Die Frauenzeitschrift „Emma“ der Herausgeberin Alice Schwarzer, die neben Sahra Wagenknecht eine der beiden Initiatoren des Friedensmanifests ist, berichtete bereits vor drei Tagen von einem Skandal, der eigentlich das öffentlich-rechtliche Gebäude in seinen Grundfesten erschüttern müsste, aber nichts Relevantes ist bis heute passiert.
Konkret geht es um Recherchen aus der Redaktion des ARD-Politmagazins FAKT (Sendeplatz: Dienstag von 21.45 Uhr bis 22.15 Uhr), die den Erstunterzeichnern des Wagenknecht/Schwarzer-Friedensmanifestes jeweils eine längere Anfrage zum Zustandekommen ihrer Unterschrift zusenden.
Der Skandal besteht nun darin, dass die Befragung vom Ton und Inhalt her auch von einer totalitären Ermittlungsbehörde stammen könnte. Erstunterzeichner Detlef Malchow beispielsweise antwortet dem Sender empört:
„Wenn man Ihre Zeilen liest, muss man den Eindruck haben, dass sich nicht ein Redakteur einer von uns Steuerzahlern finanzierten Landesrundfunkanstalt in der Rechtsform einer Anstalt öffentlichen Rechts an mich wendet, sondern Joseph McCarthy oder der selige Papst Innozenz III. (1161–1216), der den Grundstein für die Entwicklung des Inquisitionsverfahrens legte. Ich gehe einmal davon aus, dass es sich bei Ihrem Schreiben entweder um eine böswillige Täuschung oder eine Frechheit handelt, von der – so kann man nur hoffen – Ihr Verwaltungsrat nichts weiß. Ich würde mich nur schämen, wenn ich mich für das, was Sie tun, hergeben müsste. Ohne Grüße“
Der Erstunterzeichner Schauspieler Henry Hübchen schreibt von „jämmerlichen Fragen“ und einer „jämmerlichen Recherche“ und er attestiert dem ARD-Magazin obendrein „kriminalistische Verhörfragen wie aus einem TV-Krimi“.
Aber was genau wollte ARD/Fakt für den Mitteldeutschen Rundfunk wissen? Die „Emma“ hat die Fragen veröffentlicht, inklusive eines im Anhang an die Fragen angehängten Papiers, das ein paar recherchierte Verdächtige und ihre Hintergründe benennt, die auf der Demonstration dabei gewesen sein sollen. Hier die Fragen an die Erstunterzeichner:
„1. Auf dem Hintergrund unserer Recherche und mit der Kenntnis, was über die Veranstaltung jetzt bekannt wird, würden Sie das ,Manifest für Frieden' erneut unterzeichnen? Wenn ja, warum? Wenn Sie sich anders entscheiden würden, können Sie uns die Gründe dafür nennen?
2. Können Sie uns die Details der Unterzeichnung kurz schildern: Wer hat Sie in welcher Form angesprochen, welche Kenntnisse hatten Sie von den Initiatorinnen, welchen Zeitrahmen gab es usw.?
3. Ähnlich wie in dem Manifest hörte man bei der Kundgebung von Putin oder der russischen Armee als Agressor nicht viel, bei den meisten Reden gar nichts. Das ähnelt rechtsextremen Narrativen, die Putin und Russland teils sogar glorifizieren. Sehen Sie darin einen Punkt, den Sie neu überdenken würden?“
Kurios und in der Formulierung grotesk auch, dass der Sender „fragwürdigen Personen“ und „Rechtsextremen“ ein „ehrliches Herz“ attestiert, wenn es da begleitend zu den Fragen heißt:
„Natürlich kann eine angemeldete Demonstration nicht verhindern, dass fragwürdige Personen versuchen für sich Kapital daraus zu schlagen. Doch wer jeden einlädt, der ‚ehrlichen Herzens‘ (Wortwahl von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine) für Frieden und Verhandlungen ist, muss sich nicht wundern, wenn rechte bis rechtsextreme Kräfte dies faktisch als Einladung betrachten.“
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Unter anderem Holger Friedrich, Erstunterzeichner und Verleger der Berliner Zeitung, beantwortet die Fragen, so schreibt er zu Frage 2:
„Ich bin von Alice Schwarzer gefragt worden. Ich schätze sie als äußerst kluge, unabhängige Frau, die zudem eine der wenigen wirtschaftlich erfolgreichen Verlegerinnen in Deutschland ist. Sie hat mich gefragt und ich habe gerne zugestimmt. Frau Wagenknecht schätze ich als brillante Analytikerin, die ihr Umfeld oftmals intellektuell überfordert, was nicht ihr vorzuwerfen ist.“
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Kommentar von Bernhard Rossi
Übrigens: auch ein Friedensengel, der zur Friedensdemo aufgerufen hätte, wäre bloßgestellt worden von Interessenvertretern, die Kriege wollen! Und daran verdienen!
