Nach Meinung der Kollegin war ich in eine Falle getappt: Weil ich mich schon über bald einhundert Artikel seit 2015 mit der sogenannten Seenotrettung im Mittelmeer beschäftige, würde ich bei diesem Thema schon Dinge voraussetzen, vergessen, unterschlagen, welche viele Leser gar nicht wissen könnten.
„Erklär mir doch mal in Interviewform, wie Du die Lage insgesamt einschätzt und was da in den letzten Jahren passiert ist“, schlug Gaia Louise Vonhof vor. Und das haben wir dann auch so gemacht. Unser Gespräch, das etwa eine Stunde dauerte, stellen wir hier für unsere Leser zur Diskussion:
Gaia Vonhof: Als ich den letzten Artikel über Seenotrettung auf dem Mittelmeer gelesen habe, dachte ich, Du startest von so einem hohen Informationspunkt, da braucht man schon viel Vorwissen. Bis jetzt dachte ich immer: Ach, man spendet mal für die SOS Kinderdörfer oder für die Flüchtlinge. Der Normalbürger denkt ja, wir retten da arme Menschen aus dem Mittelmeer. Aber bei Dir klingt es ganz anders, fast kriminell.
Alexander Wallasch: Wenn man Geburtstag hat bei Facebook, dann kann man dort so ein Spendending einrichten statt Geschenken. Und tatsächlich meine ich mich zu erinnern, dass mir da auch Seenotrettung „Sea Watch“ und so was angeboten wurde. Meinst Du so was?
Gaia Vonhof: Genau, Menschen im Mittelmeer zu retten. Das ist ja per se nichts Schlechtes, aber die Struktur dahinter lässt sich anhand der allgemeinen Berichterstattung überhaupt nicht durchschauen. Was steckt dahinter?
Alexander Wallasch: Zunächst einmal ist Seenotrettung unter Seeleuten eine Selbstverständlichkeit. Jeder Kapitän, jedes Schiffes ist verpflichtet, Seenotrettung zu leisten. Ein Einvernehmen. Aber wie ist das denn, wenn sich ein Mensch selbst in Seenot bringt, also wenn ein Mensch, um einen Vorteil zu erlangen, sich in Seenot bringt? Dazu habe ich viele Gespräche geführt, mit Schiffseignern, Reedereien und auch mit der Marine. Natürlich ist man auch dann verpflichtet, diesen Menschen zu helfen. Aber das ist wahrscheinlich ähnlich wie mit der Feuerwehr, wenn ich bei uns einen Brand lege. Absichtlich gelegte Brände löscht die Feuerwehr auch, aber nachher wird der Brandstifter zur Kasse gebeten und die Versicherung zahlt nicht.
Gaia Vonhof: Also was passiert da eigentlich?
Alexander Wallasch: Es geht um Seenotrettung im Mittelmeer. Es geht darum, dass Menschen dort in Schlauchbooten oder in kleinen maroden Holzbooten auf dem Wasser schippern. Und zwar nicht irgendwo am Rand, sondern auf hoher See. Und wie kommen Sie da hin? Sie kommen da hin, weil es Leute gibt, die sie in Schlauchboote setzen, die sie auf hohe See lotsen, eventuell sogar begleiten, um dann die Motoren gegebenenfalls wieder abzuschrauben und mit zurückzunehmen.
Das sind Schlepper, die für diese Schlauchboot-Fahrten viel Geld von den Passagieren nehmen, dafür, dass sie diese Menschen weit aufs offene Meer bringen. Ist das illegal? Warum handelt es sich um etwas Illegales, aufs offene Meer zu fahren? Weil es offensichtlich von der libyschen Regierung über ihre Küstenwache bekämpft wird. Weil sich diese Menschen regelmäßig in Seenot bringen. Was ja das Ziel der Übung ist.
