Ausnahmsweise sei hier einmal auf Wikipedia verwiesen: Die dort absatzweise aufgeschriebenen Namenstitel der Königin stellen Karl Mays Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah locker in den Schatten.
Aber halt – das Ableben der Königin darf man nicht mit banausigen Zotigkeiten begleiten, nur deshalb, weil man nicht über das exzellente Fachwissen von Rolf Seelmann-Eggebert verfügt, dem legendären weißhaarigen Journalisten der Royals.
Die Queen ist tot. Und sie hat nicht nur länger gelebt als die meisten Menschen auf der Erde. Sie war auch länger Königin, als die meisten Menschen alt sind. 70 Jahre stand sie dem englischen Königshaus vor.
Und das macht sie zu einer der beständigsten Konstanten überhaupt. Viele Generationen zurück wurde in Dynastien, in Geschlechtern gedacht, da spielte es kaum eine Rolle, wer aus dem Geschlecht derer "von zu" das Land regierte, so es denn quasi in der Familie blieb. Das kann man beim Staffellaub des Lebens von Elizabeth zu Charles, dem wahrscheinlich längsten Thronanwärter aller Zeiten, der längsten Öko-Praline der Welt, kaum sagen.
Der neue König ist ein ziemlich alter König. Seine Mutter bestieg den Thron in einem Alter, in dem Charles sich noch nicht einmal täglich rasieren musste. Die Sex Pistols machten sogar ein Lied daraus: God shave the Queen.
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Queen Elizabeth hat die meisten Rekorde gebrochen, um die man unter Königen und Königinnen übrhaupt in den Wettstreit gehen kann.
Und bisweilen schien es auch so, als gäbe es da neben einer Zähigkeit und Hartnäckigkeit auch diese typische englische Wettleidenschaft. Mit einer Regierungszeit von über 63 Jahren war Königin Victoria lange die am längsten amtierende britische Monarchin, ehe sie 2015 von Elisabeth noch übertroffen wurde.
Ein Familien-Battle hat die Queen allerdings jetzt verloren. Viele werden sich noch an Queen Mum erinnern, die Mutter von Elisabeth wurde biblische 101 Jahre alt.
Viele Bilder des vergangenen Jahrhunderts wurden von Königin Elisabeth geprägt. Ironie der Geschichte ist wohl, dass neben den Krönungsaufnahmen der jungen, auf so ländlich-sympathische Weise hübschen Königin von 1952 der Tod von Lady Di, der Ehefrau des Sohnes Charles, weitere wirkmächtige Bilder der Queen prägte. Nämlich genau mit jener Szene einer Unterwerfungsgeste vor ihrem in Lady Di verliebten Volk, als sich die Queen am Straßenrand vor dem vorbeigefahrenen Sarg ihrer Schwiegertochter ganz in Schwarz verbeugte.
Aber nochmal: Der Tod der Königin bewegt zweifellos auch die Deutschen, das hat selbst der schlechteste Bundespräsident – auch ein Superlativ – in seinem Beileidsschreiben herausgearbeitet. Freilich nicht, ohne selbst hier noch den Schlenker hinüber zu seiner Ukraine-Kriegsbegeisterung zu schaffen.
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Mit dem Tod der Queen geht eine – wenn auch nur symbolische – europäische Konstante verloren, vergleichbar damit, als nähme man den Parisern ihren Eiffelturm oder den New Yorkern die Freiheitsstatue.
Die Royal Corgis heulen heute diesen besonders großen strahlenden Vollmond an. Vielleicht nicht unbedingt die elegantesten und königlichsten Hunde, aber doch so passend zu einer kleinen Königin, die sich bisweilen fast preußisch wie die erste Dienerin des Staates inszenierte.
Viele vornehmlich ältere Deutsche lieben die Königin der anderen. Einmal quer durch das Goldene Blatt und zurück, wurde noch der kleinste Huster der königlichen Familie genüsslich ausgebreitet und verbreitet. Und da sind wir schon beim nächsten Superlativ: Viele Familien kennen mehr pikante, teils anstößige Details der Royals als solche aus ihrer eigenen Familie.
Aber dennoch. Diese mächtige Konstante wirkt noch über den Tod hinaus. Man kann sich ihr nicht entziehen. Die Nachricht vom Tod einer 96-Jährigen kommt überraschend schon deshalb, weil Elisabeth schon immer da war. Es wäre Teil der unglaublichen Geschichte gewesen, wenn der Tod einfach an der Queen vorbeigangen wäre.
