Die sich 2018 wieder einmal diesem Vorwurf ausgesetzt sehende „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ antwortete mit einem Aphorismus auf diese Zuschreibung: „Der politisch-mediale Komplex heißt deswegen so, weil er extrem komplex ist.“
Jetzt könnte man meinen, dass es eine journalistische Tugend wäre, aus seinem Herzen eine Mördergrube zu machen. Andere glauben, jeder Verdacht der Anfälligkeit für eine politische Vereinnahme wäre hinfällig, wenn man nur sein Parteibuch offen neben die Tastatur legt und seinen Lesern reinen Wein einschenkt.
Die langjährige taz-Radakteurin Ulrike Herrmann beispielsweise kommuniziert ihre jahrzehntelange Mitgliedschaft bei den Grünen in Tradition eines Bekenntnis-Journalismus der 1960er und 70er Jahre, als Journalisten sich mittels Parteibuch bestimmten Publikationen zuordnen ließen. Bei den Öffentlich-Rechtlichen war es noch einfacher: ARD war SPD und beim ZDF kam man mit einem CDU-Parteibuch weiter.
2017 fragte der NDR einmal ganz unschuldig nach: „Journalist sein und Parteimitglied - geht das?“
Der damalige Spiegel-Chef Klaus Brinkbäumer verneinte das, er bevorzuge eine Distanz zu allen Parteien, zu allen Politikern. Andere hingegen hielten entgegen, Parteien seien wichtig für unsere Demokratie, diese funktioniere nur mit Parteien. Journalisten seien auch gleichzeitig Staatsbürger, wurde argumentiert. Und in der Funktion könnten sie auch in Parteien sein.
Grüne Parteimitgliedschaft im Schläfer-Modus
Angesichts einer anhaltenden gesellschaftlichen Debatte um „Systemmedien“ und um „Gleichschaltung“ werden Journalisten überwiegend anhand ihres Publikationsortes politisch zugeordnet. Insbesondere Journalisten der Neuen Medien müssen sich gefallen lassen, beispielsweise in der größten Online-Enzyklopädie als „AfD-nah“ beschrieben zu werden, ohne je ein Parteibuch vorgelegt zu haben. So ein Anwurf ist von den Wikipedia-Autoren durchweg diffamierend gemeint.
Die taz-Radakteurin Ulrike Herrmann dreht das Karussell noch eine Runde weiter. Sie hat ein grünes Parteibuch. Aber sie kündigte 2021 an, ihre Parteimitgliedschaft ruhen zu lassen:
„Diese Debatten ermüden. Also habe ich bei den Grünen beantragt, dass meine Mitgliedschaft ruht. Damit ich endlich wieder ungestört die Arbeit machen kann, die ich schon seit zwanzig Jahren mache.“
Auf die Frage warum sie überhaupt Parteimitglied der Grünen sei, erklärte Herrmann: „Weil ich durch das Waldsterben politisiert wurde.“
Der Spiegel schrieb dazu 2015:
„1981 schien das Schicksal des deutschen Waldes besiegelt. Die Angst vor dem Tod der Bäume trieb Zehntausende auf die Straße - und ebnete den Grünen den Weg in die Parlamente. Doch das Waldsterben fiel aus.“
Es grünt so grün ...
Die taz-Journalistin sah sich nach Selbstbekunden immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, ihre Parteimitgliedschaft und ihre journalistische Arbeit seien nicht miteinander zu vereinbaren.
Dazu äußerte sie sich 2021 so:
„Ich bin Grüne, doch folgt daraus noch lange nicht, dass ich grüne Politiker stets bejubeln würde. (...) Es ist ja kein Geheimnis, dass die Welt oder die FAZ eine völlig andere Weltsicht haben als die taz und ihre GenossInnen.“
Der Journalist Henning Rosenbusch hatte sich zuletzt via Twitter einem Redebeitrag von Frau Herrmann gewidmet, der zwar auf Anfang Januar 2022 datiert ist, aber eineinhalb Jahre später noch einmal eine besondere Relevanz bekommen hat. Die taz-Journalistin war damals Gastrednerin im Stuttgarter Schauspielhaus im Rahmen der Aufführung „Ökozid“.
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Frau Herrmann ist nicht nur Grün, sie ist auch eine linke Sozialistin. Mir scheint, dass in der Berliner Blase die taz und deren Schreiberlinge überbewertet werden, auch wenn sie öfter als wünschenswert in Talkshows auftauchen. Das hat aber damit zu tun, dass die Redaktionen im ÖRR zu mindestens 75% auch Links-Grün, und vielfach einfach dumm sind. In anderen MSM, darunter auch die FAZ, findet man Zeitgeist-Opportunismus bei dem man sich öfter fragt : glauben die das wirklich, oder wollen sie es sich nur nicht mit Mächtigen verderben. Die MSM sind keine " Vierte Gewalt " - und darin liegt unser Problem.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Journalistin Ulrike Herrmann, geb. am 13. Januar 1964, wuchs als Tochter eines Chemieingenieurs und einer Hausfrau, die später studiert hat, in einer Reihenhaussiedlung im Hamburger Stadtteil Langenhorn auf, „in dem alle an den gesellschaftlichen Aufstieg glaubten“; sie sei ein typisches Kind der Mittelschicht gewesen. Sie hat eine Marktlücke für Ihre Darbietungen gefunden, die Sie mit Verve vertritt!
