Mehr von Söder, mehr von Merz? Mehr von Nius? Da darf man bis 2025 wirklich gespannt sein.

Die Union, Merz und Söder schön weich eingepackt im Auge des „Nius“-Hurrikans

von Alexander Wallasch (Kommentare: 8)

Wer laut schreit, muss noch lange nicht anderer Meinung sein.© Quelle: nius.de, Screenshot

Ich weiß, dass Julian Reichelt und „Nius“ auch bei vielen meiner Leser gut ankommen. Ich selbst schaue Reichelt gern, weil er seine Mainstream-Herkunft recht geschickt nutzt, schriller zu posaunen als die vielen schon so lange Jahre unter Beschuss stehenden Neuen Medien etwa von Tichys über Achse bis zu meiner Wenigkeit.

Aber was mich an diesem neuen erfolgreichen Portal zunehmend irritiert, ist diese offen zur Schau getragene CDU/CSU-Gefolgschaft. Dazu gleich ein paar erschütternde „Nius“-Beispiele. Vorab aber die Frage, ob „Nius.de“ seine Leser eigentlich veräppeln will.

Die Springer-Medien haben in den letzten Jahren mit ein paar Alibi-Artikeln von „Welt“ bis „Bild“ recht erfolgreich eine Art Vierte Gewalt gegen die Herrschenden simuliert. Aber darauf kann ja 2023 niemand mehr hereinfallen. Die Bildzeitung stand 2015 an der Spitze der Welcome-Refugees-Bewegung und hat sich in den letzten drei Jahren dem Corona-Regime nicht mit dem Grundgesetz in der Hand entgegengestellt.

Dieses Antäuschen mit eine paar Alibi-Artikeln, etwa einem hinter der Paywall bei Welt versteckten „Don Alphonso“ oder ein paar abgekupferten kritischen Bemerkungen von Ulf Poschardt auf Twittert (X), kann niemanden mehr davon überzeugen, dass wir es hier mit Produkten einer Vierten Gewalt zu tun haben, wie sie von den Verfassungsvätern im Grundgesetz besonders abgepolstert wurde.

Bei „Nius“ liegt der Fall etwas anders. Hier ist die Kritik an den bestehenden Verhältnissen schon umfangreicher und flächendeckender als bei Springer, aber das Prinzip ist das gleiche. Gelernt ist gelernt?

„Nius“ ist bereit dazu, weit in den offenen Raum der Neuen Medien einzudringen und dort Vierte Gewalt zu simulieren. Hier versteckt sich nichts mehr zwischen den Mainstream-Beiträgen. Aber Entwarnung gibt es deswegen noch lange nicht. Denn es macht den Anschein, als verstecke sich bei „Nius“ der Mainstream geschickt zwischen den Zeilen.

CDU-Chef Friedrich Merz bleibt hier erstaunlich oft verschont und wird in einer bestimmten Art von Leuchtturm-Artikeln immer wieder als Oppositionsführer und wahre Alternative zur Ampel aufgebaut.

Folge der Spur des Geldes


Die AfD ist bei „Nius“ grundsätzlich in selbem Maße der Feind wie bei den Öffentlich-Rechtlichen und in den Mainstream-Medien. Dazu passt es, dass Frank Gotthardt, der milliardenschwere Geldgeber des Portals, als CDU-nah gilt. Ist er es tatsächlich?

Unnötig hier zu erwähnen, warum Friedrich Merz und Co überhaupt nicht als Retter Deutschlands taugen. Merz steht einhundertprozentig für eine Politik in der Tradition seiner ehemaligen Rivalin Angela Merkel. Eine persönliche Distanzierung von der Übermutter und ein Neuanfang der CDU hat er nie gewagt. Damit ist er nicht etwa ein Feigling, es ist schlimmer:

Friedrich Merz macht sich so zum lupenreinen Befürworter von Merkels Massenzuwanderung und er ist demzufolge auch lupenreiner Vertreter des Rückbaus des Wirtschaftsstandortes Deutschland und der Zerstörung der Energieversorgung im Land.

Überprüfen Sie es bitte: Alle anderslautenden merzschen Lippenbekenntnisse haben nur einen Zeitpunkt und eine Ursache. Nämlich den Schock darüber, dass die AfD die Zwanzigprozenthürde geknackt hat. Merz verweigert die konservative Mehrheit so wie Gabriel einst eine linke Mehrheit mit der Linkspartei verweigert hat. Merz wird dem Weg Gabriels in die Bedeutungslosigkeit noch vor Herbst 2025 folgen.

Aber kommen wir zur Haltung von „Nius“ gegenüber Friedrich Merz. Schauen wir mal von der Kür der „Nius“-Gesichter im Stile der Neuen Medien hinüber zur ihren eigentlichen Pflichtaufgaben, wenn es daran geht, die Halle vor Feierabend auszufegen. Der ehemalige Bild-Vorzeige-Redakteur Ralf Schuler hat gestern wieder ein Stück abgeliefert, was tatsächlich bei „Nius“ von ihm verlangt wird.

