„Kurt Beck durfte sich (als Entschädigung) drei Themen für die ‚Heute-Sendung‘ aussuchen“

Geständnis von Günther Jauch zerstört ARD und ZDF: Heute-Journal-Sendezeit an Politiker verschachert

von Alexander Wallasch (Kommentare: 15)

Tatsächlich fand ein Deal statt danach zwischen dem Intendanten des ZDF und Kurt Beck© Quelle: Youtube/Massengeschmack-TV Screenshot

Diese Nachricht ist der ultimative Grabgesang für ZDF und ARD, das endgültige Ende der Lügengeschichten von faktischen neutralen Nachrichten. Im Abwasser dieser schmutzig-stinkenden Geschichte müssten jetzt auch die Köpfe von Georg Restle, Böhmermann und Co rollen … jedenfalls in normalen Zeiten.

Was die Bildzeitung da berichtet, übernommen von einem No-Name-Medium, hätte in normalen Zeiten das Potential, die Republik bis tief ins Mark zu erschüttern. Die Rede ist von einem Interview, welches der große Fernsehmoderator Günther Jauch Ende April den „Offenen Kanal Bitburg“ gegeben hatte und welches mittlerweile nicht mehr zu finden ist, also bei Youtube gelöscht worden sein muss.

Jauch soll dort „ungewöhnlich offenherzig“ über seine Erfahrungen bei den Öffentlich-Rechtlichen (ÖR) geplaudert haben. Aber „offenherzig“ ist noch stark untertrieben, Günther Jauch hat die Axt angesetzt. Er berichtet im Zusammenhang mit den von ihm moderierten Jahresrückblicken „Menschen":

„Die ersten zehn Reihen waren immer voll mit Rundfunkräten, deren Gattinnen, irgendwelchen Leuten, die Karten bekommen haben, gelangweilte Redakteure, Hierarchen etc. – es war gruselig!“

Auch der Einfluss der Politik soll spürbar gewesen sein. So soll es laut Jauch gegenüber dem „Offenen Kanal Bitburg“ dem damaligen Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) nicht in den Kram gepasst haben, dass er während der dreistündigen Sendung seltener im Bild zu sehen war, als der mittlerweile verstorbene Oppositionsführer Johannes Gerster von der CDU.

Das gab großes Tamtam hinter den Kulissen. Man will es kaum glauben, was Jauch darüber laut Bildzeitung im Wortlaut berichtet haben soll:

„Tatsächlich fand ein Deal statt danach zwischen dem Intendanten des ZDF und Kurt Beck, dass er sich drei Themen für die ‚Heute-Sendung‘ aussuchen durfte, um da wieder entsprechend einen Ausgleich zu bekommen.“

An der Stelle müssten eigentlich sofort alle diese Formate ausgesetzt und eine umfangreiche wie schonungslose Aufarbeitung begonnen werden. ZDF-Heute-Journal-Wünsch-Dir-Was und alle „Lügenpresse“-Anwürfe seit Pegida plötzlich mit von einem Günther Jauch beglaubigten Inhalten ausgestattet. Und der Moderator sagt es selbst: Der Vorgang sei für ihn „unfassbar“ gewesen, sodass er laut Bildzeitung im Folgejahr die Moderation der Sendung nicht mehr übernehmen wollte.

Und dann begann Jauch gegenüber dem Mini-Sender Bitburg richtig tief aus dem Nähkästchen zu plaudern, schreibt „Bild“:

„Ich habe ein ganz frühes Angebot mal bekommen, dass ich zweiter Mann im ‚Heute Journal‘ werden sollte (…) Das wäre für mich das Größte gewesen. (…) Auf diesen Posten hatte angeblich die CSU die Kralle drauf.“

Als ehemaliger Moderator des Bayerischen Rundfunks hätte er aber eigentlich gute Chancen gehabt, soll Jauch berichtet haben.

