Anwalt Joachim Steinhöfel sah eine „intellektuelle Vernichtung“

Bei Lanz: Historiker Wolffsohn wollte AfD-Chef Tino Chrupalla kalt abduschen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 13)

Auch ein Historiker vom Format eines Michael Wolffsohn sollte mitunter kleine Brötchen backen.© Quelle: ZDF / Lanz, Screenshot

Der Auftritt des Co-Vorsitzenden der AfD, Tino Chrupalla, bei Markus Lanz erhitzt die Gemüter. Die „alle gegen einen“-Situation, andere sprechen von einem "Tribunal", wird vielfach kritisiert.

Selbst das regierungsnahe Portal T-Online gestand ein, dass es immer eine Solidarisierung für den Bedrängten gibt, wenn einer auf dem Schulhof von allen anderen verprügelt wird.

In den sozialen Medien heftig diskutiert wird eine Auseinandersetzung zwischen dem Historiker Prof. Michael Wolffsohn und Handwerkermeister und AfD-Chef Tino Chrupalla. Zwei Lager meldeten sich zu Wort: Die einen, die Wolffsohn professorales Schlausprech unterstellen mit nur einem Ziel, Chrupalla zu diffamieren. Und die anderen, wie etwa der meinungsstarke Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel, die kein gutes Haar am Auftritt des AfD-Chefs lassen.

Anwalt Steinhöfel schreibt via X über die Lanz-Szene:

„Ich habe selten eine derartige intellektuelle Vernichtung gesehen wie hier. Chrupalla ist intellektuell erkennbar sehr dürftig ausgestattet. Aber diese Sendung überlebt ein Politiker in einem funktionierenden politischen Gemeinwesen nicht.“

Da hier über Migration gestritten wurde, lohnt es einmal zu schauen, wie sich der als Historiker viel gefragte Michael Wolffsohn seit 2015 zu diesem Thema aufgestellt hat. Irritierend ist bereits seine gleich zu Beginn der Massenzuwanderung vorgenommene Einschätzung der überwiegend illegalen Massenzuwanderung als „Geschenk des Himmels“.

Von der Deutschen Welle auf diese deutlich unwissenschaftliche Formulierung angesprochen, antwortete Prof. Michael Wolffsohn im September 2015:

„Ich habe das quantitativ gemeint, nicht qualitativ und vor allem nicht bewertend. Und auch nicht negativ oder positiv, sondern beschreibend.“

Da befindet also jemand, die Massenzuwanderung sei ein „Geschenk des Himmels“, diese lyrische Überhöhung und Schwärmerei sei aber nicht bewertend gemeint. Auch nicht positiv, sondern nur beschreibend. Wie bitte?

Wer so schlampig mit Sprache umgeht, der hat es normalerweise schwer, für jeden Satz ernstgenommen zu werden. Wenn das die Mittel Wolffsohns sind, die verantwortlich für die von Steinhöfel erkannte „intellektuelle Vernichtung“ sein sollen, dann macht Steinhöfel Wolffsohn damit zu einem Winkelhistoriker. Aber es kommt noch mächtiger und Anwalt Steinhöfel muss ein besonders großes Herz für den angeblichen Chruppala-Bezwinger haben, das er ihm Sätze wie den folgenden durchgehen zu lassen:

„Ich bewerte den Satz der Bundeskanzlerin als ebenso positive politische Geste wie den Kniefall von Willy Brandt am Mahnmal des Warschauer Ghettos im Dezember 1970.“

Der Professor bezog sich hier auf die Aussage der Bundeskanzlerin, „das Grundrecht auf Asyl kenne keine Obergrenze“.

Für die jüngeren Kollegen, die sich nicht mehr erinnern, zeigt Ulf Poschardt, der Chef der „Welt“, diesen Kniefall von Willy Brandt in seinem Banner auf X. Was dieser Kniefall allerdings damit zu tun hat, dass Angela Merkel die illegale Massenmigration, die von Horst Seehofer (CSU) als „Herrschaft des Unrechts“ bezeichnet wurde, legitimieren wollte, bleibt Wolffsohn schuldig.

