Runder Tisch für Toleranz und Mitmenschlichkeit
Corona ist doch vorbei. Wie findet man selbst wieder den Zugang zurück zu so etwas wie einer Normalität?
Das ist dieses typische Narrativ, das überall verbreitet wird: „Corona ist vorbei.“ Aber Corona ist in dem Sinne nicht vorbei: Uns ist in dieser Zeit allen bewusst geworden, dass es eine Spaltung in der Gesellschaft gibt, dass viele Dinge nicht gut gelaufen sind.
Und diese Folgen sehen wir heute noch. Ich merke das auch gerade hier bei mir in der Praxis, dass viele sich noch auf diese Zeit beziehen und es auch viele Probleme noch aus dieser Zeit gibt und viele Menschen sich dadurch auch wünschen, dass man anders mit dieser Zeit umgeht und dass wir aus dieser Zeit lernen, wie es in Zukunft besser gehen kann.
Kann es ein, dass das auch durch Ängste rund um den Ukraine-Krieg überlagert wird?
Der Ukraine-Krieg war für viele eine Sache, wo sie von Corona abgelenkt wurden. Ob da wirklich ein direkter Zusammenhang besteht, weiß ich nicht. Aber wir sind natürlich von vielen Krisenschauplätzen auf dieser Welt umgeben und das schürt Ängste. Corona ist das Beispiel par excellence, wo Ängste geschürt und in die Bevölkerung getragen wurden.
Es geht nicht darum, eine Angst mit der anderen Angst abzubauen, sondern es geht darum, generell Ängste abzubauen. Und das kann ich nicht dadurch erreichen, dass ich wieder eine neue Angst schaffe und damit die alte Angst einfach nur in den Hintergrund tritt, sondern diese Angst muss aufgearbeitet werden. Die großen Verwerfungen, die es in der Gesellschaft gibt, müssen aufgearbeitet werden, damit wir wieder angstfrei leben und wieder miteinander umgehen können, wie es sich für Menschen gehört.
Donald Trump ist US-Präsident geworden und hat sofort Gesundheitsminister Robert Kennedy Jr. ins Amt gehoben, der 2020 bei der großen Querdenken-Demonstration von Ballweg in Berlin eine Rolle spielte. Ist das für Sie ein Stück weit eine Genugtuung?
Von Genugtuung möchte ich da überhaupt nicht reden. Ich weiß nicht, wie sich das entwickelt. Ich weiß nicht, inwieweit dort wirklich eine Aufarbeitung angeschoben wird. Oder wie das in vielen Fällen ist, nachdem es Verwerfungen gegeben hat, dass wieder Schuldige gefunden werden, Schuldige, auf die man dann seinen ganzen Frust abladen kann, wo man sagt: Die waren ja schuld, also muss ich mich dann als normaler Bürger gar nicht mehr darum bemühen, was ich in der Zeit gemacht habe.
Wie bin ich in der Zeit mit meinen Mitmenschen umgegangen? Wie habe ich in der Zeit reagiert? Wo habe ich gesagt: Nein. Wo habe ich gesagt: Das mache ich mit? Oder wo war ich sogar aktiv und habe auch Leute denunziert oder ähnliches.
Und wenn wir dann von einer offiziellen oberen Aufarbeitung mit Anklagen hören, dann ist man immer ganz leicht dabei, zu sagen: Ja, es gibt den einen Schuldigen und der ist ja sowieso böse, also muss ich mich nicht mehr mit meiner eigenen Verantwortung in dieser Zeit beschäftigen. Ich hoffe, dass wir vielleicht doch einen Weg finden, wo die Leute, die besonders aktiv waren, auch ihre Verantwortung anerkennen und ihre Konsequenzen ziehen. Aber wo das auch abfärbt, wirklich in die Breite der Gesellschaft, in die Bevölkerung. Wo es darum geht, zu zeigen: Wie habe ich mich damals an welcher Stelle verhalten? Wo habe ich vielleicht einfach nur meinen Kollegen ausgegrenzt, weil ich gesagt habe: Okay, ich will nicht mehr mit dir an einem Kaffeetisch sitzen oder ähnliches? Ich glaube, es ist ein gesellschaftliches Problem und nicht nur ein Problem derjenigen, die an der Macht sind.
