Hier ging es aber von Anfang an nicht nur darum, wer nun die Schönste, die Eleganteste und Schlankste ist, was die Zuschauerinnen viel mehr fesselt, sind die Zickigkeiten, die Streitereien und die großen Diven-Dramen am Rande der Show. Entsprechend verlagerte sich das Format über die Jahre konsequent in diese Richtung.
Heidi Klum ist so etwas, wie die Dieter Bohlen der TV-Shows. Auch Bohlen hat vier Buchstaben berühmt gemacht, sein DSDS steht für „Deutschland sucht den Superstar“ und startete noch vier Jahre früher als GNTM.
Elisa David schreibt bei Tichy Einblick über die aktuell fertig ausgestrahlte 18. Staffel:
„Wie schon seit mehreren Jahren, geht es bei GNTM nicht mehr in erster Linie ums Modeln. Gut, Kritiker würden jetzt sagen, das tat es noch nie. Jetzt hat das Ganze allerdings seinen Höhepunkt erreicht. Wo früher hauchdünne Persönchen die Krone holten, laufen heutzutage Transpersonen, Gehörlose, Übergewichtige und Omas über den Laufsteg. Das Feuilleton ist happy - die Einschaltquoten auf einem historischen Tiefstwert.“
Ein Fazit von Frau David zeigt übrigens auch eindrucksvoll, dass man als Mann über solche Sendungen eigentlich nicht schreiben sollte, weil man emotional wohl auch mit gutem Willen nie so tief in die Materie eindringen kann, um umfänglich zu begreifen, was die Attraktion dieses Formats ausmacht, Elisa David schreibt:
„Am meisten tut es mir für Selma leid. Selma ist mit langem seidigen braunem Haar in die Sendung gekommen. Heidi hat aus ihr eine pinke Schreckschraube gemacht. Schulterlang, mit so vielen Stufen, dass sie aussehen wie abgerissen. Dazu platinblond gebleichtes Haar mit leichter pinker Tönung. Ihr Haar ist so in der Struktur angegriffen, dass sie sich wahrscheinlich anfasst wie Stroh.“
Okay, das interessiert nur bestimmte Mädchen und Frauen und – sollte man heute dazu sagen – vielleicht auch Transmänner.
T-Online hat den Vogel abgeschossen und titelt via Google: „Die Dicke hat gewonnen“. Hier erkennt man erst auf den zweiten Blick, dass es sich eigentlich um einen zitierten Hater-Kommentar gegen das propere oder vollschlanke Siegermädchen handelt. So weit so egal. Was aber viel interessanter ist, ist die ansteigende Verwirrung darum, was nun woke okay ist, was erlaubt, was erwünscht, was politisch unkorrekt, was richtig und was demgegenüber voll total falsch ist.
Vor vier Tagen feierte BILD die Siegerin: „Vivien ist 'Germany’s Next Topmodel'!“ Ganz anständig gabs hier keine Zotigkeiten, keine Diskussion darum, ob ein wenig dürres Modell nun ein Gewinn für das Format ist oder nicht. Was hätte wohl Julian Reichelt getitelt, wäre er noch Bild-Chef?
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Wieder T-Online schreibt jetzt viel braver:
„Mit ihrem Sieg will das Curvy-Model zeigen, 'dass die Modebranche im Wandel ist und dass Frauen, die an sich glauben und sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen, alles schaffen können'.“
Der Anlass hier überhaupt über diese vielbeachtete Nichtigkeit „GNTM“ zu schreiben, ist aber ein ganz anderer. Kaum nämlich sind ein paar Tage vergangen, präsentiert sich die Bildzeitung mit einem schlimmen Rückfall in die Zeit der Hungermädchen. Die Schlagzeile dazu lautete gestern: „Schöne Jo enthüllt Diät-Geheimnis: TikTok-Star nimmt 40 Kilo ab.“
Und dann kommt’s noch dicker: Zeigte das Aufmacherfoto eine schlanke Jo, die als bekannte Influencerin vorgestellt wird, wird im Verlauf des Artikels ein Foto der Frau vor der Diät präsentiert mit der Bildunterschrift: „40 Kilo mehr: So pummelig sah die Influencerin früher aus“. Der Witz: Auch dort ist eine attraktive junge Frau zu sehen, die Schönheit ausstrahlt und alles andere, als die Vermutung, dass es sich hier etwa um eine krankhafte Form von Adipositas handeln könnte.
