Matussek darf man nicht verlegen: Autoren kündigen dem Europa-Verlag

Autoren aus dem Böhmermann-Umfeld machen die Werbekampagne für dem Matussek sein neues Buch

von Alexander Wallasch (Kommentare: 15)

"Der rechte Publizist Matthias Matussek und ich haben nicht nur dieselbe Schule besucht, sondern jetzt anscheinend auch den selben Verlag..."© Quelle: YouTube/ Stimmt! Screenshot

Mehr hätte sich Matthias Matussek kaum für sein Buch wünschen können, als diese woke Empörungswalze, über die hier gleich berichtet wird. Der ehemalige Spiegel-Kulturchef und Welt-Kolumnist schrieb einen Roman und hat dafür einen etablierten Verlag gefunden. So weit, so normal.

Oder unnormal, wenn man bedenkt, dass Matussek mal vor dem Bahnhof auf einer Bierkiste stand und „Merkel muss weg" rief oder einen Identitären auf seiner Geburtstagsfeier als Dekoration platziert hatte, um zu provozieren. Oder nein, Quatsch: Er hat einen Identitären eingeladen, weil der ihn mal auf einer Syrienreise begleitet und man sich lieb gewonnen hatte. So etwas soll ja passieren.

Jetzt also ein neuer Roman "Armageddon" und mutmaßlich kein Bock, beim Kopp Verlag zu veröffentlichen, oder wer hier sofort zugreift, wenn die Bösen was veröffentlichen wollen.

Nun gehört auch der einstmals gefeierte Bestsellerautor Thor Kunkel heute zu den mit Argwohn betrachteten Autoren. Und Kunkel hat eine Heimat beim Europa-Verlag gefunden. Der ist nicht festgelegt, bietet vielen Autoren eine Heimat und mag sich womöglich dabei gefallen, auch gefallene Engel zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. Oder gerade, weil sich der Verleger nicht gängeln lassen will.

Vielleicht war das Matussek-Manuskript aber auch einfach toll und der Verleger dachte sich: Hey, muss ich machen. Auch so etwas soll bei Verlagen gelegentlich vorkommen.

Was der Verlag allerdings auch weiß: Wer einen aus dem Mainstream Gefallenen verlegt, wer jemanden verlegt, der auch nicht mehr unbedingt zu den jungen Wilden, sondern doch viel mehr zur diffamierten Spezies der "alten weißen Männer" gehört, wer jemanden verlegt, der beim erfolgreichen, aber böse konservativen "Kontrafunk" Sendung macht und auch Auftritte in der "Jungen Freiheit" nicht scheut, der wird von den Leitmedien ignoriert und bekommt keine Buchbesprechungen oder wenn, dann nur ganz ganz böse - Ironie der Geschichte: Eben das soll Matussek in seinem Buch thematisieren!

So haben bisher tatsächlich lediglich der Tagesspiegel, Tichys Einblick und ein, zwei andere Publikationen die Neuerscheinung besprochen. Wie bekommt ein politischer Roman aber Relevanz? Indem sich das Feuilleton bestenfalls um die Deutung streitet und jedes Blatt seinen Senf dazu geben will.

Jedenfalls war das früher so. Längst wird viel öfter der Skandal nebenher als Pusher für eine Veröffentlichung genutzt. Profis beherrschen das perfekt. Der wirklich tragisch schlecht geschriebene neue Roman von Benjamin Stuckrad-Barre hat sich in den Konflikt Bildzeitung-Reichelt-Döpfner eingehakt, ihn sogar thematisiert. Auch in anderen Kultursparten funktioniert das längst so. Wenn Grönemeyer auf Tour geht, dann inszeniert er schnell einen offenen Brief an den Bundeskanzler.

Aber was macht Matthias Matussek? Steigt er ein zweites Mal auf eine Bierkiste? Dieses Mal vielleicht gewagter als Doppelstöcker? Quatsch. Matussek vertraut auf sein Glück, sein Karma oder wie er das selbst nennen mag. Und es erweist sich als gnädig mit dem grantelnden Tintenfuchs:

Andere übernehmen ungefragt für ihn die Werbetrommel. Es sind Autoren des Europa-Verlages, die sich nun vom Verlag lossagen und in einem Fall sogar alles löschen lassen, was die Verlagsseite über sie angesammelt hat.

