Ein hektisches Theater um eine Spritze und eine „Pressemeldung“

AfD-Chef doch mit Spritze gestochen – Die AfD-nahe Junge Freiheit verhob sich fast am Arztbericht

von Alexander Wallasch (Kommentare: 8)

Tino Chrupalla muss sich als der eigentlich Leidtragende hinten anstellen© Quelle: Junge Freiheit, Screenshot

Die Aufregung ist beidseitig: Die Etablierten und Öffentlich-Rechtlichen werden hysterisch, weil sich Hinweise auf Anschläge gegen Chrupalla und Weidel immer mehr verdichten.

Und die AfD, ihre Anhänger und Teile der Neuen Medien balgen sich um die erste, die schnellste und dramatischste Nachricht zur Causa Chrupalla und Weidel. Wer mit AfD-Funktionären spricht, erfährt hinter vorgehaltener Hand, dass man intern wohl mit der Pressearbeit unzufrieden sei.

Gestern veröffentlichte die „Junge Freiheit“ einen ersten Bericht, in dem die Zeitung einen Mitarbeiter von AfD-Chef Chrupalla zitiert, der gesagt haben soll, der AfD-Bundestagsabgeordnete Peter Bystron hätte den Fall Chrupalla ganz falsch dargestellt. Bystron sei gar nicht in Ingolstadt gewesen, man wisse nicht, woher er die Falschinformationen habe.

Nun gehört Bystron zu denen, die relativ frühzeitig von einer mutmaßlich gewaltsamen Injektion erfahren hatten. Die Junge Freiheit bringt die Nachricht einen Tag später hoch aufgehängt als „Pressemeldung“ mit dem Hinweis, man hätte exklusiv den Abschlussbericht der Chrupalla behandelnden Klinik vorliegen.

Und dann wird es etwas kurios. Denn als alexander-wallasch.de heute früh besagte „Pressemitteilung“ der Jungen Freiheit zum Arztbericht liest und diese explizit als „Pressemitteilung“ gekennzeichnete Meldung mit Link zum Ursprungsort, Hinweis auf die Zeitung und sogar 1:1 ungekürzt veröffentlicht, kommen binnen Minuten Protestnoten von einem empörten und aufgeregten Redakteur, ebenso, wie vom Chef des Blattes, der schreibt, alexander-wallasch.de solle doch einen eigenen Artikel schreiben oder den veröffentlichten Text rausnehmen.

Nach seinem bissigen Boss empört sich ein Redakteur der Jungen Freiheit darüber, dass alexander-wallasch.de 90 Prozent des Artikels über den Krankenhausbericht einfach übernommen habe. Problem dabei nur: Die Junge Freiheit hatte neunzig Prozent ihres Artikels in die „Pressemitteilung“ gesteckt. Dumm gelaufen. Aber so setzt man seinen Fußabdruck und will zitiert werden. Was alexander-wallasch.de dann brav gemacht hat.

Und wir sind sogar dem dringenden Wunsch der aufgeregten Herrn nachgekommen und haben die Wiedergabe der Pressemitteilung gleich gelöscht. Das fiel uns auch deshalb leicht, weil es uns vorab bereits eine gewisse Überwindung gekostet hatte, überhaupt eine „Pressemitteilung“ der Jungen Freiheit abzubilden, deren ganz besondere Nähe zur AfD von niemandem sowohl bei der Zeitung als bei der AfD ernsthaft bestritten wird oder werden kann.

Die Junge Freiheit hat allerdings ihre Lieblinge in der AfD. Bystron gehört wohl nicht dazu. Die Zeitung hat eigene Vorstellungen, wie diese Partei auszusehen hat. Also titelt der aufgeregte Redakteur unter einem Bild von Peter Bystron, der offenbar nicht zu den favorisierten AfD-Funktionären gehört, die Schlagzeile „Die AfD und ihre Wichtigtuer“.

Was nun den Anschein erwecken sollte / könnte, man hätte als Zeitung gar eine Distanz zur Partei, liest sich allerdings so, als trage man parteiinterne Streitereien jetzt öffentlich als Zeitung aus.

Die Bundeszentrale für politische Bildung schrieb 2016 über dieses Gemengelage um AfD und Junge Freiheit und das von Dieter Stein und seinem damaligen Mitarbeiter Götz Kubitschek ins Leben gerufene „Institut für Staatspolitik“ (IfS), die Junge Freiheit schätze die AfD als unterstützenswertes Projekt ein, das IfS und Kubitschek jedoch lehnten die AfD eher ab, solange sie unter Bernd Lucke einen Kurs der Anbindung an die bürgerliche Mitte verfolgte.

Und weiter heißt es da:

„Ausgehend von der These, dass rechts von der Union infolge der Modernisierung der CDU unter Angela Merkel ein machtpolitisches Vakuum entstanden sei, betrachtete Stein die AfD als eine Art Hebel, um das "Monopol" der Unionsparteien auf die Vertretung bürgerlicher Interessen zu brechen und eine "Umwälzung des deutschen Parteiensystems" zu bewirken.“

Aber es soll und darf hier gar nicht um die eigentlich läppische Frage gehen, auf welche Weise die Zeitung Partei ist. Es geht um ein Attentat gegen einen AfD-Politiker und einen mutmaßlichen Versuch gegen Alice Weidel. Die Junge Freiheit hat ein paar Stunden vor dem ZDF den Arztbericht aus dem Umfeld von Chrupalla bekommen, denn nur er darf diesen überhaupt freigeben, ohne seine Zustimmung läuft dabei nichts.

Die Junge Freiheit bekam vielleicht ein nettes Dankeschön für ihre Parteinähe, sie wird heute auch fleißig von den Alt-Medien zitiert. Aber die Aufregung war einfach zu groß und der Info-Gehalt der Krankenhaus-Mitteilung dann doch zu gering, um diese auf einen Artikel und eine „Pressemitteilung“ zu verteilen – ach herrje, doof gelaufen.

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