Ich weiß gar nicht, wie das ist, wenn du an der italienischen Küste in ein Boot steigst und einfach aufs Meer hinausfährst. Das dürfte erst einmal nicht verboten sein. Also du könntest theoretisch von Italien aus mit dem Boot in internationale Gewässer fahren.
Aber zurück zu dem, was vor der libyschen Küste passiert und von den NGOs begleitet wird. Die Grundfrage ist: Ist das überhaupt Seenotrettung? Ist das noch zu rechtfertigen, wenn sich jemand absichtlich in Seenot bringt? Grundsätzlich ja. Aber die Beurteilung muss eine andere sein.
Warum begibt sich jemand absichtlich in Seenot? Wo kommen die Leute her? Viele glauben, das seien Libyer. Aber in diesen Booten sitzen kaum Libyer oder Nordafrikaner. Das sind Menschen beispielsweise aus Eritrea, Nigeria und Somalia. Es waren aber auch Leute in den Booten, die etwa aus Syrien diesen Umweg machten, um nach Libyen zu kommen und um von dort aus mit den Schlepperbooten nach Europa zu gelangen.
Es gibt nur ein Hauptziel für diese Seenot. Und das Hauptziel ist, es in das deutsche Sozial- und Asylsystem zu schaffen. Sie wollen alle nach Deutschland, vielleicht ein paar noch, die Verwandte in England haben oder sonstwo. Das ist das Grundprinzip dahinter.
Die NGOs haben lange darauf bestanden und haben gesagt: Hier ist ein Notfall, wir müssen helfen. Aber die Ursache ist Armut. Die Ursache ist Klima, Flucht, die Ursache sind Folterlager, sind undemokratische Verhältnisse usw.
Das heißt, es gibt hier eine Umkehrung: Da fordern deutsche NGO-Leute quasi weltweit die selben Lebensbedingungen, wie wir sie in Deutschland haben. Und wer diese Bedingungen in seinem Land nicht vorfindet, der hat also ein natürliches Anrecht nach Deutschland zu kommen. Also auch prekäre Lebensumstände, monetäre Umstände, Hunger, Hitze, Not, fehlende Behausung.
Das ist aber nach deutschem Recht kein Asylgrund. Und schon gar keine bedingungslose Einreiseberechtigung. Hier geht es um trockene Rechtsfragen, nicht um Moral oder Ethik und schon gar nicht um den merkelschen imperativen Humanismus. Das mag man anders sehen wollen, aber hier gibt es keinen Spielraum. Höchstens einen Neuauftrag für den Gesetzgeber.
So, jetzt fahren die NGO-Schiffe, finanziert aus Spendengeldern und unter anderem auch von den Kirchen, vor die libysche Küste und behaupten bis heute, es gebe keinen Pull-Faktor. Also keinen Anreiz für die Schlepper, entsprechend der Anwesenheit der NGO-Schiffe, ihre Schlauchboote loszuschicken.
In Libyen hat der UNHCR alleine 50.000 Menschen registriert, die über das Meer nach Europa wollen. Und es sind ganz sicher noch deutlich mehr. Auch reisst der Strom der Nachrücker kaum ab.
Ihre Unterstützung zählt
Gaia Vonhof: Du hast eben gesagt, die NGOs fahren ins Mittelmeer und nehmen die auf. Wer genau?
Alexander Wallasch: Da sind etliche deutsche Nichtregierungsorganisationen (NGO). Einige Crew-Mitglieder haben, wie sich herausstellte, Antifa-Hintergrund. Es ging sogar so weit, dass die evangelische Kirche Deutschland unter Ihrem damaligen Chef Heinrich Bedford-Strohm die Organisation United4Rescue gegründet bzw. maßgeblich unterstützt hat, Rescue sammelt Geld ein, um weitere Schiff aufs Mittelmeer zu bringen. Und dann stellen die fest, die Crew eines Schiffes – ich glaube es war die Sea-Watch 3 – fährt unter Antifa-Flagge. Man hat festgestellt, dass ein Kapitän mit Antifa-T-Shirt unterwegs ist. Da hat Bedford-Strohm gesagt, er bittet darum, die Antifa-Fahne abzuhängen. Aber das wurde nicht gemacht. Sie haben den Kirchenmann einfach ignoriert. Sie haben gesagt: Jetzt erst recht!