Aber ist das denn bei vielen wirklich eine Verfehlung gewesen? Oder kann man sagen, dass die Leute einfach eine Übervorsicht walten ließen? Es wurde ja niemand totgeschlagen.
Es geht mir gar nicht darum, dass jemand in einer bestimmten Situation natürlich genauso von der Angst befallen wurde. Das ist mir am Anfang genauso gegangen. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt. Aber die Frage ist immer. Wie gehe ich damit um? Bin ich bereit, zu sagen: Okay, hier bin ich vielleicht übers Ziel hinausgegangen, hier habe ich vielleicht nicht selber darüber nachgedacht oder das war jetzt unangebracht.
Es gibt nicht: Das ist richtig und das ist falsch. Gerade in der Anfangszeit konnte keiner wissen, was da eigentlich alles auf uns zukommt. Das hat auch nichts damit zu tun, dass jemand sagt: Ich bin vorsichtig und will mich schützen und das ist alles vollkommen in Ordnung. Die Frage ist nur immer, wie gehe ich damit um, wenn ich meine Maßstäbe, wenn ich meine Ängste auf andere projiziere und ihnen dann Vorschriften mache, wie sie sich zu verhalten haben.
Das finde ich fast ein bisschen zu tiefenpsychologisch. Stellen Sie sich mal vor, ich bin Herr Lauterbach, und ich sage zu Ihnen: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ Was antworten Sie mir da? Das ist doch grundsätzlich ein gesellschaftliches Agreement.
Ja, das ist richtig. Und letztendlich trage ich meine eigene Porzellankiste und ich muss erst einmal Verantwortung für mich übernehmen und darf durchaus jedem anderen eingestehen, dass er auch Verantwortung für sich übernimmt. Und ich erhöhe mich nicht und sage, dass ich habe das den Stein der Weisen und sage, wie der andere etwas zu sehen hat. Diese Anmaßung liegt mir nicht.
Ja gut, aber in einer Gesellschaft von 82 Millionen Menschen muss man ja irgendwo eine Schnittmenge finden, um miteinander auszukommen. Sonst müssen wir uns ja alle verkriechen.
Das ist richtig. Und genau diese Schnittmenge liegt darin: Wo geht die Freiheit des einen auf die Freiheit des anderen los? Rosa Luxemburg sagte dazu: Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. Also wo greife ich mit meinem Gedanken in die Freiheit des anderen ein?
Aber da war ja das Argument des Corona-Regimes, dass es hier gar nicht mehr darum geht, dass jeder seine Freiheiten haben darf, sondern dass man gemeinsam eine Entscheidung fällen muss, um unsere Leben zu retten …
Und genau das ist der Punkt: Was ist eine Demokratie? Eine Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass es genau diese Freiheit und diese Checks and Balances bewahrt, um zu sagen: Wo ist Risiko, wo ist Gefahr und wo muss ich einen Schutz haben? Und zunächst ist erstmal für den Schutz jeder selber verantwortlich. Und nur dann, wenn ein Mensch seine Verantwortung nicht selbst tragen kann, ist die Frage: Wie kann ich für einen anderen Hilfe leisten, dass er seiner Verantwortung wieder gerecht wird?
Bei vielen Hausärzten - Januar 2025 - hängen nach wie vor riesengroße, riesengroße Pappen: Alle Infektionskrankheiten von Erkältung bis Magendarm sind ausgeschlossen. Man darf die Praxis nicht betreten. Wenn das 90 Prozent der Erkrankungen sind, wozu brauche ich dann noch den Hausarzt?
Es ist die ursprüngliche Aufgabe von uns, Hausarzt für die Patienten da zu sein. Ich habe nicht gelernt, wie grenze ich mich vom Patienten ab. Natürlich haben wir auch im Studium gelernt: Wie schütze ich mich? Und das ist auch vollkommen jedem Hausarzt überlassen, ob er sagt, er behandelt mit Maske und Vollschutz oder sowas. Aber ich kann doch deswegen nicht sagen, ich behandle die Patienten nicht oder du darfst nicht zu mir kommen.