Schuler spricht von Merz als dem „tatsächliche(n) Oppositionsführer im Bundestag“. Dass Merz eineinhalb Jahre lang keinerlei Anzeichen einer Oppositionsarbeit geleistet hat, darüber schaut der gute Ralf Schuler gnädig hinweg, so wie er es auslässt, zu erwähnen, dass die AfD-Fraktion derweil weiter Oppositionsführer geblieben ist, wie schon von 2017 bis 2021.

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Das Intro zum Artikel gerät ihm dann schon unfreiwillig komisch: „Wenn alle Grünen im Land schäumen vor Wut, dann muss die Union etwas richtig gemacht haben!“ Die Union allerdings hat sich im Wahlkampf 2021 als Partner der Grünen angedient, das soll hier nicht vergessen werden, Laschet wollte Schwarz-Grün oder Jamaika.

Die Grünen schäumen allenfalls, weil die Wahlprognosen belegen, dass der gesunde Menschenverstand keine Worthülse ist. Und noch etwas ist wahr: Im September 2023 ist die AfD-Co-Parteichefin Alice Weidel näher am Kanzleramt, als es die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock jemals war. Besonders erstaunlich: Weidels Zustimmungswerte reichen über die AfD-Kernklientel noch weit hinaus.

Der brave und „BILD“-kriegserfahrene Nius-Soldat Ralf Schuler ist ein durch und durch sympathischer und erfahrener Journalist, keine Frage. Aber er redet einen Unsinn, wenn er mit Blick auf Friedrich Merz befindet: „Operation Kanzleramt ist im vollem Gange. (...) Und auch wenn es bei der Union noch niemand zugeben mag: Die K-Frage brodelt.“

Da brodelt es nirgends, außer vielleicht in der Wunschvorstellung des Nius-Geldgebers. Entschuldigung, aber es ist ein stückweit grotesk, was sich Schuler da offenbar wider besseres Wissen zusammenreimt:

„Dass Söder nicht eingeknickt ist vor den beifallversprechenden Entlassungsforderungen von links, könnte auch ein entscheidender Pluspunkt im Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union sein.“

Söder ist aus zwei Gründen nicht eingeknickt: Zum einem einfach deshalb, weil Söder nach der bayerischen Verfassung wohl selbst hätte zurücktreten müssen bei einer Entlassung von Aiwanger. Und zweitens, weil Söder die ganze Zeit das Publikum im Auge hatte. Markus Söder hat sich entschieden, bei Aiwanger zu bleiben, weil die Menschen bei Aiwanger geblieben sind. Ansonsten hätte er ihn eiskalt und zugunsten der Grünen abserviert.

Merkels Nachhut beim "Nius"-Dessert

Was macht Schuler aus Merkels erstem Scharfrichter des Corona-Regimes, aus dem Welcome-Refugees-Söder? Man muss es sich ganz langsam vorlesen, was Ralf Schuler da mit Blick auf Söder serviert:

„Klarer Kurs gegen die Grünen, Statur zeigen auch gegen zu erwartenden Widerstand, die schwierige Gratwanderung zwischen Macht und Moral souverän gegen die mediale und parteipolitische Gegenoffensive durchziehen.“

Schuler will für „Nius“ Merz oder Söder. Beide sind Merkels Nachhut und keiner von beiden hat sich bisher getraut, aus dem Schatten der Deutschlandverächterin zu treten, wohl in der Hoffnung, dass der dumme deutsche Wähler an einer Art Merkel-Amnesie leidet. Und Schuler befeuert diese Amnesie bei „Nius“ entlang der Strategie dieses neuen Formats.

Wer hier keine Fremdscham entwickelt, der meint auch, dass es Angela Merkel doch nur gut gemeint hat:

„CDU-Chef Friedrich Merz, der tatsächliche Oppositionsführer im Bundestag, suchte sichtlich Harmonie und den Schulterschluss mit Söder: ,Das ist Deutschland. Nicht Berlin. Nicht Kreuzberg. Gillamoos ist Deutschland!' Dann streichelte der CDU-Chef die Söder-Seele: Viele Bürger in Deutschland würden gerne mit den Menschen in Bayern tauschen – dem ,am besten regierten Bundesland'. Merz: ,Danke CSU!“'

Wer sich die Mühe macht und „Nius“ und „Merz“ googelt, der ahnt vielleicht bereits das eigentliche Konzept dieses Formats. Wieder bei Schuler sitzt CDU-MdB Thorsten Frei und darf sich für Merz begeistern: „Der nächste Bundeskanzler heißt Friedrich Merz. Für mich ist das klar.“ Und Schuler antwortet fein brav im Schlußsatz: „Das freut mich, dann haben wir diesbezüglich Klarheit.“

Aber das letzte Wort soll dann doch Julian Reichelt gehören, der erklärte nämlich gerade in seiner aktuellen Sendung, die wir hier gern auch verlinken:

„Bayern wird von Aiwanger und Söder so gut regiert, dass die Menschen mehr davon wollen.“

Mehr von Söder, mehr von Merz? Mehr von „Nius“? Da darf man gespannt sein, wie es bis zur Bundestagswahl 2025 weitergeht mit diesem polit-medialen Triumvirat.

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