Gibt es eine starke katholische Strömung, die sich seit Jahren unter dem Radar versammelt und erheblichen Einfluss nimmt auf konservative und rechte Politik und womöglich auch in den Neuen Medien überrepräsentiert ist? Dazu gehört die Frage, ob das Christliche, das Katholische nicht sowieso automatisch im Konservativen überrepräsentiert ist oder sogar sein sollte.
Schauen wir uns eine zufällige Auswahl von in Frage kommender Protagonisten an. Maximilian Krah etwa, der Spitzenkandidat der AfD für das Europa-Parlament, ist glühender Katholik. Das evangelische Magazin Chrismon schrieb über Krahs Aktivitäten von einem „Kreuzzug von rechts“. Krah sei „Anhänger der „Alten Messe“, also des tridentinischen Ritus, bei dem der katholische Priester die Liturgie auf Latein vor einem Hochaltar mit dem Rücken zur Gemeinde ausführt.
In einem Videogespräch Krahs mit dem thüringischen AfD-Chef Björn Höcke habe dieser laut „Chrismon“ auch geäußert, er wünsche sich einen Glauben, „der das Heilige des Christentums mit dem Heldentum aus dem Heidentum vereint“.
Götz Kubitschek, für viele ein wichtiger Spin-Doktor der AfD, ist praktizierender Katholik, seine Ehefrau und politische Weggefährtin Ellen Kositza erklärte zuletzt, sie bete täglich für eine „Christianisierung des Ostens“.
Und auch Martin Sellner, der Chef der Identitären Bewegung und gern gesehener Gast bei den Kubitscheks in Schnellroda ist bekennender Katholik.
Alexander Kissler ist ein einflussreicher konservativer katholischer Journalist, erst bei Cicero, jetzt beim Focus.
Michael Klonovsky, Autor, Journalist und zuletzt AfD-Bundestagskandidat, brachte 2013, damals noch wohlgelitten beim Focus, Folgendes zu Papier: „Der Atheismus wird immer geistloser, und die Papstkritik ist peinlich. Hier bekennt sich ein gottloser Nichtchrist zum Katholizismus.“ Und weiter: „Wenn man sich die Zusammensetzung ihrer Gegner anschaut, kann man die katholische Kirche nur bewundern.“
Klonovskys historisches Wissen um die Blutspur und Kriminalgeschichte des Christentums erscheint demgegenüber arg verkümmert. Das mag im vorliegenden Text aber an seiner fast kindlichen Begeisterung für den deutschen Papst und gleichzeitig an einer tiefen Ablehnung des woken Zeitgeistes gelegen haben.
Die Publizisten Birgit und Klaus Kelle machen aus dem für ihre Arbeit so prägenden Katholizismus kein Geheimnis. Klaus Kelle versammelt regelmäßig Konservative zu gut besuchten Jahrestreffen.
Der ehemalige Feuilletonchef des Spiegels, Matthias Matussek, machte sein katholisches Bekenntnis 2010 selbstbewusst zum Spiegel-Bestseller.
Über Markus Krall, Unternehmer und Parteigründer in Spe, schrieb die Neue Zürcher Zeitung im vergangenen Jahr, er sei Katholik und sorge mit seinen Thesen zur christlichen Gesellschaftsordnung immer wieder für Aufsehen, Krall sei „Mitglied des für seine konservativen Ansichten bekannten päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab“.
Freikirchler wie der Journalist Peter Hahne und der Publizist Max Otte sind in der Intensität ihres Glaubens im Wesen freiwillig umetikettierte Katholiken. Hahne jedenfalls sieht die wichtigste Aufgabe der Christen heute darin, die „tiefe Spaltung unseres Volkes“ aufzubrechen.
Oder man könnte auch sagen: Die beiden sind Freikirchler, weil ihnen der Katholizismus nicht katholisch genug ist.
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Dieter Stein, Gründer der Jungen Freiheit und ein Urgestein rechtskonservativer Publizistik, hatte 2009 gegenüber Kubitscheks Magazin „Sezession“ ein kryptisches Bekenntnis abgelegt, das vielleicht die Verbindung der Konfessionen im Konservativem abbilden sollte, als er sagte:
„Ich bin evangelischer Christ. Falls man 25 Jahre lang über mich behaupten sollte, ich sei katholischer Sedisvakantist, werde ich mich auch dann nicht selbst so bezeichnen. Auch nicht als katholisch.“
Die Bundeszentrale für politische Bildung schrieb über Steins Zeitung:
„Zunehmend entdeckte die JF konservative Christen beider Konfessionen als Resonanzboden für ihre auf traditionelle Geschlechterrollen, überlieferte Familienmodelle, Autorität und Glaubenstreue festgelegte Berichterstattung.“
Die hier vorgestellten Christen sind allesamt auch bekennende Konservative. Und es erscheint vielfach so, als lebten sie in einer Art Diaspora des Christentums. Sie teilen jedenfalls die Empfindung, dass sie von Politikerinnen wie Katrin Göring-Eckardt (ehemals Präses und Rat der EKD) und von woken Kirchenmännern wie Kardinal Marx und Bischof Bedford-Strohm ihres wahren Christentums beraubt wurden.