In Ihrer Praxis habe ich gelesen, Sie trennen das bei sich auch zeitlich. Samt Extra-Sprechstunde für Infektionskrankheiten.
Ich trenne das zeitlich, um genau zu sagen: Ich muss jetzt nicht einen Patienten, der einen Schnupfen hat oder einen Virusinfekt, neben eine ältere Dame setzen, die mit Rückenschmerzen zu mir kommt, dass die sich dann womöglich ansteckt. Deswegen versuche ich das zu trennen. Und dann versuche ich das in verschiedenen Räumen so aufzuteilen, damit Abstände gewahrt werden.
Aber ich biete jedem die Möglichkeit, herzukommen. Und ich schaue mir jeden an, der kommt, um dann zu schauen: Was muss ich tun? Was ist notwendig? Ist es ein einfacher, banaler Infekt, wo wir mit Hausmitteln klarkommen? Oder ist es doch was, wo wir mit Medikamenten behandeln müssen?
Sie hatten medial für Aufmerksamkeit gesorgt, als Sie die Impfung nicht mehr weiterführen wollten. Ist es dabeigeblieben? Und haben Sie denn jetzt Impfnebenwirkungsfälle in der Praxis? Und kommen die zu Ihnen, weil Sie wissen, dass Sie ein kritischer Arzt sind?
Ich habe das beibehalten. Ich impfe nicht gegen Corona, Ich führe alle möglichen anderen Impfungen durch, die auch empfohlen werden. Und wie das immer so ist, gibt es natürlich eine intensive Impfberatung davor. Ja, natürlich bin ich in das mediale Interesse geraten und es haben sich auch ganz viele Patienten bei mir gemeldet, die mit dieser Impfung Schwierigkeiten haben. Und ich habe einen doch ziemlich großen Stamm von Patienten, die mit vermutlichen Impfnebenwirkungen bei mir sind.
Ich sage ganz bewusst „vermutlich“, weil ich es nicht beweisen kann. Vieles spricht dafür, zeitlicher Zusammenhang usw. Aber der Beweis ist immer ganz, ganz schwierig, zumal die meisten Patienten, die geimpft worden sind, sich zusätzlich noch mit Corona infiziert haben. Und demzufolge ist die Unterscheidung sehr schwierig: Was ist nun Folge von Impfung, was ist Folge von Corona? Und ob ich nun überdurchschnittlich viele Impfnebenwirkungen hier behandle oder die durchschnittliche Zahl, das weiß ich nicht, weil ich natürlich nicht in die anderen Praxen hineinschauen kann. Und ich weiß auch nicht, inwieweit andere Praxen oder Krankenhäuser Impfnebenwirkungen als Impfnebenwirkungen auch wahrnehmen oder klassifizieren.
Ich habe von Ärzten gehört, dass die Meldungen solcher Impfnebenwirkungen überhaupt nicht honoriert werden, dass es aber einen Aufwand von bis zu 30 Minuten bedeutet, so eine vermutete Nebenwirkung zu melden. Da scheint ja doch eine ziemliche Dunkelziffer zu bestehen.
Da herrscht sicherlich eine riesengroße Dunkelziffer, weil A das Meldeprozedere schwierig ist. B ist natürlich die Beweislast auch sehr, sehr schwierig, zu sagen, das kommt jetzt von der Impfung. Zumal ich bisher bei keiner einzigen meiner Meldungen bisher eine Rückmeldung vom Paul-Ehrlich-Insititut erhalten habe, noch nicht einmal eine Empfangsbestätigung.
Wie viele Meldungen waren das ungefähr bei Ihnen?
Es war irgendwo im zwei-, dreistelligen Bereich.
Ich habe mal einen örtlichen Hausarzt gefragt, der auch viel geimpft hat, der meinte, er habe keine einzige Impfnebenwirkung gehabt.