Blöd auch, dass der Text nun ausgerechnet noch von einem Mann geschrieben wurde. Stefan Schneider weiß in seinem Artikel – Achtung, es wird noch blöder! – Folgendes zu berichten: „Diese schöne, junge Frau wird nicht nur von Männern bewundert!“ Und weiter: Sie wurde vom „Pummel zum absoluten Männertraum und Figur-Vorbild für die Damen“.
Natürlich darf eine junge Frau abnehmen, wenn sie sich zu gewichtig fühlt, wenn sie sich in ihrem Körper nicht mehr wohl fühlt. Aber das kann ja nicht souffliert oder begleitet werden von einem sabbernden Bild-Redakteur, der eine erfolgreiche, selbstbewusste Frau als „Pummel“ bezeichnet.
Jo selbst sagt über ihr Abnehmen:
"Es war eher eine Kombination aus ungesunden Essgewohnheiten und einem Mangel an Bewusstsein für eine ausgewogene Ernährung. Es war wichtig für mich zu erkennen, dass ich die Kontrolle über meine Entscheidungen habe und dass ich die Macht habe, positive Veränderungen vorzunehmen.“
Viel interessanter ist aber auch hier noch etwas ganz anderes: Wenn uns die Bundesregierung über ihren vegetarischen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir vorschreiben will, weniger Fleisch zu essen, am besten gar keines oder wenn, dann nur noch doppelt und dreifach zertifiziertes Bio-irgendwas-Fleisch, dann ist der Weg nicht mehr weit bis hin zur Feststellung, dass Übergewicht beispielsweise klimaschädlich sei, weil ein höherer Kalorienbedarf eben auch mehr Nahrungsprodukte bedeutet.
Dann folgt als nächstes vielleicht ein höherer Krankenkassen-Beitrag, aufbauend auf diesem belohnenden Punktesystem für die Teilnahme an Sport- und Diätkursen. Und das wiederum kann dann zum bösen Widerspruch zur Öffnung von „GNTM“ für kräftigere Frauen werden.
Pro Sieben schreibt freundlich über die Siegerin:
„Mit ihrer Teilnahme bei 'Germany's Next Topmodel' möchte sie vor allem jungen Frauen zeigen, dass jede auf ihre eigene Art und Weise schön ist – egal, welche Körper- und Kleidungsgröße oder welches Alter.“
Na hoffentlich kommt dieser netten Idee demnächst nicht der Landwirtschaftsminister in die Quere.
Pro Sieben weiter:
„Auch wenn wir uns von alten Schönheitsidealen wie eine schlanke Figur, keine Cellulite oder keine Makel immer mehr verabschieden, braucht es Models, die zu ihrem Körper und ihren Kurven stehen.“
Und damit ist die Altersschranke aber noch gar nicht angesprochen worden. Denn 75-Jährige Transmenschen könnten sich nun ebenfalls diskriminiert fühlen. Und wo sind eigentlich bei Heidi Klum die Trisomie-21-Modelle und die Querschnittgelähmten? Will Heidi etwa bestreiten, dass man auch im Rollstuhl einen eleganten Catwalk hinlegen kann?
Aber hier präsentiert sich schon wieder das nächste Problem: Wenn man Rollstuhl und Trisomie-21 mit kräftigeren Models in einem Atemzug nennt, dann kann auch das sofort missgedeutet werden. Ja, es ist kompliziert und wird wahrscheinlich noch viel komplizierter werden.
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Kommentar von Lilly
@Harnisch: Mich bezahlt mein Arbeitgeber und dich? Für meine Kommentare bezahlt mich niemand.
Was soll Unruhe stiften denn bedeuten? Fühlst du dich mit dem Hinweis auf Assange, der gefoltert wird und für den aktuell ein Volksbegehren aufliegt beim GNTM schauen gestört?