Und auch wenn Elisabeth II aus deutscher Sicht auch nur eine steinalte Frau irgendwo auf der nicht mehr zur EU gehörenden komischen Insel sein darf, so werden die nächsten Tage und Wochen auch hierzulande von The Queen geprägt sein. Gipfelnd wahrscheinlich darin, dass die Beerdigungszeremonie live übertragen wird in Millionen Haushalte morgens halb zehn in Deutschland.
Man will gar keine großen Worte darum verlieren, aber man wird es wohl müssen.
Und aus dem Nähkästchen: Meine Großeltern – gute Leute – haben sich nach dem Fernsehereignis um Lady Di ein Bild von Charles Gattin tatsächlich aus einer Zeitung ausgeschnitten, gerahmt und aufgehängt. Das Bild war von dem Blatt extra dafür abgedruckt, man darf davon ausgehen, dass auch ein Bild der Queen solche Wege hoch hinauf gegenüber der Anrichte von irgendeinem Opa Heinz und einer Oma Gisela gehen wird.
Und meine Mutter (86), sonst eine intelligente, sehr belesene und aufgeklärte Frau, erwähnte am Telefon, dass sie über den Tod der Queen sehr traurig sei, sie hätte doch solche Verdienste. Nachgefragt, welche das denn sein könnten, nannte meine Mutter die Vorbildfunktion von Elisabeth II.
Deshalb meine Frage bitte: War die Queen auch für Sie so ein Vorbild? Und wenn ja, worin? Gerne kommentieren!
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Kommentar von Lilly
Elisabeth ist sicher nicht bei Diana, denn Diana ist im Himmel und Elisabeth ist in der Hölle.
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Kommentar von Arno Nühm
Sicherlich kein Vorbild: sie hat tatenlos zugesehen, wie Kriegsverbrecher Tony Blair bei jeder Schandtat des Bush-Regimes in der ersten Reihe mitmarschiert ist, wie die Coronazis ihrem Land die letzten Freiheiten entzogen haben und die Impfaschisten das Leben der Bevölkerung gefährden, und wie diverse englische Kriegsverbrecher den 3. Weltkrieg in der Ukraine vorbereiten.
Mir kann keiner erzählen, dass die Königsfamilie da keine andere Wahl hatte, als tatenlos zuzusehen. Ein öffentlicher Auftritt gegen diese Verbrechen hätte vielleicht schon gereicht, um sie zu stoppen.
Dass sie nicht wissen, was da wirklich vor sich geht, kann ich auch nicht glauben.
Aber um fair zu sein muss man auch sagen, dass es auch möglich gewesen wäre, alles noch schlechter zu machen. Das wird leider wahrscheinlich schon Charles "wenn ich wiedergeboren werde, dann am liebsten als supertödliches Virus" III beweisen.
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Kommentar von Hildegard Hardt
Also für mich war sie kein Vorbild. Ihr Vater, König Georg VI., erlaubte W. Churchill die Bombardierung Dresdens, bei der ca. 200.000 unschuldige Zivilisten den Tod fanden. Daß die Queen Churchill verehrte, ist bekannt. Allein schon deshalb kann ich in die Lobeshymnen nicht einstimmen.
Ihre Stimme war zwar kindlich-hoch, hatte für mich aber einen harten Unterton, den auch das meist freundliche Lächeln nicht überdecken konnte. Diese Härte bewies sie auch gegenüber ihrer Schwester und der leider viel zu früh verstorbenen Prinzessin Diana, wenigstens soweit man es als Außenstehende/r beurteilen kann.
Zur Geschichte Großbritanniens gehört auch die weltweite Kolonisation und der damit verbundene Herrschaftsanspruch, in dessen Tradition auch Queen Elisabeth lebte. Aber das Pendel schlug zurück, und die Unterdrückten konnten sich befreien.
Übrigens steht Großbritannien nach den USA an zweiter Stelle der kriegführenden Länder der Welt, eine beschämende Tatsache.
Viele Menschen sind schon verstorben, die ihr Leben zum Wohl Anderer eingesetzt und sogar geopfert haben. Sie wurden nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und man hat für sie keine Staatstrauer angeordnet. Einfache Menschen wie meine Großmutter, die erhobenen Kopfes den Davidstern trug, alles verlor, den Krieg überlebte und mit 86 Jahren ohne Schmerzen gehen durfte. - Ihre gütigen Hände und ihre Wärme fehlen mir heute noch; sie war eine wunderbare Frau 🙏.