Ja, es ist sicherlich eine Frage der Wahrnehmung. Will ich es wahrnehmen oder nicht. Ich habe neulich einen Brief gekriegt aus dem Krankenhaus, wo Patienten mit Beschwerden gekommen sind, die durchaus auf Impfebenwirkungen hinweisen. In dem Brief steht, die Beschwerden traten etwa anderthalb Wochen nach der Impfung auf, verstärkten sich ein halbes Jahr später nach durchgestandener Coronainfektion. Schlussfolgerung war dann eine Long-Covid-Erkrankung.
Das ist halt die Sache, wie man damit umgeht. Sehe ich das als Long-Covid oder sehe ich das, weil es ja nach der Impfung erstmalig aufgetreten ist, als Impfnebenwirkung?
Da läuft ganz viel schief. Zumal diese Erkrankungen – Impfnebenwirkung oder Post-Vac-Syndrom – als solche nicht wirklich bekannt sind oder nicht wirklich anerkannt sind, es auch keine Therapien dafür gibt und es manchmal praktischer zu sein scheint, dort zu sagen, das ist Long-Covid. Das wird zumindest in der Gesellschaft eher anerkannt.
Wir haben in einem früheren Interview über die Runden Tische gesprochen, die Sie mit initiiert haben. Ist das mittlerweile bei Ihnen eine Nostalgieveranstaltung geworden?
Ich habe gehört, Sie machen das immer noch. Weswegen und was passiert da?
Wir hatten gerade im November letzten Jahres einen siebten Runden Tisch veranstaltet und hatten das Glück, da interessante Gesprächspartner wie Alena Buyx als ehemalige Leiterin des Ethikrates, Herrn Dr. Grünewald als Vorsitzenden der Sächsischen Impfkommission und Mitglied der Ständigen Impfkommission am Tisch zu haben und auch die Staatssekretärin im Sächsischen Landtag.
Es geht uns darum, genau über diese Dinge zu sprechen. Wie haben wir als Ärzte und wie haben die Kollegen in Politik und Wissenschaft diese Situation wahrgenommen. Und wo sind die Diskrepanzen? Es geht uns vorwiegend darum, wieder ins Gespräch zu kommen, wieder miteinander auf eine vernünftige Art und Weise zu sprechen, zu diskutieren, die unterschiedlichen Ansichten auch des anderen wahrzunehmen. Zu schauen, aus welchem Blickwinkel betrachtet jeder diese Zeit? Und ich glaube, nur durch dieses Miteinander, dass wir wieder aufeinander zugehen und voneinander auch lernen und schauen, wo trägt jeder an welcher Stelle Verantwortung, Kann es uns gelingen, wieder auch in der Gesellschaft dazu zu kommen, dass wir uns jeder fragen: An welcher Stelle haben wir Verantwortung getragen? An welcher Stelle haben wir vielleicht andere ausgegrenzt? Wie sind wir mit Andersdenkenden umgegangen?
Und ich glaube dort ist der Ansatz, dass wir wieder, wenn wir eine Gesellschaft werden wollen, lernen, auch die Meinung des anderen uns anzuhören, zu versuchen, zu verstehen. Verstehen heißt allerdings nicht, ich bin gleich der anderen Meinung.
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Aber es gibt es doch klare Opfer. Das sind Leute, die schwerste Schäden erlitten haben. Ist es angebracht, diese Opfer dazu aufzufordern, über ihre eigene Rolle nachzudenken, anstatt zu sagen, dort sind die Täter, sie gehören zur Verantwortung gezogen? Allein das Gespräch mit Alena Buyx kann da für manche Opfer schon eine emotionale Zumutung sein.
Wie jeder dieses Gespräch für sich wertet, das kann ich nicht sagen. Da kann ich nicht in die Köpfe der anderen hineinschauen. Und wie gesagt: Ich muss auch nicht unbedingt mit der Meinung von anderen Menschen übereinstimmen.
Aber darf man sich als Opfer empfinden?
Wir müssen lernen, wieder die Meinung des anderen wahrzunehmen. Und ja, ich kann anderer Meinung sein. Ich kann dem auch widersprechen. Ich muss dem nicht zustimmen. Auch wenn ich mich mit einem Menschen unterhalte, muss ich dem nicht zustimmen. Da muss jeder letztendlich sehen, wem er mehr Vertrauen schenkt.