Der Kampf gegen "Wagenknecht" ist reine Symbol- und Medienpolitik!
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Kommentar von Peter Müller
Wieso dürfen sich "Rechts-Exstreme" (Was eigentlich "WIE" zu beweisen wäre ?), nicht für den Frieden einsetzen und dafür demonstrieren???????
Wer bitteschön, entscheidet das????
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Kommentar von Matthias P.
Klarstellung zu meinem ersten Kommentar:
Nur um keine Missdeutungen aufkommen zu lassen: Mit der Bemerkung "(oder im stalinistischen Sprchgebrauch: Säuberungsaktion)", fordere ich natürlich keine Tötungsaktion. Ich will nur Personen, die gegen uns gehetzt, zersetzt, gefoltert usw. haben, aus dem öffetlichen Dienst entfernen.
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Kommentar von Matthias P.
@ P. Löcke:
"Wenn dennoch Guérot, Wagenknecht und Co geladen werden, dann lediglich für eine jämmerlich inszenierte Hexenverbrennung."
Ich habe eine völlig andere Wahrnehmung. Wagenknecht und auch Schwarzer werden doch seit Jahrzehnten gerade vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hofiert und erhalten/erhielten eine weit über ihre tatsächliche Bedeutung hinausgehende Aufmerksamkeit und Sendezeit, was man schon als Linkspropaganda werten könnte. Mich hat immer gestört, dass mit Gebührengeldern solche Personen und Kräfte finanziert werden. Gegen neutrale Berichterstattung ist natürlich nicht auszusetzen; die Parteinahme für Wagenknecht, Schwarzer & Co ging und geht aber weit darüber hinaus.
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Kommentar von Miriam rechner
Servus TV hatte Wagenknecht und Schwarzer zu der Sendung Talk am Hangar 7 eingeladen, Restle von Monitor (in meinen Augen mit einer der übelsten linksextremen Hetzer welche die ARD zu bieten hat) war ebenfalls Gast.
Wer sich die Sendung regelmäßig anschaut, der weiß um den Unterschied zu den deutschen Schwafelrunden und der parteiischen Moderation. Bei der österreichischen Sendung werden in den allermeisten Fällen die Gäste fair verteilt, und es kommen die unterschiedlichsten Ansichten zu Wort, ohne dass der Moderator irgendwie Einfluss nimmt oder permanent unterbricht.
In der erwähnten Sendung konnte man den extremen Kontrast von dem österreichischen Moderator und Restl erkennen. Arrogant, 100% von sich und seiner Ansicht überzeugt, dazwischen gelabert, null Respekt vor Wagenknecht und Schwarzer ect.
Weder schau ich mir deutsche Propagandasendungen noch deutsche Nachrichten an. Es gibt einen österreichischen TV Sender, nennt sich Auf 1. Der wurde natürlich, genauso wie Servus TV, auch bereits durch die Mangel genommen und als rechter Verschwörungssender bezeichnet. Ist mir vollkommen egal, von diesen aufgeblasenen deutschen Hetzern lass ich mich nicht beeinflussen, sondern schau mir bei Auf 1 nicht nur die Nachrichten an, sondern auch Gespräche und Reportagen. Die marxistisch/leninistischen deutschen Erziehungsanstalten sind für mich für immer gestorben.
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Kommentar von Matthias P.
Was mich an der Frageaktion wundert, ist, dass Moskaunähe als rechts markiert wird, obwohl sie doch traditionell als links gilt und auch heute v. a. von Personen gezeigt wird, die immer noch als links gelten; wann also hat eigentlich die "Umlabelung" stattgefunden?
Eine McCarthy-Aktion hätten wir tatsächlich gebraucht in den frühen 1990er Jahren. Leider blieb sie aus. Stattdessen wurden massenhaft deutschfeindliche Kräfte (incl. StaSi-Mitarbeiter) in die Staatsverwaltungen überführt; andere erhielten Führungspositionen in der freien Wirtschaft. Obwohl einzelne (zB Hubertus Knabe) Kritik geübt haben, blieb der öffentliche Aufschrei, wie so oft (zB auch bei der Übertragung von dt. Staatsgewalt auf die EU, also letztlich der Fremdbeherrschung Deutschlands), aus.
