Die Schlagzeile der Zeitung dürften sich Historiker wohl einrahmen lassen:
„Mysteriöse Anti-Kriegs-Graffiti in ganz Berlin: Wer steckt dahinter?“
Zunächst einmal sind Anti-Kriegs-Graffiti allerdings genau das: gegen den Krieg. Was sollte also noch dahinterstecken? Man ahnt es ja: Die Verwirrung kommt nicht aus der Spraydose, sondern sie entstand, als die ehemalige grüne Friedensbewegung mit Hofreiter, Baerbock und der graumelierten FDP im Schlepptau in diesen schmutzigen Krieg gezogen ist.
Wer im Januar 2023 seinen Friedenswillen an Wände sprüht, macht sich verdächtig; der ist ein Fall für die neuen Politkommissare des Verfassungsschutzes. Nichts anderes schreibt hier die Berliner Zeitung: Frieden ist mysteriös. Der Wunsch nach Frieden ein großes Mysterium.
Biegen wir kurz in eine besprühte Kirche ab: Katholiken ist der Wunsch nach Frieden sogar in ihrer Liturgie verankert, wenn es da nach dem „Vater unser“ und vor dem „Friedensgruß“ an den Banknachbarn heißt: „Meinen Frieden gebe ich euch.“
Sind am Ende Jesus-Freaks für die Graffiti verantwortlich, die in kalter Nacht beseelt mit der Spraydose um die Häuser gezogen sind? Ja, es ist so grotesk, dass man leicht albern wird. Die „Berliner Zeitung“ hat so ein Graffiti fotografiert und schreibt als Bildunterschrift:
„Immer eine klare Schrift, immer fehlerfrei: Die Parole findet sich an vielen Orten in Berlin. Und meistens an prominenter Stelle.“
Was soll das nun wieder heißen? Dass es deshalb Neurechte sein können, weil die sich mit Sprache auskennen, weil grundversorgt mit deutscher Literatur? Aber warum Neurechte? Weil die Zeitung eben das in ihrem Intro vermutet: „Kommen die Urheber von links oder gehören sie zur Neuen Rechten?“ Der Wunsch nach Frieden ist also entweder links oder Nazi?
Laut Zeitung sollen die Schriftzüge erstmals im Herbst 2022 in Berlin aufgetaucht sein:
„…dann immer öfter, immer größer. Alle sollten sie sehen, die Buchstaben, an exponierten Orten, an großen Straßen, an den großen Umsteigebahnhöfen. Inzwischen ist er in fast allen Stadtteilen zu sehen, der Schriftzug „Das ist nicht unser Krieg“. Am Frankfurter Tor an einer Wand, in der Nähe des Spittelmarktes auf einem Container, an einer Ufermauer, am Kreuzberger Wassertorplatz, bei der Heilig-Kreuz-Kirche an der Zossener Straße oder im Prenzlauer Berg an der Ecke Schönhauser Allee und Oderbergerstraße.“
Die Polizei erklärt, es gäbe bereits ein paar Anzeigen wegen Sachbeschädigung.
Klimakleber reden sich bei Sachbeschädigungen damit heraus, dass man bei der Weltrettung als letzte Generation nicht zimperlich sein dürfte. Dürfen die Anti-Kriegs-Sprayer das auch für sich reklamieren: Besser ein bisschen Farbe an der Wand als gleich ein vom Krieg weggebombtes Haus? Und wen die Berliner Zeitung alles verdächtigt: In Berlin sich aufhaltende Brasilianer, Südafrikaner oder auch Türken könnten es gewesen sein, denn:
„Schließlich gibt es viele Länder in der Welt, die gar nicht daran denken, sich in Sachen Ukrainekrieg auf die Seite des Westens zu stellen.“
Aber auch „viele Jugendliche etwa aus der Neuköllner High-Deck-Siedlung (könnten) den Satz unterschreiben“, schreibt die mit dem Deutschen Reporterpreis und Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung ausgezeichnete Berliner BZ-Autorin Jenni Roth.
So krude wie der Opener des Artikels über neurechte „Mysteriöse Anti-Kriegs-Graffiti“ ist, muss man der Autorin bzw. der Redaktion der Zeitung immerhin zugutehalten, dass sie eine Umfrage zugelassen haben, die ermittelt haben will, dass es keine Mehrheit in der Bevölkerung für Waffenlieferungen in die Ukraine gibt.