Ich glaube nicht, dass es darum geht, Verständnis oder kein Verständnis zu haben. Ich glaube, es geht hier auch ganz klar um Körperverletzung und solche Dinge. Ich hatte eben bei Ihrer Antwort das Gefühl, dass Sie diesem tatsächlichen Opfergeschehen ein bisschen dem Umstand ausweichen, dass es wirklich Menschen gibt, die schwerste Schäden dadurch erlitten haben. Es gab und gibt bis in die Gegenwart hinein viele Tote. Ich wundere mich, wie man das auf so eine Verständnisebene rücken kann. Muss man diese dringenderen Fragen nicht erst einmal klären? Womöglich mit dem Staatsanwalt?
Wir müssen beides parallel machen. Das eine tun heißt nicht, das andere lassen. Das heißt, dass natürlich die politische Aufarbeitung und auch die juristische Aufarbeitung genauso folgen müssen wie die zwischenmenschliche Aufarbeitung. Wir müssen wieder in eine Gesellschaft kommen, die miteinander leben kann. Wir dürfen uns nicht weiter auseinanderdifferenzieren.
Aber ist die einfachste Form, wieder miteinander leben zu können, nicht die, dass die Täter verurteilt werden und die Opfer eine Genugtuung haben? Alles andere ist so schwammig. Das klingt so weichgespült.
Ich weiß nicht, ob das weichgespült ist.
So war der Eindruck bei mir jetzt gerade.
Mir geht es ganz bewusst auch darum, zu sagen, jeder von uns hat Nachbarn, hat Freunde und Ähnliches und der Riss ist durch die gesamte Gesellschaft gegangen.
Natürlich ist es wichtig, dass die Hauptverantwortlichen selber ihre Fehler eingestehen und dass sie zur Verantwortung gezogen werden oder selber ihre Konsequenzen ziehen. Aber ich habe ein bisschen die Befürchtung, wenn wir uns dann vier, fünf Hauptverantwortliche rauspicken, ist auch eine Gesellschaft schnell wieder dabei, zu sagen: Die waren schuld, ich konnte ja gar nicht anders.
Wir haben das bei Gesellschaftswechseln in den letzten 100 Jahren in Deutschland immer wieder erlebt. Dann gab es ein oder zwei Hauptschuldige und alle anderen, die mitgemacht haben, die denunziert haben, die in wichtigen Positionen waren, lehnten sich zurück und sagten: Ich konnte gar nicht anders, die haben hatten das Sagen. Nein, ich glaube einfach, die Verantwortung liegt auf allen Ebenen. Und darum geht es mir. Ich möchte die Aufarbeitung natürlich. Aber ich möchte auch einen zweiten Weg aufmachen und sagen, wir müssen als Gesellschaft wieder zusammenfinden.
Aber kann das Zusammenfinden der Gesellschaft nicht auch darüber funktionieren, dass tatsächlich die Hauptverantwortlichen – es hat einfach jeder die gleiche Verantwortung – gestellt werden? Es gibt Hauptverantwortliche mit politischer Entscheidungsmacht, die gravierende Fehler gemacht haben, die mutmaßlich sogar zigtausende Menschenopfer gefordert haben. Kann man die Gesellschaft nicht auch dann wieder miteinander verbinden, wenn man diesen Tätern rigoros entgegentritt und sagt: Stopp, hier gibt es kein Pardon und kein Verzeihen, hier kann es nur eine Verurteilung geben.
Wenn ich mich mit Leuten an einen Tisch setze, heißt das noch lange nicht, dass ich verzeihe. Also bei dem Verzeihen ist es immer so, es kann jemand um Verzeihung und Vergebung, um Entschuldigung bitten. Ob das angenommen wird, ist immer die Sache des anderen. Man kann nicht sagen: Okay, ich habe mich entschuldigt und damit ist dann Gras drüber gewachsen.