Nochmal zum Anfang: Die Schlepperorganisationen bringen die Leute aus etlichen afrikanischen Ländern an die libysche Küste mit nur einem Ziel: Nach Deutschland zu kommen. Also mit einem Schlauchboot eines der NGO-Schiffe zu erreichen, in Italien anzulanden und von dort aus weiterzureisen in den Norden Europas.
Jetzt kommen die armen Kerle – meist sind es ja junge Männer – in Italien an. Da gibt es dann wieder die nächsten Schlepperhelfer, die sie dann Richtung Deutschland bringen. Denn eigentlich müssten sie in Italien Asylantrag stellen, sie dürften asylrechtlich gar nicht nach Deutschland. Mittlerweile allerdings – glaube ich gelesen zu haben – hat die Ampelregierung diese Zweitantragstellung legalisiert oder es ist auf den Weg gebracht. Die Gesetze werden also nach und nach den Bedingungen angepasst, welche die Schlepper und die NGOs schaffen.
Diese Problematik haben die NGOs mit ihren Schiffen mitbekommen und haben sich gesagt: Wir holen die hier ab und nachher schaffen sie es gar nicht nach Deutschland. Die hängen auf Lampedusa fest, in Lagern. Die stecken irgendwo perspektivlos jahrelang auf griechischen Inseln, die hängen in Italien fest. Jetzt müssen wir was Neues gründen. Da haben sie diese „Seebrücke“ ins Leben gerufen. Diese Organisation will am vom Bund festgelegten Migrations-Quoten vorbei noch mehr Zuwanderer in deutschen Städten dauerhaft ansiedeln.
Das hängt alles miteinander zusammen. Die Seebrücke beispielsweise verkauft auf ihrer Website Antifa-Aufkleber, Schiffe fahren unter Antifa-Flagge. Die evangelische Kirche steckt mit drin. Der Vordenker der evangelischen Kirche, Thies Gundlach, der Lebenspartner von Katrin Göring-Eckardt, der grauen Eminenz der Grünen, die auf der politischen Ebene die Seenotrettung fördert, die die Migration fördert, den ungeregelten illegalen Zuzug von Migranten fördert und so weiter, ihr Lebensgefährte ist nicht nur Vordenker der EKD, er ist zufällig auch Boss von United4Rescue.
Jetzt haben wir also diese Seebrücke. Die vergeben eine Art imaginäre Plakette an jene Städte, die sich zur Seebrücke bekennen. Als Mitglieder der Seebrücke verpflichten sich die Städte dann sechs Forderungen zu erfüllen. Die werden öffentlich online angezeigt und abgehakt wie ein Aufgabenzettel für Grundschüler. Da gibt es Städte, die haben vier Haken von den sechs, manche haben drei Haken.
Gaia Vonhof: Was für Forderungen sind das?
Alexander Wallasch: Aktive Unterstützung der Seenotrettung, also noch mehr Spendengelder, die Verpflichtung mehr Migranten aufzunehmen, als man nach Quote müsste, die Verpflichtung, Bündnisse einzugehen mit anderen Städten usw.
Und da machen dann sogar CDU-Bürgermeister mit, mittlerweile, meine ich, sind das bald dreihundert Großstädte, die dem Bund da quasi Konkurrenz machen wollen. Denn noch ist es Bundessache, wer wann wie viele Menschen aufnimmt. Aber unter der Ampel kann es ja nicht mehr lange dauern, bis auch das gekippt wird.