Kein Witz: Die preisausgezeichnete Autorin fragt bei der Partei „Die Linke“ nach, ob die das waren. Die sagen aber schon deshalb „Nein“, weil es ja um strafbare Handlungen geht. Alles andere wäre blöd. Und dann fragt sie noch bei „Berlin gegen Nazis“ und bei der „Antonio Amadeu Stiftung“. Letztere schickt einen Sprecher vor, der erklärt, man könne nicht einordnen, „ob das ein links oder rechts konnotierter Hintergrund ist“.
Weiterlesen nach der Werbung >>>
Ihre Unterstützung zählt
Tja, was bleibt für Jenny ohne Blog jetzt noch über?
Entlang ihrer Mutmaßung „Neue Rechte“ müsste sie dann mal bei den Vertretern dieser Strömung anfragen, also bei IB-Boss Martin Sellner oder Antaios-Verlagschef Götz Kubitschek oder bei wem auch immer.
Stattdessen schaut die Autorin bei Twitter nach:
„Dass die Parolen eher rechts gelagert sind, glaubt „Alfonso Rigatoni“. Das ist nicht sein richtiger Name, aber so nennt er sich auf der Plattform Twitter.“
Die Zeugen der Anklage sind bei der „Berliner Zeitung“ also die linksradikale Antonio-Amadeu-Stiftung, die auch nicht weiterhelfen kann und ein Twitter-User mit dem Pseudonym einer Nudelsorte und angeblich einer rechtsaktivistischen Vergangenheit.
Die lustige Nudel der „Berliner Zeitung“ fragt also die italienische Anonymus-Nudel, die ihr folgendes Rezept für den Nudelsalat übermittelt: „Er ist sich sicher: ,Das kommt von rechts, das ist so ein Gefühl.'“
An der Stelle noch mal zur Erinnerung: Die Frau hat Preise für guten Journalismus bekommen, zwar nicht so viele wie der Spiegel-Trickser Relotius, aber ein paar dennoch. Es wird noch ulkiger. Weil Hans-Georg Maaßen gerade in aller Munde ist, darf er auch bei Jenny Roth nicht fehlen, dass ist dann ihr ‚aktueller politischer Bezug‘:
„Im Internet kommt das Zitat „Das ist nicht unser Krieg“ tatsächlich häufiger aus einer eher rechtskonservativen Ecke. Es gibt Einträge des ehemaligen Verfassungsschutzchefs Hans-Georg Maaßen, bekannt für seine rechten Positionen …“
Google-Journalismus in reinster Ausprägung. Jenny Roth macht hier am Schreibtisch vor, was Künstliche Intelligenz à la chatGPT in naher Zukunft viel besser liefert: Perfekt zusammen-gegoogelte Artikel.
Und weil es so schön doof ist, soll es zuletzt noch – wohl in einer Art Guerillataktik – die AfD gewesen sein: „Steht also womöglich eine Wahlkampagne der AfD dahinter?“
Der Bundestagsabgeordnete Petr Bystron (AfD) kommentiert den Artikel gegenüber alexander-wallasch.de folgendermaßen:
"Hier sieht man deutlich: Die Gesellschaft ist längst nicht zwischen Links und Rechts gespalten. Die Trennlinie verläuft vielmehr horizontal zwischen den Menschen, dem Volk, also dem Populus unten und den abgehobenen, ,globalistischen Eliten' oben. Die Kriege dienen nur den Globalisten. Die einfachen Menschen wollen darin nicht sterben, sie wollen dafür nicht zahlen, sie wollen einfach keine Kriege.“
Und wenn man jetzt glaubt, Jenny R. sei endgültig am Ende ihres Lateins angekommen, dann hat die Autorin doch noch einen aus journalistischer Perspektive sensationellen Trumpf in der Hinterhand:
„Viel spricht jedenfalls dafür, dass die Macher wissen, was sie tun. Das Schriftbild ist sauber, es gibt keine Rechtschreibfehler, die Buchstaben sind klar und gleich hoch, die Sprayer haben offensichtlich nicht gewackelt oder gezittert.“
Was dann laut BZ für abgeklärte Nazis der intelligenten neuen Rechten spräche und nicht für „Springerstiefelnazis“.
So ähnlich steht es tatsächlich in diesem hochnotpeinlichen, aus journalistischer Sicht leider vollkommen bescheidenen BZ-Artikel über nichts, außer dass eine Frau ,Vorname Jenny' in ihrem woken Berliner Wohnviertel aus dem Fenster über ihren Bildschirm und ihre Zwergmonstera hinweg auf ein neues Grafitti an der gegenüberliegenden Altbauhäuserwand schaute, dem sie nun einen ganzen Artikel widmet. Hätte sie bloß mal über die Monstera geschrieben – beispielswiese bei Kraut&Rüben im Schnupper-Abo.
