Ganz Deutschland schaut am Sonntag nach Osten

Was morgen in Thüringen passiert – Verleger-Urgestein im Interview zur Landtagswahl

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

„Das größte Problem ist nach wie vor die Migration“© Quelle: Alfred Emmert

Alfred Emmert ist Herausgeber und Verleger der Südthüringer Rundschau. Er ist seit 1991 in Thüringen präsent. Seine Zeitung hat eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Exklusiv im Interview mit Alexander Wallasch.

Sie sind Herausgeber der Südthüringer Rundschau. Das thüringische Hildburghausen gilt als gallisches Dorf – hier seien alle noch viel rechter als im Rest von Thüringen. Wie ist die Stimmung einen Tag vor der Landtagswahl?

Ich verweigere den Ausdruck „rechts“, denn die Menschen in Hildburghausen und Umgebung sind keine Rechten, sondern das sind konservative, Mitte-orientierte Bürger.

Wie ist die Stimmung aktuell? Wird es morgen eine hohe Wahlbeteiligung geben. Wie ist ihre Prognose?

Es wird mit Sicherheit eine hohe Wahlbeteiligung geben. Und ich prognostiziere, die AfD wird zwischen 35 und 40 Prozent bekommen.

Was bedeutet das für die Zukunft von Thüringen?

Es kommt drauf an, wer bereit ist, eine Koalition einzugehen. Da sieht es ja für die AfD nicht gut aus. Auf jeden Fall werden die Grünen Probleme haben, beziehungsweise nicht in den Landtag kommen, genauso wenig wie die Freien Wähler ...

... und die FDP ...

Die spielt hier überhaupt keine Rolle. Und bei den Linken sehe ich einen Einbruch um mindestens die Hälfte zu den Stimmen zuvor.

Die Linke wird sich allerdings verdoppeln. Die Wagenknecht Partei kommt dazu ...

Ja, die werden dann ungefähr so viel Stimmen haben, wie sie bei der letzten Landtagswahl bekommen haben. Zusammen. Also Wagenknecht und Linke.

Warum ist die Wagenknecht-Partei in Thüringen so beliebt? Ist das eine Ersatz-AfD? Was sprechen denn die Leute vor Ort darüber?

Ich glaube nicht, dass Wagenknecht so viele Stimmen erhält wie in den Prognosen.

Weil?

Weil die Leute hier in Thüringen erkannt haben, dass Wagenknecht eine marxistisch-leninistische Grundeinstellung hat, eine kommunistische. Und was das bedeutet, das haben viele Thüringer schon live erlebt.

Jetzt ist Thüringen nicht besonders groß und Hildburghausen noch weniger. Kennt man die Kandidaten gut? Weiß man, wer hier antritt? Zum Beispiel von der Wagenknecht-Partei? Kennen die Leute denn ihre Kandidaten oder sind das alles böhmische Dörfer?

Die haben ohne Ende plakatiert. Sie finden keine Masten und keine Laterne, die nicht voll von oben bis unten plakatiert sind. Und Banner aller Orten! Die schönsten Banner sind von einem SPD-Mann, der sich ausgibt als „Fairermacher“ und „Zukunftsmacher“. Das ist alles unglaublich (lacht).

Hat die Werteunion auch plakatiert?

Nicht so viel wie die anderen.

Gab es viele Veranstaltungen der Parteien, viele Stände? Ist die Bevölkerung dieser überregionalen Debatten nicht schon überdrüssig geworden? Das scheint ja mehr eine Bundestagswahl zu sein, als dass es wirklich um Thüringen geht. Was sind denn die thüringischen Probleme?

Die thüringischen Probleme sind nahezu identisch mit allen Problemen, die es im Land gibt. Der Staat hat kein Geld mehr. Überall ein Investitionsstau. In den Schulen, Straßen, Brücken und bei allem, was sonst noch dazugehört. Es werden fast keine Investitionen mehr getätigt. Der Bürgermeister jammert, er kann so oft nach Erfurt fahren, wie er möchte, aber die Töpfe sind leer.

Wie kann man glücklich werden in Thüringen? Wie geht es jemandem, der neu nach Thüringen ziehen will?

Die Thüringer sind ein herzliches Volk! Die nehmen jeden gerne auf, solange er sich an die Gepflogenheiten hält. Dann gibt's überhaupt keine Probleme. Es ist eine wunderschöne Natur, man kann gut essen, man bekommt die Thüringer Bratwurst und alles was dazu gehört. Und von daher sehe ich überhaupt keine Probleme für Menschen, die nach Thüringen kommen wollen, die hier arbeiten und leben wollen.

Das könnte der AfD-Landeschef Höcke ja unterschreiben. Der kommt ja nicht aus Thüringen, der ist aber von vielen offenbar wohlwollend aufgenommen worden ...

Herr Ramelow kommt auch nicht aus Thüringen.

Woher kommt der Erfolg der Zugewanderten?

