich auf eine pervertierte Auffassung einer Vierten Gewalt verständigt: Sie beobachten jetzt die Opposition!

Die Alt-Medien sind Wahlkämpfer für die etablierten Parteien. Damit verletzten sie ihre eigentliche Aufgabe eklatant. Und dieser Anti-AfD-Wahlkampf zieht sich bis hinüber zum Portal „Nius“, welches gern als Teil der Neuen Medien verstanden werden will. Dort nämlich hat Julian Reichelt gestern eine Wahlempfehlung gegen die AfD ausgesprochen.

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Waren Journalistinnen wie Wibke Bruhns noch für eine bestimmte Partei und einen Kanzler engagiert, hat sich Julian Reichelt dem Chor der regierungsnahen Medien angeschlossen und seinen Zuschauern am Samstag vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen deutlich gemacht: Wählt nicht die AfD!

Reichelt schrieb wörtlich: „Man kann keine Partei wie die AfD wählen, die den Holocaust bis heute unwidersprochen als ,Vogelschiss der Geschichte' bezeichnet.“ Und Björn Höcke sei „offenkundig ein Verehrer der Nationalsozialisten“, so Reichelt.

Das hat leider mit Journalismus nichts mehr zu tun. Und es unterscheidet sich von einem Journalismus einer Wibke Bruhns auch dadurch, dass es die einzige oppositionelle Partei diffamieren will, indem es sie für unwählbar erklärt.

Und es ist zusätzlich auf besondere Weise mies, weil es die schrecklichen Terroranschläge in Israel mit der Aufforderung verknüpft, nicht AfD zu wählen. Eine unfassbare Entgleisung ist das.

Julian Reichelt sagt nichts anderes als: Wer AfD wählt, wählt die Nachfolger der NSDAP. Wahrscheinlich hoffen die Etablierten plus Reichelts „Nius“ darauf, dass Journalisten aus Angst, sich jetzt irgendwie zu beflecken, keine klärenden Worte wählen, diesen Unsinn aus der Welt zu schaffen.

Der Anspruch, Teil der Vierten Gewalt zu sein, zwingt allerdings dazu, hier einmal das Wort für die Opposition zu ergreifen. Wer in Hessen oder Bayern der Meinung ist, diese grün-woke Ideologie müsse abgewählt werden, der muss sich überlegen, welche Partei(n) das auch möchte(n), und diese Partei(n) dann einfach wählen.

Journalismus ist natürlicherweise immer regierungskritisch und oppositionell aufgestellt. Das ist auch ein Grund dafür, dass regierungsnahe Journalisten einen neuen Journalismus anstreben, einen, der konstruktiv mittun will. Einen Georg-Restle-Kuscheljournalismus mit den Etablierten. Davon ist Reichelt weit entfernt. Allerdings gilt hier wohl in besonderem Maße die Regel: Hunde. die bellen, beißen nicht.

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