In dem Zusammenhang ist auch der ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete Volker Münz interessant. Er ist Mitbegründer der „Christen in der AfD“. Laut Spiegel unterhielt er Verbindungen zu freikirchlichen Kreisen.
Auch der ehemalige AfD-Abgeordnete Waldemar Herdt muss hier genannt werden, der sich mit der freikirchlich-pfingstlerischen Gemeinde „Lebensquelle“ verbunden fühlt. Gegenüber dem Deutschlandfunk erklärte Herdt 2018 in pastoralem Duktus:
„Ich bin auch Katholik, ich bin auch Lutheraner, ich bin auch orthodox. Ich denke, dass die Trennwände, die die Denominationen aufgebaut haben, die reichen nicht bis zum Himmel. Jeder, der den Gott liebt und Jesus im Herz hat, ist mein Bruder.“
Für Herdt gehörten „Christsein und Deutschsein einfach zusammen“. Und weiter:
„Bist Du bereit für das Deutschsein zu leiden? Bist Du bereit für das Deutschsein zu stehen? Bist Du bereit für das Land auch zu kämpfen? Vielleicht auch zu sterben?“
Die „Christen in der AfD“ (ChrAfD) reklamieren für sich: „Nur die AfD setzt sich für christliche Werte ein.“ Dort wird auch etwas über die Zusammensetzung der Christen innerhalb der AfD erzählt:
„Der Bundesvereinigung ChrAfD gehören über 300 Mitglieder an (Stand 01.01.2020), davon sind ca. 35 Prozent katholischer oder orthodoxer Konfession und ca. 65 Prozent evangelischer oder freikirchlicher Konfession.“
In einem aktuellen Gespräch mit einem Bundestagsabgeordneten der AfD geht die Selbsteinschätzung soweit, dass man sich „nicht als tiefkirchliche Partei“ begreife. Es gebe ein paar, die ab und zu mal beten gehen, aber das sei ohne Relevanz für den Gesamtauftritt der Partei.
Unser Gesprächspartner sieht diese Renaissance eines politischen deutschen Christentums eher „in einem Milieu, aus dem diese neue Maaßen-Partei erwachsen soll“. Der Katholizismus eines Herdt und Münz sei innerhalb der AfD gar nicht tragfähig gewesen. Wenn es wirklich ein festes Netzwerk gäbe, dann wären die beiden „irgendwo im Bundesvorstand und immer noch dabei“, gibt unser Gesprächspartner zu bedenken.
Derweil haben sich die Amtskirchen längst von der AfD distanziert.
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Kommentar von .TS.
Zu den verblendetesten religiösen Fanatikern zählen hierzulande vor allem konsequente Atheisten und Religionsrelativierer. Diese begründen sich meist auf Aufklärung und Wissenschaft, beweisen damit aber nur daß sie beides nicht im Geringsten wirklich verstanden haben.
Mir ist schleierhaft warum sich die großen Systemkirchen diesem Kreis vehement anbiedern und somit ihren eigenen Untergang befördern anstatt sich auf ihren eigenen Kern zu besinnen.
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Kommentar von Evmarie Naumann
Zukunft ist Herkunft – Vortrag von Peter Hahne bei Zukunft CH
https://www.youtube.com/watch?v=IOQF1QwdeUg
Man muss nicht alles gut finden aber: "Prüft alles und das Gute behaltet."
Die Bibel
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Kommentar von Evmarie Naumann
Präambel:
Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben...
so stehts geschrieben. Auf welchen Gott haben sich nun die Väter des GG bezogen ?
Allah war es sicher nicht..auch nicht Buddha.
Über die katholische Kirche schreibe ich mal lieber nichts, denn das ist eine ganz eigne Religion.
Das sich vieles in diesem wirklich guten GG aus den 10 Geboten speist, ist offensichtlich.
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Kommentar von Ostdeutsche
Ich bin etwas ratlos: Was wollen Sie mit diesem Text sagen? Bisher hatte ich nicht den Eindruck, daß diese konservativen Christen mir in irgend einer Weise Vorschriften machen wollen geschweige denn eine Art "Gottesstaat" errichten wollen.
Antwort von Alexander Wallasch
Warten wir ab, was aus der Ecke kommt.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Hätte die Frage spontan mit 0,0% beantwortet. Aber wenn ich Ihren Artikel lese! Höchst Interessant!