„Dann hat aber die CSU die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil sie mich ja kannten vom Bayerischen Rundfunk und ich war alles andere als CSU, ich war völlig unabhängig.“

Daraufhin soll Jauchs Bewerbung im Mülleimer gelandet sein: „Sie haben mich tatsächlich aus diesen Partei-Proporz-Gründen nicht genommen.“ Der Job sei dann an den der CSU nahestehenden Journalisten Sigmund Gottlieb gegangen. Jauch sagte weiter, er wollte eigentlich gern Nachrichtensprecher werden, aber weil er sich nicht verbiegen wollte, habe er den Umweg über die Unterhaltung genommen. Die Berliner Zeitung berichtet ebenfalls über den Skandal.

Hier kommt auch wieder der amtierende ARD-Chef Kai Gniffke ins Spiel, der zuvor lange Tagesschau und Tagesthemen-Chef war und einmal berichtet hatte, dass unter seiner Führung die Nachrichten der ARD ganz bewusst die AfD diffamiert hatten.

Kai Gniffke hatte im Rahmen der re-publica-Konferenz im Mai 2018 Folgendes gesagt:

„Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass wir niemals belehren wollen und ich glaube auch nicht, belehrend waren. Dass wir aber gerade zu Beginn der ganzen AfD, des AfD-Großwerdens – Pegida-Phase – da hatten wir schon einen gewissen missionarischen Eifer. Ich glaube, wenn man sich unsere Texte anguckt, sind die alle irgendwie unangreifbar. Aber zwischen den Zeilen kam es aus jeder Pore: Ihr sollt die bitte doof finden. Das hatten wir, das hat eine ganze Weile gebraucht. Deshalb haben wir das immer noch wie so ein Stigma mit hinten dran geklebt: Die rechtspopulistische AfD.“

Gegen den Fall Günther Jauch ist das allerdings fast schon wieder eine Kleinigkeit. Wenn sich jetzt herausstellt, dass ganze Nachrichtenblöcke von der Politik bestimmt werden dürfen als Wiedergutmachung für eine verletzte Eitelkeit eines Ministerpräsidenten, dann ist dieses öffentlich-rechtliche System endgültig am Ende.

Wie soll man diesen Moloch noch aufarbeiten? Viele Zuschauer haben längst abgeschaltet, jetzt wird es höchste Zeit, dass der ÖR alle politischen Magazine, Nachrichten- und Talkshow-Formate abschaltet bis gesichert ist, dass so etwas nicht mehr vorkommen kann. Hier müssen Spezialteams eingesetzt werden, Arbeitsgruppen, die ein ganz neues Transparenzsytem installieren. Und hier müssen zweifellos jede Menge Köpfe rollen.

Aber Ehre, wem Ehre gebührt. Noch ein paar Worte zum „Offenen Kanal Bitburg“, der das alles aus Jauch heraus gekitzelt hatte. Der regionale Fernsehsender hat auf Youtube aktuell 1.320 Abonnenten, die Beiträge werden dort von ein paar hundert Zuschauern gesehen. Zuletzt wurde ein achtzigster Geburtstag einer Regionalgröße gefeiert und davor über eine Leserallye berichtet, das Interview mit Günther Jauch wurde gelöscht. Auf Wunsch von Jauch?

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Der Youtube-Kanal „Massengeschmack-TV" hatte über Jauchs Auftritt bei den Bitburgern übrigens schon zwei Tage vor der Bild berichtet. Und da heißt es, das inzwischen gelöschte Jauch-Interview sei sogar fast zwei Stunden lang gewesen. Und „Massengeschmack-TV“ hat noch einen Ausschnitt verlinkt. Hier wird auch klar, dass es sich um ein Interview in Bitburg live vor Publikum gehandelt hatte.

Hier noch einmal die wenigen dort konservierten Aussagen Jauchs im Originalton:

„Ich habe 34 Jahre lang diese 'Menschen'-Sendung gemacht, jedes Jahr immer. Und es war damals eine große Nummer. Das hat mir Frank Elstner im ZDF übergeben. Das habe ich sehr gerne gemacht die Sendung. Aber diese Sendung fand jedes Jahr in der Rheingold-Halle in Mainz statt. Und die war vom Ambiente deutlich unerotischer als hier, diese Rheingoldhalle, bloß dreitausend Leute.

