Im April 2024 erneuerte Präsidentschaftskandidat Donald Trump seine selbstbewusste Behauptung, er könne den Ukrainekrieg in 24 Stunden beenden.
Und selbst seine Kritiker konnten diese Behauptung nicht als reine Wahlkampf-Fabel wegstecken. Denn dazu gehört die Idee, dieses hunderttausendfache Abschlachten überhaupt beenden zu wollen. Biden und Co jedenfalls haben bisher keinen Gedanken daran verschwendet.
Die neue deutsche Friedensbewegung verlangt schon seit über zwei Jahren Verhandlungen und Diplomatie anstelle immer noch mehr Waffen und einer immer schrilleren Kriegsrhetorik. Aber die etablierten Parteien einschließlich der Grünen wollen weiter Blut sehen, wollen immer mehr Geld und Waffen liefern und streben faktisch eine bedingungslose russische Kapitulation an. Immer mehr Ukrainer und Russen sollen dafür weiter dem Gott des Gemetzels geopfert werden.
Längst kann es keine Frage mehr sein, wer angefangen oder wer Schuld hat an diesem mörderischen Krieg. Jedenfalls nicht als Ausschlusskriterium für Verhandlungen und das sofortige Ende der Kampfhandlungen.
Dieser Krieg ist der Offenbarungseid des 21. Jahrhunderts.
Viele sagen, dieser Krieg gehe uns nichts an. Und sie haben auf ihre Weise Recht damit. Aber noch viel mehr gilt: Solange dieser Krieg tobt, ist die Menschheit in ihrer Entwicklung ins 20. Jahrhundert abgestürzt. Diesen wahnsinnigen Krieg kann man zukünftig nur noch mit der weltweiten Ächtung aller Waffen beantworten. Aber das wäre zugegebenermaßen tatsächlich Traumtänzerei.
Die Mission des ungarischen Präsidenten Viktor Orban ist nicht die eines Traumtänzers. Orban, der sich oft als der Retter der europäischen Werte inszeniert, kann jetzt tatsächlich – aber auf ganz andere Weise – so ein Retter sein.
Turnusmäßig hat Ungarn gerade die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. Zeitgleich fuhr Viktor Orban nach Kiew, um mit dem ukrainischen Präsidenten zu sprechen. Und heute ist Orban zu Gesprächen mit Putin in Moskau eingetroffen. Wenn das keine überraschende Wende in der festgefahrenen Debatte um eine kriegsbeendende Diplomatie ist, was dann? Die „Welt“ schrieb vor wenigen Stunden von einem „Paukenschlag“.
Die Neue Zürcher Zeitung nannte den Besuch des ungarischen Präsidenten in Kiew einen „Coup“, lieferte ansonsten allerdings einen beschämenden Anti-Orban-Text ab, wie ihn selbst die regierungsnahen Öffentlich-Rechtlichen wohl kaum hinbekommen hätten.
Orban störte das alles naturgemäß wenig. Und auch Selenskyj ließ beim Zusammentreffen der beiden an keiner Stelle erkennen, dass er mit Orban im Clinch liegt, etwa weil der Ungar auf EU-Ebene Waffenlieferungen in die Ukraine immer wieder eine Absage erteilt hatte.
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Bedeutend an dem Treffen war zunächst schlicht die Tatsache, dass Orban überhaupt zum ersten Mal nach Kriegsbeginn zum Grenznachbarn gefahren ist, nachdem sich in Kiew mittlerweile Hinz und Kunz der etablierten Politik zum Balkonsekt treffen. Während einer wie Wirtschaftsminister Habeck in China nur noch von C-Politpromis empfangen wird, hat Selenskyj Zeit für fast jeden, der potentiell Geld- und Waffenlieferungen für die Ukraine vorantreiben kann.
Jetzt ist Orban in Moskau gelandet und kann damit zum Retter Europas werden, wenn ihn die anderen nur lassen. Wie beschämend muss es für Politiker wie Macron, Scholz und Meloni sein, dass hier einer wenigstens versucht, was sie selbst absichtsvoll niemals in Erwägung gezogen hatten.
Der Vorabbesuch von Orban bei Selenskyj war diplomatisch klug gewählt. Eine Legitimation, endlich den ersehnten Frieden zu suchen und zu finden, selbst dann, wenn die Lösung in Moskau zu suchen ist. Entsprechend still verhalten sich von Berlin bis Paris gerade die europäischen Kriegspartner und Geldgeber von Selenskyj.
Selbstverständlich darf man Putin nicht vergessen. Der war zuletzt so isoliert, dass er meinte, sich mit pompösen Staatsbesuchen ausgerechnet in Vietnam und Nordkorea inszenieren zu müssen. Es mag hier um bedeutende Waffengeschäfte gegangen sein. Aber die hätte man besser in aller Stille abgewickelt. So blieb nur der Eindruck zurück, Putin sei nun endgültig vom „lupenreinen Demokraten“ in die Riege ewig gestriger Despoten aufgenommen worden.
