„Manöver Schneeflocke" kehrt in die Schulen zurück

Wehrsportgruppe Stark-Watzinger – Bildungsministerin bringt unsere Kinder in Kriegslaune

von Alexander Wallasch (Kommentare: 15)

„Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken.“© Quelle: Youtube ZDF-History, Screenshot

Der Krieg beginnt damit, dass man ihn für denkbar hält. Die Bundesregierung macht jetzt in den Schulen mobil. Die Bundeswehr soll dort für sich werben und der Zivilschutz trainiert werden. FDP-Bildungsministerin Stark-Watzinger bringt unsere Kinder in Kriegslaune – Hurahhh!

Wenn der Irrsinn Formen annimmt, dann ist der einzelne Bürger herausgefordert, Mut aufbringen, Position zu beziehen. In der Familie, in der Nachbarschaft, im Freundes- und Bekanntenkreis, beim Sport und gegenüber Kollegen.

Niemand sollte dabei unterschätzen, wie viele seiner Mitbürger davon abhängig sind, dass Einzelne sich nicht irre machen lassen. Die Kriegstreiberei, die Kriegslust und die Friedenverdrossenheit dieser Bundesregierung scheinen kein Ende mehr zu nehmen.

Besonders perfide hier dieses obszöne Feigenblatt in Form eines „Nein“ zu den Taurus-Lieferungen durch den Bundeskanzler selbst. Feigenblatt deshalb, weil das Establishment in Deutschland auf erschreckende Weise schlafwandelt.

Auf den von der Bundesregierung und ihren Vorfeldorganisationen organisierten Großstadtdemonstrationen tragen sie ein „Nie wieder“ wie eine Monstranz vor sich her und haben dabei schon ganz vergessen, dass dieses Motto ursprünglich aus drei Wörtern bestand. Es hieß „Nie wieder Krieg!“ und stand 1924 auf einem Antikriegsplakat neben einer Zeichnung von Käthe Kollwitz.

Kennen Sie die amtierende Bundesbildungsministerin der FDP? Die 55-jährige Hessin Bettina Stark-Watzinger äußerte sich jetzt gegenüber der Funke Mediengruppe dahingehend, dass das Militär und die Zivilverteidigung wieder in die Schulen einziehen müssten, inklusive Zivilschutzübungen.

Die „Welt“ zitiert aus den jüngsten Äußerungen der Bundesbildungsministerin:

„Die Gesellschaft muss sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg. (...) Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken.“

Schulen ständen aus Sicht von Stark-Watzinger in der Verantwortung, junge Menschen auf den Kriegsfall vorzubereiten. Die FDP-Politikerin forderte zudem dazu auf, Zivilschutzübungen an Schulen abzuhalten. Aber das alles ging ihr noch nicht weit genug. Die Ministerin wünscht zudem ein neues „unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“. Sie halte es für wichtig, „dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut“.

Paradoxerweise glaubt Stark-Watzinger auch, dass, wenn man solche Aktionen in Schulen durchführe, dass man dann „Sorgen und Ängsten“ begegne. Davon, dass man eventuell welche schüren könne, ist hier keine Rede.

An der Stelle ist es vor allem für in Westdeutschland oder nach der Wende sozialisierte Deutsche ratsam, mal mit Freunden und Bekannten zu sprechen, welche noch in der DDR sozialisiert wurden und die berichten können, wie das mit der Militarisierung der Kinder in den Schulen tatsächlich gewesen ist.

Gute Freunde von Alexander-Wallasch.de leben in Thüringen, sind am Samstagnachmittag spontan erreichbar und gern bereit, die entsprechenden Passagen aus ihrem DDR-Alltag zu berichten. Wer Freunde mit DDR-Biografien hat, sollte diese Gelegenheit nutzen, junge Menschen sollten mit Älteren sprechen und sie ebenfalls fragen, an was sie sich bei den Vorschlägen von Ministerin Stark-Watzinger erinnert fühlten, an was sie diese Bundesregieurng erinnert.

