Interview über die Absage des Hotel Lilienberg mit Radio-Boss Burkhard Müller-Ullrich

Cancel Culture: Radio Kontrafunk Event vom Hotel plötzlich abgesagt

von Alexander Wallasch (Kommentare: 5)

„Es war für uns sehr überraschend, dass sich das geändert hat, denn der Lilienberg hat uns fast zwei Monate lang bezirzt mit Angeboten, alles war längst zugesagt.“© Quelle: Kontrafunk, Lilienberg I Montage Alexander Wallasch

Das junge Radio Kontrafunk ist eine Erfolgsgeschichte. Jetzt wird den Machern des Senders mit dem Slogan „Die Stimme der Vernunft“ der Saft abgedreht: Ein Hotel verweigert plötzlich die verabredete Veranstaltung.

Eine Frau mit Doppelnamen reagiert recht spröde: „Wir geben dazu keinen Kommentar.“ Auf Nachfrage heißt es dann: „Ich glaub, der Herr Müller-Ullrich weiß, warum.“ Außerdem gäbe es keinen Vertrag, „deswegen sehen wir uns nicht gezwungen, dazu eine Aussage zu machen“. Nochmal nachgefragt heißt es dann: „Wir können das Gespräch jetzt noch eine halbe Stunde weiterführen, sie werden von mir dazu trotzdem keine Aussage bekommen.“

Hier die Auflösung, um was es bei diesem Dialog eigentlich geht:

Burkhard Müller-Ullrich ist Chef des im Juni 2022 auf Sendung gegangenen Radio Kontrafunk. Der Deutsch-Schweizer wohnt am Bodensee und ist mit seinem Sender schon nach wenigen Monaten überaus erfolgreich, sogar von sechsstelligen Hörerzahlen ist bereits die Rede. Was liegt also näher, als einmal im Jahr das Radio und seine Freunde zusammenzubringen, um sich auch im echten Leben kennenzulernen? Eine gute Gelegenheit noch dazu, zukünftigen potenziellen Partnern vorzustellen, wen man so an prominenten Geistern an Bord hat.

Kontrafunk ist also eine Bombe, es läuft, die Neu-Radiomacher sind zufrieden.

Und weil Müller-Ullrich am Bodensee wohnt, weiß er mit dem Hotel Lilienberg gleich eine großartige Hotelanlage ganz in seiner Nähe. Die Hotelbetreiber, eine Stiftung, sind ebenfalls erfreut, Emails wechseln hin und her, man ist sich schnell einig, Kontrafunk und etwa neunzig Gäste sind herzlich willkommen.

Dann kommt laut Müller-Ullrich vierzehn Tage vor Termin eine Absage aus dem Lilienberg. Der Radiomacher hatte allerdings zwischenzeitlich schon eingeladen, beispielsweise den ungarischen Botschafter, potenzielle Partner, weitere illustre Gäste und die gesamte Prominenz seines Senders.

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Und weil das Wasser so nahe liegt, hat der Radiomacher auch noch eine Schifffahrt mit Buffet gebucht. Für den Wohlklang im Haus selbst teilt das Hotel mit (Die Emails liegen uns vor), dass das Klavier noch gestimmt werden muss, dafür wären dann allerdings 200 Schweizer Franken fällig. Das klingt fair, so ein Klavierstimmer will ja auch leben. Und es soll hier auch nur erwähnt werden, um zu verdeutlichen, dass sich Hotel und Müller-Ullrich einig waren auf der Klaviatur der gegenseitigen Verbindlichkeiten.

Dann passiert, was hier eingangs schon angesprochen wurde: Das Hotel an diesem lieblichen Bodensee-Örtchen cancelt die Veranstaltung aus heiterem Himmel, und das zwei Wochen vor dem vereinbarten Termin.

Burkhard Müller-Ullrich fällt aus allen Wolken, diese düsteren Berichte aus dem Nachbarland Deutschland über Cancel Culture, Verfolgung, Diffamierung und endlose Absagen von Veranstaltungsorten für regierungskritische Medien und Parteien sind auf einmal dort angekommen, wo ein Abendessen pro Person mit 80 Schweizer Franken abgerechnet wird, aber die „korrespondierenden Weine“ inklusive sind.

Alexander-wallasch.de will mehr dazu wissen und telefoniert nach dem, eingangs erwähnten, unbefriedigenden Gespräch mit dem Hotel Lilienberg jetzt mit dem Radiomacher:

Alexander Wallasch: Herr Müller-Ullrich, wie sind Sie auf das Lokal gekommen?

Burkhard Müller-Ullrich: Das Hotel ist bei uns im Nachbardorf. Deswegen ist es einfach naheliegend. Es ist eine sehr schöne Location hier in meiner Gegend. Davon gibt es noch zwei oder drei andere. Das eine ist ein Schloss, hier wären aber nicht alle Gäste untergekommen. Und die andere Location direkt daneben gehört der Schweizer Großbank UBS. Übrigens genau jener Bank, die uns beim On-Boarding wieder rausgeschmissen hatte. Die wollten uns nicht. Da hat die Compliance Abteilung fünf Stunden, nachdem der Berater gesagt hat „wunderbar, großartig“, mitgeteilt: „Nein, wollen wir nicht.“ Also haben wir kein Geschäftskonto bei der UBS gekriegt. Und da wollte ich dann mit denen auch gar nicht mehr dealen um einen Veranstaltungsort.