Und zu Matussek unverschämtem Glück gehört nun, dass der Böhmermann-Adept Aiko Kempen Autor beim Europa-Verlag ist.

Und hier kommt jetzt eine weitere Vermarktungsvariante ins Spiel: Auch Kempen ist an Aufmerksamkeit interessiert, wenn auch auf ganz anderem Niveau. Er will noch ein paar olle private Restbestände seiner längst vergessenen Bücher verticken und ein paar Spenden für Sea-Watch reinholen, er sympathisiert offenbar mit den mittlerweile staatsfinanzierten so genannten "Seenotrettern".

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Gesagt, getan und vielleicht bei einem Joint mit Böhmermann kichernd ausgedacht: Aiko twitterte gestern bald ein Dutzend Tweets gegen das Vergessen – also seiner Person als Autor – über seine Aktion gegen Matussek und den Europa Verlag:

"1/ Der rechte Publizist Matthias Matussek und ich haben nicht nur dieselbe Schule besucht, sondern jetzt anscheinend auch den selben Verlag... Deswegen habe ich heute meine Zusammenarbeit mit dem Europa Verlag beendet.

2/ Nur zufällig stieß ich auf die Ankündigung für den neuen Roman Matusseks. Es sei ein auf "realen Ereignissen" basierenderes "J'accuse!" des Autors mit einer bizarren Handlung, bei der ein einstiger Starjournalist von "der Antifa" bedroht wird.

3/ Dieses Buch, das tieresindfreaks treffend als 280 Seiten langes Gejammer rezensiert hat, erscheint nun in dem Verlag, in dem ich vor zwei Jahren ein Buch über Rassismus und Rechtsextremismus in der Polizei veröffentlicht habe.

4/ Auf meine Rückfrage dazu erklärte der Verleger, er wolle das "gesamte Spektrum der öffentlichen Meinungen im Sinne eines offenen demokratischen Diskurs zu Wort kommen zu lassen". In der Verlagsvorschau zog er zudem indirekt die Linie von Autoren, die vor dem NS-Regime...

5/ ... fliehen mussten hin zu "Autoren, die auch in der heutigen Zeit wieder ausgegrenzt werden". Nicht nur diesen Vergleich sehe ich als anmaßend und gefährlich. Auch habe ich ein deutlich anderes Verständnis davon, wo die Grenzen eines demokratischen Diskurses zu ziehen sind.

6/ Eine Normalisierung dieser Positionen sehe ich als hochgefährlich für die Demokratie. Und ich möchte meinen Namen nicht in einer Liste mit einem Autoren finden, der offen homophob auftritt, mit Rechtsextremen feiert und NS-Jargon relativiert.

7/ Daher habe ich den Verlag gebeten, mein Autorenprofil von der Seite zu entfernen. Dies ist anscheinend umgehend passiert. Auch mein Buch findet sich dort aktuell nicht mehr.

8/ Mir ist es wichtig, hier Position zu beziehen. Matussek darf meinetwegen sein als Schlüsselroman getarntes Gejammer schreiben, ein Verlag darf ein solches Buch selbstverständlich veröffentlichen, aber ich möchte bei der Diskursverschiebung nicht schweigend daneben stehen.

9/ Von meinem Buch habe ich aktuell noch fünf Exemplare hier rumliegen. Wer eins haben möchte, kann sich gerne melden, 20€ an @seawatchcrew spenden und dann schick ich es zu."

Und dann findet sich noch mindestens eine weitere Autorin des Verlages, die ebenfalls kaum einer kennt und die ebenfalls die Biege macht. Jeanette Hagen twittert:

"Ja, ich ziehe auch meine Konsequenzen. Ist ja nicht nur Matussek, sondern auch Raymond Unger, mit dem man nicht unter einem Dach sein will."

Matussek kann sein Glück wahrscheinlich noch gar nicht fassen, denn jetzt haben die Alt-Medien einen Grund gefunden doch über das Matussek-Buch etwas zu schreiben, die vielleicht vorher gar nichts darüber schreiben wollten, um bloß keine Werbung für Matussek zu machen.

Und wenn man der Böhmermann-Fraktion den Finger zeigen will, dann bestellt man das Matussek-Buch Armageddon einfach hier: Antaios Verlag

PS: Entschuldigen Sie bitte die Unreinheiten in der Headline

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