Man kann nur um Entschuldigung bitten. Und ob die Entschuldigung angenommen wird, ist eine zweite Geschichte. Aber ich will das auf die noch mal auf die Zeitgeschichte zurückbringen: Wir haben zwei Systeme hinter uns gelassen. Im System der Hitlerzeit gibt es einen Hauptschuldigen, das war Hitler. Aber die Hunderttausenden oder Millionen Mitläufer haben dann hinterher alle gesagt, wir mussten ja. Aber es musste nicht jeder. Und es war in der Wendezeit nach der DDR genau dasselbe. Wir haben Hunderttausende Leute in der Staatssicherheit gehabt. Die mussten ja alle.
Und das ist die Frage: Wo ist die eigene Verantwortung? Wo ist die eigene Verantwortung, zu sagen: Nein, ich musste nicht. Es gab in der Nazizeit Leute, die aufgestanden sind und sagten: Ich mache das nicht mit. Das waren nicht alles die großen Freiheitskämpfer, aber es gab immer Leute, die gesagt haben: Nein, ich zeige meinen Nachbarn nicht an, weil er Jude ist und kriege jetzt noch fünf Mark dafür.
Wenn Sie das in einen Kontext stellen, ist das schon eine klare Aussage über das Corona-Regime.
Nein, nein. Ich will da keine Kontexte aufstellen. Wie sind menschliche Wesen. Und wir sind leider schnell dabei, dass wir immer gerne Verantwortung abgeben. Und wenn wir dann einen Schuldigen gefunden haben, brauchen wir uns mit unserer eigenen Verantwortung nicht mehr auseinandersetzen. Und da will ich einfach sagen: Nein, wir haben alle eine eigene Verantwortung, und ich möchte gerne, dass wir die fördern.
Danke für das Gespräch!
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Kommentar von Judith Panther
Sehr geehrter Herr Wallasch,
Natürlich habe ich nach dem "Glück mit Buyx" auch den Rest des Interviews noch gelesen - tut mir leid, aber das hat es nur noch schlimmer gemacht.
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Kommentar von Petra Wilhelmi
"Es gibt nicht: Das ist richtig und das ist falsch. Gerade in der Anfangszeit konnte keiner wissen, was da eigentlich alles auf uns zukommt."
Das kommt darauf an, wie lange man die Anfangszeit definiert. Es war doch schon nach sehr kurzer Zeit, 2-3 oder auch 4 Wochen, klar, dass es eine Grippe ist. Ich habe erst nach Beginn der Abspritzzeit die Krankenwagen sehr oft bei uns in der Straße gesehen, vorher nicht. Das gab mir von Anfang an zu denken, da viele alte Leute bei uns wohnen. Die Aufklärung über Corona begann auch schon ganz früh. Ich bin Dr. Bhakdi äußerst dankbar, dass er erklärt hat, was Corona ist oder auch nicht. Und jeder, der bei Verstand ist, hätte wissen können, dass man an der RNA nicht herumpfuscht. Und was geschieht? Man macht weiter mit dem Herumpfuschen an unserer RNA und keiner lehnt sich dagegen auf.
"Nein, wir haben alle eine eigene Verantwortung, und ich möchte gerne, dass wir die fördern."
Das ist sehr leicht dahin gesagt. Wie soll ein Arbeitnehmer mit Familie seine eigene Verantwortung wahrnehmen, wenn an seinem Lohn eine ganze Familie dranhängt, die Rechnungen bezahlen muss? Er ist schlichtweg gezwungen worden, sich spritzen zu lassen. Woran denkt ein Familienvater? Doch wohl eher an seine Familie und Augen zu und durch. Der Bundeswehrmann, der erst jetzt wieder freigekommen ist, wurde für seine Verantwortung für sich selbst zu übernehmen ins Gefängnis gesteckt. Würde jeder Mensch den gleichen Weg wagen? Wird er nicht an seine Familie zuerst denken? Verantwortung zu übernehmen, muss man sich leisten können. In einer Diktatur - und die Coronazeit war Faschismus pur - ist es schwer Verantwortung zu übernehmen. Spricht heute noch jemand über die Menschen, die während der Coronadiktatur bei Demonstrationen durch die Polizei zu Tode kamen oder verletzt worden sind? Auch die Verantwortlichen kennt die Polizei sicherlich und auch die müssten vor Gericht gestellt werden. Kein Erbarmen.
