Aber damit beginnt eine Debatte, die mit aller nötigen Vorsicht um das Leid der Angehörigen herum formuliert werden muss. Amel heißt die Mutter, Hafsa die Tochter. Soviel soll hier berichtet werden, denn der Vater hatte die Namen gegenüber der Süddeutschen Zeitung selbst genannt. Das kleine Mädchen wurde zwei, ihre Mutter 37 Jahre alt.
Der Journalist Roland Tichy hatte den Tod schon einen Tag vor der offiziellen Meldung via X bekanntgegeben, Nius hatte die Meldung übernommen mit Verweis auf Tichy, der dann aber seine Meldung zurückgezogen hatte.
Dazu schrieb Tichys Einblick:
„TE hat diese Meldung zurückgerufen, weil eine zweite Quelle ihre ursprüngliche Bestätigung nicht mehr halten wollte und von „massivem Druck“ sprach, der auf ihr laste. TE veröffentlicht Meldungen nur dann, wenn diese von zwei Quellen unmissverständlich bestätigt werden.“
Krankenhaus, Sicherheitskräfte, Gewerkschaft, Familie – das sind die im Wesentlichen verlässlichen Quellen, welche dazu eine Auskunft geben könnten.
Aber warum ist es überhaupt eine Debatte wert, ob die Opfer am Tatort, auf dem Weg ins Krankenhaus oder womöglich nach dem Abschalten lebenserhaltender Instrumente gestorben sind? Unbestritten bleibt, dass der Tod direkt Folge des mörderischen Anschlags war.
Die Relevanz ergibt sich aus der Frage nach der politischen Verantwortung und der fast zeitgleich begonnenen Münchner Sicherheitskonferenz. Es macht womöglich einen Unterschied in der Rezeption, ob Menschen verletzt oder schwer verletzt sind oder getötet wurden. Der Anschlag steht zudem in einem Kontext mit Anschlägen wie in Magdeburg, wo Todesopfer zu beklagen sind.
Gestern abend erreichten Alexander-Wallasch.de Aussagen und Schnipsel von Chat-Protokollen aus Verdi-Kreisen, auch dort hieß es, dass die Mutter bereits kurz nach dem Attentat an den Verletzungen verstorben gemeldet wurde. Abschließend verifizieren ließ sich auch das nicht.
Der Ehemann und Vater der Getöteten gab der Süddeutschen Zeitung gestern ein Interview mit der Bitte, den „Tod der Verstorbenen nicht zu instrumentalisieren“. Die SZ schreibt dazu:
„Der Familie ist es wichtig, dass der Tod von Mutter und Tochter nicht genutzt werde, ,um Hass zu schüren', er dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden. Im Statement heißt es: ,Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat. War aktiv für Solidarität, Gleichheit und setzte sich für Arbeitnehmer*innenrechte ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Ihr war es sehr wichtig, ihrer Tochter diese Werte mitzugeben.'“
"Instrumentalisieren" impliziert einen Missbrauch. Wir müssen nachfragen: Worin sollte der Missbrauch bestehen? Bei allem furchtbaren Leid, das über die Familie gekommen ist, kann hier niemand eine Deutungshoheit allein für sich beanspruchen. Schon allein deshalb, weil es weitere Verletzte und Schwerverletzte Opfer des Anschlags gibt. Auch hier geht es darum, die Tat nicht zu instrumentalisieren.
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Eine furchtbare Wahrheit ist auch: München muss nicht der Endpunkt einer ganzen Reihe von Anschlägen mit einem Täter mit Zuwanderungshintergrund sein. Es ehrt die Verstorbene und ihre Familie, dass sie sich zu Lebzeiten gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung eingesetzt haben. Aber für die Lesart dieses Anschlags hat es keine Bedeutung.
Die Deutung und Einordnung – sowie die damit verbundenen Maßnahmen und Forderungen nach diesem Anschlag – liegen bei den Lebenden.
Die für diese illegale Masseneinwanderung und ihre Folgen verantwortliche politische Klasse kann von niemandem freigesprochen werden. Nicht einmal von den Angehörigen der Opfer. Denn was jetzt geschieht, was jetzt beschlossen wird, kann morgen weitere Menschen vor dem grausamen Schicksal von Amel und Hafsa bewahren.
Und was die Debatte um den Todeszeitpunkt angeht, wird es bald mehr Details geben, damit diese schreckliche Debatte und das grausame Raunen um den Todeszeitpunkt ein jähes Ende finden.
Auch auf die Gefahr hin, dass sich Alexander-Wallasch.de jetzt an dieser Debatte beteiligt: Es muss hinterfragt und abschließend geklärt werden. Ganz gleich, von wo aus er sich verbreitet hat, der schlimme Verdacht muss geklärt werden, dass hier ein Todeszeitpunkt aus politischen Gründen verschoben wurde.
Ein persönliches Wort: Aus meiner journalistischen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass in den allermeisten Fällen die einfache Erklärung die richtige ist. Hier kann es um lebenserhaltende Maßnahmen gegangen sein, die schweren Herzens beendet wurden, aber auch ein schwerwiegendes kommunikatives Problem ist wahrscheinlich. Die sozialen Medien sind im Allgemeinen ein Segen für die Transparenz, wenig bleibt verborgen. Aber sie können auf dem Weg zur Wahrheitsfindung auch ein Fluch sein, wenn es um den schrecklichen Tod von Menschen herum ein lautes Raunen gibt. Das gilt es jetzt abzustellen. Ich hoffe, dieser Artikel kann helfen, es zu beenden.