Bei Reitschuster ist noch alles online, nett, dass du dich an mich erinnerst. Zu den Kommentatoren, mit denen es dort vor der Umstellung auf Disqus einen regen und sehr informativen Austausch gab, wirst du aber wohl eher nicht gehört haben, denn dann würdest du anders schreiben.
Nach Reitschuster hatte ich beim corona blog kommentiert, wurd gesperrt, weil Kommentare zur Inexistenz von Viren dort - wie auch beim Corona Ausschuss - nicht erlaubt sind. Haben sogar einen eigenen Schreiber ausgegraben, der mir seichtes Geschreibsel in extra Artikel gewidmet hat, nachdem meine Antworten auf seine inhaltlich falschen und nachweislich widerlegbaren Kommentare schon gelöscht wurde.. dort gibt es also maximal halbe Diskussionen zu lesen.
Danach bin ich ein wenig im frauenfeindlichen Unser Mitteleuropa herumgestreunert und wurde dort gesperrt, weil nachweisliche Falschinformationen nicht als solche benannt werden dürfen und Kritik von der Redaktion dort gar nicht ausgehalten wird. Ist ein ziemlich frustriertes Umfeld, welches sich da tummelt - nachvollziehbar anhand der Inhalte, aber wen es nichtmal schert, ob er Wahrheit oder Lüge liest und verbreitet, hat das Internet verfehlt.
Hier fand ich immer wieder einzelne Artikel ganz interessant, besonders vom Toddn Kandziora, aber dass Maaßen eine unrühmliche Geschichte u.a. mit Assange hat, die ein Journalist bei dieser Zusammenarbeit zumindest nennen muss, wenn er seinem Beruf gerecht werden will, anstatt sogar Kommentare dazu zu löschen, sollte selbstverständlich sein.
Im Großen und Ganzen wird in den "alternativen" Medien nicht weniger zensiert als in den MSM, ob aus planvoller Absicht aufgrund einer bestimmten Agenda oder um den Anschein eigener Unfehlbarkeit zu wahren für das Ego.
Alle wichtigen Informationen, die ich besessen habe und die es in dieser Zeit zu teilen gab, habe ich geteilt. Wenn das jemanden in Unruhe versetzt hat, dann hat das die Richtigen getroffen.
Und nun darf sich jeder selber fragen, wen der Inhalt Julian Assange hier denn in Unruhe versetzt, so sehr, dass wieder gelöscht und gesperrt wird.
Man liest sich.
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Kommentar von H. Jacobsen
Die Sendung ist ohnehin der letzte Trash. Wenn nun ein pummeliges, ja sogar dickes Model gewinnt, dann setzt auch hier die Sendung einmal mehr die falschen Signale. Wer wie die Gewinnerin so viele Kilos mit sich herumschleppt, gefährdet seine Gesundheit und schränkt seine Bewegungs- und Leistungsfähigkeit ein. Da kann man sich noch so viel Selbstbewusstsein einreden, die Probleme beim Treppensteigen bleiben und die Aufrechterhaltung des Leibesumfangs muss mit weitaus mehr Geld finanziert werden, als bei einer Person die schlank ist.
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Kommentar von SuperlogenRegierenDieWelt
Also hätte die Bild-Schlagzeile zu GNTM, wenn sie von Redakteur Stefan Schneider geschrieben worden wäre, "Pummel hat gewonnen" gelautet. Und wenn nächstes Jahr dann vorhersehbar politisch korrekt eine Transfrau bei GNTM gewinnen wird, bräuchte es eine ähnlich griffige Bild-Schlagzeile: Mmmh - mir fällt gerade leider keine ein.
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Kommentar von C. Harnisch
Nach reitschuster nun hier Unruhe stiften, 'Lilly'? Wer bezahlt dich?