Ich bin der Meinung, dass man alle, die damals in Regierungsverantwortung standen, gerichtlich belangt werden müssen und zwar mit Gefängnisstrafen. Sie waren es zu aller erst, die die Angst in die Herzen der Menschen gepflanzt haben. Und Angst ist ein mächtiger Gegner der Verantwortung. Sie waren es, die uns geteilt haben. Sie waren es, die durch einen idiotischen Test, die Pandemie angeheizt haben, die es gar nicht gab. Die Gestalten sprechen heute noch von Tausenden von Toten durch Corona. was eine glatte Lüge ist. Und ja, sie haben auch mir Angst eingejagt, weil diese Figuren wollten, dass ich verhungere. Sie wollten, dass ich in keinen Laden mehr einkaufen gehen darf als Ungeimpfte. Sie wollten mir die Lebensmittel streichen und sie mir erst wiedergeben, wenn ich mich hätte impfen lassen. Das waren die Pläne einiger Regierungsmitglieder. Auch diejenigen im Parlament, die für die Impfpflicht gestimmt hatten, sollten gerichtlich belangt werden. Man kennt deren Namen aus den Protokollen. Und sie haben dafür gestimmt, obwohl ihnen ein Bericht vorlag mit 9 (!) Seiten Nebenwirkungen und trotzdem wollten sie uns zwingen, sich spritzen zu lassen. Nein, ich vergebe nicht. Ich will dass diese fiesen Figuren vor ein Gericht gestellt werden. Ich habe meine Goldene Hochzeit heimlich gefeiert mit meiner ganzen Familie, obwohl es verboten war über eine bestimmte Zahl Verwandte und Bekannte in seine Wohnung zu lassen. Ich sagte jeden, bring bitte keine Blumen mit, dass es niemand merkt. Und ja, ich habe keine Angst vor Corona gehabt, ich habe Angst vor der Regierung gehabt, die mich am liebsten in ein geschlossene Anstalt gesteckt hätten. Das war ja auch im Gespräch. Die kleinen Mitläufer - geschenkt. Die konnten Kollaborateure sein, weil die Regierung sie angestachelt hat, weil sie wussten, dass sie im Sinne von Spahn oder Lauterbach oder Wieler oder eines anderen in der Regierung handelten. Die sollten sich schämen, gepetzt zu haben. Mehr würde ich nicht verlangen. Und natürlich würde ich, wenn ich solche Leute kennen würde, sie schneiden. Spricht heute noch jemand über die Menschen, die während der Coronadiktatur bei Demonstrationen durch die Polizei zu Tode kamen oder verletzt worden sind? Auch die Verantwortlichen kennt die Polizei sicherlich und auch die müssten vor Gericht gestellt werden. Kein Erbarmen.
Und was hat die Regierung gemacht? Sie hat eine Spritzweltmeisterschaft veranstaltet. Die Prozentzahlen derjenigen, die abgespritzt worden sind, wurden veröffentlicht und mit anderen Ländern verglichen und dabei wurde auf uns eingeredet, dass wir besser werden müssen und unser Ranking in der Welt verbessern müssten. Wir wurden auf die Schlachtbank geführt. Ich frage mich manches Mal, was ich gemacht hätte, wenn ich noch berufstätig gewesen wäre. Ich weiß es nicht. Ich habe mich auch gefragt, was ich machen würde, wenn die Impfpflicht käme. Ich hatte unendlich viel Angst, dass sie kommen würde. Ich habe mich gefragt, ob ich reich genug wäre, die Strafen immer wieder und immer wieder zahlen kann und ob ich ins Gefängnis gehen würde. Aber die Jahre, die angedroht wurden, hätte ich natürlich im Gefängnis als unbescholdener Bürger nicht durchgestanden. Ich vergesse diese Zeit nie. Sie ist tief in mich eingebrannt. Ich kann nicht so von hoher Warte aus über diese Zeit denken und versöhnliche Worte finden, die uns alle in die Verantwortung nehmen soll. Das funktioniert so nicht. Wir bekamen in der Coronazeit ein Vorgeschmack dessen, was uns erwartet, wenn uns der Staat und unser Leben um die Ohren fliegt. Nicht für umsonst wurde die Heimatverteidigungdivision gegründet. Sie fußt auf dem, was die Polizei während der Coronazeit uns angetan hat.
