Imperien kommen, Imperien gehen – Reichelts Rome Medien heißen jetzt Nius oder so ähnlich …

Julian Reichelt bekommt jetzt einen Faconschnitt – Sein Friseur ist ausgerechnet Jan Fleischhauer

von Alexander Wallasch (Kommentare: 18)

„Nach Recherchen von Medieninsider wird Reichelts Rome Medien zum Stadtstaat eines Reichs, in dem eigentlich ein anderer regiert.“© Quelle: Youtube / Achtung Reichelt Screenshot

Die Katze ist aus dem Sack: Der spendable Milliardär hinter Julian Reichelt hat den wilden Ritt des Ex-Bild-Chefs vorerst gestoppt und ihm mit Jan Fleischhauer einen altgedienten Bremsklotz vor die Füße geschmissen. So jedenfalls lesen ein paar linke Portale die News über „Nius“.

Ernten die Früchte jetzt andere? Könnte man beispielsweise Roland Tichy fragen, der seit 2015 zu so etwas wie der Zeitkapsel jenes Journalismus wurde, der als Vierte Gewalt in seiner Ursprungsform bei ihm überwintern durfte, während die Öffentlich-Rechtlichen und die Alt-Medien reihenweise vor der Bundesregierung in den Staub fielen.

Das Konzept des ehrlichen und ursprünglichen Journalismus wurde für Vertreter der etablierten Medien immer nur dann interessant, wenn ein Ellenbogen sie aus einem ihrer weichen Sessel stieß oder sie aus Trägheit rausgeplumpst und unsanft auf dem Boden der Tatsachen aufgeklatscht sind.

So erging es auch Julian Reichelt, dem Ex-Chef der BILD, der dort jahrelang den großen Riemen schwang, sich selbst gern zu so etwas wie dem Torwächter irgendeiner journalistischen Wahrhaftigkeit hochstilisierte und dann so profan von Praktikantinnen im Me-Too-Fahrstuhl senkrecht zum Ausgang hinuntergefahren wurde.

Julian Reichelt stand auf der Straße, allerdings mit vollen Taschen, ein paar Millionen Euro Abfindung soll Springer der Abgang des Schwerenöters noch wert gewesen sein. Zuletzt wurde diese Mitgift allerdings zum Gift und soll nun zurückgezahlt werden.

Reichelt steht also vor der verschlossenen Tür von Springer, schaut sich um und erinnerte sich an die Neuen Medien, die er in der Springer-Hochetage heimlich gelesen hatte. Folgende Szenen muss man sich zusammenreimen, sie wurden ja aus gutem Grund nicht gefilmt: Reichelt fuchtelt in der Redaktionssitzung immer wieder hysterisch mit einem Ausdruck von Tichys Einblick herum und schreit in die Runde: „Warum verdammt noch haben die das bei Tichys wieder als Erstes? Warum können wir das bei Bild nicht auch?“

Daran erinnerte sich Reichelt und machte sich erst einmal erfolgreich an die junge Crew von Roland Tichy heran. Und das Schönste: Milliardär Frank Gotthardt soll sogar die Moneten dafür spendiert haben. Reichelts neu gegründetes Unternehmen „Rome Medien“ wird so gemästet schnell dicker und Reichelt macht seine Sache gut: Er strotzt vor Selbstbewusstsein, sein Format „Achtung Reichelt“ ist laut, energisch richtig gut.

Die Scharnierfunktion hinüber zu den bösen Neuen Medien erscheint stabil und es hat sogar den Anschein eines Jungbrunnens, was Reichelt da fast täglich zaubert, Ralf Schuler von Bild schließt sich Reichelt an und mit „Stimmt!“ entsteht ein weiteres Youtube-Format, das rasch wächst und beliebter wird.

Aber dann muss in etwa zeitgleich mit dem großen Rechtsstreit zwischen Springer und Reichelt irgendetwas passiert sein. Reichelt entlässt Tichys Nachwuchs wieder, neue Formate wie der „Pleiteticker“ fahren Sparflamme und auch Reichelt merkt von Tag zu Tag mehr, was es bedeutet, auf der dunklen Seite des Mondes immer wieder neu landen zu müssen. Es stagniert, es ruckelt, es hakt, was ist da los?