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Kommentar von Winfried Bähring
Meinen Beitrag mit der Ausage "... (der genaue Todeszeitpunkt) ist irrelevant..." hatte Judith mit "Nein. ist es nicht" kommentiert. Meine Antwort darauf ist irgendwohin verschwunden.
Deshalb im zweiten Versuch eine ganz kurze Frage an Judith mit Bitte um ganz kurze Antwort (unter freundlicher Berücksichtigung des Kommentars von "T.S."): Warum nicht?
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Kommentar von .TS.
"Es macht womöglich einen Unterschied in der Rezeption, ob Menschen verletzt oder schwer verletzt sind oder getötet wurden."
Nein macht es nicht, das ist nichts als Ablenkung.
Relevant ist einzig und allein: Massenmordanschlag bleibt Massenmordanschlag. Punkt.
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Kommentar von Palmström
Als ich das Bild vom Fahrzeug sah, war mir klar das es mindestens ein Toten gibt. Wenn das Kind aus dem Kinderwagen geschleudert wurde war dies ebenfalls tödlich. Wenn die Frau mit Kinderwagen unmittelbar das erste Opfer war, kommt die Verformung der Karosse durch diesen Aufprall, ganz gezielt mittig.
Wer einen Schrottplatz in der Nähe hat kann ja mal versuchen mit einen Vorschlaghammer eine solche Delle zu schlagen.
Es sollte halt an diesem Tag und am nächsten keine Toten geben.
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Kommentar von Judith Panther
@Winfried Bähring -
Es ist IRRELEVANT ... ob diese beiden Menschen direkt nach dem Anschlag gestorben oder erst später ..."
Nein.
Ist es nicht.
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Kommentar von Winfried Bähring
Verdammt noch mal!
Worüber diskutieren wir hier eigentlich?
Erneut sind zwei unschuldige Menschen (eine junge Mutter und ihr kleines Kind) durch einen islamitischen (religiös motivierten) Terroranschlag ermordet worden.
Da spielt es doch überhaupt keine Rolle mehr, ob hier (auch noch) „ein Todeszeitpunkt aus politischen Gründen verschoben wurde“. Es ist IRRELEVANT geworden angesichts des Todes, ob diese beiden Menschen direkt nach dem Anschlag gestorben oder erst später ihren schweren Verletzungen erlegen sind!
Dass diejenigen Politiker, die dieses religiöse Morden (das Töten der „Ungläubigen“) innerhalb Deutschlands durch Täter-Einreise und Täter-Duldung ermöglicht haben und weiter ermöglichen, nun auch hier wieder (wie bei den vorangegangenen Anschlägen) versuchen, das konkrete Geschehen (zunächst) zu vernebeln, kann doch spätestens nach der von den gleichen Politikern inszenierten, menschengemachten Corona-Krise niemanden mehr wirklich verwundern, der noch seinen eigenen Verstand einigermaßen beisammen hat.
Also lassen wir uns nicht wieder von Nebelkerzen, Nebenkriegsschauplätzen und Scheindebatten, die uns von diesen Politikern ständig wie die Möhre dem Esel vorgehalten werden, ablenken und behalten wir eine der aktuellen politischen Kernfragen in Deutschland fest im Blick, nämlich die Wiedererlangung der inneren Sicherheit (insbesondere für unserer Frauen und Kinder).
Der erneute Aufruf der Politiker zu „Zusammenhalt und Toleranz“, zu „gemeinsamem Kampf gegen rechts“ und die „Warnung vor Instrumentalisierung der Vorfälle“ dürften allerdings nicht mehr die geeigneten Mittel sein, um dieses Kernproblem zu lösen. Dazu ist die bis heute geduldete Eskalation inzwischen einfach zu weit fortgeschritten.
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Kommentar von F. Lo
„Der Familie ist es wichtig, dass der Tod von Mutter und Tochter nicht genutzt werde, „um Hass zu schüren“, er dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden.
Mein Beileid der Familie der Verstorbenen.
Nur verstehe ich ehrlich gesagt nicht, warum Angehörige von Mordopfern nicht einfach trauern, verzweifelt sein können, sondern umgehend eine korrekte politische Botschaft öffentlich transportieren müssen. Ja, man soll den Anschlag nicht als Begründung für „Fremdenfeindlichkeit“ missbrauchen. Aber man soll ihn auch nicht nutzen, um ohne Sinnzusammenhang „gegen Rechts“ zu demonstrieren. Letzteres scheint allerdings für Gewerkschaften ein unbedingt hehres Anliegen zu sein. „Wir stehen für ein solidarisches Miteinander. In ihrer dunkelsten Stunde wehrt sich ver.di dagegen, dass der Anschlag auf ver.di-Kolleg*innen während eines Warnstreiks in München für Spaltung, Hass und Hetze instrumentalisiert wird.“ Impliziert ein solidarisches Miteinander aus Sicht von ver.di, dass man über die Motive und Hintergründe von Verbrechen besser gar nicht redet? (Es sei denn, sie wären eindeutig rechts zu verorten.)