Wenige werden sich erinnern: Das war damals die große Streiterei mit Seehofer. Er wollte sich an das Gesetz halten und knickte ein quasi mit der Aussage, es gäbe keine Mehrheiten für diese Gesetze – der Sieg der Ideologie über das Gesetz.
Gaia Vonhof: Also, wenn ich es richtig verstehe, sind da deutsche Schiffe unterwegs mit dem erklärten Ziel, die Menschen aus den Schlauchbooten wirklich direkt nach Deutschland zu bringen.
Alexander Wallasch: So muss man es sehen. Aber das Ganze hat eine Vorgeschichte. Da gab es die sogenannte Operation Sophia. Das war eine europäisch-militärische Operation, weil tatsächlich festgestellt wurde, dass viele versuchen, in Schiffen nach Europa zu kommen. Libyen war destabilisiert, Gaddafi getötet bzw. gepfählt. Jener Gaddafi, der Europa immer garantiert hat, dass er seine Grenzen zuhält, dass niemand übers Mittelmeer raus kann. Auch dafür wurde er von der EU geradezu hofiert. Dafür bekam er Milliarden.
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy ließ den Libyer in Paris regelrecht Hof halten. Sie haben ihm sein Öl abgenommen zu korrekten Preisen. Und so weiter.
Das brach nun alles weg, niemand wurde mehr ernsthaft zurückgehalten, die libyschen War-Lords hatten anderes zu tun, es ging darum, die Macht neu zu verteilen. Tauchte damals nicht auch der Sohn von Joe Biden in Libyen auf? Ich meine mich zu erinnern.
So, und jetzt merkte die EU also, dass immer mehr Migranten über das Meer kommen und viele ertrinken bei der Überfahrt in maroden Wasserfahrzeugen. Da haben sie gesagt, okay, dann gehen wir mit der Marine rein. Die EU hat Marine dorthin geschickt. Und die hatten nur einen einzigen Auftrag und der Auftrag lautete, sie sollten die Schlepper an ihrer Arbeit hindern und dingfest machen. Also sie sollten die Schlepper aufbringen, festnehmen und das Schlepperwesen bekämpfen.
Aber dann haben sie schnell festgestellt, dass natürlich auch die Schiffe „Hessen“, die „Hagen“ und wie sie alle heißen auch verpflichtet waren, Menschen in Seenot aufzunehmen. Wir sprachen eingangs darüber, dass das für alle Seeleute gilt.
Sie sind also verpflichtet, Leute in Seenot aufzunehmen, ganz egal, ob die sich selbst in Seenot gebracht haben oder nicht. Und dann wurde das immer mehr. Zuletzt benannten sie sogar die ganze Anti-Schlepper-Mission nach einem auf der „Schleswig-Holstein“ geborenen somalischen Mädchen „Sophia“ um. Ein hoher Militär schüttelte mir gegenüber den Kopf, dass der Bundestag der Seenortrettung ebenfalls ein Mandat erteilt hätte, obwohl das doch eine Selbstverständlichkeit für jeden Seefahrer wäre.
Heute wird er sich ungern daran erinnern wollen, aber als Bundespräsident Steinmeier noch als Außenminister unterwegs war, hatte er bei einem Nato-Außenministertreffen 2016 gefordert, als nächste Stufe der Mission müsse eine libysche Küstenwache aufgebaut und unterstützt werden, welche die Migration über das Mittelmeer erfolgreich verhindern hilft.
Die Mission hat am Ende, ich glaube, weit über 150.000 Migranten nach Europa gebracht. Der Pull-Faktor Richtung Marine-Schiffe war gigantisch. Die eigentliche Aufgabe, nämlich diese Schlepper aufzubringen, verkehrte sich ins Gegenteil, die Schlepper verdienten wohl so gut wie nie zuvor.