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Kommentar von peter struwwel
Lieber Herr Wallasch, wieso ich ausgerechnet hier und jetzt darauf komme, weiß
der Henker, ich meine natürlich Kuckuck. Schon seit einiger Zeit beschäftigt mich
die Frage, warum unter, bzw. über den zahlreichen Kommentaren der Name von
Frau Hardt nicht mehr auftaucht? Ohne auch nur einem einzigen Briefeschreiber
zu nahe treten zu wollen - viele haben nach meiner, wenn auch nur unmaßgeblichen
Meinung, Klasse -, aber sie war für mich so etwas wie ein Goldstandard - wissensstark,
und ... stilvoll (wodurch ja nichts weniger als Respekt vor potentiellen Lesern zum
Ausdruck kommt). Falls ... na ja, dann sehen Sie bitte meine Frage als eine rhetorische
an. Jedenfalls hoffe ich sehr, daß es ihr gutgeht - trotz hohen Alters [das sie in einem
ihrer Texte einmal eingeflochten hatte].
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Kommentar von Dude
...bei 28Grad rutscht einem schon einmal die Mouse aus...der Blog wurde jetzt aber auch tagelang von soner antifa-fashion Lully&friends penetriert,das nennt man Hausrecht und mir ist das auch schon passiert,doch konnte ich als mein advocatus diaboli dafür Gründe ausmachen ...und die Autoren können zumeist online(admin-login)redigieren...also,halb so wild!
...ich geb ein Eis aus!
@Spam Spam Spam, lovely Spam ...d'accord!(Prost!)
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Kommentar von Spam Spam Spam, lovely Spam
Ich tippe mal, hier werden jetzt auch Kommentare böswillig gefaked.
Alles sehr durchsichtig. Jemand versucht unbedingt, Alexander Wallasch anzuschießen auf die Art.
Abwarten und Bier trinken.
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Kommentar von Dude
...und bald träumen alle nur noch von RICARDA!...pfffffft
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Kommentar von peter struwwel
"It's time to inspire".
Also. Marcel Duchamp war es, der ein Pinkelbecken zu Kunst erklärte. Er sagte aber
auch, daß sich erst in 50 Jahren herausstellen werde, was von Bestand sei und in den
Museen bleibe, denn heute ließe sich doch noch gar nicht erkennen, was Ästhetik und
was [deep, deep und mittenmanger, p.s.] Zeitgeist sei. Aber das Problem, so D. weiter,
sollten wir dann doch besser der Nachwelt überlassen. Übrigens, sein Urinal, genannt
Fountain, ist in den Museen geblieben.
Aber ich bin abgeschweift (wäre abgeschwiffen nicht viel schöner? Sei's drum), denn wir
befinden uns, d.h. wir stecken ja hier in (der) Germanie. Deshalb direkt zu Joseph Beuys,
denn er dekretierte etwas Ähnliches: ein jeder Mensch sei ein Träger von Fähigkeiten
und damit ein sich selbst bestimmendes Wesen, sozusagen der Souverän schlechthin.
Und dann setzte er noch einen drauf, was wert ist, festgehalten zu werden: nicht etwa
einige wenige seien berufen, sondern alle. Womit ich jetzt zwar spät, aber wohl doch
noch rechtzeitig den Bogen zu unserem Thema gefunden und gespannt habe.
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Kommentar von Oma Zero-Seerettia
Schon spannend, wie der Blog hier angegriffen wird. Scheint wohl einigen ein Dorn im Auge zu sein.
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Kommentar von Digital Bitch
Hoffentlich geht Pro 7 demnächst Pleite, dann müssen Joko & Klaas und Konsorten zum ZDF und Heidi kann keinen physiologischen Mann mehr zu GNTM küren. Ich kann mir schon vorstellen, wie der aussehen würde.
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Kommentar von HA
„Mit ihrem Sieg will das Curvy-Model zeigen, ‚dass die Modebranche im Wandel ist und dass Frauen, die an sich glauben und sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen, alles schaffen können‘. “ Diese Botschaft wird ja auch schon in Kinderbüchern für Kita-Besucher verbreitet. Siehe das Buch „Körper sind toll“ im Zuckersüß Verlag. Ab 3 Jahren.
Zitat: Körper, die sich unterscheiden/männlich, weiblich, keins von beidem/sind in einem gleich, jawoll!/Körper sind toll! Grade Körper, stramme, straffe/kurvenreiche, fette, schlaffe/schwabblig-wabblige, jawoll!/Körper sind toll!