Leider hat sich der russische Präsident gleich zu Beginn des Besuchs des ungarischen Kollegen wenig diplomatisch gezeigt. So wurde sofort deutlich, wie schwer es für Viktor Orban wird, mit echten Ergebnissen im Gepäck wieder nach Budapest bzw. Brüssel abzufliegen. Putin erklärte nämlich im russischen Fernsehen, er gehe davon aus, dass Orban dieses Mal nicht nur als langjähriger Partner, sondern auch als Vorsitzender des Rates der Europäischen Union gekommen sei.
Orban hatte zunächst via X geschrieben, man könne Frieden nicht von einem bequemen Sessel in Brüssel aus schaffen:
„Auch wenn die rotierende EU-Ratspräsidentschaft kein Mandat hat, im Namen der EU zu verhandeln, können wir uns nicht zurücklehnen und darauf warten, dass der Krieg auf wundersame Weise endet. Wir werden ein wichtiges Instrument sein, um die ersten Schritte in Richtung #Frieden zu machen.“
Und nach Ankunft auf dem Moskauer Flughafen schrieb der ungarische Staatschef:
The #peace mission continues. Second stop: #Moscow.
Die Welt sollte jetzt allerdings nicht auf den drei Protagonisten Selenskyj, Putin und Orban blicken. Denn die werden schon machen, was sie können.
Viel entlarvender dürfte hingegen die Reaktion jener Staatsmänner sein, die Selenskyj immer wieder darin bestärkt haben, bloß keine Verhandlungen mit Moskau zu führen. Oder die bereits ausgehandelte Friedensbemühungen sofort torpedierten.
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Kommentar von Ernst Viehweger
Orban ist aus mehreren Gründen an einem Frieden in der Ukraine interessiert:
- Es ist die Stimme der Vernunft und moralischer Werte die ihn treibt.
- Er ist - in welchem Ausmaß lass ich mal offen - noch nicht so ethisch/moralisch versaut wie der Rest der "großen" Politiker und Gestalter in der EU, Nato, USA ...
- Er lebt zwar auch in Zentral-Europa und erhält (wahrscheinlich netto viel) Geld von der EU, aber er tut auch was für sein Land.
- Er hat Grenzen zu ... (na raten Sie mal), das motiviert natürlich auch.
Sein jetziger Besuch diente der "Verständnisvertiefung", Klartext: er hatte kein greifbares Ergebnis.
Trotzdem sehe ich in Orbans jetziger Aktion einen Anfang und
in der vorsätzlichen Untätigkeit und Ablehnung davon eine strafbare Handlung.
Orbans Handlungen nutzen auch dem befohlen-verkrampften Verhältnis D-Russland.
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Kommentar von andreas h
Dieser Krieg geht uns alle an. Er macht viele von uns reich, wenn man an der richtigen Stelle sitzt.
Die anderen haben sowieso verloren. Wenn sie Pech haben, werden sie auch noch Kanonenfutter.
Das Land von Orban liegt mittendrin. Offenbar macht er sich Gedanken um seine Bevölkerung.
Er dient nicht.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Wenn Nato und diese Art EU "...mit Schuhen und Strümpfen..." über Orban herfallen, hat er alles richtig gemacht.
Das kleine, machthungrige Kartell der Kriegstreiberfraktionen in einem friedliebenden Europa gegen 450.000.000 friedliebende Bürger und Steuerzahler ist schon krass.
Meine Empfehlung aktuell von Michael Lüders - diese Hintergründe, eine Stunde zwei Minuten, sollte jeder selbst denkende Europäer kennen!
https://www.youtube.com/watch?v=mwB-z5JY4RA
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Kommentar von Carl Peter
Ich glaubte, es gäbe nur einen Weg: Dass es zur Menschwerdung gehörte, Menschen nicht kaufen und verkaufen zu können, noch irgendwelchen Handel mit ihnen zu betreiben - dann, ja auch nur dann wäre ein Mensch erst geboren und geworden.
Aber jeder Glaube verkommt irgendwann zur Hoffnung.
Und die Hoffnung verkommt irgendwann zur Gewissheit: Es geht bis zum letzten Menschen.
“Heh Stift, hol mir mal ne Flasche Bier”, sangen einst Floh de Cologne - im Bemühen, dass Menschen nicht Menschen dienen sollen.
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Kommentar von Torsten Kandziora
Nebenschauplatzgeplänke. Ich schau auf Finland. Ich schau auf die kommende Plandemie. Ich schau hierhin und dorthin und was ich erkenne ist... oha, da stehen noch ein paar Flaschen Bier im Kühlschrank. Gut gekühlt. Klasse.
