Er weiß mehr: Ex-Präsident produziert Film für Netflix

„Leave the World Behind“– Barack Obama gießt Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

"Haben sie das nicht mitgekriegt? Irgendwas ist im Gange"© Quelle: Netflix Screenshot

Seit gestern läuft bei Netflix der US-amerikanische Spielfilm „Leave the World Behind“ mit Julia Roberts, Mahershala Ali und Ethan Hawke. Ein Film, der in vielerlei Hinsicht bemerkenswert ist und auf der Meta-Ebene verstörend wirken könnte.

Die Handlung ist schnell erzählt: Ein Paar mit zwei Kindern und ein Vater mit seiner Tochter, die sich vorher nicht kannten, treffen in einem Haus auf dem Land zusammen, als plötzlich die Kommunikation zusammenbricht. Nichts geht mehr, kein Radio, kein Fernsehen, kein Internet. Und während der Film sich zunächst um die zwischenmenschlichen Spannungen kümmert, verdichtet sich zunehmend die Gewissheit einer großen Katastrophe in den USA, die in dem ländlichen Ferienhaus nur noch nicht angekommen ist.

Der Zusammenbruch der Kommunikationskanäle war ein Cyberangriff, zunehmend finden auch unbekannte Ultraschall- bzw. Mikrowellenangriffe statt, eines der Kinder erkrankt schwer und auch die Natur verändert sich, die Tiere verlieren jede Scheu und erscheinen bedrohlich.

Bemerkenswert ist, dass der ehemalige US-Präsident Barack Obama und seine Ehefrau Michelle diesen Film mitproduziert bzw. in seiner Entstehungsgeschichte maßgeblich verantwortet haben. Barack Obama selbst hat am Drehbuch mitgewirkt. Die Obamas hatten nach Ende der Amtszeit des Präsidenten das Produktionsstudio „Higher Ground Productions“ gegründet und eine Zusammenarbeit mit Netflix eingefädelt.

„Leave the World Behind“ basiert auf einer gleichnamigen Buchvorlage von Rumaan Alam. Der dystopische Science-Fiction soll zu Obamas Lieblingsbüchern zählen. Der deutsche Buchtitel lautet „Inmitten der Nacht“.

Regisseur Sam Esmail sagt über Obamas Mitarbeit am Drehbuch, aufgrund des Umgangs von Obama als US-Präsident mit Krisensituationen wäre sein Feedback für ihn äußerst wertvoll gewesen. Obama selbst erklärte schon 2017 in einem Interview , er sei ein Vielleser und hätte für seine Arbeit im Weißen Haus oft Rat in Romanen gefunden. Amazon bewirbt „Leave the World Behind“ gar als eines der “Lieblingsbücher von Barack Obama“.

Wenn Obama in der Romanvorlage zum Film Bezüge zu seiner Arbeit als Präsident bzw. zu den Bedrohungen in der Welt wiederfindet, dann ist das mehr als nur eine Randbemerkung. Die Verbindungen waren hier sogar so stark, dass die Obamas sich entschlossen, die Verfilmung mit seiner Produktionsfirma zu ermöglichen.

Eine wichtige Frage also: Inwieweit hält der Ex-Präsident der USA die in „Leave the World Behind“ skizzierten, dystopischen Bedrohungen für realistisch möglich und welche potenzielle Bedrohung ergibt sich, wenn ein Ex-Präsident mit einem bekannt hohen Sendungsbewusstsein hier der Produzent ist?

Wenn man die etwa im Vergleich mit "Der Gott des Gemetzels" eher unterkomplexe zwischenmenschliche Ebene der Handlung zur Seite schiebt, bleibt die politische Dimension als tragende Verstörung. Hier werden sich insbesondere jene wiederfinden, die sich schon intensiver mit Verschwörungen befasst haben. Mit dem gewichtigen Unterschied, dass sie jetzt den Ex-Präsidenten der Vereinigten Staaten an ihrer Seite wissen.

