Wir müssen sprechen, Herr Reichelt: Haben Sie sich schon bei den Deutschen für Ihre Kampagne entschuldigt?

Als Reichelt für Merkel Zuwanderungskritiker der CDU an den Pranger stellte

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

„Wie können Sie es wagen, ein Foto von einem Kind, das durch Stacheldraht kriecht, emotional aufgeladen" zu nennen?“© Quelle: Bild.de, Screenshot

Der Macher der „Refugees Welcome“-Kampagne der Bildzeitung jammert heute erfolgreich auf dem CDU-nahen Portal nius.de über die von ihm selbst vor 8 Jahren medial hunderttausendfach angelockten Zuwanderer.

Um eines gleich klarzustellen: Julian Reichelt macht bei „Achtung Reichelt“ heute eine hervorragende Arbeit. Aber ähnlich wie damals, als Julian Reichelt glühender Verfechter der mRNA-Spitze war, fehlt auch in Sachen Massenzuwanderung nach wie vor eine deutliche Erklärung dazu, wie dämlich dieser Julian Reichelt von 2016 gewesen ist. Damals, als andere für ihre Kritik jahrelang diffamiert und ausgegrenzt wurden. Auch öffentlich von der Bildzeitung und Reichelt.

Der Vorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel, erklärte gestern gegenüber der Bildzeitung, Deutschland stehe vor gesellschaftlichen Kipppunkten, „die ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr rückgängig gemacht werden können“.

Der Mann ist heute 32 Jahre alt. 2015, am Beginn der Massenzuwanderung, war Winkel ein 24 Jahre alter Student. Offenbar hat ihm bis heute niemand davon berichtet, dass die ehemalige Chefin seiner Partei, Bundeskanzlerin Angela Merkel, und ihre Entourage für diese Massenzuwanderung die Verantwortung tragen. Aktiv ab 2015 und passiv ab 2021, als die Ampel auch von der Union dazu ermuntert wurde, Merkels Massenzuwanderung weiter zu beschleunigen.

Winkel studierte noch, aber andere füllten schon systemrelevante Posten aus. Philipp Lengsfeld war von 2013 bis 2017 Bundestagsabgeordneter der CDU. Und er war so unbequem, die Zuwanderungspolitik der Kanzlerin zu kritisieren. Mittlerweile ist er aus der Partei ausgetreten.

Mit Blick auf den polit-medialen Komplex waren es auf der Medienseite Leute wie Kai Diekmann und Julian Reichelt, die zu den relevanten Meinungsmachern gehörten. Anfang 2016 – die Silvesterexzesse auf der Kölner Domplatte hatten ein paar Wochen zuvor die Republik erschüttert, als 1200 Anzeigen bei der Polizei eingingen wegen sexueller Belästigung, Vergewaltigung, Diebstahl und Körperverletzung, durch Nordafrikaner vorwiegend verübt an deutschen Frauen – meldete sich Philipp Lengsfeld zu Wort.

Der Bundestagsabgeordnete kritisierte die „Refugees Welcome“-Kampagne der Bildzeitung. Eine Antwort erhielt der Politiker postwendend von einem aufgeregten Julian Reichelt, dem damaligen Chefredakteur von Bild Online.

Lengsfeld hatte unter anderem von der Bildzeitung gefordert, ihre Refugees-Welcome-Zuwanderungskampagne sofort zu beenden. Der Einfluss der Zeitung war nämlich so weit gegangen, dass Sigmar Gabriel als Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland mit einem Sticker der Bild-Kampagne auf der Regierungsbank neben Angela Merkel Platz nahm. Auch diese Bilder gingen in die Welt und wurden dort vielfach als Aufforderung verstanden.

In diese Stimmung hinein wiegelte Julian Reichelt Deutschland mit folgender Headline gegen Lengsfeld auf: „Dieser CDU-Politiker will BILD-Hilfsaufruf stoppen“.

Für Lengsfeld waren die Botschaften der Bild-Kampagne „in der jetzigen, für Deutschland und Europa so essentiellen Diskussion über die Reduzierung von Zugangszahlen, die Sicherung der europäischen Außengrenzen und eine gerechte Verteilung von tatsächlich Schutzbedürftigen missverständlich und nicht hilfreich“.

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Julian Reichelt setzte sich persönlich hin und schrieb Lengsfeld eine Wutnachricht, die er via Twitter veröffentlichte:


„Betreff: Ihre Forderung an BILD.