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Kommentar von Bernd Neumann
Was hat Orbàn anzubieten? Was kann, könnte er garantieren, mit seinem kleinen Land? „Frieden“ so, wie es sich Pazifisten und Rußland-Fans vorstellen, wäre ein Vertrag zu Lasten Dritter, also zu Lasten der Ukraine. Durchsetzen könnte das in der Tat nur ein US-Präsident – alle anderen wären zu unbedeutend. Ohne die USA wäre die Ukraine verloren.
Vergleichbaren Druck auf Rußland (also einen ungünstigen Kriegsausgang zu akzeptieren) könnten vermutlich nur die Chinesen zusammen mit den Indern ausüben, beide Länder, insbesondere aber China, haben kein Interesse an einem Kriegsende. Die Inder verdienen als Strohmänner für den russischen Handel mit dem Westen bestens, warum sollten sie das enden lassen wollen? Die Chinesen wiederum mögen den Krieg in der Ukraine, weil er in der Tat die Amerikaner finanziell und indirekt auch militärisch so bindet, daß sie sich in Asien nicht stärker engagieren können.
Genau und nur deswegen will Trump aus diesem Krieg raus.
Reden er und Putin miteinander, wird es zu einem Waffenstillstand (nicht: Frieden) kommen. Vermutlich wird man Selenskyj opfern, wer weiß. Aber vorher passiert nichts. Alles andere ist nur Politshow.
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Jeder Versuch ist lobenswert. Die Kritik an Orban ist schändlich. Orban macht einen Versuch - ob etwas dabei herauskommt wissen wir noch nicht. Jede Lobhudelei ist fragwürdig.
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Kommentar von Marco B.
Mal gucken wo Orban studierte, wo er die Gehirnwäsche bekam, die ihn überhaupt befähigte das zu werden was er ist. Selbständige und kluge Leute leben meist nicht lange genug, um so etwas wie Orban es als "selbstherrlich" vorspielte für das eigene Volk betreiben zu können.
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Kommentar von Marco B.
Vielleicht sollte man es so sehen, dass es dieses Krieges bedurfte, damit 1. Deutschland's Plan mit Putin ganz Europa über Gas unter die eigene Kontrolle zu bringen nicht auffällt. 2. Man die Bürger Europa nach der Pandemie entgültig schröpft, und die Abwanderung der Industrie (sowieso klar, weil die Arbeiter für lau wollen) begründet werden kann. 3. Man noch einmal richtig Geld verdienen und militärisch gefürchtet werden will. Angemerkt: Nicht die AfD ist das "rechte Problem" Deutschland. Es sind die Gruppen die hinter dieser Fake-Partei stehen.
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Kommentar von Palmström
Na wenigstens gibt es noch jemanden in der EU der empfangen wird, die andren sind ja unten durch. Sicher wird Herr Orban auch nicht am langen Ende des weißen Tisches sitzen.
Von einem Treffen kann jetzt noch nicht viel zu erwarten sein. Aber wie man weiß hat HerrOrban auch einen guten Draht zu Herrn Trump. Den Rest muss man sich denken.
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Kommentar von Perry Moppins
"Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, verurteilte den geplanten Besuch von Viktor Orban in Russland scharf und betonte, dass der ungarische Ministerpräsident kein Recht habe, im Namen der EU zu sprechen.
Michel sagte, die EU-Ratspräsidentschaft gebe Ungarn „nicht das Recht, im Namen der gesamten Europäischen Union mit Russland zu interagieren“. Er äußerte die Sorge, dass Orban, der sich zuvor nach Beginn des Konflikts in der Ukraine mit Putin getroffen hatte, die Bemühungen der EU, Moskau zu isolieren, untergraben könnte. Europäische Diplomaten sind besorgt über die möglichen Folgen dieses Besuchs." (Netzfund)
Was ist: The European Union
Was ist: The European Council
Was ist: The European Council on Foreign Relations
Was ist: The CfR
Ist das CfR eine US-Kolonialverwaltung für Europa?
Wurde irgendetwas davon jemals von den europäischen Bevölkerungen selbst gegründet?
Gab es Volksabstimmungen?
Was bedeutet der bekannte Ausspruch: "Maastricht war Verdun ohne Waffen"?
Was bedeuten die nie von den Menschen Europas selbst ratifizierten Verträge von Maastricht, Lissabon, Barcelona, Marrakesch für das Selbstbestimmungsrecht der europäischen Völker?
Und wie war das noch, gab Merkel nicht zu, mit dem Minsker Abkommen nur Zeit gekauft zu haben um die Ukraine aufzurüsten gegen Russland?
Und wer schreit jetzt? Alle, die mit im 2014er Putsch-Boot saßen und den Krieg gegen Russland unbedingt wollten?
Und weshalb schreien sie? Weil sie am Ende sind, und es dieses Jahr noch damit losgeht?
Wer kennt noch das Zitat das Hillary Clinton über Trump zugeschrieben wurde "if that bast*rd wins, we will all hang from nooses"?
Großes Geschrei überall. Für manche Leute könnte Frieden vielleicht nicht sehr bekömmlich sein?
Satire!