Nun hat ja niemand etwas gegen die pädagogische Botschaft, dass man den eigenen, ganz individuellen Körper akzeptieren soll, andere nicht hänseln, trotzdem dürfte unser Gesundheitssystem es nicht schätzen, schwabblig-wabblige fette Bäuche zu glorifizieren. Da ist die Gesundheitserziehung hin. Und erst wenn die Medien und Werbung nicht mehr überwiegend klassisch-schöne Menschen nach westlichen Idealen zeigen, derzeit auch gern schwarze und PoCs, immer hübsch und adrett, mutiert das Kinderbuch zum Zeitgeist.
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Kommentar von Ernst
Na, mal sehen, wem diese Art der "Model-Praxis" bekannt vorkommt...?
"Look at the type of models #RachelChandler and #WalterPearce are looking for at #MidLandAgency ..."
https://twitter.com/SheepNoMore7/status/1266764315882815491
Bitte genau hinsehen.
Und, klingelts?
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Kommentar von Ramona
Wenn der Landwirtschaftsminister meint,unsere Essgewohnheiten ändern zu müssen, weil mehr Kilos eventuell Klimaschädlich sind ,dann sollte er damit bei den Damen in seiner Partei anfangen. :) Im Übrigen haben sie die Widersprüchlichkeiten sehr gut zusammen gefasst. :)
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Kommentar von Ernst
Ich dachte es geht bei GNTM um das massen-erziehende Schauspiel, wie auf satanische Weise Psychen gebrochen werden und dann dazu zu jubeln.
Da habe ich wohl die ganzen historischen Vorbilder des Abrichtens ("Die Geschichte der O" etc) nicht verstanden und das hysterische Social Engineering Programm "GNTM" auch nicht...
Aber was weiß ich schon von Illuminaten. Ich habe ja meine Augen immer "Eyes Wide Shut".
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Kommentar von Karl Eduard
Die gute Nachricht ist: sobald die Grünen aus dem Bundestag fliegen, kann die Gespenstertruppe bei Heidi auftreten - für ihr Auskommen wäre gesorgt und sie lägen dem Staat nicht auf der Tasche.... man wird ja noch mal träumen dürfen..
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Kommentar von Eugen Karl
Mit diesem Artikel kann ich wenig anfangen. Solche Sendungen wie GNTM sind doch Sendungen, so primitiv sie einem auch erscheinen mögen, die von dem alten Wettbewerbsgedanken leben, der viele Entwicklungen unserer Kultur beseelt hat. (Dazu ist viel geschrieben worden, hier nur diese Andeutung.) Der agonale Charakter, der zu allen Wettbewerben gehört, ist es aber gerade, der in einer von Gleichheit und Unterscheidungslosogkeit (Inklusion) geprägten, grundsätzlich wettbewerbsfeindlichen Ideologie, den Protagonisten schon immer ein Dorn im Auge war. Begriffsbildungen wie "zweiter Sieger" oder Wendungen wie "Dabeisein ist alles" zeugen schon lange vom festen Willen, den Besten, Qualifiziertesten, Schnellsten, Klügsten, Schönsten das Leben und den Erfolg madig zu machen. Ein Ergebnis dieser Kultur ist nebenbei auch der Aufstieg Baerbocks.
Das schönst Mädchen, um konkret zum Thema zurückzukommen, durfte nicht gewinnen, und zwar einmal weil es das schönst war, zweites aber auch, weil man in volkspädagogischer Absicht den Zusehern ein anderes Schönheitsideal aufnötigen will. Wir kennen das, die Volkspädagogen wissen stets besser, womit wir fahren, heizen und was wir essen sollen. Selbstverständlich wissen sie daher auch besser, was wir schön zu finden haben. DAS hätte doch das Thema des Artikels sein sollen, denn DAS ist der Kern solcher Fake-Wettbewerbe, ganz egal worum es konkret geht. Zudem: selbstverständlich können sich Männer über Frauen äußern, sie sollten das sogar mehr tun. Warum bedient der Artikel hier unterschwellig feministische Klischees? Übrigens hat das schönste Mädchen offenbar die meisten Angebote bekommen, nicht die "Siegerin", das Erziehungsfernsehn hat mal wieder versagt. Gottseidank.
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Kommentar von Aro
…und in Shanghai ist gerade ein Sack Reis umgefallen …