Der Mission sind dann insgesamt gerade einmal etwas mehr als 150 Schlepper oder nur Schlepperhelfer ins Netz gegangen. Sie haben also nichts erreicht. Es war völlig sinnlos, was die EU da veranstaltet hat. Und dann wurde es abgebrochen.
Jetzt hatten sich aber mittlerweile diese Schlepperorganisationen etabliert und fanden keine Abnehmer mehr für ihre lebende Fracht. Das geht natürlich zurück, es macht ja keinen Sinn, ein Schlauchboot aufs Wasser zu bringen, wenn keiner da ist, der es abholt. Wenn alle ertrinken, ist das auch für Schlepper geschäftsschädigend.
Die Lücke schlossen jetzt die Schiffe der NGOs. Die waren eine Weile nicht vor Ort, weil die Italiener unter Innenminister Salvini Ärger gemacht und Prozesse gegen die Seenotretter angestrengt hatten. Ausgerechnet die Merkel-Regierung missbilligte damals offiziell das Vorgehen der Italiener gegen die NGO-Schiffe.
Den Pull-Faktor bestreiten die „Seenotretter“ bis heute. Es gäbe keinen Zusammenhang. Große Diskussion, viel Gerede, viele Diffamierungen von Kritikern, lange Zahlenreihen, unsinnige Tabellen, unpassende Studien, wie eine vielzitierte aus Oxford, die aber gar keinen Sinn macht.
Dummerweise für die NGOs hat die UN dann doch immer noch die vernünftigen Zahlen geliefert, wo man sich bis heute allerdings fragt, wo sie die überhaupt herkriegen. Die sagten dann beispielsweise: „247 Leute ertrunken.“ Dazu müsste man natürlich wissen, wie viele illegale Migranten die Schlepper insgesamt losschicken, was ist mit den Dunkelziffern?
Ihre Unterstützung zählt
Gaia Vonhof: Aber warum machen die NGOs das? Was treibt sie an?
Alexander Wallasch: Zunächst einmal sind die natürlich beseelt. Was kann denn so ein linksgrün-radikal beseelter Mensch – möglicherweise noch mit radikalem Antifa-Hintergrund – hier zu Hause groß machen? Er kann in den Kampf gegen Rechts einsteigen.
Oder er sucht eben sein ultimatives Abenteuer jenseits einer schnöden Lohn-und-Brot-Tätigkeit in Deutschland stattdessen auf dem Mittelmeer als Johnny Depp wie in Pirates of the Caribbean. Besagter Antifa-Kapitän war vorher im Hamburger Hafen tätig mit Fracht oder Touristen, plötzlich liegt der vor Libyen oder vor einer griechischen Insel und wird bis hoch in die Kirchenspitze als Retter gefeiert – der hat nachher sogar Vorträge vor dem radikalen Nachwuchs gehalten. Dann allerdings wurde er in Italien angeklagt. Oder war es Griechenland oder beides?
Das sind junge Leute, die haben Kraft, die haben Energie. Das ist ja erstmal überhaupt nichts Negatives. Wahrscheinlich würden wir so etwas auch mitmachen. Das ist ja ein großes Abenteuer, was da geboten und vom polit-medial-kirchlichen Komplex noch hochsubventioniert und abgefeiert wird.
Gaia Vonhof: Aber da stehen ja offensichtlich ganze Organisationen dahinter. Aber meine Frage bleibt, warum das Ganze? Ich sehe das noch nicht abschließend beantwortet.
Alexander Wallasch: Da kann man dann wieder diese „öko-sozialistische Ideologie“ darüberlegen, von der Dr. Hans-Georg Maaßen in mehreren Interviews mit alexander-wallasch.de gesprochen hat: Natürlich haben diese NGOs auch einen massiven Einfluss auf die Bundesregierung. Vertreter der NGOs sitzen längst an den neuralgischen Stellen der EU, sie sitzen in der UN, sie haben ganz sicher auch schon diese unsäglichen UN- Flucht- und Migrationspakte mitformuliert.