Eine Schlüsselszene in „Leave the World Behind“ verdeutlicht, um welche Verschwörungen bzw. mögliche Szenerien eines Angriffs gegen die Bevölkerung es hier gehen kann: Eines der Kinder ist – zunächst unerklärlich – erkrankt, die Eltern fahren in Panik zu einem benachbarten Farmer, von dem sie wissen, dass er sich schon seit Jahren auf eine von ihm für möglich gehaltene Katastrophe vorbereitet. Er ist der klassische vielfach belächelte Preppertyp. In einer noch unverdächtigen Anfangsszene des Films sah man ihn bereits beim Horten von Lebensmitteln, die er gerade vor einem Laden in seinen Truck lud.

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Der Prepperfarmer verweigert sich der Familie zunächst, berichtet dann aber doch seine Sicht der Dinge, die sich anhört, wie eine dieser typischen Kommentare in den sozialen Medien: Wieder eine Verschwörungstheorie wahr geworden!

Das kurze Zusammentreffern mit dem Prepperfarmer geht so:

Farmer: Was kann ich für Sie tun?

Person 1: Wir wollen nur nach Ihnen sehen, ob Sie hier sind, ob es Ihnen gut geht, ob Sie irgendwas darüber wissen, was vor sich geht.

Person 2: Ich bin Clay. Meine Familie hat Georges Haus gemietet. Wissen Sie, wir sind aus der Stadt.

Farmer: Na, da hat ihre Familie echt Glück gehabt. In der Stadt geht sicher gerade eine Menge Scheiße ab. Ich bin ziemlich überrascht, dass Sie das Haus verlassen haben.

Person 2: Wir sind hergekommen, weil mein Sohn Hilfe braucht. Er übergibt sich.

Person 1: Seine Zähne sind rausgefallen. Wir wissen nicht, wieso.

Farmer: Oh, seine Zähne. Tja, das hat sicher was mit dem Geräusch zu tun.

Person 2: Wissen sie was über das Geräusch?

Farmer: Na ja, das ist nicht ganz unähnlich zu dem, was in Kuba los war. Ist eine Weile her: Mikrowellenwaffen, die produzieren eine Art von Strahlung, die kann durch Schall transportiert werden. Da haben auch einige Leute ihre Zähne verloren. Abgesehen davon weiß ich nur sicher, dass gerade nicht viele Informationen zu kriegen sind. Von daher, ich nehme an, das ist ein Krieg, zumindest der Anfang von einem. Es gab da bereits Gerüchte. Das ist wahrscheinlich das, warum es dabei ging

Person 1: Gerüchte? Was meinen Sie mit „Gerüchte“?

Farmer: (lacht höhnisch) Sie müssen mal mehr lesen als bloß die Titelseiten. Die Russen haben ihre Leute doch echt aus Washington abgezogen. Haben Sie das nicht mitgekriegt? Irgendwas ist im Gange. Aber was genau, das weiß ich nicht. Vielleicht werden wir nie mehr erfahren, vielleicht müssen wir einfach nur ausharren, vorsichtig sein, beten oder was auch immer Ihr Ding ist.“

Das Verstörende an „Leave the World Behind“ ist demnach die Botschaft auf der Meta-Ebene, die dem Zuschauer sagt, dass da immer etwas Unheimliches unter der Oberfläche lauern, das jederzeit explodieren und alles vernichten kann – Die Bedrohung ist politisch, sie ist real, sie ist menschengemacht.

Ein Film, schlafendelnd präzise zur rechten Zeit: Nach dem Corona-Regime, unter dem Eindruck eines „Great Reset“ made by Weltwirtschaftsforum und auch der Agenda 2030 dürfte „Leave the World Behind“ kräftiger Dünger für jene sein, die dem Farmer – eindrucksvoll gespielt von Kevin Bacon – mittlerweile deutlich näher sind als andere.

Der Film endet in einem komfortabel eingerichteten und für Jahre ausgestatteten Edelbunker, den wiederum ein anderer Nachbar dieser oberflächlich ländlichen Idylle sich seit Jahren eingerichtet hatte. Wie es weiter geht, bleibt offen. Einmal ganz kurz war zuvor von einer Anhöhe hinüber der Blick in die Stadt möglich über der sich ein gigantischer Explosionspilz gebildet hatte.

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