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Heute dann mit einem lauten Paukenschlag die Auflösung: Investor Frank Gotthardt wird gewissermaßen zum Polygamisten, es scheint auf den ersten Blick fast so, als sei er Julian Reichelt überdrüssig geworden, als Gotthardt den Medien einen alten Bekannten als seinen neuen Leithengst präsentiert: Der graubärtige Spiegel/Focus/ServusTV- Kolumnist Jan Fleischhauer soll es jetzt richten.

Neue Namen tauchen auf, neben Reichelts „Rome Medien“ ist jetzt von einem Launch von „Nius von Vius“ die Rede und das regierungsnahe Seenotretter-Linksportal „Meedia“ schreibt die gegenüber Reichelt vernichtende Schlagzeile:

„Wie Investor Frank Gotthardt Reichelts Reich übernimmt.“

Der König ist tot, es lebe der König. Der Reichelt ist ein Wallach geworden. Oder soll es jetzt werden unter der harten Domestizier-Peitsche eines Jan Fleischhauer, der sich im Internet bereits als eine Art linkes Regulativ inszeniert, wenn er auf die Frage hin, ob er jetzt die „Linke Seele“ am neuen Ort sei, twittert:

„So was in der Art. Ein wenig sollten Sie mich doch inzwischen kennen. Wenn alle sich über den „Bacon of Hope“ mokieren, bin ich schon wieder auf der anderen Seite und sage, was ich an Annalena Baerbock gut finde.“

„Meedia“ macht den rosa Prosecco auf und schiebt Julian Reichelt an den Katzentisch ganz nach hintendran:

„Nius.de ist noch nicht online, doch verkündet Nius-Chefredakteur Jan David Sutthoff bereits einen Neuzugang: Jan Fleischhauer erweitere das Format-Portfolio der Medienmarke, zu dem bereits Sendungen wie ,Schuler! Fragen, was ist', ,Stimmt! Der Nachrichten-Talk' und ,Achtung, Reichelt!' gehören.“

Was ist hier richtiger: „Hochmut kommt vor dem Fall“ oder die Frage, wie viele Hiebe das Rennpferd ertragen kann, bis aus der Beschleunigung das Gnadenbrot wird?

Der neue Chefredakteur von Nius wurde vor gar nicht so langer Zeit noch als neuer Mitarbeiter von Reichelt eingestellt. Jetzt ist Sutthoff – ein weitestgehend unbeschriebenes, bei Springer ausgebildetes Pflänzchen – der neue Chefredakteur bei Nius auch von Reichelt, der seinerseits jetzt offenbar zum „Achtung Reichelt“ Content-Lieferanten degradiert wurde. Weil ein milliardenschwerer Investor mit einer Liebe zu den Neuen Medien das so wollte?

Auch das Portal „Medieninsider“ kann seine Häme gegen Reichelt kaum zurückhalten:

„Nach monatelanger Vorbereitung steht ein neues Newsportal vor dem Launch, das aus den bisherigen Aktivitäten rund um den geschassten Bild-Chefredakteur Julian Reichelt hervorgeht. Während die Macher von Nius versprechen, die ,Stimme der Mehrheit' zu sein, hat die Mehrheit hinter den Kulissen nur eine Stimme – und das ist nicht die von Reichelt. Ausgerechnet er spielt eine auffällig zurückhaltende Rolle.“

Das Portal berichtet allerdings auch davon, dass auf dem neuen Portal, „bewusst Platz für weitere journalistische Köpfe und Videoformate geschaffen werden soll. Dass sich Reichelts Format neben anderen einreihen wird, ist dabei keine Überraschung – wie sehr ausgerechnet der Ideengeber in den Hintergrund rücken wird, hingegen schon.“

Und dann die finale wie vernichtende Einordnung der Niederlage Reichelts:

„Nach Recherchen von Medieninsider wird Reichelts Rome Medien zum Stadtstaat eines Reichs, in dem eigentlich ein anderer regiert.“

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