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Die Thüringer Freunde geben ausführlich Auskunft. In den ersten Jahren der DDR habe es diese Wehrsportgeschichten nicht in dem Maße in der Schule gegeben. Es habe hin- und wieder eine GST-Ausbildung gegeben, die so genannte „Gesellschaft für Sport und Technik“. Dazu trugen die Schüler eine Montur in Art der Kampftruppe, „gefleckt und mit Mützchen dazu“.

Auch die Mädchen seien zu den Schießübungen bestellt worden, zusätzlich sei eine „Beleuchtung strategisch und politischer Art im Rahmen der Staatsbürgerkunde“ obligatorisch gewesen.

Was die Eltern der Schüler betraf, habe es ganz erhebliche Resonanzen gegeben im Falle einer Ablehnung. Wobei die Art und Weise dieser Resonanzen immer abhängig war von der jeweiligen Funktion im Betrieb und im Staatsapparat. Diejenigen, die opponierten, seien eher jene gewesen, die funktionsmäßig nichts zu verlieren hatten.

„Auch die Mädchen mussten mit dem Kleinkalibergewehr rummarschieren und schießen.“

Ein Kernsatz der Freunde aus Thüringen:

„Diejenigen, die es noch erlebt haben, die haben das Militärische noch immer im Hals stecken.“

DIe Thüringer erinnern sich an ein „Manöver Schneeflocke“ für die kleineren DDR-Bürger, wehrsportliche Wettkämpfe für die Thälmann-Pioniere. Damals habe es darüber durchaus „bösen Unmut“ von den Müttern der Kleinsten gegeben.

Angesprochen auf den Stellenwert der Ukraine für Europa und ob der für einen Deutschen mit DDR-Hintergrund größer wäre, heißt es, die Ukraine habe nie diesen aufpolierten Stellenwert gehabt, den man ihr in den letzten Jahren zugedacht habe.

Auch das sogenannte „Siegen lernen von der Sowjetunion“ sei eher selten mit einem Gedanken an die Ukraine verbunden gewesen. Die neue Wertigkeit der Ukraine sei eindeutig neueren Datums, politisch gemacht, das habe es vorher nicht so gegeben, das habe nur ideologische Gründe.

Eine Geschichte am Rand speist sich aus der emotionalen Präsenz der Erzählungen. Einer der Thüringer Freunde von Alexander-Wallasch.de begehrte schon als 14-Jähriger in der Schule auf. Dieses Aufbegehren hatte ernsthafte Folgen, der Vater wurde danach nie mehr befördert.

Der Umgang des Vaters und des Sohnes mit diesen einschneidenden staatlichen Eingriffen in die Familiengeschicke fror ein. Der Vater machte dem Sohn zwar nie direkte Vorwürfe, aber die gewechselten Worte wurden weniger, die Hände fanden immer seltener zueinander und das blieb so bis zum Ableben des Vaters. Die Last auf den Schultern des erst 14-Jährigen blieb dort über Jahrzehnte ein Mühlstein.

Diese Geschichte steht mahnend für eine Stimmung in der Gesellschaft, die sich niemand in den Alltag gehörend zurückwünscht. Die aber zurückkommt, wenn es nach der Bundesregierung und ihrer Bildungsministerin geht. Ideologisierung und Politisierung durchdringen alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

Die wehrsportlichen Wettkämpfe für die Thälmann-Pioniere sind bei Frau Stark-Watzinger ein Zivilschutz, der unsere Widerstandsfähigkeit stärken soll. Der Irrsinn hat Formen angenommen. Zeit, den Anfängen zu wehren. Und wer unsicher ist, dem sei empfohlen, mit jenen zu sprechen, die das alles schon einmal erlebt haben. Nie war der Osten Deutschlands so wertvoll wie im Moment.

Nutzen Sie jede Gelegenheit, sich auszutauschen, telefonieren Sie, schreiben Sie sich über die sozialen Medien. Aber vor allem fragen Sie ihr Gegenüber ein Loch in den Bauch, sie werden staunen, was ein ehrliches Interesse und zwei Ohr zum Zuhören auszulösen in der Lage sind. Sich gegenseitig zuzuhören ist der Schlüssel zur Veränderung. In der Familie, in der Nachbarschaft, im Freundes- und Bekanntenkreis, beim Sport und gegenüber Kollegen.

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