Die Folgen sind schwerwiegend und nicht damit beendet, dass die "Tätergeneration" irgendwann ausstirbt, weil sie ihre schädliche Brut in den Behörden und im Staatsapparat bereits hinterlassen haben, indem sie Mentalitäten und Einstellungen verändert, auf Kollegen eingewirkt und Nachwuchs in ihrem Sinne ausgebildet haben. Wir bräuchten eine großangelegte McCarthy-Aktion (oder im stalinistischen Sprchgebrauch: Säuberungsaktion) auch heute noch, um die gröbsten Fehler zu beseitigen und um die Zukunft Deutschlands zu sichern.
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Kommentar von Küchenrolle-extra-flauschig
Ich finde es ja großartig, dass sich jetzt ganz Deutschland über Alice Schwarzer, rechte Tendenzen und den Freund von Luisa Neubauer unterhält. Bitte weiter so. Wenn das Interesse irgendwann nach Ostern abflaut, vielleicht sprechen wir dann ja, nur zum Beispiel, einmal über verdiente Oligarchen, die seit Jahren ihre wirtschaftliche Kompetenz nutzen, um die Ukraine zu unterstützen , wie etwa Igor Kolomojski? Eine nicht repräsentative Umfrage meiner Bekannten Insa hat gerade ergeben, dass ihn 96 Prozent der befragten nicht kennen, 2 % halten die Person für einen "russischsprachigen Abendunterhalter" und 1 % sagen "weder noch".
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Kommentar von BerndF
Zum Glück bezahle ich diesen ÖRR-Propagandadreck seit gut einem Jahr einfach nicht mehr.
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Kommentar von peter struwwel
Mit "wisch und weg" sind meines Wissens nur Küchenrollen gemeint. Ich schlage
deshalb vor, diesen Werbespruch jetzt auch für Klopapier zu verwenden, aber erst,
nachdem dieses mit dem ARD-Text versehen ist. Scheiß drauf!
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Kommentar von S.L.
Zitat Sender: "Doch wer jeden einlädt, der ‚ehrlichen Herzens‘ (Wortwahl von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine) für Frieden und Verhandlungen ist, muss sich nicht wundern, wenn rechte bis rechtsextreme Kräfte dies faktisch als Einladung betrachten.“
Also handeln "rechte bis rechtsextreme Kräfte" nach Meinung des Senders ‚ehrlichen Herzens‘. Und das ist nach Meinung des Senders etwas Negatives.
Aha.
Es ist einfach nur noch grotesk, was sich der ÖRR da erdreistet von sich zu geben.
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Kommentar von Alfonso Krautner
Was man nicht alles machen muss, wenn als Angestellter der ARD
seinen Lebensunterhalt aus dem Topf der Zwangsgebühren finanzieren will.
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Kommentar von Peter Löcke
"Das Friedensmanifest spaltet Deutschland. Die Friedensdemo spaltet Deutschland."
So oder ähnlich durfte ich es in den Leitmedien lesen und im TV hören. Das ist Bullshit. Genauso gut könnte man schreiben, die Meinungsumfragen rund um die Waffenlieferungen spalten Deutschland. Sie offenbaren nur eine Spaltung, wo dem deutschen Michel ein großer gesellschaftlicher Konsens vorgegaukelt wird.
"Die Waffenlieferungen in die Ukraine spalten Deutschland."
So müsste es richtig heißen. Diese Tatsache ist erstaunlich genug, weil uns im Bundestag und in den TV-Talkshows nur die eine Ansicht als "richtige Meinung" verkauft wird. Wenn dennoch Guérot, Wagenknecht und Co geladen werden, dann lediglich für eine jämmerlich inszenierte Hexenverbrennung.
Wieder einmal klaffen Medienrealität und Lebenswirklichkeit der Menschen auseinander. Weil das von Tag zu Tag offensichtlicher wird, steigen Beißreflex und Aggression seitens Medien wie Politik. Die beiden großen Corona-Demos im Okober 2020 und die Friedensdemo im Februar 2023 ... man kann eine Schablone drüberlegen, wie im Vorfeld und danach darauf reagiert wurde. Hetze, Diffamierungen, Bedrohungen, Zensur, Kleinreden der Teilnehmerzahlen, bis zur wirklichen Zerstörung von Existenzen. Immerhin kein "Reichsstagssturm - Teil 2".
PS: Wie viele solidarische Slava Ukraini Demos gibt es eigentlich? Aus dem Volk heraus, durch private Initiativen?
PPS: Ich dachte eigentlich, dass nach dem Suizid von Clemens Arvay die Inquisition in sich geht. Wie naiv von mir.