Sie sind eigentlich überall dabei, wo man so etwas wie Fachleute braucht, die zu einem bestimmten Thema was ausformulieren und zusammenschrieben können, wozu der normale überbezahlte UN- oder EU-Beamte keine Lust mehr hat und gerne seine eigentlichen Aufgaben abgibt.
Ein Beispiel ist der CDU-Bürgermeister von Würzburg. Der hat sich gedacht, das tut mir doch nicht weh. Ich nehme dieses „Seebrücke-Siegel“ einfach mit und verspreche denen, was sie wollen, und habe meine Ruhe, das ist ja alles nur theoretisch.
Dass er sich damit aber schon an die öko-sozialistische Ideologie verkauft hat, das ist ihm gar nicht klar gewesen. Tragisch eigentlich. Das gehört alles zu einem neuen Weltbild, einer neuen Ordnung für Europa. Das ist – doch, so kann man es formulieren: - antideutsch, getreu dem Motto: „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“.
Und was ist denn schöner für diese NGOs, als wenn ich die Migranten auch noch vor Ort abholen kann? Ein bedingungsloser Gegenspieler ist dann so jemand wie der Identitäre Martin Sellner. Heute gilt er laut Verfassungsschutz als rechtsextrem, vor ein paar Jahren hat er mir noch Interviews bei Tichys Einblick gegeben. Damals hatte er ein Schiff gechartert, das es genauso macht, wie die Sea Watcher. Sellner ist mit seinem Schiff – ich glaube, „Sea Star“ hieß es – aufs Mittelmeer und hat dort quasi die Sea Watch gewatcht. Er hat sich einfach mal die NGOs angeschaut, was die so treiben im Mittelmeer, wie die da agieren.
Dazu muss man wissen, das ist ja nicht so, dass die NGOs da unbeschadet mit gutem Ruf herumschippern. Es gibt etliche Verfahren, es gibt Verfahren in Griechenland, es gibt Anklagen wegen Schlepperei. Es gibt ein riesiges Verfahren in Italien, es gibt Verfahren, glaube ich, auf Sizilien.
Aber auch das sind wahrscheinlich nur große Abenteuer, wenn man sich so unverwundbar fühlt. Und es muss unfassbare Mengen an Geld einbringen. Ich frage mich immer, wo das ganze Geld bleibt. Immer nur für noch ein neues Schiff?
Die Argumentation, dass man damit ja nur Seenot verhindert, funktioniert aber nicht mehr. Das stimmt ja nicht, weil man natürlich mit jedem neuen Schiff im Grunde genommen eine neue Seenot produziert, neue Anreize schafft, neue Pull-Faktoren. Wer das bestreitet, der kämpft gegen den gesunden Menschenverstand wie Don Quichote gegen Windmühlen.
Es wird allerdings auch dieses Geschäftsmodell immer schwieriger, weil natürlich der Seeweg viel beschwerlicher ist, als wenn ich einen Weg über Land wähle, über eine der vielen alten und neuen Fluchtrouten. Die stehen mittlerweile so weit offen, weil die Staaten mit EU-Außengrenze müde geworden sind, Anstalten zu unternehmen, das in irgendeiner Weise zu verhindern. Die EU dankt es ihnen nicht, Grenzschutzmaßnahmen werden sogar von EU-Gerichtsbarkeiten verfolgt.
Gaia Vonhof: Aber die Frage ist ja nicht nur, wo geht das Geld hin? Sondern wo kommt es vor allem her?
Alexander Wallasch: Das sind Spender, die davon überzeugt sind, dass sie was Gutes tun. Oder solche, die einfach der Herde folgen, um nichts falsch zu machen beim Spenden als der Wohlstandsdeutschen liebstem Hobby.