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung
Kommentare
melden
Kommentar von Rudolpho Rama-Zotti
Ja, köstlich! Die preisgekrönte Jenny R. von der "Berliner Zeitung" spielt in der selben "Nudel-Liga" wie Cornelius_Diekmann von "Tagesspiegel", ein Twen mit Bezug zu Zauberwürfeln und tiefschürfenden historischen Einordnungen. In einem aktuellen Kommentar vertritt er die steile These, wir hätten in Deutschland eigentlich kein Recht, für Frieden zu sein, ohne die Ukrainer vorher um Erlaubnis zu fragen, der Appell von Frau Wagenknecht u. Frau Schwarzer impliziere eine "Bevormundung": https://www.tagesspiegel.de/meinung/die-missachtung-der-ukrainer-aus-wagenknechts-und-schwarzers-forderung-spricht-der-vergnugte-ton-der-bevormundung-9333587.html
melden
Kommentar von Dude
Deutsche, die 1938 Krieg gegen Russland führen wollten, waren Nazis.
Deutsche, die heute KEINEN Krieg gegen Russland führen wollen, sind Nazis.
melden
Kommentar von Hardy Neumann
Was halten Sie von der Idee sich auf die Suche nach den Urhebern der Graffiti zu machen und darüber zu schreiben? Ich bin der Meinung dass es kein besserer Journalismus ist, wenn man Kollegen kritisiert.
Aber danke für den Text, so bekomme ich überhaupt mit was in Berlin auf der Strasse passiert, denn die Zeitungen lese ich nicht!
melden
Kommentar von peter struwwel
🆘️ 🇸🇮 🖱 🇺🇦 .. 🖱🖱 ... 🖲 .... 🚀 || 🛑🛑🛑
Nur wer über eine gehörige Portion Unerfahrenheit verfügt und nicht
hingehen muß, besitzt das "Privileg", den Krieg als süß zu empfinden.
[Erasmus v. Rotterdam und Erich Maria Remarque zusammengedacht].
melden
Kommentar von John.kelsh
Mal überlegen…
…. Wenn ich an meine Hauswand „das ist nicht mein Krieg“ pinseln würde, wäre dass dann eine strafbare Handlung?
melden
Kommentar von Dieter Grimm
Anonyme Sprayer, die in der Lage sind 5 Wörter in deutscher Sprache fehlerfrei zu schreiben können statistisch gesehen schon mal keine Grünen sein.
Ich oute mich nun ebenfalls. Ich habe 5 Enkelsöhne. Und ich werde nicht zulassen das sie an der Ostfront für die unvorstellbaren Gewinne der USA ihr Leben geben müssen. Niemals werde ich das zulassen.
melden
Kommentar von Aro61
Linke können es nicht gewesen sein, sonst stände ja da: Das ist nicht unser Krieg*innen. Vielleicht mache ich besser noch ein paar Rechtschreibfehler in den Satz, sonst gebe ich mich ja gleich als Neurechter zu erkennen.
melden
Kommentar von Hildegard Hardt
Ein klitzekleiner Lichtblick ist dieses Anti-Kriegs-Grafitti, gerade weil es in Berlin gesprüht wurde, wo die Kriegstreiber unter der Glaskuppel ihr Unwesen treiben.
Kommt der Sprayer vielleicht aus dem Umfeld der angeblich antidemokratischen AfD? Dann wäre der Wunsch nach Frieden erst recht zu verurteilen, denn diese üble Partei kann nur Böses im Schilde führen.
Wer gesprüht hat, wird nicht zu ermitteln sein, denn das wirklich Gute muß sich heute schamvoll verstecken. Outet es sich, hat es mit gravierenden Strafen zu rechnen. - Michael Ballweg kann ein Lied davon singen.
melden
Kommentar von Dude
Banksy war's sicherlich nicht.
...zwischen Vulvamalen und dem Wühlen in der linken Müllhalde Twitter...
Lieber Herr Wallasch, der vorletzte Satz von Jenni's Artikel löst's doch auf:
"... Klar ist nur: Wer laut Strafgesetzbuch rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.."
Die Jenni ist eine neurechte, liberal-konservative, freiheitliche und patriotische Kämpferin und dazu noch Trägerin u.a. Deutscher Reporterpreis und Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung, und vielleicht sogar schon AfD-Wählerin...
Weil.., die Jenny.., ist dazu auch noch eine Jenni, ..i
melden
Kommentar von Rudi
Das erinnert mich an die Broschüre der AAS, in der von einem Mädchen mit Zöpfen als ein Kind von "rechten" Eltern geschrieben wurde.