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Und da sind wir dann wieder bei einem Beitrag von Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel, der gerade noch am 8. November 2023 via X mitteilte:

„Angela Merkel hat jegliche Legitimation, sich wegen egal welchen Themas zu Wort zu melden, abschließend verwirkt. Alles, was man vielleicht noch zulassen könnte, wäre die Rückgabe sämtlicher Auszeichnungen und eine ihr komplettes Scheitern umfassende Entschuldigung.“

Jetzt könnte man Äußerungen von Wolffsohn und Steinhöfel abtun als Ausrutscher. Aber das geht ja nur, wenn die Genannten einsichtig wären. Was zu Gunsten Tino Chrupallas am Ende stehen bleibt, ist die Erkenntnis, dass der Bürger es leid ist, sich belehren zu lassen. Das er es leid ist, sich von der Kita bis ins Altersheim von woken Handreichungen etwa der Amadeu Antonio Stiftung instruieren zu lassen, dass er es leid ist, sich von anderen zurechtweisen zu lassen, die selbst oft wenig glaubwürdig sind, so wortreich sie auch daherkommen mögen.

Niemand will sich 2023 noch belehren lassen von übergebildeten Mitbürgern, die zwar zu allem und nichts eine Wahrheit parat haben, denen es aber wie im Fall Wolffsohn vollkommen wurscht zu sein scheint, wie stringent sie dabei bleiben. Hauptsache, der im Moment gegenübersitzende vermeintliche Gegner kann geschlagen werden.

Nicht falsch verstehen: Das ist für einen Anwalt vor Gericht sicherlich Tugend und Auszeichnung, wenn er auf Teufel komm raus als Gewinner vom Platz geht. Aber auch ein Anwalt sollte sich seine Arbeit nicht mit nach Hause nehmen, der darf daheim gern zu den allgemeingültigen Regeln der dialektischen Auseinandersetzung zurückkehren. Und für Michael Wolffsohn gilt: Als hochgebildeter und grenzübergreifend anerkannter Historiker sollte man sein profundes Wissen und seine Brillanz in der Debatte nicht dazu missbrauchen – stellvertretend für wen auch immer – einen unliebsamen politischen Gegner auf diese Weise abzuräumen.

Abschließend darf man darauf hinweisen, dass auch ein Historiker vom Format eines Michael Wolffsohn mitunter kleine Brötchen backen muss, wenn man sich in der Rückschau einmal seine Prognosen für die Zukunft anschaut. So wie jene, die er im Herbst 2015 über muslimische Zuwanderer abgegeben hatte:

„Innerhalb der muslimischen Gemeinschaft (wird sich) eine Entwicklung hin zu einem Reformislam anbahnen. Denn diese Menschen entfliehen ja dem real existierenden, sprich: massenmordenden Islam. Sie sind nicht nach Europa gekommen, um hier einen islamischen Fundamentalismus zu etablieren. (...) insgesamt ist es für die Muslime eine Chance, in Europa einen Reformislam zu entwickeln. Und das ist auch für Nicht-Muslime eine segensreiche Entwicklung.“

Michael Wolffsohn forderte damals bezogen auf Merkels illegale Massenzuwanderung dazu auf, „die langfristige Vision zu erkennen und die traditionell einheimische Bevölkerung darauf vorzubereiten, dass die Überlieferungsgemeinschaft, die Kommunikationsgemeinsamkeit sich in Deutschland verändern werden“.

Das entspricht dann wieder der Aussage der aktuellen grünen Vizebundestagspräsidentin, die ebenfalls 2015 erklärte: „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!“

Und jetzt schaue ich mal, ob ich bei Google und Twitter noch etwas über Merkel, Wolffsohn und Chrupalla bei Joachim Steinhöfel finde, einem verdienten Anwalt, über den bereits in seiner Wikipedia-Einleitung zu lesen ist, er sei in der Saison 1990/91 am letzten Spieltag des TuS Hoisdorf als Spieler eingewechselt worden und hätte noch ein Elfmetertor erzielt.

Dass der Ball auf dem Punkt liegt, dachte Steinhöfel nun offenbar auch in der Causa Chrupalla-Wolffsohn und trat energisch vor, um zu verwandeln – und dann passierte es ...

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