Und wie gesagt, Seenotrettung ist ja auch per se nichts Schlechtes. Anders gesagt: Wenn du jemanden siehst, der sich gerade eine Schlinge über den Dachbalken schmeißt, natürlich läufst du hin und verhinderst das. Dann hast du ein Menschenleben gerettet. Natürlich ist jeder verpflichtet, hinzuspringen und zu sagen: Um Himmels Willen, lass uns mal zum Psychologen.
Und hier ist jetzt jemand, der stürzt sich ins Wasser, weil am Horizont die NGO-Boote stehen. Und die NGOs können es ja gar nicht mehr bestreiten. Deswegen die neue Argumentationslinie: Wir retten die aus Folterlagern. Und es ist ja nicht so, dass es dort schlimme Lager nicht geben würde. Aber wie schlimm? Nicht im Vergleich mit unseren Gefängnissen, sondern mit denen in beispielsweise Indien, Kambodscha oder sonst wo. Nein, dass sind keine Gefängnisse nach deutschen Standards, ja, es ist furchtbar.
Und in diesen Lagern sitzen nun hauptsächlich jene, welche die libysche Küstenwache auf See aufgegriffen und zurückgebracht hat. Die Libyer wollen nicht, dass das jetzt ein Katz-und-Maus-Spiel wird. Und natürlich gibt es da auch Korruption. Da ist ein Land, da bekriegen sich viele Gruppen immer noch untereinander. Aber nichtsdestotrotz hat der UNHCR, also der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, längst mehr als einen Fuß in Libyen. Die gehen auch in die Lager und verbessern die Situation mit Essen und von Bekleidung bis zu Zelten und einer medizinischen Versorgung für viele.
Der UNHCR sitzt vor Ort und hat gerade festgestellt, dass in diesen Folterlagern etwa 500 bis 1000 Personen Probleme haben. Das musst du ins Verhältnis setzen mit 50.000 bis 100.000 Leuten, die in Libyen bereits auf ihre Überfahrt nach Deutschland warten. Die NGOs mit ihren Schiffen sind ja - das muss man so trocken formulieren – mit ihrer Tätigkeit quasi abhängig von schrecklichen Zuständen in Libyen.
Sollte sich da vehement etwas verbessern, kippt die Rechtfertigung für die so genannte Seenotrettung noch weiter. Der UNHCR vor Ort und viele andere NGOs arbeiten längst daran, dass alles weniger schlimm wird. Und sie gewinnen da an Einfluss, die haben Geld, die sprechen mit der Regierung. Die kommen da rein, die können die Situation verbessern, sich immer öfter frei im Land bewegen.
Aber umso mehr Schiffe im Mittelmeer sind, desto mehr denken sich die illegalen Migranten, die nach Deutschland wollen: Was soll ich hier in Libyen lange verweilen, auch wenn ich in Lagern mittlerweile vernünftiges Essen und einen Zahnarzt kriege und nicht geschlagen werde … Was soll ich hier? Ich will ja nicht in Afrika bleiben, ich will nach Deutschland rüber. So betrachtet ist auch die Arbeit des UNHCR vor Ort am Ende des Tages leider ziemlich belanglos und allenfalls eine ganz spezifische Hilfe für Einzelne, die wirklich akut in Not sind.
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Kommentar von Rudi Knoth
Mit dem Begriff "Seenotrettung" hat man schon wieder einen Fall von "Neusprech". Wie Frau Vonhof richtig feststellt, ist man verpflichtet, Menschen in Seenot zu helfen. Nur ist man nicht verpflichtet, diese an das ihrer Reise zu bringen. Ich hatte mal in einer Diskussion das Beispiel eines Seglers, der in die Karibik segeln will, aber in der Biskaya vor der französischen Küste in Seenot gerät. Er wird dann nach Frankreich oder Spanien gebracht, aber kann nicht erwarten, daß er in die Karibik gebracht wird. Ich bekam dann die Antwort, daß dieser Vergleich "menschenverachtend" sei.