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Kommentar von hans
… kurz: Religion ist die Beziehung des Menschen zu Gott. Es gibt nur eine 'Kirche Christi'.
Der eine will eine Beziehung, der andere nicht. Der hl. Aurelius Augustinus, 354 - 430 n. Chr. schreibt: 'Der Glaubensakt ist schlichtweg unmöglich, außer er ist freiwillig'. Das finden Sie übrigens im Art 4 GG wieder.
Antwort von Alexander Wallasch
Ach Hans, Sie sind seit Jahren so ausdauernd. Aber wir beide wissen, dass das ein ausgemachter Unsinn ist, den Kirche hat es mir dem Schwert in die Leute reingeschlagen über viele Jahrhunderten die Blutspur ist die umfassendste Kriminalgeschichte der Menschheit.
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Kommentar von Gunter
Mit der Frage: ""Wie christlich konservativ ist die konservative Bewegung in Deutschland?" lässt der Autor den Leser eigentlich ein bisschen alleine, mich jedenfalls. Es ist nur eine Aufzählung von AfD-Leuten oder konservativen Menschen, die sich von den Altparteien abgewandt haben. Trotzdem ist es eine interessante Geschichte zum Nachdenken.
Ich selber habe als junger Jugendlicher im Konfirmantenunterricht (13-14 Jahre) keine guten Erinnerungen (eher schlechte) an den "christlichen" Pastor und die muffigen Kirchen. Als ich mal als rund 40-Jähriger in Rom im Petersdom war, lief mir wegen der riesigen Gottesbilder ein ängstlicher Schauer über den Rücken. Auch im Inneren einer Moschee in Istanbul konnte ich dem Glauben nichts abgewinnen.
Darf ich sagen, dass ich noch nie irgendetwas mit einer Religion zu tun hatte? Sind nicht Religionen Kriegstreiber dieser Welt? Warum vertragen sich die religiösen Menschen nicht? Warum müssen sie immer Kriege führen? Es ist für mich so widersprüchlich... Was sind das für "Christen", die z.B. in der Union sind und den Krieg in der Ukraine und anderswo unterstützen? Was sind das für "Christen" aus der Union, die "Nächstenliebe" gegenüber anderen Personen nur auf schmutziges Papier schreiben, aber die Menschen von der AfD bis aufs Blut bekämpfen und bösartig wie ein Teufel beschimpfen? Da ist - meiner Meinung nach - der Glauben nichts wert.
Ehrlichkeit, Offenheit, Liberalismus, Güte, Mitgefühl, Herzlichkeit, Empathie, Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft oder Einfühlungsgabe für den Anderen, das ich für mich eine Herzensangelegenheit. Und damit bin ich gut gefahren in meinem Leben. Da brauche ich keine Kirche, keine Religion. Die Milde muss aus dem Herzen, aus der Seele kommen, dann - finde ich - wirst du ein glücklicher Mensch sein. Und auch für Andere liebenswürdig sein. Religion ist nur etwas, was viele Leute äusserlich für andere Menschen, die einer Religion anhängen, herumträgt. Bloss nicht anecken. Nein, das ist nix für mich.
Ob Religion in der Politik wichtig ist? Das bezweifle ich ebenso, denn Politik ist nun mal das "schmutzigste Geschäft der Welt" und da kann ich mir nicht vorstellen, dass Religion (wenn die gut sein soll?) dahingehört... Mir ist egal, ob ein Politiker religiös ist, jeder wie er will, aber ein Volksvertreter muss ehrlich sein, man muss ihm vertrauen können. Und er muss für seine Wähler da sein, seine Versprechen einlösen. Aus.
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Kommentar von Harald Wellmann
"Freikirchler wie Peter Hahne"? Das gibt der Link nicht her. Meines Wissens ist Hahne evangelischer Pietist und war Mitglied des Rats der EKD.
Im Übrigen verstehe ich die Intention dieses Artikels nicht ganz. Man darf gerne Atheist sein und Religion grundsätzlich kritisch gegenüberstehen. Praktizierender Christ oder gar(!) Katholik zu sein und sich gleichzeitig politisch oder journalistisch zu betätigen ist aber auch nicht ehrenrührig.
Man muss hier unterscheiden zwischen Kirche und Glauben. Die EKD ist in meinen Augen eher der 17. Landesverband der Grünen als eine christliche Kirche, und in Bezug auf diese teile ich Peter Hahnes deutliche Kritik voll und ganz.
Alle Personen, die Sie hier anführen, teilen nach meinem Eindruck die Enttäuschung, sich mit ihrem christlichen Weltbild in ihrer jeweiligen evangelischen oder katholischen Amtskirche nicht vertreten oder willkommen zu fühlen.