Und die ersten zehn Reihen waren immer voll mit Rundfunkräten, deren Gattinnen, irgendwelchen Leuten, die dann Karten bekommen haben, gelangweilte Redakteure, Hierarchen et Cetera.

Es war gruselig … die dann auch im Grunde so ein langweiliges Publikum waren. Und ich habe gesagt, verlost doch die Karten, die Leute reißen sich um die Karten, die wollen … Und dann gucke ich immer in diese leeren ersten zehn Reihen, das möchte ich nicht.

Und dann kam noch dazu, dass bei einer Sendung Kurt Beck, der war damals Ministerpräsident, dass da immer geklatscht wurde und da hat die Regie dann eben immer hin und her geschwenkt, wer da war.

Unmittelbar nach Ende der Sendung wurde Kurt Beck hinterbracht, dass er in der dreistündigen Sendung irgendwie sechsmal im Bild war, und der Oppositionsführer von der CDU, Johannes Gerster, der sei elfmal im Bild gewesen. Und das würde ein Nachspiel haben.

Da kam ein aufgeregter ZDF-Programmdirektor, 'Wir haben große Probleme, wir haben große Probleme, Herr Jauch' und hin und her, und deswegen etc.

Und tatsächlich fand ein Deal statt danach zwischen Intendant des ZDF und Kurt Beck, dass er sich drei Themen für die heute-Sendung aussuchen durfte: Autobahnen oder sonst irgendwas, um da wieder entsprechend einen Ausgleich zu bekommen.

Und als ich das mitbekommen habe, das war wirklich unfassbar, habe ich gesagt, passt auf, Leute, das nächste Jahr, machen wir mal eine Denkpause, ich setz mal aus!

Ich habe das Angebot mal bekommen, dass ich zweiter Mann im Heute-Journal werden sollte hinter Ruprecht Eser. Er ist vor Kurzem gestorben, er war damals heute-Journal-Chef. Es wäre für mich das Größte gewesen, und zwar deshalb … auf diesen Posten hat er angeblich die CSU, die Kralle drauf.

Und dann haben die gesagt, der Jauch ist doch beim Bayerischen Rundfunk. Bayerischer Rundfunk ist CSU, den können wir doch holen.

Dann hat der Eser auch mit mir verhandelt etc. Und dann hat aber die CSU die Hände überm Kopf zusammengeschlagen, weil sie mich ja kannten vom Bayerischen Rundfunk, und ich war also alles andere als CSU.

Ich war völlig unabhängig einfach. Ich habe freche Jugendsendung bei BR gemacht. Also, ich war da. Ich war für die da geeignet, wie der Igel zum Arschwischen, also für die CSU, meine ich jetzt, für die CSU.

Und dann hieß es, ja, nee, also, du bist nicht … der ist nicht zuverlässig genug. Das hat der Gottschalk wieder mitbekommen und hat gesagt: Du, ich kenne den Strauß gut. Also ich sag dem mal, die sollen dich da nehmen.“

Ich sage, nee, das möchte ich irgendwie auch nicht.

Und dann habe ich meine Frau erschreckt mit dem Hinweis: Und wir ziehen bald auf den Lerchenberg, also zum ZDF. Aber die haben mich tatsächlich aus diesem Parteiproporz (...) nicht genommen, haben Sigmund Gottlieb genommen. (…) Der der war natürlich CSU. Und der wurde später noch Chefredakteur des bayerischen Rundfunks zur Belohnung.

Und da habe ich gemerkt, dass diese politische … dass ich da an eine gläserne Decke stoße, dass ich da immer zweite, dritte, vierte Reihe bleiben muss, wenn ich mich nicht verbiegen will. Und da stand dann für mich fest, dann nimmst du den Umweg über die Unterhaltung, da ist wenigstens lustig."



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