Lieber Herr Lengsfeld,

soeben lese ich Ihre Pressemitteilung, in der Sie uns auffordern, unsere Aktion "Refugees Welcome" zu beenden. Das ist selbstverständlich Ihr gutes Recht. Inhaltlich entsetzt mich Ihre Forderung allerdings aus zahlreichen Gründen.

Hier sind sie:
1. Sie schreiben, wir seien für Ihr politisches Ziel "nicht hilfreich". Welcome to the free world, Herr Lengsfeld. Es ist nicht unsere Aufgabe, einer seit Monaten auf breiter Front versagenden Politik "hilfreich" zur Seite zu stehen.

2. Sie schreiben, man könnte unsere Aktion als Einladung zum Aufbruch nach Deutschland sehen*. Ich sage Ihnen gern ein bisschen was über Syrien, wo ich drei Jahre lang immer wieder als Reporter war: Die Menschen dort brauchen keine "Einladung" auf unserem Twitter-Account. Dass ihre Kinder täglich von Fassbomben zerrissen werden, ist ihnen Anreiz genug, das Land zu verlassen. Diese Menschen fliehen nicht, weil Journalisten wie wir die Realität zeigen. Sie fliehen, weil Politiker wie Sie die Realität viel zu lange ignoriert haben. Zeigen Sie mir gern Ihre Initiative aus den letzten fünf Jahren, etwas gegen den Krieg in Syrien zu unternehmen. Wenn Sie nichts vorzuweisen haben, wovon ich ausgehe, beschuldigen Sie uns nicht für das Totalversagen westlicher Politik, an dem auch Sie Ihren Anteil haben.

3. Wie können Sie es wagen, ein Foto von einem Kind, das durch Stacheldraht kriecht emotional aufgeladen" zu nennen? Das Foto ist nicht "emotional aufgeladen" und schon gar nicht wird es, wie Sie hier andeuten, instrumentalisiert. Gemessen an der Schande, die an Europas Grenzen und in Europas Außenpolitik stattfindet, ist dieses Foto noch geradezu schonend.

Auch Sie gehören zu den Politikern, die seit Jahren völlig tatenlos Verbrechen gegen die Menschlichkeit zusehen. Die Fotos, an denen Sie sich da nun stören, würde es alle nicht geben, wenn die Politik ein Menschheitsverbrechen nicht jahrelang ignoriert hätte. Konzentrieren Sie Ihre Energie gern darauf, die Ursachen für diese Fotos verschwinden zu lassen, nicht die Fotos selbst.

4. Medienschelte ist immer ein Ausdruck größter Hilflosigkeit. Sie haben nichts, aber auch gar nichts vorzuweisen: Sie haben bis heute politisch nichts gegen die Ursachen der Flüchtlingskatastrophe unternommen. Sie haben es bis heute nicht geschafft, diese Krise politisch zu ordnen. Es ist Ihnen ebenfalls nicht gelungen, den Menschen zu erklären, wie Sie diese Krise und den Zustrom so vieler Menschen bewältigen wollen.

Wenn ich Ihre Pressemitteilung richtig verstehe, waren Sie auf Demos, als es Ihnen opportun schien, und nun wollen Sie damit nichts mehr zu tun haben. DAS ist Ihre gesamte politische Bilanz.

Kümmern Sie sich um das, wofür Sie gewählt wurden, anstatt darüber zu schwadronieren, ob die Kinder auf den von uns gezeigten Fotos „tatsächlich schutzbedürftig“ sind. Als jemand, der die katastrophalen Effekte westlichen Politikversagens vor Ort erlebt hat, kann ich Ihnen versichern: Ja, sie sind schutzbedürftig. Und wenn Kinder in ihren Klassenzimmern zerfetzt werden, davor flüchten und dann in unseren Stacheldraht laufen, dann muss man das auch gar nicht mehr "emotional aufladen" • diese Schande unserer Zeit ist von ganz allein emotional genug.

Mit freundlichen Grüßen
Julian Reichelt
Chefredakteur
BILD Digital

PS. Den Morgen mit einem EKD-Frühstück zu begehen und dort bei knusprigen Brötchen über christliche Werte zu diskutieren und gleichzeitig die Medien aufzufordern, den christlichen Wert der Nächstenliebe nicht mehr allzu engagiert zu vertreten, scheint mir widersprüchlich oder besser: verlogen.

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