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Kommentar von Fabianische Rockefeller und Carnegie Sozialisten
Und weil man das vermutlich auch noch erklären muß, bevor wieder so Fragen kommen:
der Milliardärssozialismus (Begriff mal in eine Suchmaschine eingeben, könnte interessant sein gell), ist natürlich nur dazu da, zu verschleiern, wer wirklich die Welt und die Politiker lenkt.
Ich stelle mal anheim, zu versuchen, das reale Vermögen der Familien Rockefeller und Rothschild zu ermitteln, das wird lustig, was die offiziell alles so gar nicht haben, weil man es durch ihre Konstruktionen nicht ausforschen kann. Rothkranz lesen, der erklärt das gut, sage ich nur. Und natürlich, soll etwa eine Bertelsmann wikipedia, ein von Bertelsmann kontrolliertes fratzenbuch, oder wer sollte denn die wahren Zusammenhänge herausstellen GAFAM läßt grüßen, da sitzt die Weltkontrolle und in den Zentralbanken, wo die Bankster-Elite durch ihre Anteile an entscheidenden Hebel-Banken immer kontrolliert wohin die Reise geht. Und wer nimmt bei denen Kredite auf? Ein Herr Lindner zum Beispiel, also warum feierte Ackermann seinen 60. wohl im Bundeskanzleramt, na was denkt ihr. Und da jede Rückbesinnung auf Anstand, vernünftige oder überhaupt Gesetze, die Idee daß Menschen an sich Rechte haben und da wo ihre Vorväter schon gesiedelt haben eine Heimat besitzen, weil das alles den Plänen der Weltsteuerung der "linken" Milliardärs und Billionärs-"Sozialisten" zuwiderläuft und man seit 75 Jahren den Schicklgruber wie sagte James Baker "Wir machten aus Hitler ein Monstrum, einen Teufel. Deshalb konnten wir nach dem Krieg auch nicht mehr davon abrücken. Hatten wir doch die Massen gegen den Teufel persönlich mobilisiert. Also waren wir nach dem Krieg gezwungen in diesem Teufelsszenario weiter mitzuspielen. Wir hätten unmöglich den Menschen klar machen können, daß der Krieg eigentlich nur eine wirtschaftliche Präventivmaßnahme war." (James Baker, ehem. USA Außenminister), also den Aloys zum Abbild des Erzbösen hochstiliert hat für die Hohler Claus Industrie (Buch von Finkelstein), ja das ist das Böse also rrräääächtz, weil die Massen seit Jahrzehnten täglich drauf gedrillt werden, daß räächtz böhse ist, logisch.
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Kommentar von Fabianische Rockefeller und Carnegie Sozialisten
Früher war Machtkritik "links", als es noch den Wettkampf der Systeme Ost-West gab und die die USA / NATO das Erfolgsmodell Kapitalismus ins Schaufenster stellen wollten.
Das endete genau 1992, als die Sowjetunion Geschichte war, ab da brauchte man es nicht mehr, und die Steuerung (also die Besitzer der Medien, die wir heute Globalisten nennen und im WEF verorten) fing an, den Kulturmarxismus offener und stärker auszurollen. Ab da übernahmen linke kulturmarxistische Parolen der Frankfurter Schule die westlichen Gesellschaften immer stärker, früher nannte man es multikulti, heute sagt man woke dazu. Das Geldbürgertum und die Millionärssozialisten (Soros usw) zogen sich linke Socken über und blieben trotzdem feudalistisch wie Warren Buffett. so what? Es ist immer dieselbe Maschinerie, die hinter den Kulissen die Strippen zieht, also bitte, wer das nicht kapiert. Die Maschinerie wechselt nur die Theaterbühnen aus. Glaubt jemand im Ernst, daß eine Neubauer sich mit deutscehn Obdachlosen abgeben würde im Privatleben, und denen mal nen Oiro gibt wenn keine Kamera da ist? ahahaha!
Die sind alle so wenig links wie Bill Gates und Hillary Clinton.
Es ist nur ein Narrativ, ein Beschiß.
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Kommentar von Red Marut Jr.
Ich habe von Journalismus so wenig Ahnung wie Frau Baerbock von Außenpolitik oder Herr Habeck von Wirtschaft, jedoch eine Ahnung, dass die Journalisten dieser Zeit glauben, was sie schreiben, wie sie diese Welt sehen. Ich könnte mir vorstellen, die machen das im guten Glauben und aus freien Stücken. Die sind über die letzten Jahre halt so gestrickt worden.
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Kommentar von Ulf Küch
Hajo Friedrichs brachte es seinerzeit sinngemäß so auf den Punkt.
"Ein guter Journalist sollte überall dabei sein, aber nie dazu gehören".
Die hohe Schule des kritisch, konstruktiv, aber unabhängigen Journalismus, ist daher derzeit m. E. nur unzureichend besetzt.
Landauf landab Scharen von "Mainstreamschreiberlingen", die alles, was ihnen von Oben vorgesetzt wird, sklavisch ungeprüft dem "Michel" als "klugen Journalismus" verkaufen.
Aber auch das wird irgendwann vorbeigehen und man wird sie samt ihrer Gazetten auf dem Müllplatz der Zeitungsgeschichte abladen.