Weil die vom Wessiland eingepflanzt wurden, egal in welchen Ämtern. Nach der Wende sind all jene nach Thüringen gekommen, die in der BRD im zweiten, dritten, vierten, fünften Glied standen. Und sie haben sich hier etabliert.

Gehören Höcke und Ramelow für Sie auch dazu?

Der Höcke weniger, der Höcke bringt‘s halt auf den Punkt, was die Leute hören wollen.

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Warum ist Björn Höcke im gesamten Bundesgebiet so unbeliebt, und in Thüringen hat er einen vergleichsweise hohen Beliebtheitsgrad?

Sie müssen mal die Jahre sehen, wo Höcke verteufelt und in die Tonne geklopft wurde von den sogenannten Mainstream-Medien – und noch wird! Aber hier wenden sich die Leute von diesen Medien ab. Nach der Wende hatte die aktuelle Tageszeitung bei uns knapp 29.000 Abonnenten. Die sind jetzt bei 5000 Abonnenten angekommen. Die Leute sind es leid zu lesen, was da drinsteht.

Letzte Woche hat wieder einer dieser Chefredakteure von „Corona-Leugnern“ gesprochen. Als wenn man heute noch von „Corona-Leugnern“ sprechen kann, nachdem die RKI-Files aufgedeckt wurden. Die lassen da nicht locker, weil sie ja mit involviert sind in dem ganzen Drama.

War Thüringen und Hildburghausen nicht eine Bastion der Ungeimpften?

Hildburghausen auf jeden Fall, ja. Ich meine sogar im gesamten Bundesgebiet, war der Landkreis Hildburghausen am wenigsten geimpft.

Was würden Sie sagen, wenn morgen Abend bekanntgegeben würde, die AfD habe 21 Prozent geholt?

Das halte ich für vollkommen ausgeschlossen. Mein Meinungsbild, was ich mir mache, das mache ich mir auf der Straße mit den Menschen oder mit denen, die zu mir kommen. Und dass sieht vollkommen anders aus.

Jetzt hat die Junge Alternative (JA) Brandenburg ein viel diskutiertes Abschiebe-Party-Video veröffentlicht. Treten diese Jungalternativen auch in Thüringen mit so etwas offen auf der Straße auf? Wo erlebt man solche Leute?

Herr Wallasch, ich habe diesen Personenkreis, den sie gerade angesprochen haben, noch nie erlebt, nicht auf der Straße, bei keiner Kundgebung oder sonst irgendwo. Die sind eher überhaupt nicht präsent.

Kann oder muss man die AfD in Thüringen als Volkspartei bezeichnen? Wie ist das im Vergleich zum Beispiel mit der Thüringer CDU?

Zum Begriff Volkspartei würde ich auch mal die anderen befragen. Wenn die SPD in Thüringen rund fünf Prozent bekommt, ist das dann eine Volkspartei? Wenn aber eine AfD über 30 Prozent hat oder bekommt, dann kann ich davon ausgehen, dass das eine Volkspartei ist. Ich kann ein Drittel der Menschen nicht ignorieren.

Ist das immer noch Protestwahl, oder ist das schon etabliert? Muss man die AfD in Thüringen schon als etablierte Partei bezeichnen?

Ich glaube, das ist so halb-halb. Halb Protest. Die sprechen das an, was die Leute bewegt. Das größte Problem ist nach wie vor die Migration. Das erleben wir auch in Hildburghausen oder in Suhl. Die Leute getrauen sich nicht mehr, mit den Zügen zu fahren. Das hat Auswirkungen, Einbrüche, Diebstähle und so weiter und so fort.

Spitz gefragt: Könnten die Thüringer ihre Asylanten und Asylbewerber nicht ein bisschen freundlicher behandeln? Dann würde das doch alles gar nicht passieren ...

Das ist aber weit hergeholt. Die sind in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen, und da ist halt, was Diebstähle oder Einbrüche oder Körperverletzungen betrifft, alles etwas anders ausgeprägt als bei uns.

Und Herr Wallasch, neben den Eroberungskriegen, wo es um wirtschaftliche Interessen oder Ländergewinnung ging, sind die meisten Kriege ausgebrochen wegen der verschiedenen Ethnien. Wenn Sie mal nach Ruanda schauen und in sonstige Gebiete, da waren die meisten Kriege wegen der verschiedenen Ethnien. Und wenn ich den Islam sehe, dann muss ich sagen, da sind sie sich untereinander noch nicht einmal grün.

Mit welchem Gesicht gehen die Thüringer morgen ins Wahllokal und wieder heraus?

Mit ganz großer Hoffnung, dass sich das erfüllt, was sie sich hier viele wünschen: ein Politikwechsel.

Danke für das Gespräch!

Der Zeitungsmacher erzählt, dass viele seiner Leser sogar aus den Nachbarkreisen kommen. Die Südthüringische Rundschau will die vierte Kraft sein und verschiedene Meinungen abbilden damit sich der Leser eine eigene Meinung bilden kann, so Alfred Emmert.

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