Ja, dann blieb der Lilienberg übrig und der Lilienberg, das muss man wissen, hat eine Geschichte als ein liberales, tolerantes Forum des diskursmäßigen Austausches. Vom Lilienberg aus schaut man aufs deutsche Ufer. Wir wollten gerne in der Schweiz bleiben. Wir sind ja ein Schweizer Unternehmen.

Alexander Wallasch: Wozu genau sollte das Fest dienen?

Burkhard Müller-Ullrich: Es sollte zum einen natürlich dazu dienen, dass die Redaktionsmitglieder und die Mitarbeiter einander kennenlernen, was wichtig ist, weil wir ja ein ortloses Unternehmen sind, jeder arbeitet bei sich zu Hause vor sich hin und viele Leute haben sich überhaupt noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen.

Und zum anderen sollte es auch für mögliche Investoren ein Appetithäppchen sein, eine Gelegenheit, die tollen Leute, die ich habe, mal in Fleisch und Blut zu erleben.

Alexander Wallasch: Welche Programmpunkte waren geplant?

Burkhard Müller-Ullrich: Geplant waren Musikdarbietungen, ein Klavier, Vorträge und Diskussionsforen, eine Schifffahrt und vieles mehr.

Alexander Wallasch: Das Hotel wirbt mit dem Slogan: „Wir freuen uns, dass Sie unser Gast sind“, das war in ihrem Fall leider nicht so …

Burkhard Müller-Ullrich: Es war für uns sehr überraschend, dass sich das geändert hat, denn der Lilienberg hat uns fast zwei Monate lang bezirzt mit Angeboten, alles war längst zugesagt. Wären wir unsererseits in dieser Phase ausgestiegen, wäre uns das teuer zu stehen gekommen. Wir hätten alles zahlen müssen.

Alexander Wallasch: Ja, die Geschäftsbedingungen habe ich mir auch gerade auf der Webseite durchgelesen. Aber umgedreht müsste das dann doch ebenso gelten …

Burkhard Müller-Ullrich: Ja, die Formulierungen, die da gebraucht worden sind – da ist vollkommen klar, der Vertrag ist abgeschlossen worden. Und deswegen werden wir einen Schadenersatz-Prozess führen.

Alexander Wallasch: Können Sie bitte zusammenfassen, wie genau die Absage passierte?

Burkhard Müller-Ullrich: Das kam 14 Tage vor dem Event und nach einer Vorplanungszeit von mehreren Monaten. Die Abfuhr kam per E-Mail. Ich dachte, ich lese nicht richtig. Und da war mir natürlich schon klar, dass es jetzt sehr, sehr hart werden wird, da eine Ausweich-Location zu finden.

Es war dann leider auch unmöglich. Wir haben ja neunzig Gäste erwartet, ein Dutzend Weltwoche-Autoren, den ungarischen Botschafter und ein paar prominente Politiker wären auch gekommen. Das muss man sich alles mal vorstellen, dass diese Leute jetzt also als eine Gefahr für den Ruf und die Sicherheit des Lilienbergs gelten sollen.

Alexander Wallasch: Haben Sie eigentlich eine Idee, wo die Risiken des Hauses lagen? Besteht dort womöglich die Gefahr, dass plötzlich fünftausend Antifa-Demonstranten vor der Tür stehen, die randalieren könnten? Sie haben vorhin das Bankhaus angesprochen, was Ihnen schon die Konten verweigert hat – sind die vielleicht häufiger Kunde im Lilienberg? Es muss doch konkrete Gründe für die Absage geben.

Jetzt einmal angenommen, Sie und ich würden dieses Lokal führen, was könnten unsere Gründe dafür sein, zu sagen, okay, da bin ich jetzt vorsichtig, weil, diese Absagen sind ja nicht neu, das kennt man ja aus dem gesamten AfD-Spektrum, das kennt man vom Umgang mit den alternativen Medien, mit oppositionellen Gruppen ...

Burkhard Müller-Ullrich: Nein, das gibt es nicht in der Schweiz. Ich fühle mich hier sicher. Und gerade der Lilienberg, das ist auch vom Sicherheitsaspekt her ein geschlossenes Ding. Ich hätte der Polizei Bescheid gesagt, dass es uns da gibt und dass wir auch Prominente dabeihaben. Und wir haben hier auch einen privaten Sicherheitsdienst zusätzlich. Zur Einordnung für Sie: Hier in der Schweiz gibt es immer noch Minister, die mit der Straßenbahn zum Job fahren.

Alexander Wallasch: Wir wissen doch aber beide, dass es mittlerweile Kontakte in jede Richtung gibt. Wenn Sie sich wirklich zwingen müssten, ein gewisses Verständnis aufzubringen für die Absage, wie sähe das aus?

Burkhard Müller-Ullrich: Ich stochere wirklich im Nebel. Ich habe keine Ahnung, was vorgefallen ist, worin die Gründe liegen. Ich kann zwar fantasieren, wir sind ja recht pharmakritisch, weil wir uns in der Covid-Sache positioniert haben als Kritiker, aber auch wissenschaftlich fundierte Kritiker. Wir haben eine Menge Ärzte, Wissenschaftler und Professoren.

Alexander Wallasch: Das gilt allerdings für die allermeisten alternativen Medien, die sich da positionieren. Haben Sie denn mal konkret nachgefragt, warum?

Burkhard Müller-Ullrich: Ich habe keine Antwort. Ich weiß es nicht. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich es irgendwann erfahren werde.

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