Antwort von Alexander Wallasch
Ich sag mal ganz direkt:
Ich kann Ihnen in weiten Teilen folgen, aber weniger da, wo Sie erklären, was man alles gewusst haben muss.Denn einige "Esoteriker" unter den Kritikern, solche die silberne Würmchen auf Teststreifen gesichtet und eine flache Erde für möglich hielten, haben für manche die Entscheidung pro impfen leider leicht gemacht.
Und wer angesichts des Laborursprungs immer noch von einer harmlosen Grippe spricht, der kann anderen nicht vorhalten, der ist mit seinem Denkprozess auch noch nicht fertig. Nicht nach 4 Wochen und nicht nach 5 Jahren.
Nur mal als Gedankenanstoß.
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Kommentar von Judith Panther
"... und hatten das Glück, da interessante Gesprächspartner wie Alena Buyx ..."
Entschuldigung, aber an dieser Stelle ist mir dann doch wortlos der Kiefer runtergeklappt.
Ich weiß nicht, wie lange ich danach noch mit, vor ungläubigem Staunen offenen Mund herumgesessen und den unartikulierten Geräuschen im Hintergrund gelauscht habe, bis ich schließlich merkte, daß die von mir selber kommen.
Danach reichte es gerade noch, mit letzter Kraft diesen Hilferuf in die Tastatur zu tackern:
HILFE!!
Wie soll man sowas als Feierabendsatiriker noch toppen??
Bitte - gebt mir einfach eine Wand, damit ich dort immer und immer wieder mit der Stirn dagegenschlagen kann.
Antwort von Alexander Wallasch
Weiterlesen hätte geholfen.
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Kommentar von Schwar Zi
Ich finde besonders die letzten Absatz bemerkenswert, da ich seit vielen Jahren genau die gleiche Meinung vertrete. Deutschland hat es nicht geschafft 2 Diktaturen sauber aufzuarbeiten. Ich sage immer, die deutscheste aller Ausreden ist: "Ich habe nur Anweisungen / Befehle befolgt!" Und weil immer so viele Menschen eifrig "nur mitgemacht" haben, kann es meiner Meinung nach keine Aufarbeitung aus eigener Kraft geben. Gerade bei Corona, es waren Millionen von Menschen die sich haben aufhetzen lassen. Das was es nach Ende des 2. WK an Aufarbeitung gab, verdanken wir den Alliierten. Die Aufarbeitung 1989 war deutlich schwächer. Und meine Prognose für Corona ist, es wird keine Aufarbeitung geben. Denn die Mehrheit müsste sich etwas eingestehen, was sie sich nicht eingestehen wollen. Der Satz lautet: "Ich habe große Schuld auf mich geladen!"
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Kommentar von Judith Panther
"... dass wir aus dieser Zeit lernen, wie es in Zukunft besser gehen kann."
Hatten wir dazu nicht gerade drei Generationen Zeit?
Hat anscheinend nicht ganz gereicht.
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Kommentar von P.F.
Ich finde der Arzt hat vollkommen recht. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, aufzuarbeiten weshalb man sich schon wieder dem Faschismus in Form einer Corona-Hetzerei hingegeben hat. Und ntaürlich müssen die Antreiber und Täter (Medien, Politik, Ärztekammern usw) dieser absichtsvollen menschenverachtenden Hetzerei benannt und bestraft werden, als Zeichen dass der Faschismus 2019ff erkannt wurde. Von Begreifen mag man bei weiten Teilen der Bevölkerung in vielerlei Hinsicht gar nicht mehr sprechen. Schlimm!